4 - Institut für Zeitgeschichte
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176 Ellen Gibbels<br />
am linken Arm setzten nach wenigen Tagen wieder ein." 73 Pressechef Dietrich meinte<br />
sogar: „Als er den linken Arm aus der Binde nahm, blieb ein Zittern der Nerven in der<br />
Hand, das ihn nicht mehr verlassen und von diesem Zeitpunkt an sichtbar behindert<br />
hat. Die Körperhaltung verlor ihre Straffe, die Knie waren schwach und gebeugt." 74<br />
Goebbels' Pressereferent von Oven sah Hitler am 5. August 1944: „Er ist ein alter<br />
Mann geworden. Er geht langsam und tief gebeugt wie unter einer schweren Last. [...]<br />
Seine Hände zittern, was er dadurch - vergeblich - zu verbergen sucht, daß er sie ständig<br />
tief in seinen Rocktaschen vergräbt." 75 General von Choltitz hielt über eine Begegnung<br />
am 7. August 1944 fest: „Nun stand ich also vor ihm und sah einen alten, gebeugten,<br />
aufgeschwemmten Mann mit dünnem grauen Haar, einen zitternden, körperlich<br />
erledigten Menschen." 76 General Kreipe gewann <strong>für</strong> den 11. August 1944 den Eindruck:<br />
„Der Führer ist sehr krumm geworden. [...] Häufig zittert er stark." 77 General<br />
Warlimont sagte <strong>für</strong> August 1944: „Gebeugt und schleppenden Schrittes kam er in den<br />
Lageraum. [...] In gebückter Haltung, den Kopf tief in den Schultern, hockte er auf<br />
dem ihm hingeschobenen Stuhl. Eine zitternde Hand suchte Halt am Kartentisch." 78<br />
Generaloberst Guderian schrieb: „Schließlich, nach dem Attentat vom 20. Juli 1944,<br />
zitterte nicht nur die linke Hand, sondern die ganze linke Körperhälfte. Er mußte die<br />
rechte Hand auf die linke, das rechte Bein über das linke legen, um im Sitzen das Zittern<br />
weniger sichtbar zu machen 79 . Sein Gang wurde schleppend, seine Haltung gebückt,<br />
seine Bewegungen zeitlupenartig langsam. Er mußte sich den Stuhl unterschieben<br />
lassen, wenn er sich setzen wollte." 80<br />
Der Mussolini-Befreier Skorzeny sah Hitler am 10. September 1944: „Er kam gebeugt<br />
und zog ein Bein nach. Seine linke Hand zitterte so stark, daß er sie manchmal<br />
mit der rechten festhalten mußte. Seine Stimme klang verschleiert und brüchig." 81<br />
Speer erinnerte sich an den Hitler von Ende November 1944: „[...] wie er da erschöpft<br />
in seinem Sessel saß und seinen zitternden Arm hielt." 82 General von Manteuffel erlebte<br />
Hitler am 12. Dezember 1944 im FHQ Ziegenberg: Eine „gebeugte Gestalt, mit blassem,<br />
aufgedunsenem Gesicht, im Stuhl zusammengesunken, mit zitternden Händen,<br />
den linken, heftig zuckenden Arm nach Möglichkeit verbergend. [...] Wenn er ging,<br />
zog er ein Bein nach." 83 Der Diener Linge sagte zum Jahresende 1944: „Hitler schien<br />
73<br />
Nicolaus von Below, Als Hitlers Adjutant 1937-45, Mainz 1980, S. 384".<br />
74<br />
Otto Dietrich, Zwölf Jahre mit Hitler, Köln o. J., S.267. Eine „Binde" wurde gemäß Wochenschauaufnahmen<br />
nach dem Attentat allerdings nicht getragen.<br />
75<br />
Wilfred von Oven, Finale Furioso. Mit Goebbels bis zum Ende, Tübingen 1974, S. 450.<br />
76<br />
Dietrich von Choltitz, Soldat unter Soldaten, Konstanz/Zürich/Wien 1951, S. 222.<br />
77<br />
Werner Kreipe, Manuskript, in: IfZ, Archiv, Sammlung Irving.<br />
78<br />
Walter Warlimont, Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht 39-45. Grundlagen, Formen, Gestalten,<br />
München 3 1978, S. 492.<br />
79<br />
Sehr gute Beobachtung eines Ruhetremors!<br />
80<br />
Guderian, Erinnerungen, S. 402.<br />
81<br />
Otto Skorzeny, Meine Kommandounternehmen, Salzburg 1981, S. 223.<br />
82<br />
Speer, Spandauer Tagebücher, S. 309.<br />
83<br />
Zit. nach William L. Shirer, Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, Stuttgart/Hamburg o. J., S. 997.