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Lane und ihr revolutionärer Kämpfer

Eine junge lesbische Frau und ein alter Mann. Höchstens gute Freundschaft würde sich da entwickeln können. Dass es auch zum größten Glück und massivsten Problemen führen kann, wissen Lane und Thomas zu erzählen.

Eine junge lesbische Frau und ein alter Mann.
Höchstens gute Freundschaft
würde sich da entwickeln können.
Dass es auch zum größten Glück
und massivsten Problemen führen kann,
wissen Lane und Thomas zu erzählen.

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wir hatten fast nur über sie <strong>und</strong> <strong>ihr</strong>e gleichgeschlechtliche Liebe gesprochen.<br />

Trotzdem wollte sie wiederkommen. Angenehm fand ich es schon. Dass sie mir<br />

äußerst sympathisch war, konnte ich mir nicht verheimlichen. Wie gut, dass ich<br />

nicht wusste, dass sie erst zwei<strong>und</strong>zwanzig war, sonst hätte ich wahrscheinlich<br />

von Anfang an ein anderes Bild gehabt. Jetzt hatte ich mit einer zwei<strong>und</strong>dreißigjährigen<br />

Frau geredet <strong>und</strong> das blieb sie auch. Wenn ich in <strong>ihr</strong>em Alter wäre,<br />

hätte ich mich bestimmt in sie verlieben können <strong>und</strong> wäre traurig gewesen,<br />

dass sie von mir nichts wissen wollte. Aber nein, mit zwei<strong>und</strong>zwanzig war ich<br />

viel zu doof, um sie erkennen zu können. Jetzt war ich zu alt. Ich suchte aber<br />

auch nicht mehr nach einer Frau <strong>und</strong> nach einer jungen, der ich die Zukunft<br />

zerstörte, erst recht nicht. Natürlich blieb der Gedanke die liebende Zuneigung<br />

einer Frau zu erfahren, immer verlockend, aber das Thema hatte sich für mich<br />

abschließend erledigt. Wie gut, dass ich bei <strong>Lane</strong> nicht auf solche Gedanken<br />

kommen konnte. Trotzdem freute ich mich darauf sie wieder zu erleben.<br />

Hast du mal ein bisschen Zeit für mich?<br />

„Hast du mal ein bisschen Zeit für mich?“ fragte sie am Telefon, als sie kommen<br />

wollte. Nein, heute wollte sie lieber Kirschkuchen, wenn's ginge <strong>und</strong> nicht<br />

den Apfelstrudel vom letzten mal, aber auch mit Sahne, bitte. „Sahne esse ich<br />

für mein Leben gern. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zuviel davon esse, besonders<br />

mit Pflaumenkuchen im Spätsommer.“ erklärte <strong>Lane</strong> beim Kaffee.<br />

„Hast Angst, dass du zu dick wirst?“ fragte ich verständnisvoll die gertenschlanke<br />

<strong>Lane</strong>. „Du Blöder, Durchfall bekommst du davon.“ reagierte sie, „als<br />

Kind habe ich das oft gehabt. Dabei mag ich doch beides so gerne. Was magst<br />

du denn gerne? Kochst du dir öfter mal etwas? Allein ist das doch bestimmt<br />

ganz schön öde, oder?“ fragte sie mich. „Ja, es gibt vieles, was alleine öde ist.<br />

Zuerst nimmst du es noch wahr, aber es wird schnell ganz selbstverständlich.<br />

Ich hätte früher nie gedacht, dass ich ein Leben als Eremit ertragen könnte,<br />

<strong>und</strong> jetzt empfinde ich nichts dabei, fühl mich ganz wohl.“ antwortete ich.<br />

„Warum legst du dir keine Fre<strong>und</strong>in zu? Du bist ausgesprochen passabel.“<br />

meinte <strong>Lane</strong>. „Oh, danke für das Kompliment, aber ich habe noch nicht genug<br />

gespart, um mir eine zulegen zu können. So preiswert sind die ja heute nicht<br />

mehr. Dauernd wollen sie Clips, Colliers <strong>und</strong> Brillies <strong>und</strong> dazu noch ständig<br />

neue Roben, verstehst du?“ ich dazu. „Du hast schon Recht. Ihr müsstet euch<br />

lieben, nicht wahr, <strong>und</strong> das ergibt sich eben nicht mal so mit sieben<strong>und</strong>sechzig.<br />

Meine Mutter hat auch keinen Lover. Die ist acht<strong>und</strong>vierzig, aber das wäre dir<br />

sicher viel zu jung, obwohl sie in Wirklichkeit, schätze ich mal, viel älter ist als<br />

du. Sie gehört zu den Leuten, von denen man annimmt, dass sie schon alt geboren<br />

sind. Mit fünf<strong>und</strong>zwanzig denken sie wie mit fünf<strong>und</strong>sechzig.“ erklärte<br />

<strong>Lane</strong>. „Ich komme mir auch vor, als ob ich dächte, wie mit fünf<strong>und</strong>zwanzig.“<br />

behauptete ich, „Wenn du nicht absichtlich dein Denken vergreisen lässt, wird<br />

das bei allen Menschen so sein. Dein Körper <strong>und</strong> deine Psyche sind etwa<br />

gleichzeitig erwachsen. Dein Körper baut wieder ab, aber die Struktur deiner<br />

Psyche ändert sich durch deine Erfahrungen in der Regel nur minimal.“ „Du<br />

meinst also, du hättest mit zwei<strong>und</strong>zwanzig nicht anders gedacht als jetzt, <strong>und</strong><br />

ich würde mit sieben<strong>und</strong>sechzig auch so denken wie jetzt?“ fragte <strong>Lane</strong>. „Ich<br />

denke, deine Erfahrungen verändern schon deine Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Bewer-<br />

<strong>Lane</strong> <strong>und</strong> <strong>ihr</strong> <strong>revolutionärer</strong> <strong>Kämpfer</strong> – Seite 9 von 23

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