15.09.2013 Aufrufe

bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient

bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient

bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1 pro Jahr 380 000<br />

franken: 320 000<br />

franken Miete<br />

(wird stadtintern<br />

verrechnet), 60 000<br />

franken nebenkosten<br />

(direkte auszahlung<br />

an reitschule).<br />

2 «krokus» scheint<br />

anfällig zu sein für<br />

rambos, rassisten<br />

und soziopathen aller<br />

art. seit dem zusammenschluss<br />

mit der<br />

kapo scheint nun<br />

auch offenbar eine<br />

gewisse «stapo-nostalgie»<br />

zu herrschen.<br />

Verschiedene Vorfälle<br />

und indiskretionen<br />

lassen auch darauf<br />

schliessen, dass sich<br />

gewisse Elemente<br />

innerhalb von «krokus»<br />

und der zivilen<br />

fahndung zunehmend<br />

renitent verhalten<br />

und sich als «stapos»<br />

abgrenzen («Mir si<br />

de nid wi di schwulä<br />

kollegä vor kapo...»)<br />

– was selbst<br />

polizeikorps-intern zu<br />

reden gebe...<br />

3 aka das nichts<br />

(«die unendlichen<br />

geschichte») aka<br />

die grauen herren<br />

(«Momo»).<br />

aus gutEM hausE<br />

26<br />

megafon nr. 363, Januar 2012<br />

Boden gestampft werden soll.<br />

Mit den tendenziösen Debatten im<br />

Stadtrat (Motion Mozsa + ähnliche)<br />

meldeten sich – aufgeschreckt durch<br />

fragwürdige Polizeimedienmitteilungen,<br />

hetzerischer Medienberichterstattung<br />

und der Chance ihren<br />

Namen in der Zeitung zu sehen<br />

– weitere Player_innen samt ihren<br />

Parteien zu Wort. Deren nicht nur im<br />

Zusammenhang mit dem Leistungsvertrag<br />

aufgestellten Forderungen<br />

zeichneten sich fast immer durch<br />

Dossier-Unkenntnis, diffuse Rachegelüste,<br />

Pseudo-Hilfsangebote,<br />

Kontrollzwang und Hang zu unverhältnismässigenLaw-&Order-Schikanen<br />

aus.<br />

Die Reitschule musste also plötzlich<br />

nicht nur mit Verwaltung und<br />

Gemeinderat verhandeln, sondern<br />

zusätzlich auch noch mit Polizei, Gewerbepolizei,<br />

Regierungsstatthalter,<br />

Stadtrat, Parteien und Medien. Wie<br />

heisst es so schön: zu viele Köch_innen<br />

verderben den Brei. Oder eben<br />

den Leistungsvertrag.<br />

WIe WeIter MIt kultur,<br />

PolItIk und sozIaleM<br />

unter e<strong>In</strong>eM dach?<br />

Die Reitschule ist ein komplexes<br />

und verschachteltes System von <strong>In</strong>teressen,<br />

Kompromissen, Ansichten,<br />

Allianzen, Ideen, Grundsätzen, Utopien,<br />

Mechanismen, Mythen und<br />

Erfahrungswerten, das auf dem<br />

gegenseitigen Respekt der Beteiligten<br />

beruht. Wer mit diesem Freiraum<br />

nicht umgehen kann, diesen<br />

dominieren, aus der Balance bringen<br />

will oder übergriffig wird, wird<br />

früher oder später von ihm ausgespuckt.<br />

Wenn nötig mit der gütigen<br />

Hilfe der gerade Anwesenden, der<br />

Vorplatzpräsenz und/oder dem Wellness-Team.<br />

<strong>In</strong> diesem Sinne hat nun<br />

wohl der Einjahres-Leistungsvertrag<br />

unbefristetes Hausverbot.<br />

Trotz kompliziertem Schlüsselsystem,<br />

Professionalisierung, Teil-<br />

zeitjobs und Funk im Ohr – wie in<br />

den Anfängen vereint die Reitschule<br />

Kultur, Politik und Soziales unter<br />

einem Dach. Kultur@s, Polit@s und<br />

Sozial@s bewirtschaften mit immer<br />

noch sehr viel Gratisarbeit ihre Räume<br />

und Themenbereiche, tauschen<br />

sich aus, arbeiten daneben auch als<br />

Barmenschen, Solifest-Soundtechniker_innen,<br />

Köch_innen, Schreibende,<br />

Filmprojezierende, gehen gemeinsam<br />

an Demos, viel zu wenig ins<br />

Theater, feiern und saufen sich einen<br />

an, etc. Und vor allem: Sie verwalten<br />

gemeinsam basisdemokratisch<br />

die Reitschule, bestimmen selbst<br />

über das, was sie betrifft. Und fetzen<br />

sich, finden Kompromisse (oder<br />

auch nicht), raufen sich zusammen,<br />

setzen Konzepte um. Dies während<br />

sich Woche(nende) für Woche(nende)<br />

Tausende andere schlicht und einfach<br />

hier treffen, sich begegnen, es<br />

gut haben. Vielleicht weil das meist<br />

auch schon ihre Eltern taten.<br />

selbstVerWaltete<br />

kultur- und begegnungs-allMende<br />

Seit der «Müslümisierung» der<br />

Reitschule, also dem Phänomen,<br />

dass sich seit der Abstimmung 2010<br />

scheinbar nicht nur die halbe, sondern<br />

gleich die ganze Stadt hier trifft,<br />

ist zusammen mit den Folgen der bereits<br />

beschriebenen obrigkeitlichen<br />

Wüste-der-Ordnung-Politik und der<br />

Ausgangsorte-Gentrifizierung ein<br />

neuer Aspekt ins Spiel gekommen:<br />

die Verknappung der Ressource<br />

«Kultur und Begegnung im öffentlichen<br />

Raum» – auch für die Reitschule<br />

eine neue Herausforderung.<br />

Die Reitschule war und ist ein<br />

Alternativ- und Widerstandskultur<br />

produzierendes, autonomes sprich<br />

selbstverwaltetes Kultur- und Begegnungszentrum<br />

– und ist in den<br />

letzten drei Jahren zusammen mit<br />

dem Vorplatz zu einer Art Kultur-<br />

und Begegnungs-Allmende für alle,<br />

die damit umgehen können, geworden.<br />

Eigentlich eine Neuerfindung<br />

der Rolle der Reitschule.<br />

Und genau das ist ein möglicher<br />

Ansatz über den mensch in<br />

den nächsten Monaten diskutieren<br />

könnte: Über den ideellen, politischen,<br />

sozialen und ökonomischen<br />

Wert einer selbstverwalteten Kultur-<br />

und Begegnungs-Allmende,<br />

über all die Aspekte, die mit einem<br />

Kultur-Leistungsvertrag nicht berücksichtigt<br />

werden können, etwa<br />

die soziale Funktion, die sozialen<br />

(Gratis-)Dienstleistungen, die Rolle<br />

als <strong>In</strong>nenstadt-Probleme-Auffangbecken,<br />

etc. Welchen Wert hat das<br />

alles? Zusammen mit den kulturellen<br />

und politischen Leistungen<br />

auf alle Fälle mehr als die 320‘000<br />

Franken Miete pro Jahr.<br />

Abgesehen davon: Wie sehen wir<br />

uns in Zukunft in der Stadt Bern,<br />

der von den Medien dazu erklärten<br />

«Hauptstadt der Anarchie»? Was ist<br />

unsere Rolle in den nächsten 25 Jahren?<br />

Was unsere Utopien? Wie überzeugt<br />

mensch all die «Geranium-<br />

Chindlifrässer»*** in dieser Stadt<br />

von der Notwendigkeit, in Bezug auf<br />

die Reitschule umzudenken? Und<br />

endlich in Ruhe gedeihen zu lassen,<br />

was im Herbst 2012 erfolgreich 25<br />

Jahre alt wird? On verra...<br />

Auf dass die Diskussionen fruchtbar<br />

und zahlreich sein werden – denn<br />

wir gehen nicht unter in den Niederlagen,<br />

sondern in den Kämpfen und<br />

Auseinandersetzungen, die wir nicht<br />

führen.<br />

> toM, büro gEgEN<br />

fiNStErE zEitEN bErN <<br />

füNfzEhN jAhrE AugENAuf bErN<br />

rePressIon <strong>In</strong> der endlosschlauFe<br />

vor füNfzEhN jAhrEN WurdE AugENAuf bErN<br />

gEgrüNdEt. EiN vErglEich Mit dEr hEutigEN<br />

rEprESSioNSSituAtioN zEigt: gruNd<br />

zuM fEiErN gibt ES kAuM – gruNd zuM<br />

WEitErMAchEN hiNgEgEN rEichlich.<br />

«Wo Unrecht zu Recht wird, braucht<br />

es Widerstand!» Mit dieser Parole<br />

hat augenauf Bern im November<br />

1996 sein erstes Flugblatt unterzeichnet,<br />

das die Gründung eines<br />

unabhängigen Menschenrechtsvereins<br />

in der Bundesstadt verkündet.<br />

Weder Zeitpunkt noch Parole sind<br />

zufällig.<br />

Im Sommer des gleichen Jahres<br />

verabschiedete der Grossrat das<br />

neue kantonale Polizeigesetz. Das<br />

Herzstück dieser sogenannten «Lex<br />

Wasserfallen» bildete der berüchtigte<br />

Artikel 29 – der zur Genüge<br />

bekannte «Wegweisungsartikel»,<br />

welcher sich zu einem schweizweiten<br />

repressiven Exportschlager entwickeln<br />

sollte.<br />

Unter dem eingangs zitierten<br />

Motto formierte sich in ausserparlamentarischen<br />

Kreisen der<br />

Widerstand gegen diese gesetzgewordene<br />

Vertreibungspolitik. Eine<br />

beeindruckende Anzahl politischer<br />

und gassennaher Gruppen organisierte<br />

sich in regelmässigen Plenumssitzungen.<br />

Aus diesem breiten<br />

Zusammenschluss entstand – neben<br />

dem ausschliesslich von ausserparlamentarischen<br />

Kräften getragenen<br />

Referendum gegen das neue Gesetz<br />

und einer entsprechenden Demo –<br />

auch die Idee einer langfristigen Organisationsstruktur,<br />

um behördliche<br />

Übergriffe zu dokumentieren, zu veröffentlichen<br />

und die Betroffenen zu<br />

beraten. So wurde schliesslich im<br />

November – nach dem Vorbild der<br />

gleichnamigen Gruppen in Zürich<br />

und Basel – der Verein augenauf<br />

Bern aus der Taufe gehoben. 1<br />

«korrektes Würgen»<br />

<strong>In</strong> den seit der Gründung vergangenen<br />

Jahren haben sich zahlreiche<br />

Widerwärtigkeiten ereignet,<br />

die kaum Anlass zu Optimismus geben:<br />

der Wegweisungsartikel wurde<br />

schliesslich trotz Referendum eingeführt<br />

und ausgiebig angewendet, das<br />

Asyl- und Ausländergesetz mehrfach<br />

verschärft und bei Ausschaffungsversuchen<br />

sind seither drei Menschen<br />

ums Leben gekommen. Dazu<br />

kommen Hunderte von Vorfällen<br />

auf der Strasse, in Gefängnissen<br />

und auf Polizeiposten, die kaum je<br />

den Weg an die Öffentlichkeit finden.<br />

Bei einem Blick auf die ersten Fallberichte,<br />

die augenauf Bern vor rund<br />

fünfzehn Jahren veröffentlicht hat,<br />

wird rasch deutlich, wie wenig sich<br />

bis heute an Ablauf und Umständen<br />

der geschilderten Übergriffe geändert<br />

hat. Betroffene und Unterstützer_innen<br />

sehen sich nach wie<br />

vor mit denselben Schwierigkeiten<br />

konfrontiert.<br />

So sorgte in der Gründungszeit<br />

etwa ein Fall für Aufsehen, bei dem<br />

zwei Zivilpolizisten einen Mann aus<br />

Zaire 2 während einer Ausweiskontrolle<br />

auf den Boden drückten und<br />

den berüchtigten Unterarm-Halsgriff<br />

(«Würgegriff») anwendeten.<br />

Nach weiteren Tätlichkeiten auf dem<br />

Polizeiposten wurde dem Opfer im<br />

<strong>In</strong>selspital eine potentiell lebensgefährliche<br />

Kehlkopfverletzung attestiert.<br />

Durch die Veröffentlichung<br />

des Vorfalls sah sich die Polizei zwar<br />

zu einer Pressekonferenz genötigt,<br />

an welcher «korrektes Würgen»<br />

demonstriert wurde. 3 Die am Vorfall<br />

beteiligten Polizisten konnten sich<br />

›<br />

innEnland<br />

megafon nr. 363, Januar 2012 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!