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bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient

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SchEibEN iM jANuAr<br />

VersöhnlIches zuM jahresende<br />

und jahresanFang, teIl 2<br />

durch diE WANd driNgt dAS klAppErN<br />

dES gESchirrS AuS dEr küchE, ich hörE<br />

StiMMEN, dANN Auch lEiSE MuSik. vEr-<br />

MAg SogAr zu ErkENNEN, WAS MitbEWohNEr<br />

uNd gASt WÄhrENd dES bruNchES hörEN.<br />

So SchöN WAr dEr SoNNtAg Noch NiE, ich<br />

drEhE Mich Noch EiNMAl uM uNd döSE zufriEdEN<br />

WEitEr.<br />

kultur Et all<br />

34<br />

megafon nr. 363, Januar 2012<br />

Dies sind keine Textzeilen aus dem<br />

aktuellen PATRICK WOLF-Album<br />

«Lupercalia» ((Mercury.) Das Konzert<br />

im Dachstock war übrigens<br />

eines voller Höhen, nur – wo blieb<br />

das Publikum?!). Nach dem Jobwechsel<br />

im Frühjahr bin ich nun<br />

auch noch aus der Wohnung raus,<br />

in welcher ich die letzten Jahre vor<br />

mich hingefristet hatte. Wie Tag und<br />

Nacht sind die Unterschiede. Kein<br />

Wunder also, hat schlussendlich<br />

SBTRKT mit seinem herzerwärmenden,<br />

unbetitelten Debut das<br />

Album des Jahres 2011 abgeliefert<br />

(gefolgt von «We‘re new here» – der<br />

Kollaboration von JAMIE XX und GIL<br />

SCOTT-HERON, siehe Dezembermegafon)<br />

und nicht das unterkühlte<br />

«You Today» (Wierd) des Brooklyner<br />

Cold Wave/Minimal Synth-Projektes<br />

MARTIAL CANTEREL. Das Album<br />

mag ich immer noch (Bestes Lied:<br />

«Market»), allerdings hört man hier<br />

– böse gesagt – elf Variationen desselben<br />

Songs, eingespielt mit immer<br />

gleichen Synthesizersounds und<br />

1980er-Jahre-Drumcomputer. Wer<br />

auf frühe DEINE LAKAIEN steht,<br />

wird das Album bestimmt lieben<br />

und wem das alles zu unterkühlt<br />

ist, kann mit der CULT OF YOUTH-<br />

Gitarrenversion von «Sidestreets»<br />

vorlieb nehmen (erschienen als 7»<br />

auf Blind Prophet Records).<br />

Mit MARTIAL CANTERELs Sean<br />

McBride und Filmemacherin Liz<br />

Wendelbo durfte ich vergangenes<br />

Jahr ein bisschen Zeit verbringen<br />

und kriegte so Einblick in die Entstehungsweise<br />

der neuen Songs<br />

ihres gemeinsamen Projektes XENO<br />

& OAKLANDER. Wirken die älteren<br />

XandO-Alben streng strukturiert, so<br />

scheinen die Stücke auf «Sets and<br />

Lights» (Wierd) wie Ausschnitte der<br />

miterlebten Live-Jams. Kann der<br />

neue Stil auch als Weiterentwicklung<br />

betrachtet werden, gefallen<br />

mir persönlich «Sentinelle» (2009,<br />

Wierd) und «Vigils» (2006, Xanten)<br />

trotzdem besser. Und tatsächlich<br />

hat das unbetitelte, auf Captured<br />

Tracks erschienene Debut der SOFT<br />

METALS ein bisschen jenen Platz<br />

eingenommen, der eigentlich XandO<br />

dieses Jahr zugedacht gewesen<br />

wäre, auch wenn die Portlander poppiger<br />

– und zuweilen gar nach altem<br />

Chicago House – klingen.<br />

Weit oben auf der Jahresliste<br />

hätte ausserdem «Smother», das<br />

2011er-Album der WILD BEASTS<br />

stehen sollen. Das dritte Album<br />

der Engländer (Kendal in Cumbria)<br />

ist noch ruhiger als der Vorgänger<br />

«Two Dancers « (2009) und somit<br />

sehr anders als das übermütig<br />

glucksende Debut «Limbo, Panto»<br />

(2008) und die Singles aus der Zeit,<br />

als die Band noch nicht bei Domino<br />

unter Vertrag stand. Würde ich<br />

auch gerne im Klangmeer dieser<br />

brillanten Band versinken, so störe<br />

ich mich zunehmend an den Texten.<br />

Die WILD BEASTS mögen absichtlich<br />

mit diesem Widerspruch<br />

spielen – aber warum können die<br />

nicht einfach über etwas Schönes<br />

singen und müssen stattdessen<br />

ständig die se psychischen Abgründe<br />

thematisieren?! (Live übrigens<br />

immer wieder lohnenswert, wenn<br />

wohl auch kein Konzert mehr so gut<br />

sein kann wie ihr Doppelkonzert mit<br />

den Ex-Baslern/Neu-Berlinern WE<br />

LOYAL Anfang 2010 im Palace St.<br />

Gallen! Hühnerhaut vom ersten bis<br />

zum letzten Ton!)<br />

Da habe ich mir Ende Jahr doch<br />

lieber das Debütalbum von Pat<br />

Grossi aka ACTIVE CHILD angehört:<br />

«You are all I see» des New Jerseyaners<br />

enthält Liebeslieder sowohl<br />

der schönen, wie auch der traurigen<br />

Sorte und auch hier wird mit Falsett-<br />

Gesang gearbeitet. Die Gesänge zigfach<br />

gelayert, wird aus Grossi ein<br />

ganzer Chor, begleitet von schweren<br />

elektronischen Beats (James Blake-<br />

Fans hingehört!) und seiner Harfe. Ja<br />

man! Harfenmusik!<br />

Harfenmusik wird 2012 das neue<br />

grosse Ding bei Piratenbar und diesem<br />

anderen Ding (was zur Hölle<br />

soll das eigentlich sein?!) unter der<br />

Brücke! Und würde sich nicht auch<br />

noch die Fläche neben dem neueröffneten<br />

KAPITEL für eine weitere<br />

Harfenmusik-Bar anbieten?! Die<br />

Betreiber<strong>In</strong>nen könnten sich dann<br />

nächtelang gegenseitig die Stromkabel<br />

kappen, worauf das vor-der-<br />

Reitschule-Billigalk-konsumierende-Wochenendvolk<br />

möglicherweise<br />

wieder einmal eine Veranstaltung<br />

innerhalb des Gemäuers besuchen<br />

würde. Wäre wünschenswert,<br />

schliesslich heisst es hier bald Miete<br />

selber bezahlen…<br />

Neulich war das wirklich bitter:<br />

Zwanzig Nasen bei AFRICA HITECH<br />

im Dachstock, draussen dreihundert<br />

Leute zu selbigem Sound am Party<br />

machen; Geld einer Bar abdrückend,<br />

welche den Strom zwar der<br />

Reitschule abzapft, die Reitschule<br />

jedoch weder finanziell noch in sonst<br />

irgendeiner Weise unterstützt! Nun<br />

ja, das Konzert von AFRICA HITECH<br />

wusste leider eh nicht zu überzeugen,<br />

ebenso wenig wie ihr auf<br />

WARP erschienenes Debutalbum<br />

«93 Million Miles». Mark Pritchard<br />

und Steve Spacek werkeln sich auf<br />

diesem durch eine Stilrichtung namens<br />

Juke.<br />

Mit noch energetischerer Bassdrum<br />

wird aus Juke dann Footwork,<br />

eine Stilrichtung (mit eigenem Tanz),<br />

welche seit ADDISON GROOVEs<br />

«Footcrab» (2010, Swamp81) wieder<br />

in aller Munde ist. Mein Held JOY<br />

ORBISON hat – nach seinem Gastspiel<br />

auf Hotflush und dem auf JOY O<br />

verkürzten Namen – 2011 auch noch<br />

die Kokain-Hymne «Sicko Cell» auf<br />

Swamp81 veröffentlicht, mittlerweile<br />

gar keinen Namen mehr angebend.<br />

Bestimmt einer der umstrittensten<br />

Tracks des vergangenen Jahres,<br />

irgendwo zwischen Footwork und<br />

House.<br />

Voll auf Footwork setzt MA-<br />

CHINEDRUM (North Carolina) mit<br />

seinem Album «Room(s)» (Planet<br />

MU). Hier gibt es wieder einmal<br />

wilde elektronische Musik, welche<br />

nicht offensichtlich nach Durchdrehen-auf-eins-zwei-drei-vier<br />

schreit,<br />

sondern die Leute abdrehen lässt,<br />

weil das alles einfach zu gut ist!<br />

Vielleicht nicht das Album, welches<br />

frühmorgens im Halbschlaf angehört<br />

wird, dafür jenes, welches das<br />

Wochenende einläutet!<br />

Das Wochenende beendet haben<br />

wir neulich mit «Dedication» (4AD)<br />

von ZOMBY. Ein äusserst vielfältiges<br />

elektronisches Album, inklusive typischer<br />

ZOMBY-Dubstep-Tracks mit<br />

heruntertröpfelnder Melodie und<br />

8-Bit-Sounds, daneben aber auch<br />

minimalistischen Klavierstücken à<br />

la Erik Satie. Alles in Allem kaum<br />

greifbar, nicht bloss, weil kaum ein<br />

Stück länger als zweieinhalb Minuten<br />

dauert. Ebenfalls neu draussen<br />

übrigens: Die EP «Nothing», welche<br />

den komplett anonym bleibenden<br />

Engländer in seiner weiteren Disziplin<br />

zeigt: 1990er-Jahre-Dance-<br />

Music.<br />

Die Platte ist zu Ende und im<br />

Zimmer holpert gleichmässig die<br />

Nadel in der Endlaufrille währenddessen<br />

wir das Geschirr abräumen<br />

und Wasser für den Thé aufsetzen.<br />

Da hält der Gast plötzlich inne und<br />

sagt: «Niemals hätte ich gedacht,<br />

wir würden mal etwas Normales<br />

tun, wie gemeinsam Abendessen zu<br />

kochen.»<br />

So schön war der Sonntag noch<br />

nie. Und in der nächsten Ausgabe<br />

gibt es hier ein Rap-Special!<br />

Peace Out!<br />

> bEN/lEprA <<br />

PS: 2011 ausserdem gut<br />

Wie hier bereits erwähnt: Das Debütalbum<br />

von PENDULUM NISUM<br />

(Plattentaufe am 14. Januar in der<br />

Dampfzentrale, Lisa Gertsch zeigt<br />

zuvor ihren Film nochmals!) und<br />

«Terrestre» von MATHON.<br />

«Leisure Seizure» – das unerwartete<br />

zweite Album des jahrelang verschollenen<br />

Londoners TOM VEK,<br />

«Diaper Island»/«Your tan looks<br />

supernatural EP» des kanadischen<br />

Hippies CHAD VAN GAALEN, die<br />

düster-verschrobenen EPs der abtrünnigen<br />

HipHop-Produzenten<br />

CLAMS CASINO (New Jersey) und<br />

HOLY OTHER (Manchester),<br />

die «<strong>In</strong> Tension» EP von LIGHT<br />

ASYLUM, Angst-Pop aus Brooklyn,<br />

«stay +», die Dubtechno-Single<br />

von CHRISTIAN AIDS (Manchester),<br />

welche mittlerweile selber STAY +<br />

heissen und die Veröffentlichungen<br />

von TROPHY WIFE aus Oxford (was<br />

auf Moshi Moshi und Kitsuné veröffentlicht<br />

wird, ist eigentlich immer<br />

gut).<br />

Etwas unter den Erwartungen<br />

blieb das Debüt von FOSTER THE<br />

PEOPLE (trotzdem tolle Live-Band!)<br />

und die neuen Alben von METRONO-<br />

MY (gut, aber eine ganz neue Band<br />

irgendwie), CUT COPY und FRIEND-<br />

LY FIRES (gut, aber immer noch die<br />

gleichen Bands irgendwie).<br />

Enttäuschung des Jahres ist das<br />

neue Album meiner Ex-Lieblinge<br />

FUTURE ISLANDS (Baltimore), welche<br />

nun PHIL COLLINS abzulösen<br />

zu versuchen scheinen. File under<br />

Kuschelrock!<br />

progrAMM Seiten<br />

kiNo 1-4<br />

röSSli bAr 5<br />

dAchStock 5<br />

tojo thEAtEr 6-9<br />

SouS lE poNt 9<br />

frAuENrAuM 10<br />

kultur Et all<br />

megafon nr. 363, Januar 2012 35

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