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bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient

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intErnationalistischE<br />

32 megafon nr. 363, Januar 2012<br />

von Verschwundenen dokumentiert.<br />

Im Dezember 2008 war ich in<br />

Genf und habe den UN Spezialrapporteur<br />

zu extralegalen und willkürlichen<br />

Hinrichtungen, Professor<br />

Philip Alston, getroffen. Er hat mir<br />

gesagt, dass seit 2005 eine Anfrage<br />

an die kenianische Regierung für<br />

eine Country Mission offen sei. Nun<br />

habe die Regierung zugesagt. Es<br />

würden nur noch die Daten fehlen.<br />

Das war sehr aufregend für uns und<br />

wir tauschten die Kontakte aus, um<br />

zu sehen, was wir zu dieser Mission<br />

beitragen könnten. Also habe ich im<br />

Januar 2009 die Daten erhalten und<br />

ich fing an zu planen, mit wem Professor<br />

Alston sich in Kenia treffen<br />

könnte. Zwischen diesen Personen<br />

war es uns auch wichtig, Herrn<br />

Oscar Camao Kingara einzuladen.<br />

Er war ebenso ein Anwalt und wir<br />

waren auch mal seine Student_innen.<br />

Er stammte von einer wohlhabenden<br />

Familie. Sein Vater war<br />

der Besitzer einer grossen Konservenfabrik<br />

und die Profite wurden<br />

auch dazu genutzt eine Stiftung, die<br />

«Oscar Foundation», zu finanzieren.<br />

Der Stiftungszweck basiert auf der<br />

rechtlichen Unterstützung von Armen.<br />

Er arbeitete auch an Fällen<br />

von Verschwundenen und extralegalen<br />

Tötungen. Professor Alston<br />

kam im Februar 2009 nach Kenia<br />

und es war ein sehr wichtiger und<br />

guter Besuch. Am 8. März 2009<br />

wurden Oscar Camau und einer<br />

seiner Kollegen auf offener Strasse<br />

erschossen. All dies wegen dem<br />

<strong>In</strong>terim-Report Alstons, in welchem<br />

die Regierung für die Beteiligung<br />

an unterschiedlichen Todesfällen<br />

und Menschenrechtsverletzungen<br />

angeprangert wurde. <strong>In</strong>nerhalb von<br />

zwei Tagen nach dem Mord an Oscar<br />

erhielt ich selbst eine direkte<br />

Todesdrohung, in welcher mir prophezeit<br />

wurde, bald Oscar in den<br />

Tod zu folgen. Ich musste für zwei<br />

Wochen das Land verlassen.<br />

megafon: das ist eine sehr<br />

schwierige situation. Was für<br />

schutzmechanismen gibt es da,<br />

was macht ihr, wenn jemand<br />

solch schwerwiegenden bedrohungen<br />

ausgesetzt ist?<br />

Samwel: <strong>In</strong>nerhalb der letzten<br />

zwei Jahre haben wir uns um ca.<br />

160 Menschenrechtsverteidiger_<strong>In</strong>nen<br />

gekümmert. Es gibt Leute, welchen<br />

wir helfen, temporär das Land<br />

zu verlassen, auch Richtung Europa.<br />

Sie sind im Moment alle wieder<br />

zurück. Die meisten von ihnen waren<br />

aber in der Region unterwegs.<br />

Dies machen wir im Rahmen von<br />

Vereinbarungen. Die Nationale Koalition<br />

für Menschenrechte in Kenia<br />

ist ein Ableger des Ostafrikanischen<br />

und Horn von Afrika Netzwerkes für<br />

Menschenrechtsverteidiger_innen,<br />

welches in sechs Ländern der Region<br />

präsent ist. <strong>In</strong>nerhalb dieses<br />

Netzwerkes organisieren wir uns.<br />

Wenn ich also denke, dass es für<br />

dich sicherer ist in Äthiopien, weiss<br />

ich jemanden, den ich kontaktieren<br />

kann und wo du für eine gewisse<br />

Zeit untertauchen kannst. Es gibt<br />

auch noch andere Schutzmechanismen.<br />

Zum Beispiel offerieren<br />

wir auch Sicherheitsworkshops<br />

oder lehren, wie Daten sicher verwahrt<br />

und weitergegeben werden<br />

können. Ebenso finanzieren wir<br />

manchmal einfache Alarmsysteme<br />

für Menschenrechtsorganisationen<br />

oder auch bewaffnete Fahrer für<br />

die Personen, welche zum Besipiel<br />

das Land nicht verlassen möchten,<br />

jedoch verfolgt oder beobachtet<br />

werden. Diese Fahrer sind dann<br />

Personen, welche wir kennen und<br />

denen wir auch vertrauen.<br />

megafon: heute ist kenia aufgrund<br />

der Verfolgung von al<br />

shabab in den Medien präsent.<br />

Wie schätzt du dies ein, jetzt<br />

auch mit dem hintergrund der<br />

Menschenrechtssituation in<br />

kenia?<br />

Samwel: Im Moment dringt Kenia<br />

mit der Armee in Somalien<br />

ein, um eine Bewegung anzugrei-<br />

fen, welche nicht konventionell ist.<br />

Das macht keinen Sinn, weder aus<br />

militärischer noch ökonomischer<br />

Weise. Das Einzige was sie hätten<br />

tun sollen, wäre sicher zu stellen,<br />

dass Al Shabab nicht die Grenzen<br />

nach Kenia hätte übertreten können.<br />

Gestern hat schlieschlich der<br />

Sicherheitsminister verkündet,<br />

dass sie nun auch in Nairobi nach<br />

Al Shabab suchen werden. Nun ist<br />

es mit dem Kampf gegen Terrorismus<br />

so, dass in Kenia Muslime<br />

oder Personen arabischen oder<br />

somalischen Ursprungs als potentielle<br />

Terroristen angesehen werden.<br />

Sobald diese Operation startet,<br />

werden sich die Beschwerden gegen<br />

Menschenrechtsverletzungen<br />

häufen und direkt danach, wird jede<br />

Menschenrechtsverteidiger_in, die<br />

sich solchen Fällen annimmt, unterschiedlichen<br />

Risiken ausgesetzt<br />

sein.<br />

>juh<<br />

samwel Mohochi ist anwalt des obersten<br />

gerichts in kenia. Ebenso arbeitet er als projektberater<br />

der deutschen gesellschaft für<br />

internationale zusammenarbeit (giz) und ist<br />

Vorsitzender der kenianischen koalition zum<br />

schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen.<br />

Er besitzt einen Master in Menschenrechten<br />

und transitional Justice der universität von<br />

ulster. ausserdem war er prozessanwalt in<br />

Menschenrechtsfällen in kenia und weiteren<br />

ostafrikanischen ländern, programmkoordinator<br />

des litigation fund against torture<br />

(lifat) von 2001 – 2005 und geschäftsführender<br />

direktor der independent Medico legal<br />

unit (iMlu) von 2005 – 2010. Er ist Mitglied<br />

des kenianischen sowie des ostafrikanischen<br />

Verbands für rechtsanwälte (lsk bzw. Eals),<br />

der internationalen kommission für Juristen<br />

(icJ-kenia) und der patentsanwaltskammer<br />

der richter am schiedsgericht. (www.<br />

pbideutschland.de/fileadmin/user.../konferenzgaeste_2011.pdf<br />

)<br />

guitarhEad‘s Wäut<br />

megafon nr. 363, Januar 2012 33

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