Download gesamte Ausgabe (PDF, 10561 kb) - Regensburger ...
Download gesamte Ausgabe (PDF, 10561 kb) - Regensburger ...
Download gesamte Ausgabe (PDF, 10561 kb) - Regensburger ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
März 2010 Kuchlbauer<br />
Ein Irrer - ein Abzocker<br />
ein PhAntAst<br />
SYMBOLISCH: Bierzwerg Sigmund Glück vereint Kunst<br />
und Bierkultur philosophisch.<br />
All diese Titel musste sich Leonhard<br />
Salleck direkt oder unterschwellig von<br />
Schlagzeilen in ein paar Zeitungen und<br />
auch von seinen Nachbarn geben lassen. Das<br />
alles „nur“, weil er in Abensberg seinen Kuchlbauerturm<br />
von Friedensreich Hundertwasser<br />
entwerfen ließ. Die <strong>Regensburger</strong> Stadtzeitung<br />
hat sich nun aufgemacht, um Turm und<br />
Brauerei zu besichtigen. Und um den Bauherren<br />
kennen zu lernen – Leonhard Salleck, den<br />
Menschen.<br />
sallecks Motivation<br />
„Bei uns is´ ned vui g´wesen.“ beginnt der<br />
Bräu von seiner Kindheit zu erzählen. Trotzdem<br />
seine Familie die Brauerei seit mehreren<br />
Generationen betreibt, stand es mit<br />
der Brauerei Kuchlbauer nicht zum besten.<br />
„Jetzt weads dann boid versteigert“ haben<br />
ihn die Kinder in der Schule aufgezogen.<br />
Eine enormer Ehrgeiz, Sprüche dieser Art nie<br />
wieder hören zu müssen, manifestierte sich in<br />
Sallecks Kopf. Der eiserne Wille wurde durch<br />
Familienstreitigkeiten zwischen seinem Vater<br />
und dessen Geschwistern um die Brauerei<br />
noch unterstützt. Mit traurigem Blick erinnert<br />
er sich „Es is´ foisch wenn ma´ si´ ned einig<br />
is´. Dann lachan s´ oan aus.“ Streitigkeiten<br />
und Schuldzuweisungen wollte Salleck in<br />
seinem eigenen Leben nicht kennenlernen<br />
und schon gar nicht aktiv initiieren. Noch<br />
während seiner Schulzeit hatte er passend<br />
zu seiner wachsenden Lebenseinstellung ein<br />
Schlüsselerlebnis: Dank eines Referat-Themas<br />
beschäftigte er sich erstmals mit dem deutschen<br />
Philosophen Immanuel Kant. Salleck<br />
versuchte die humanistischen Gedankengän-<br />
Die <strong>Regensburger</strong> Stadtzeitung<br />
ge zu begreifen und fing schließlich an Dinge<br />
und Gegebenheiten zu hinterfragen und zu<br />
analysieren. „Als Mensch muass ma´ sich fragen<br />
ob ma´ a´ selber was wiss´n kann und was<br />
ma´ de anderen ois glauben deaf.“ Der junge<br />
Leonhard begann Wissen aufzubauen, zu lernen.<br />
Er entwickelte ein ganz konkretes Ziel,<br />
das sein Lebensinhalt werden sollte: „I´ woit<br />
de Brauerei wieder zu dem Ansehen bringen<br />
wie es bei mei´m Großvater war.“<br />
Er lernte eifriger als seine Mitschüler. Er studierte<br />
das Brauwesen und machte parallel<br />
dazu seinen Betriebswirt. Er übernahm die<br />
Brauerei und trieb die Umsätze in die Höhe.<br />
Er arbeitete effizient und verlangte dies ebenfalls<br />
von seinen Mitarbeitern. Alles was er<br />
tat, tat er im Sinne der Firma. „Es is´ mei´ Bestreben,<br />
dass ma´s in wirtschaftlich sinnvolle<br />
Bahnen führt.“ sagt er ehrlich und nicht ohne<br />
Stolz.<br />
sallecks Leidenschaft<br />
Zeit für Dinge, die das Leben reicher machen<br />
hat sich Leonhard Salleck schnell erarbeitet.<br />
„I´ hab´ mei´ Welt so organisiert, dass i´ macha<br />
kann was i´ wui. I´ hab´ überall jemanden,<br />
der sei´ Sach´ besser kann als i´.“ lobt er seine<br />
Mitarbeiter und widmet sich neben dem<br />
Geschäft seit vielen Jahren der Kunst, der<br />
Philosophie und dem Sport, „weil nur in am<br />
g´sunden Körper ein g´sunder Geist stecka<br />
kann.“ So gelang es ihm Bier auf eine sinnvolle<br />
Weise mit dem Rätsel (und dessen Lösung) um<br />
Da Vincis Abenmahl, einer Zeitreise durch den<br />
Sternenhimmel und sieben Bierzwergen zu<br />
verbinden. Letztere brauchten ein Zuhause:<br />
die Idee für den Kuchlbauerturm war geboren.<br />
Weil die Zwerge die Verbindung zur Natur<br />
symbolisieren, aus der alles stammt (wie<br />
auch der Weizen) und zu der alles wird, hat<br />
Hundertwasser sich bereit erklärt den Turm<br />
für Sallecks Zwerge zu entwerfen. Vermutlich<br />
war dies sein letztes Werk bevor auch er sich<br />
wieder „mit der Natur vereinte“.<br />
All diese und noch viel mehr Hintergründe<br />
und Zusammenhänge verrät Salleck bei den<br />
ANALYTISCH: Salleck erklärt wie er den „Da Vinci-Code“<br />
entschlüsselt hat.<br />
KUNSTVOLL: Der Kuchlbauerturm ist das letzte Werk von<br />
Friedensreich Hundertwasser.<br />
Brauereiführungen, die er selbst als „Theateraufführung<br />
mit mir als Hauptdarsteller“ beschreibt<br />
und entsprechend inszeniert. Eine<br />
Aufführung, deren Resonanz ihn anspornt<br />
sein Lebenswerk fortzuführen. Anerkennend<br />
klopft ihm eine Besucherin nach der philosophischen<br />
Kunstreise durch die Bierwelt auf die<br />
Schulter: „Sie sind ein Genie!“. Ähnlich äußert<br />
sich ein Bewunderer von Hundertwasser, der<br />
extra aus Wien angereist ist: „Das hier überbietet<br />
meine Vorstellungen.“. Und ein Besucher<br />
aus der Nachbargemeinde spielt auf die Hürden<br />
an, die Salleck vor und während der Bauzeit<br />
überwinden musste und lobt: „Der Turm<br />
ist eine Bereicherung für Abensberg. Schade,<br />
dass er nicht höher ist.“ Diesen Besucher kann<br />
Salleck vertrösten. Im Sommer baut er einen<br />
Biergarten um den Turm und die Pläne für den<br />
Umbau der Schierlinger Pilsbrauerei liegen<br />
auch schon vor. Statt also mit über 65 die<br />
Hände in den Schoß zu legen, arbeitet Salleck<br />
ausdauernd an seinem Lebenswerk weiter;<br />
dem wirtschaftlichen Erfolg der Brauerei und<br />
dem Ansehen seiner Familie. (NiSe)<br />
ERFOLGREICH: Leonhard Salleck freut sich über jeden<br />
Besucher, der sein werk zu schätzen weiß.<br />
15