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Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0

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Zentral ist zudem ein detailliertes, echtzeitfähiges 3<br />

Monitoring der Geschäftsmodelle, um Verarbeitungsschritte<br />

und Systemzustände im Rahmen der vertraglichen<br />

und rechtlichen Rahmenbedingungen zu dokumentieren.<br />

So werden bei den Geschäftsprozessen jederzeit<br />

die einzelnen Schritte nachverfolgt und Nachweispflichten<br />

entsprochen (s. auch Kap. 5.7). Für die effiziente Bereitstellung<br />

einzelner Dienste muss geklärt werden, wie<br />

der entsprechende Dienstlebenszyklus aussehen kann,<br />

welche Zusicherungen garantiert werden und mit welchen<br />

Lizenzmodellen sowie unter welchen Bedingungen<br />

neue Teilnehmer – insbesondere KMU – in die Geschäftsnetzwerke<br />

eingebracht werden können.<br />

In diesem Kontext ist durch <strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> von schwer zu<br />

prognostizierenden Gesamteffekten und veränderlichen<br />

Rahmenbedingungen auszugehen. Der disruptive Charakter<br />

der neuen Technologien und deren Auswirkungen<br />

auf Rechtsfragen (etwa in Bezug auf die Technik, sensible<br />

Unternehmensdaten, Haftung, Datenschutz, Handelsbeschränkungen,<br />

Verwendung von Kryptografie<br />

etc.) bringen die Durchsetzung des Geltungsanspruchs<br />

des Rechts in Gefahr. Ursache sind die schnellen Innovationszyklen,<br />

die zu einer fortwährenden Anpassungsbedürftigkeit<br />

und einem chronischen Vollzugsdefizit führen.<br />

Hier werden neue Ansätze benötigt, die die Prüfung<br />

der Rechtsverträglichkeit einer Technologie bereits vor<br />

und während deren Entwicklung vorsehen (vgl. dazu<br />

Kap. 5.7). Ein anderer erfolgskritischer Faktor ist <strong>das</strong><br />

Thema Sicherheit (vgl. Kap. 5.4). Auch hier ist ein sehr<br />

viel proaktiveres Vorgehen erforderlich. Dabei darf allerdings<br />

ein Security-by-Design nicht auf funktionelle<br />

Komponenten reduziert werden.<br />

2.4 Neue soziale Infrastrukturen der Arbeit<br />

Die Innovationen von <strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> treffen auf ein Land<br />

im demografischen Wandel: Deutschland ist nach Japan<br />

<strong>das</strong> Land mit der ältesten Bevölkerung, in vielen<br />

Produktionsbetrieben liegt <strong>das</strong> Durchschnittsalter der<br />

Beschäftigten bei Mitte 40. Die Zahl der jungen Beschäftigten<br />

nimmt stetig ab und bereits heute herrscht<br />

ein Fachkräftemangel in bestimmten Berufsgruppen<br />

und bei Lehrstellen. Um den Lebensstandard angesichts<br />

dieses demografischen Wandels zu halten, müs-<br />

sen die Arbeitsmarktreserven in Deutschland auch <strong>für</strong><br />

<strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> besser ausgeschöpft und gleichzeitig die<br />

Arbeitsproduktivität gehalten und erhöht werden. Vor<br />

allem die Erwerbsquoten älterer Arbeitnehmer und die<br />

von Frauen gilt es zu steigern. Laut Forschungsstand<br />

hängt die individuelle Produktivität nicht mit dem kalendarischen<br />

Alter zusammen, sondern ist an die Verweildauer<br />

auf einer Position sowie die Gestaltung der Arbeit<br />

selbst und des Arbeitsumfelds gekoppelt. Um<br />

Produktivität in einem längeren Arbeitsleben zu erhalten<br />

und zu steigern, müssen deshalb viele betriebliche<br />

Bereiche verzahnt und transformiert werden: Gesundheitsmanagement<br />

und Arbeitsorganisation, lebenslanges<br />

Lernen und Laufbahnmodelle, Teamzusammensetzungen<br />

und Wissensmanagement. 4 Eine Aufgabe, die<br />

neben den Betrieben insbesondere auch <strong>das</strong> Bildungswesen<br />

fordert.<br />

Es sind also nicht allein neue technische, wirtschaftliche<br />

und rechtliche Aspekte, die die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Deutschlands in Zukunft bestimmen, sondern auch<br />

neue soziale Infrastrukturen der Arbeit in <strong>Industrie</strong><br />

<strong>4.0</strong>, die eine sehr viel stärkere strukturelle Einbindung<br />

der Beschäftigten in Innovationsprozesse sicherstellen<br />

können.<br />

Eine wesentliche Rolle wird dabei der durch <strong>Industrie</strong><br />

<strong>4.0</strong> einsetzende Paradigmenwechsel in der Mensch-<br />

Technik- und Mensch-Umgebungs-Interaktion spielen,<br />

mit neuen Formen der kollaborativen Fabrikarbeit in<br />

virtuell mobilen Arbeitswelten, der nicht zwangsläufig in<br />

der Fabrik stattfinden muss. Intelligente Assistenzsysteme<br />

mit multimodalen und bedienungsfreundlichen<br />

Benutzerschnittstellen werden die Beschäftigten in ihrer<br />

Arbeit unterstützen.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> eine erfolgreiche Veränderung, die<br />

durch die Beschäftigten positiv bewertet wird, sind<br />

neben umfassenden Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

die Organisations- und Gestaltungsmodelle<br />

von Arbeit. Dies sollten Modelle sein,<br />

die ein hohes Maß an selbstverantwortlicher Autonomie<br />

mit dezentralen Führungs- und Steuerungsformen<br />

kombinieren.<br />

Den Beschäftigten sollten erweiterte Entscheidungs-<br />

und Beteiligungsspielräume sowie Möglichkeiten zur<br />

Belastungsregulation zugestanden werden.<br />

<strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> 27<br />

2 Die Vision I <strong>4.0</strong>

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