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Kontrastive Wortfamilienanalyse Deutsch-Ungarisch<br />
2.1.5 Wortschatzerwerb im Fremdsprachenunterricht<br />
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Maße die<br />
oben dargestellten Ergebnisse der Neurologie und der kognitiven Psychologie<br />
auf dem Gebiet der Wortschatzvermittlung beim Unterricht zur Kenntnis genommen<br />
werden.<br />
Zunächst wird untersucht, ob das traditionelle Lernen von Vokabellisten<br />
ganz und gar aus dem Methodenrepertoire des Fremdsprachenunterrichts<br />
entfernt werden sollte. Danach werden Alternativen zum traditionellen Paarassoziationslernen<br />
präsentiert und durch zwei Experimente illustriert.<br />
2.1.5.1 Lässt sich das traditionelle Vokabellernen umgehen?<br />
Empirische Spracherwerbsforschungen haben ergeben, dass das Erschließen<br />
von Texten 7 zwar eine wesentliche Fähigkeit für den Spracherwerb ist, dass<br />
Vokabellernen allein durch Vokabelraten jedoch nicht zum gewünschten Erfolg<br />
führt. Auf Grund von Untersuchungen wird behauptet, dass durch Lesen<br />
(READ ONLY) nur 3% der Wörter eines Textes gelernt werden, im Gegensatz<br />
zur Technik durch Lesen und Nachschlagen (READ/LOOK-UP), wobei 10%<br />
der Wörter gespeichert werden können. Die letzte (READ/LOOK-UP) Strategie<br />
ist 1,7-mal effektiver als die nur Lesenstrategie (READ ONLY) (vgl.<br />
Krantz 1991, S. 109). Mit 10% führt jedoch auch die READ/LOOK-UP-Strategie<br />
nur teilweise zum gewünschten Ergebnis.<br />
Des Weiteren ist das Lernen allein durch Erschließen relativ risikoreich: Viele<br />
Lerner gelangen häufig zu falschen Schlüssen. (Scherfer 1994, S. 186). Auch<br />
Rohrer (1990, S. 75) betont, dass unser LZG am besten dann funktioniert,<br />
wenn Wörter nicht auf einen bestimmten Kontext fixiert, sondern verallgemeinerungsfähig<br />
gelernt werden.<br />
Der Sprachunterricht täte daher gut daran, nicht auf die intensive Wortschatzarbeit<br />
im Unterricht und in häuslicher Nacharbeit zu verzichten. Auf welche<br />
Weise aber der Fremdwortschatz erarbeitet bzw. memoriert wird, spielt, wie<br />
oben angedeutet, eine wesentliche Rolle.<br />
Obwohl kognitive Lerntechniken unabdingbar für die Verankerung des fremdsprachigen<br />
Wortschatzes sind, wurden sie bei der Vokabelvermittlung bisher<br />
7 Erschließen von Texten: Die Bedeutung der Wörter wird auf Grund des Kontextes erschlossen.