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4 - Institut für Zeitgeschichte

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184 Ellen Gibbels<br />

hand on a limp left arm. [...] all his movements were that of a senile man." 134 Auch<br />

Speer sah den gerade 56 Jahre alt gewordenen Hitler zuletzt am 20. und 23. April 1945.<br />

Er sprach ebenfalls von einem „Greis": „Seine Glieder zitterten, er ging gebeugt, mit<br />

schleppendem Schritt; auch seine Stimme war unsicher geworden und hatte die ehemalige<br />

Entschiedenheit verloren, ihre Kraft war einer stockend vorgebrachten, tonlosen<br />

Redeweise gewichen." 135 Rittmeister Boldt erinnerte sich an eine Lagebesprechung im<br />

Führerbunker am 24. April:<br />

„Seine Körperhaltung ist noch gebeugter und sein Gang noch schleppender geworden. [...] Seine Gesichtszüge<br />

sind gänzlich schlaff, er macht wirklich den Eindruck eines kranken Greises. [...] Ich muß<br />

also Hitler selber berichten. Dabei stört mich das starke Wackeln seines Kopfes. Ich muß mich beim<br />

Vortrag und Kartenstudium zusammenreißen, um nicht ganz aus dem Konzept zu kommen, wenn er<br />

mit seiner zuckenden Hand nach der Karte greift und darauf herumfährt."<br />

Hanna Reitsch, die General von Greim noch am 26. April in das bereits von der Roten<br />

Armee eingeschlossene Regierungsviertel eingeflogen hatte, gewann folgenden Eindruck<br />

von Hitler: „Seine Gestalt war jetzt stark vornübergebeugt, beide Arme zitterten<br />

ununterbrochen." Er habe „mit fast tonloser Stimme" gesprochen 137 . Daß Hitler jedoch<br />

bis zum Lebensende noch über verhältnismäßig gute Bewegungsmöglichkeiten<br />

verfügte, geht aus einer von Boldt beschriebenen Situation am 28. April 1945 hervor:<br />

„Als Hitler mich kommen sah, erhob er sich. Es war <strong>für</strong> ihn und <strong>für</strong> mich nicht ganz<br />

einfach, über die ausgestreckten Beine [der in ihren Sesseln eingeschlafenen Herren<br />

Burgdorf, Krebs und Bormann] so hinwegzusteigen, daß die fest Schlummernden<br />

nicht geweckt wurden." 138<br />

Das letzte belangvolle Zeugnis über Hitlers Krankheitssymptome nur wenige Stunden<br />

vor seinem Selbstmord stammt von dem Internisten Prof. Schenck, der im Bunker<br />

der Neuen Reichskanzlei gemeinsam mit dem Chirurgen und früheren Begleitarzt<br />

Hitlers Prof. Haase Verwundete versorgte. Hitler wollte in der Nacht vom 29. auf den<br />

30. April den dort tätigen Ärzten und Schwestern <strong>für</strong> ihren Einsatz noch einmal persönlich<br />

danken. Schenck berichtete:<br />

„Wir mochten einige Minuten gewartet haben, da trat Hitler alleine aus der Tür [...]. Ich sah hinab [von<br />

der Treppe des Führerbunkers] auf einen gekrümmten Rücken [. ..] keine Miene bewegte sich [...].<br />

Fast tonlos sagte er, er wolle uns danken [...]. An Haase vorbei, dem er winkte, ihn zu begleiten, stieg<br />

er langsam die wenigen Stufen der Wendeltreppe hinab." Wenig später hatte Schenck Gelegenheit, Hitler<br />

im Gespräch mit Haase unbemerkt zu beobachten: „Hitlers linke Hand, die er auf den Tisch stützte<br />

und in welcher er seine Brille hielt, zitterte rhythmisch und klopfte dabei auf die Platte. Den Unterschenkel<br />

und Fuß der gleichen Seite hatte er zwischen je ein Stuhl- und Tischbein gezwängt, um so das<br />

Schütteln des Beines zu unterdrücken, das dennoch erkennbar blieb. Die Bewegungen waren typisch<br />

und die Diagnose eines Parkinsonismus, einer Paralysis agitans, wahrscheinlich. [...] Die gebückte Hai-<br />

Heinz Assmann, Some personal recollections of Adolf Hitler, in: U.S. Naval <strong>Institut</strong>e Proceedings,<br />

December 1953, S. 1289-1295. Seitenverwechslung des nachgezogenen Beines.<br />

135 Speer, Erinnerungen, S. 474.<br />

136 Boldt, Reichskanzlei, S.108f.<br />

137 Hanna Reitsch, Fliegen - mein Leben, Stuttgart 1953, S. 299.<br />

138 Boldt, Reichskanzlei,S. 131.

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