uNteR StROM Reinhard Mathis steht bei illwerke vkw an der Spitze der „Zukunftswerkstatt“ für Energieeffizienz und Alternativenergien. Mit ihm hat auch die Elektromobilität im Ländle Einzug gehalten. 8 <strong>MAGAZIN</strong>
Der Verkauf eines Autos ist nicht der Abschluss eines Geschäftes, sondern der Beginn einer Beziehung, stellte Automobilpionier Henry Ford vor gut hundert Jahren fest. Und bis heute sind Fahrzeuge mehr als Mittel zum Zweck. Sie wecken Emotionen, werden oft zur Leidenschaft. „Was das betrifft, ist bei uns zuhause verkehrte Welt“, gibt DI Dr. Reinhard Mathis unumwunden zu. „Autos kauft meine Frau, ich handle nur den Preis aus.“ Ein Faible für Fahrzeuge konnte man dem 55-Jährigen bislang nicht nachsagen – dann kam die VLOTTE. MoToR fÜR ERnEUERbaRE EnERGiEn. Nach Abschluss der HTL für Maschinenbau spezialisierte sich der gebürtige Hohenemser an der TU München auf Energie- und Kraftwerkstechnik. Dort machte er auch seinen Doktor. Die berufliche Laufbahn führte Mathis unter anderem ans Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, wo er sich mit der Kernfusion beschäftigte: dem physikalischen Vorgang, der die Sonne glühen lässt. In ihrem Kern verschmelzen unter gewaltigem Druck Wasserstoffatome zu Helium. Dabei werden unglaubliche Mengen Energie frei. Würden Wissenschaftler es schaffen, dieses Sonnenfeuer auch auf Erden zu entfachen, wären die Energie- und Klimaprobleme von heute auf einen Schlag gelöst. Doch die Kernfusion ist noch Zukunftsmusik – das heißt, den bekannten Herausforderungen muss vorerst auf anderem Wege begegnet werden. Der vormalige Fusionsforscher hat diese Aufgabe bei illwerke vkw übernommen: als Leiter des Bereiches „Energieeffizienz und Alternativenergien“, der als Reaktion auf den Klimawandel und die globale Energiediskussion im vergangenen Herbst eingerichtet worden ist. „Insgesamt zwölf Mitarbeiter sind derzeit bereits in diesem Bereich tätig, unterstützt werden wir von den Engineering-Teams der VKW-Netz AG und der Illwerke“, schildert Mathis. Hauptaufgabe sei die Energieberatung. „Wir waren beispielsweise maßgeblich an der Planung von ‚vamos’ beteiligt, dem Energiesparhaus der VKW.“ Mit Rat und Tat bringt er sich mit seinem Team zudem bei der Konzeption sowie dem Betrieb umweltfreundlicher Biomasse-Heizwerke von illwerke vkw ein, ebenso beim Aufbau neuer Strukturen für alternative Energiegewinnung. Darunter fällt auch die Photovoltaikanlage, die im August auf dem VKW-Gelände in Betrieb genommen wird, um die ersten 40 heimischen Elektrofahrzeuge mit erneuerbarer Energie zu versorgen. kalifoRniEn, lonDon, VoRaRlbERG. „Unsere Gesellschaft beruht auf Mobilität, und wir werden trotz aller Informationstechnologie immer mobil bleiben“, sagt Reinhard Mathis. „Tatsache ist, dass wir uns das nur noch mit alternativen Antrieben leisten können.“ In diesem Bewusstsein engagierte er sich im vergangenen Herbst bei der Anbahnung des Elektromobilitäts-Projekts VLOTTE. Erfolgreich: Vorarlberg setzte sich gegen Mitbewerber wie Linz, Salzburg und Graz durch, und in Folge wurde die Vorarlberger Elektroautomobil Planungs- und Beratungs GmbH gegründet, die von Geschäftsführer Gerhard Günther und Projektleiter Christian Eugster geleitet wird, ist nun hauptverantwortlich für die Umsetzung und Betreuung der VLOTTE. „Ich kann mich also zumindest in dieser Sache zurücklehnen und beobachten“, sagt Mathis lachend. Nicht ohne Stolz zeigt der Bereichsleiter die Dimension des heimischen Vorstoßes auf: „Es gibt nur zwei laufende Elektromobilitäts-Projekte weltweit, eines in Kalifornien, dessen Erfolg mehr als umstritten ist, das zweite in London.“ In der britischen Metropole startete Daimler 2007 einen Großversuch mit 100 elektrisch betriebenen „Smart fortwo“. Nun will der deutsche Autokonzern auch Berlin „elektrifizieren“ – und ist mit diesem Vorhaben nicht allein. „Neben Mercedes/Smart in Kooperation mit dem Energiekonzern RWE will auch BMW/Mini mit Vattenfall die Elektromobilität in der Bundeshauptstadt vorantreiben“, weiß Mathis. Bislang habe jedoch keiner mehr als ein, zwei Fahrzeuge in Betrieb genommen. „Bei uns hingegen sind schon knapp 40 im Einsatz“, freut sich der Energieexperte über den Ländle-Vorsprung gegenüber der Millionenstadt. Er ist überzeugt, dass die VLOTTE einen Umbruch der Mobilität bringen wird. „Das Fahrgefühl im Elektrowagen ist ein völlig anderes“, kommt Reinhard Mathis fast ein bisschen ins Schwärmen, „außerdem habe ich kein schlechtes Gewissen mehr wegen der Abgase. Und ich glaube, das ist auch berechtigt.“ » untEr Strom Zur Person DI Dr. Reinhard Rudolf Mathis Alter: 55 Familie: verheiratet Wohnort: Hohenems Bei der VKW seit: 1993 Ausbildung: HTL Maschinenbau, Studium Energie- und Kraftwerkstechnik Hobbys: Skitouren, Spaziergänge mit Hund Shakespeare, Reisen, Gartenarbeit <strong>MAGAZIN</strong> 9