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32<br />
Kontrastive Wortfamilienanalyse Deutsch-Ungarisch<br />
2.1.5.3 Darstellung fremdsprachenpsychologischer<br />
Untersuchungen<br />
Untersuchung von individuellen Strategien des Fremdsprachenerwerbs<br />
Obwohl die entwicklungspsychologischen Daten davon zeugen, dass sowohl<br />
der Erst- als auch der Zweitspracherwerb ähnlich ablaufen, ist die Speicherfähigkeit<br />
bei der Aneignung einer Fremdsprache oft weniger entwickelt als in<br />
der Muttersprache.<br />
Obwohl [...] im Erwachsenenalter die kognitive Entwicklung im Muttersprachbereich<br />
voll ausgereift ist, so zeigen sich doch im fremdsprachlichen Bereich<br />
interessante Phänomene der Reduzierung der Leistungsfähigkeit solcher kognitiven<br />
Prozesse, etwa in einer Minderung der Speicherfähigkeit des Gedächtnisses,<br />
der Verstehens- und Speicherleistung von Texten usw. Man bezeichnet diese Phänomene<br />
allgemein als fremdsprachliche kognitive Defizite. (Esser 1980, S. 599)<br />
Ulrich Esser versucht, diese Feststellung am Problem des fremdsprachigen<br />
Lexik erwerbs zu erläutern. Er hat eine Untersuchung über „Individuelle Techniken<br />
und Strategien des Fremdsprachenerwerbs“ mit mehr als 400 Schülern<br />
und Studenten aus Leipzig unternommen (vgl. Esser 1980, S. 598-601). In der<br />
Vorbereitungsphase wurden den Versuchspersonen einige Fragen bezüglich<br />
ihrer Lerngewohnheiten gestellt. Es hat sich herausgestellt, dass 80% der Versuchspersonen<br />
zu Hause am häufigsten Vokabeln üben, um ihre Kenntnisse zu<br />
erweitern. Mit Grammatik, Übersetzungen, Konversation beschäftigen sich<br />
die Lernenden viel seltener. Bei den Lerntechniken dominiert die traditionelle<br />
Zuhaltemethode von Wortpaarlisten.<br />
Im weiteren Verlauf der Untersuchung wurden statt des überholten Paarassoziationslernens<br />
verschiedene Wege der Vokabelvermittlung vorgestellt.<br />
Als Einstieg hat man den Versuchspersonen (Vpn) eine Wortliste unabhängiger<br />
Einheiten dargeboten. Nach einem bestimmten Zeitintervall mussten die<br />
Vpn alles wiedergeben, was sie von der Liste behalten haben.<br />
Variante 1:<br />
Wurde die Liste unabhängiger Einheiten nur einmal präsentiert, so wurden die<br />
Einheiten am Listenanfang und am Listenende viel besser reproduziert als die<br />
in der Listenmitte. Esser bezeichnet dieses Phänomen als serialen Positionseffekt<br />
und führt ihn auf das Zusammenwirken von Langzeitgedächtnis (LZG)<br />
und Kurzzeitgedächtnis (KZG) beim Lernen einer solchen Liste zurück. Die<br />
Reproduktion am Ende der Liste geht zu Lasten des KZG, die Reproduktion<br />
der mittleren Glieder zu Lasten des LZG (Esser 1980, S. 600).