1998, 24. Jahrgang (pdf) - Studienkreis Rundfunk und Geschichte
1998, 24. Jahrgang (pdf) - Studienkreis Rundfunk und Geschichte
1998, 24. Jahrgang (pdf) - Studienkreis Rundfunk und Geschichte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
38 <strong>R<strong>und</strong>funk</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong> 24 (<strong>1998</strong>)<br />
nach Angaben in den internen Berichten. Für die<br />
Menschen in <strong>und</strong> um Leipzig <strong>und</strong> darüber hinaus<br />
in der gesamten DDR hatte das Festival einmal<br />
im Jahr die Bedeutung eines Fensters zur Weit.<br />
»International« -das bedeutete für die Besucher<br />
ein Doppeltes: Internationalismus, internationale<br />
Solidaritat mit den »kämpfenden Völkern« - <strong>und</strong><br />
gegen B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> USA; <strong>und</strong> einen Blick<br />
auf Menschen in anderen Ländern, Begegnung<br />
mit Regisseuren <strong>und</strong> Produzenten aus diesen<br />
Ländern, auch dem nicht-sozialistischen Ausland.<br />
Nach der Wende hat sich das Festival - auch<br />
in der Konkurrenz mit Oberhausen, Mannheim,<br />
München <strong>und</strong> Duisburg im neuen (Gesamt-)<br />
Deutschland etabliert. Eine Untersuchung ergab,<br />
daß das Festivalpublikum - inzwischen auf ca.<br />
18 000 pro Jahr stabilisiert - sehr jung (51 Prozent<br />
bis 29 Jahre) <strong>und</strong> überdurchschnittlich gebildet<br />
ist. 1 3 Mindestens vier von zehn Besuchern<br />
sind Studenten. Die Publikums-, Akzeptanz-,<br />
Image- <strong>und</strong> Medienresonanzstudie ergab kurzgefaßt<br />
folgende weitere Aussagen: Die Verb<strong>und</strong>enheit<br />
des Publikums mit dem Festival ist sehr<br />
hoch; ein Viertel der Leipziger haben das Festival<br />
schon einmal besucht. Die meisten Besucher<br />
kommen aus der Stadt <strong>und</strong> der Region, aber es<br />
gibt auch eine hohe Zahl auswärtiger, auch<br />
westdeutscher Fachbesucher. Zu drei Viertel ist<br />
es ein Publikums- <strong>und</strong> zu einem Viertel ein<br />
FachfestivaL Beim Vergleich der verschiedenen<br />
Kulturpublika ist festzustellen , daß Besucher der<br />
Programmkinos, aber erstaunlicherweise auch<br />
des Schauspielhauses, eine hohe Affinität zum<br />
Festival haben, Oper- <strong>und</strong> Gewandhausbesucher<br />
wie auch Besucher der »Capitoi«-Kinos nur<br />
eine geringe. Regional, überregional <strong>und</strong> national<br />
findet das Festival inzwischen wieder eine<br />
sehr gute Medienresonanz. Das Animationstilrnprogramm<br />
wird sehr gut angenommen <strong>und</strong> sollte<br />
ausgebaut werden.<br />
Die »Leipziger Dokfilmwoche« hat auch eine<br />
wichtige r<strong>und</strong>funkgeschichtliche Dimension. Seit<br />
Anfang der 60er Jahre beteiligte sich das DDR<br />
Fernsehen als Mitveranstalter <strong>und</strong> hatte bis 1989<br />
(mit-)entscheidenden Einfluß auf die Filmauswahl,<br />
<strong>und</strong> das oft nicht zum Nutzen der dokumentarischen<br />
Qualitat. ln den begleitenden »Offenen<br />
Foren« wurden auch Fernsehthemen behandelt.<br />
Dies, die Art der Beteiligung <strong>und</strong> des<br />
Einflusses von Fernsehverantwortlichen, u.a.<br />
Gerhard Scheumann (»Prisma«-Redakteur, Jury-Mitglied,<br />
dann zusammen mit Walter Heynowski<br />
mehrfacher Preistrager) <strong>und</strong> Karl Eduard<br />
von Schnitzler, ist noch aus den Primärquellen in<br />
Archiven naher zu untersuchen.<br />
Anmerkungen<br />
* Vortrag, gehalten auf der Jahrestagung des <strong>Studienkreis</strong>es<br />
<strong>R<strong>und</strong>funk</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong> am 11.<br />
September 1997 in Potsdam.<br />
Leipzig erhielt das Stadt- <strong>und</strong> Marktrecht um<br />
1165, verliehen wahrscheinlich durch den wettinischen<br />
Markgrafen Otto den Reichen.<br />
2 Am 4. Juli 1409 erste Gebäudeschenkungen, 2.<br />
Dezember 1409 Gründung, nach Prag (1348) ,<br />
Wien (1365), Heidelberg (1386).<br />
3 Zur Leipziger Institutsgeschichte im folgenden vgl.<br />
u.a. Amulf Kutsch: Das Fach in Leipzig- 1916 bis<br />
1945. ln: Relation Leipzig Jg . 3 (1996). H. 5,<br />
S.8-11.<br />
4 Vgl. Arnulf Kutsch: Die <strong>R<strong>und</strong>funk</strong>forschung an der<br />
Universität Leipzig in den Jahren 1924 bis 1945.<br />
Ein Überblick. ln: Mitteilungen StRuG Jg. 20<br />
(1994), H. 1, S. 17-29.<br />
5 Vgl. Tobiss Liebert: Ein deutscher Ort. Über die<br />
Gründung der Leipziger Fakultät für Journalistik<br />
1954. ln: Transparent (Leipzig) Jg . 1995, H. 2, S.<br />
7f.; <strong>und</strong>: Tobias Liebert: <strong>R<strong>und</strong>funk</strong>ausbildung <strong>und</strong><br />
-forschung in Leipzig zwischen 1946 <strong>und</strong> 1963. ln:<br />
Mitteilungen StRuG Jg. 20 (1994), H. 2/3, S. 89-<br />
98.<br />
6 Zitiert nach Liebert: Ein deutscher (wie Anm. 5)<br />
7 Vgl. Kari-Friedrich Reimers: Von der DDR-Journalistik<br />
an der Kari-Marx-Universität zur Kommunikations-<br />
<strong>und</strong> Medienwissenschaft an der heutigen<br />
Universität Leipzig . Vortrag in der Georg-August<br />
Universität Göttingen. SS 1996, unveröffentliches<br />
Manuskript mit Anmerkungen <strong>und</strong> eigene Aufzeichnungen<br />
als erster lnstitutsleiter.<br />
8 Vgl. Arnulf Kutsch/Hans-Jörg Stiehler: » ... weil die<br />
Dinge hier ganz anders funktionieren«. Leipziger<br />
Studentenenquete 1994. Berlin 1996.<br />
9 Wolfgang Rödel: Humanismus in unserer Zeit.<br />
Einleitung zum philosophischen Streitgespräch<br />
der VIII. Internationalen Leipziger Dokumentar<strong>und</strong><br />
Kurzfilmwoche am 18.11.1965. B<strong>und</strong>esarchiv<br />
Berlin DY 30/IV A 2/9.06/134.<br />
1 0 Ebd .<br />
1 1 Vgl. Günter Bentele/Martina Becher: Medienstandort<br />
Leipzig. Eine Studie zur Leipziger Medienwirtschaft.<br />
Leipzig 1996.<br />
12 Vgl. ZK der SED. Abt. Kultur: Leipziger Dokwoche<br />
1963-1967. B<strong>und</strong>esarchiv Berlin DY 30/IV A<br />
2/9.06/135<br />
13 Vgl. Rüdiger Steinmetz/Hans-Jörg Stiehler: Das<br />
Leipziger Dokfilm-Festival. Eine Studie zu Akzeptanz<br />
<strong>und</strong> Medienresonanz. Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung über den Zeitraum 1992<br />
bis 1996. Leipzig 1997.