1998, 24. Jahrgang (pdf) - Studienkreis Rundfunk und Geschichte
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34 <strong>R<strong>und</strong>funk</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong> 24 (<strong>1998</strong>)<br />
Klischee vom »roten Kloster«. Die Veränderungen,<br />
die in der Leipziger Medienausbildung nach<br />
der Wende stattfanden, führen diese Simplifizierung<br />
ad absurdum.<br />
Medienausbildung <strong>und</strong> -forschung<br />
nach der Wende<br />
Der Übergang von der DDR-Journalistik zur relativ<br />
weit entfalteten Kommunikations- <strong>und</strong> Medienwissenschaft,<br />
von der Sektion Journalistik<br />
zum heutigen Institut für Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Medienwissenschaft, hat sich innerhalb von weniger<br />
als sechs Semestern vollzogen, namlich<br />
von der Berufung des Gründungsbeauftragten<br />
Professor Dr. Karl Friedrich Reimers durch den<br />
sächsischen Staatsminister Hans-Joachim Meyer<br />
am 20. Februar 1991 bis zur Institutsgründung<br />
Anfang Dezember 1993 <strong>und</strong> zur Konstituierung<br />
der Fakultat für Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Philosophie<br />
Anfang 1994. Das Tempo dieser Entwicklung<br />
macht jetzt noch - im Rückblick, nicht mittendrin-<br />
schwindlig.<br />
Ein modifiziertes Lehrprogramm war zum<br />
Wintersemester 1990/91 noch innerhalb der alten<br />
Strukturen entwickelt worden. Studenten<br />
(hunger-)streikten vor Weihnachten 1990 gegen<br />
Absichten der am 14. Oktober 1990 gewählten<br />
sächsischen Staatsregierung, ihr Studium ganzlieh<br />
abzuschaffen. Die Sektion wurde aufgelöst,<br />
der Fachbereich Kommunikations- <strong>und</strong> Medienwissenschaften<br />
i.G. unter der Leitung des neuen<br />
Gründungsdekans Reimers Stein für Stein aufgebaut.<br />
7 Die Vertrage der Hochschullehrer liefen<br />
zum 31. Marz 1991 aus, der Gründungsdekan<br />
trat im April sein Amt an. Es mußten Prüfungen<br />
abgehalten, das gerade modifizierte Lehrprogramm<br />
des Sommersemesters gestaltet werden.<br />
Ein Wechselbad der Gefühle <strong>und</strong> Eindrücke - vor<br />
allem für die Studenten, die keine Unterbrechung<br />
ihres Studiums erfahren mußten.<br />
Der Gründungskommission des Fachbereichs<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Medienwissenschaften<br />
gehörten neben dem Gründungsdekan<br />
zwölf Personen an, davon vier westdeutsche<br />
<strong>und</strong> zwei ostdeutsche Hochschullehrer, drei ostdeutsche<br />
Vertreter des akademischen Mittelbaus<br />
<strong>und</strong> drei Studenten. Die Kommission entwickelte<br />
den Bauplan des heutigen Instituts für Kommunikations-<br />
<strong>und</strong> Medienwissenschaft <strong>und</strong> wirkte<br />
an seiner Umsetzung mit. Das neue sachsische<br />
Hochschulgesetz sah für Universitaten keine<br />
Fachbereiche mehr vor, so daß die Kommission<br />
schließlich die Gründung eines der größten Institute<br />
der Leipziger Universität <strong>und</strong>, neben der<br />
Freien Universität Berlin, das größte Fachinstitut<br />
in Deutschland vorbereitete.<br />
Zentrale Aufgabe war es, »die Leipziger Journalistik<br />
( ... ) konsequent aus ihrer ideologischen<br />
Fixierung <strong>und</strong> politischen lnstrumentalisierung<br />
[herauszulösen] <strong>und</strong> ganz neu für den schöpferischen<br />
Wissenschaftspluralismus [zu öffnen]«,<br />
wie es Reimers formulierte. Ihm lag sehr viel<br />
daran, diese gr<strong>und</strong>legende Umgestaltung »unter<br />
Würdigung der unterschiedlichen Lebenslaufe«<br />
zu vollziehen. Hierfür stand er persönlich ein.<br />
Entstanden ist ein Institut von großem Gewicht<br />
in der deutschen <strong>und</strong> deutschsprachigen<br />
Hochschullandschaft Auf fünf Sauren ruht dieses<br />
neue Institut für Kommunikations- <strong>und</strong> Medienwissenschaft:<br />
·<br />
I. Historische <strong>und</strong> Systematische Kommunikationswissenschaft:<br />
2 hauptamtliche Professoren/2 Honorarprofessoren.<br />
II: Empirische Kommunikations- <strong>und</strong> Medienforschung:<br />
2 hauptamtliche Professoren.<br />
111: Allgemeine <strong>und</strong> Spezielle Journalistik:<br />
3 hauptamtliche Professoren.<br />
IV: Medienwissenschaft/Medienkultur mit<br />
Medienpädagogik/Weiterbildung <strong>und</strong> Buchwissenschaft/Buchwirtschaft:<br />
3 hauptamtliche Professoren.<br />
V: PR <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit (erster Lehrstuhl<br />
in Deutschland):<br />
1 hauptamtlicher Professor, 1 Honorarprofessor.<br />
Zwei Studiengange werden angeboten: Kommunikations-<br />
<strong>und</strong> Medienwissenschaft als Magisterstudium<br />
(seit Wintersemester 92/93) <strong>und</strong> Diplom-Journalistik,<br />
jeweils als Haupt- <strong>und</strong> Nebenfach.<br />
Seide sind inzwischen zugangsbeschrankt<br />
durch internen Numerus Clausus bzw. durch<br />
umfangreiche Aufnahmeprüfungen. Als Besonderheit<br />
besteht die Möglichkeit, Journalistik im<br />
Magisterstudium als zweites Hauptfach zu belegen.<br />
ln ihrer Abschlußphase befinden sich die<br />
letzten Fernstudenten der Journalistik, einer<br />
ehemaligen Leipziger Spezifik. Heute studieren<br />
ca. 2 400 Ost- <strong>und</strong> Westdeutsche am Institut<br />
jeder zehnte Studierende an der Universität<br />
Leipzig kommt aus dem Ausland.<br />
Wer studiert in Leipzig?<br />
Eine 1994 <strong>und</strong> 1995 von Arnulf Kutsch <strong>und</strong><br />
Hans-Jörg Stiehler zusammen mit einer Studentengruppe<br />
durchgeführte StudentenenqueteB gibt<br />
Aufschluß über Motivationen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
der verschiedenen Studentengenerationen, auch<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> östlicher bzw. westlicher<br />
Sozialisation. Mit mehr als 30 Prozent ist der<br />
Anteil westdeutscher Studierender in Leipzig gegenüber<br />
dem Universitätsdurchschnitt sehr