bauchtänzerInnen In ägyPten - Norient
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1 für eine ausführliche<br />
übersicht zum<br />
Widerstand gegen<br />
das polg vgl. megafon<br />
nr. 181, s. 14-17.<br />
2 heute demokratische<br />
republik<br />
kongo<br />
3 Vgl. megafon nr.<br />
179, s. 12-13.<br />
4 für eine übersicht<br />
zur aktion «citro»<br />
und zur «task force<br />
drogenpolitik» vgl.<br />
megafon nr. 197<br />
(schwerpunkt).<br />
innEnland<br />
28<br />
megafon nr. 363, Januar 2012<br />
jedoch straffrei aus der Affäre ziehen<br />
– ihr Verhalten auf der Strasse<br />
wurde als rechtmässig eingeschätzt,<br />
die Schilderungen über die Misshandlung<br />
auf dem Polizeiposten als<br />
«abenteuerlich» abgetan und zu den<br />
Akten gelegt.<br />
auF dIe eIgene Faust<br />
geFallen<br />
Ganz ähnlich klang es im März<br />
2011 bei einer Gerichtsverhandlung<br />
gegen zwei Polizisten der Einheit<br />
«Krokus». Ihnen wurde vorgeworfen,<br />
einen jungen Gambier bei einer<br />
Kontrolle massiv misshandelt zu<br />
haben, so dass dieser einen Knochenbruch<br />
unter dem Auge (Orbitaboden)<br />
und eine Rippenverletzung<br />
davontrug. Gemäss den Beschuldigten<br />
verhielt sich der Gambier bei<br />
der Kontrolle «renitent» (konkret: er<br />
trank aus seiner Cola-Flasche und<br />
betätigte sein Handy). Die Polizisten<br />
sahen sich daher gezwungen einen<br />
«Handgelenkgriff» anzuwenden, wodurch<br />
der Jugendliche unglücklich<br />
zu Boden gestürzt sei. Der Betroffene<br />
selbst berichtet hingegen von<br />
massiven Schlägen auf dem Polizeiposten,<br />
während er bereits mit<br />
Handschellen gefesselt war. Das<br />
gerichtsmedizinische Gutachten<br />
stützt seine Version. So sei es unwahrscheinlich,<br />
dass die Gesichtsverletzungen<br />
von einem Aufschlag<br />
auf eine glatte Fläche, sondern eher<br />
von Faustschlägen oder Fusstritten<br />
herrühren. Nachträglich gaben die<br />
Polizisten zu Protokoll, vielleicht sei<br />
der Betroffene ja bei der Festnahme<br />
auf seine eigene Faust oder eine<br />
PET-Flasche gefallen. Das Gericht<br />
sprach die beiden Polizisten frei –<br />
«aus Mangel an Beweisen».<br />
dIe geschIchte<br />
WIederholt sIch<br />
Die beiden exemplarischen Fälle<br />
verweisen auf die Kontinuität eines<br />
grundsätzlichen Musters. Am Anfang<br />
stehen das mediale Aufbauschen<br />
eines angeblichen Problems und<br />
die entsprechende Stigmatisierung<br />
bestimmter Personengruppen. <strong>In</strong>sbesondere<br />
dunkelhäutige Menschen<br />
stehen so nicht nur in den Augen der<br />
Polizei unter dem Generalverdacht<br />
des Drogenhandels. <strong>In</strong> zahlreichen<br />
Fällen werden Betroffene einzig auf<br />
Grund ihrer Hautfarbe kontrolliert<br />
und festgenommen, selbst wenn<br />
keinerlei Hinweise auf Drogen- oder<br />
andere Delikte vorliegen.<br />
Zudem sind die genannten Gruppen<br />
in diesem Zusammenhang auffallend<br />
häufig Opfer von unverhältnismässiger<br />
Gewaltanwendung, die<br />
mit den immer gleichen Floskeln<br />
von angeblich «renitentem Verhalten»<br />
oder «wildem Gestikulieren»<br />
der Betroffenen gerechtfertigt wird.<br />
<strong>In</strong> dieser Logik werden eine Kehlkopfverletzung<br />
oder ein Orbitabodenbruch<br />
zur staatlich legitimierten<br />
Folge für alle, die rassistische Kontrollen<br />
nicht stillschweigend über<br />
sich ergehen lassen.<br />
Schliesslich können gewalttätige<br />
Polizisten auf faktische Straffreiheit<br />
zählen. Werden die entsprechenden<br />
Fälle zur Anzeige gebracht, erfolgt<br />
meist eine Einstellung der Verfahren<br />
oder sie führen «mangels Beweisen»<br />
zu einem Freispruch, da bei<br />
solchen Misshandlungen in der Regel<br />
keine unabhängigen Zeug_innen<br />
zugegen sind und die Gerichte die<br />
Glaubwürdigkeit von Polizist_innen<br />
systematisch höher einschätzt als<br />
jene der Betroffenen – selbst wenn<br />
anderslautende rechtsmedizinische<br />
Gutachten vorliegen. Nicht zuletzt<br />
– und auch hier wiederholt sich die<br />
Geschichte immer wieder – ist bei<br />
jedem juristischen Vorgehen gegen<br />
die Polizei mit einer Gegenanzeige<br />
zu rechnen, die in der Regel weit höhere<br />
Erfolgsaussichten hat.<br />
Von den Auswüchsen der grossangelegten<br />
Aktion «Citro» 4 aus<br />
dem Jahr 1998 zu den heutigen<br />
alltäglichen Kontrollen ohne solch<br />
wohlklingende Namen hat sich an<br />
diesem Muster wenig geändert –<br />
abgesehen vielleicht von einer zunehmenden<br />
Professionalisierung<br />
der repressiven Methoden.<br />
und IMMer WIeder: «Wo<br />
unrecht zu recht WIrd,<br />
braucht es WIderstand!»<br />
Die Arbeit wird augenauf leider<br />
noch lange nicht ausgehen und die<br />
eingangs erwähnte Verkehrung von<br />
Unrecht zu Recht hat nichts an ihrer<br />
Aktualität eingebüsst – ganz<br />
im Gegenteil. Gerade in der Migrations-<br />
und Asylpolitik weht den Betroffenen<br />
ein äusserst rauer Wind<br />
entgegen. Nur schon ein Blick auf<br />
das Niveau der aktuellen Debatte<br />
um die «Problemasylanten aus<br />
Nordafrika» reicht aus, um sich von<br />
diesem Umstand zu überzeugen.<br />
Die in diesem Zusammenhang wiederholt<br />
erhobene Forderung nach<br />
<strong>In</strong>ternierungslagern für Flüchtlinge<br />
ist ebenfalls weder neu noch originell,<br />
aber deswegen nicht weniger<br />
beunruhigend. Ganz abgesehen davon,<br />
dass bereits heute in den abgelegenen<br />
und mit restriktiven Hausordnungen<br />
geführten Zentren eine<br />
Form der Unterbringung praktiziert<br />
wird, welche einer <strong>In</strong>ternierung de<br />
facto sehr nahe kommt.<br />
Auch wenn diese repetitiven<br />
Rückschläge und fortschreitenden<br />
Verschärfungen ein grosses Resignationspotential<br />
bergen – unsere<br />
alltägliche Arbeit und die bescheidenen<br />
Erfolge, die wir trotz allem<br />
erreichen, zeigen uns immer wieder,<br />
wie wichtig diese kleinen Widerstände<br />
sind und dass es Gruppen wie<br />
augenauf auch heute noch braucht<br />
– wahrscheinlich mehr denn je.<br />
> AugENAuf bErN <<br />
duNklE gESchÄftE iN koluMbiEN<br />
kohle Für euroPa, zerstörte<br />
lebensräuMe Für caMPes<strong>In</strong>os<br />
dEr AbbAu uNd Export voN kohlE, AN dEM<br />
Auch SchWEizEr koNzErNE WiE glENcorE<br />
uNd xStrAtA bEtEiligt SiNd, vErurSAcht<br />
groSSE uMWEltSchÄdEN uNd vErlEtzt diE<br />
MENSchENrEchtE dEr lokAlEN bEvölkEruNg.<br />
bEfEuErt WErdEN dAMit u.A. kohlEkrAft-<br />
WErkE iN dEutSchlANd, AN dENEN Auch<br />
SchWEizEr StroMkoNzErNE bEtEiligt SiNd.<br />
1 zu cerrejón siehe:<br />
http://www.askonline.ch/themen/wirtschaft-undmenschenrechte/bergbau-und-rohstoffkonzerne/el-cerrejon-und-xstrata/<br />
2 über die proteste<br />
gegen cerrejón<br />
berichtet das kolumbianische<br />
netzwerk<br />
gegen transnationalen<br />
bergbau:<br />
http://www.reclamecolombia.org/index.<br />
php?option=com_co<br />
ntent&view=article<br />
&id=288:pronuncia<br />
miento-de-pueblos-ycomunidades-afectadas-por-los-megaproyectos-mineros-enel-departamento-dela-guajira-colombiareunidos-ente-el-18y-20-de-noviembrede-2011-en-elresguardo-indigenawayuu-provincialmunicipio-barrancas<br />
&catid=22:nacionale<br />
s&itemid=22<br />
Der Titel dieses Artikels ist eine Abwandlung<br />
eines Slogans der Cerrejón-Kohlenmine:<br />
«Kohle für die Welt<br />
– Fortschritt für Kolumbien». Cerrejón<br />
ist die grösste Tagebaumine Lateinamerikas<br />
und gehört zu gleichen<br />
Teilen Anglo American, BHP Billiton<br />
und der Schweizer Xstrata. Die im<br />
Umfeld der grossen Tagebauminen<br />
lebende Bevölkerung kann diesem<br />
Slogan nichts abgewinnen. Die multinationalen<br />
Konzerne bezahlen in<br />
Kolumbien kaum Steuern und Abgaben,<br />
die Umweltkontrollen sind sehr<br />
lasch und der grosse Landbedarf<br />
des Tagebaus hat Tausende Kleinbauern<br />
ihrer Existenz beraubt.<br />
Die grössten Kohlevorkommen<br />
liegen im Nordosten Kolumbiens,<br />
an der Grenze zu Venezuela. Die<br />
Kohleflözen liegen zum Teil nur wenige<br />
Meter unter der Erdoberfläche,<br />
was den Abbau im Tagebau sehr<br />
billig macht. Kolumbien befindet<br />
sich unter den fünf weltweit grössten<br />
Kohleexporteuren, der weitaus<br />
grösste Teil der Produktion von rund<br />
80 Millionen Tonnen wird exportiert,<br />
nach Nordamerika und nach Europa.<br />
Der grösste Teil ist thermische<br />
Kohle und wird für die Stromerzeugung<br />
verwendet. Die kolumbianische<br />
Kohle ist schwefel- und russarm<br />
und ist deshalb sehr begehrt.<br />
Die grösste und älteste Mine ist die<br />
Mine Carbones del Cerrejón, die seit<br />
bald dreissig Jahren produziert. Das<br />
Abbaugebiet nimmt eine Fläche von<br />
69‘000 Ha ein, in etwa die Grösse des<br />
Bodensees. Dazu kommen eine Eisenbahnlinie<br />
von 150 km Länge und<br />
ein Tiefseehafen. Die Mine liegt auf<br />
der Halbinsel Guajira im äussersten<br />
Nordosten des Landes, einer Halbwüste<br />
mit einer grossen indigenen<br />
Bevölkerung. Das Gebiet der Wayuu-<br />
<strong>In</strong>digenen wurde durch die Mine, die<br />
Eisenbahn und den Hafen regelrecht<br />
zweigeteilt, die für die Wayuu heili-<br />
ge Mutter Erde – Woumainkat auf<br />
Wayunaiki – wurde verletzt. Die <strong>In</strong>digenen<br />
wurden bis heute nie gefragt,<br />
ob sie die Mine in ihrer Umgebung<br />
wollen. Dutzende indigene Behausungen<br />
– Rancherias – und Dörfer<br />
von afrokolumbianischen Campesinos<br />
mussten der Mine schon weichen.<br />
Meist wurde den Personen<br />
für ihr Hab und Gut ein miserabler<br />
Preis bezahlt, notfalls wurden sie<br />
mit Gewalt vertrieben, wie 2001 das<br />
Dorf Tabaco. Obwohl sich Cerrejón<br />
als Vorzeigemine versteht und<br />
sogenannt verantwortungsvollen<br />
Bergbau betreiben will, haben die<br />
direktbetroffenen Gemeinschaften<br />
in unmittelbarer Nähe kaum Vorteile<br />
davon. 1<br />
WIderstand gegen<br />
ausbau der MegaM<strong>In</strong>e<br />
Nun will Cerrejón weiter expandieren,<br />
um die Produktion von 30 auf<br />
40 bis 60 Millionen Tonnen auszudehnen.<br />
Dazu müsste sie den Ranchería-Fluss<br />
auf einer Länge von 26<br />
km umleiten, um an die darunter liegenden<br />
Kohlevorkommen heran zu<br />
kommen. Der Ranchería entspringt<br />
im ewigen Schnee der Sierra Nevada<br />
de Santa Marta, und ist nicht nur<br />
die wichtigste Süsswasserquelle der<br />
trockenen Gegend, sondern ist für<br />
die Wayuu heilig. Cerrejón betont,<br />
alles umweltverträglich zu machen<br />
und einen eventuellen Wasserverlust<br />
zu kompensieren. Ebenso betont<br />
Cerrejón, dass sie das Expansionsprojekt<br />
nicht durchführen würden,<br />
wenn die lokale Bevölkerung nicht<br />
einverstanden sei. Seit einigen Wochen<br />
sieht sich Cerrejón aber einem<br />
massiven Widerstand gegen das<br />
Expansionsprojekt gegenüber, und<br />
viele Gemeinschaften, die vor Jahren<br />
ihr angestammtes Wohngebiet<br />
verlassen mussten, protestieren<br />
heute erneut wegen ihrer nach wie<br />
vor misslichen Lage. Trotz mehrerer<br />
grosser Demonstrationen und<br />
der klaren Willensbekundung der<br />
indigenen und afrokolumbianischen<br />
Gemeinschaften, dass sie die Expansion<br />
ablehnen 2 , hält Cerrejón<br />
aber am Projekt fest und versucht<br />
die Bevölkerung zu «überzeugen».<br />
Etwas weiter im Süden, im Nachbardepartement<br />
Cesar bauen der<br />
US-Konzern Drummond, die brasilianische<br />
Vale und die Zuger Glencore<br />
Kohle ab. Die Situation dort ist<br />
noch schlimmer als in der Guajira.<br />
Die Konzerne sind sehr gewerkschaftsfeindlich.<br />
Gegen Drummond<br />
läuft ein Gerichtsverfahren, in dem<br />
das Familienunternehmen aus Alabama<br />
beschuldigt wird, Paramilitärs<br />
bezahlt zu haben, um mehrere<br />
Gewerkschaftsführer zu beseitigen.<br />
Bei Glencore gibt es immer wieder<br />
schwere Arbeitskämpfe mit Streiks,<br />
weil Glencore versucht, den Abschluss<br />
von Gesamtarbeitsverträgen<br />
zu verhindern. Viele Arbeiter sind in<br />
Stellenbörsen und Untervertragsfirmen<br />
ausgelagert und in mehreren<br />
Minen und Tochterunternehmen<br />
gibt es keine Gewerkschaften. Die<br />
lokale Bevölkerung bekommt in den<br />
Minen kaum Arbeit, während durch<br />
den Landbedarf der Minen viele Arbeitsplätze<br />
in der Landwirtschaft<br />
verloren gingen. Mehrere Kleinbauernsiedlungen<br />
sind völlig von den<br />
Minen eingekreist und haben kaum<br />
mehr Land zum Anbau von Nahrungsmitteln<br />
zur Verfügung. Durch<br />
die zugezogenen Minenarbeiter ist<br />
auch das allgemeine Preisniveau<br />
›<br />
intErnationalistischE<br />
megafon nr. 363, Januar 2012 29