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4 - Institut für Zeitgeschichte

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160 Ellen Gibbels<br />

Sehunfähigkeit - fälschlich wurde von „Erblindung" gesprochen - bedingt, ohne daß<br />

Netzhaut oder Sehnerv selber beeinträchtigt werden. Beim Eintreffen der Kapitulationsnachricht<br />

am 10.11.1918 offenbar Wiederanschwellen von Bindehaut und Lidern<br />

- wahrscheinlich durch Weinen und Reiben -, damit erneute „Erblindung". Möglicherweise<br />

(heute nur noch durch einen Romantext belegbar 25 ) Annahme hysterischer,<br />

also nicht organisch begründeter Sehschwäche durch den <strong>für</strong> das Lazarett in<br />

Pasewalk zuständigen Neurologen und Psychiater Prof. Dr. med. Edmund Forster.<br />

Offenbar aber bereits am 13.11. 1918 als entlassungsfähig erklärt. Beim Putsch vom<br />

9.11. 1923 Luxation des linken Schultergelenks, vielleicht verbunden mit Bruch des<br />

Oberarmkopfes oder des Schulterblattes, daran anschließend mehrwöchige Schmerzphase<br />

26 in Schulter und Arm. Seit etwa Mitte des vierten Lebensjahrzehnts bis zum Lebensende<br />

hinsichtlich ihrer Ursache nicht aufgeklärte, offenbar wenigstens zum Teil<br />

funktionelle, also nicht auf eine eindeutige organische Ursache zurückzuführende<br />

Magen-Darm-Symptomatik mit Blähungen, Verstopfung und schmerzhaften Leibkrämpfen.<br />

Durch entsprechende Selbstbehandlung mit Neo-Ballistol vorübergehende<br />

harmlose Vergiftungserscheinungen 1934. Im Mai 1935 Entfernung eines gutartigen<br />

Stimmbandknötchens. Während der letzten Lebensjahre gelegentlich erhöhte Blutdruckwerte,<br />

mit Blutdruckschwankungen einhergehende eher seltene Kopfschmerzen,<br />

ausnahmsweise Kopfdruck oder leichter uncharakteristischer Schwindel. Anhand<br />

mehrerer EKGs zwischen 1941 und 1944 zu belegende fortschreitende Arteriosklerose<br />

der Herzkranzgefäße ohne entsprechende Beschwerden. Am 20.7. 1944 leichte Gehirnerschütterung<br />

mit kurzfristigen typischen Erscheinungen (Schwindel, Kopfschmerzen,<br />

Gedächtnis- bzw. Konzentrationsstörungen), Trommelfellrissen beidseits<br />

sowie oberflächlichen Verletzungen an den Extremitäten. Im September/Oktober<br />

1944 flüchtige Gelbsucht. Im Herbst 1944 auch Neigung zu Mandel-, Rachen- und<br />

Nasennebenhöhlenentzündungen. Gemäß augenärztlicher Untersuchung im März<br />

1944 und April 1945 leichte Alterssichtigkeit, unabhängig davon mäßige Herabsetzung<br />

der Sehkraft des rechten Auges im Zusammenhang mit Glaskörpertrübungen und<br />

leichten Veränderungen der zentralen Netzhaut 27 . Erneute Entfernung eines gutartigen<br />

Stimmbandknötchens im November 1944. Umfangreicher Gebrauch ärztlich verabreichter<br />

oder verordneter wie auch unkontrolliert eingenommener Medikamente.<br />

Entgegen dem gelegentlich geäußerten Verdacht keine Anhaltspunkte <strong>für</strong> ein krankhaftes<br />

Zittern bereits ab 1923, einen epileptischen Anfall 1932, einen Schlaganfall 1941<br />

oder 1945, eine Hirnsyphilis oder eine medikamentös bedingte Strychninvergiftung durch<br />

die z. T. unkontrollierte Einnahme von Dr. Kösters „ Antigaspillen" im Herbst 1944 28 .<br />

25<br />

Ernst Weiß, Der Augenzeuge, Frankfurt a.M. 1982, S.106ff.; vgl. hierzu Katz, Morell, S. 63 ff.<br />

26<br />

Vgl. hierzu ausführliche Darstellung der Kontroverse Gibbels/Maser bei Gibbels, Hitlers Nervenleiden,<br />

S.513 ff.<br />

27<br />

Ob Hitlers gelegentliche Kopfschmerzen und ein Teil dieser Augensymptome auf einer Riesenzellarteriitis,<br />

einer Gefäßerkrankung, beruhten, wie jüngst von Fritz C. Redlich erörtert, läßt sich nicht<br />

beweisen. Vgl. Fritz C. Redlich, A new medical diagnosis of Adolf Hitler. Giant cell arteriitis - Temporal<br />

arceriitis, in: Archives of Internal Medicine 153 (1993), S. 693-697.<br />

28<br />

Vgl. hierzu ausführliche Darlegungen bei Gibbels, Hitlers Nervenleiden.

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