"Schweine-News" Oktober 2012 - Dr. Vet Tierarzt

Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift
für Kunden
1. Oktober 2012
Ausgabe 26
Ausgabe 26
In dieser Ausgabe
Omega-3-Fettsäuren 1
Abferkelstall 2
Beschäftigungsmaterial 4
Abb.1: Leinsamen
Ähnliches gilt für leistungsfähige, gesunde
Sauen und ihre putzmunteren 30
Ferkelchen pro Jahr: Man nehme einfach
einen Futterzusatz/Vormischung/
Ergänzer mit Omega-3-Fettsäuren! Gut
für die Fruchtbarkeit, gut für die Immunität
usw. Ist das so? Ging es früher
nicht auch ohne?
Zunächst einmal gibt es ziemlich viele
verschiedene Fettsäuren, aber alle
kann der Körper selbst herstellen,
sofern er genügend Linolsäure (eine
Omega-6-Fettsäure) und Alpha-
Linolensäure (eine Omega-3-
Fettsäure) aus der Nahrung bekommt.
Diese beiden kann er nicht produzieren,
sie sind also essentielle Fettsäuren.
Mensch und Schwein haben da eins
gemeinsam: Linolsäure gibt es in der
heutigen Nahrung mehr als reichlich-
mager sieht es hingegen bei der Alpha-
Linolensäure aus.
Als der Mensch noch in der Steinzeit
lebte und das Schwein Wald und Wiese
bewohnte, war das Nahrungsspektrum
anders und die Versorgung mit Alpha-
Linolensäure ausgeglichen. Heute hingegen
kommt es zu Problemen, denn
Omega- 3- Fettsäuren sind zentrale
Bausteine für einen funktionierenden
Stoffwechsel, deshalb hat ihr Mangel so
Schweine
News
Wie wichtig sind Omega-3
-Fettsäuren in der
Schweinefütterung?
Von Omega-3- Fettsäuren hat jeder schon gehört und irgendwie sind sie
beim Menschen offenbar für und gegen alles gut: Gegen Herzinfarkt, Bluthochdruck
und Fettleibigkeit, für gesunde Gelenke, gegen Depressionen,
gegen Krebs usw. Der aufgeklärte Erdenbürger schlucke ein paar Fischölkapseln
pro Tag und dem gesunden 100. Geburtstag steht nicht mehr viel
im Wege vermitteln uns Journalisten und Werbefachleute.
Von Tzt. Birte Drews
Abb.2: Chemische Strukturformel
der Alpha-Linolensäure
zahlreiche Folgen. Das merkt man umso
mehr, je höher das Potential der Sauenfruchtbarkeit
wird, bzw. je größer
ein Bedarf ist, wenn zahlreiche Krankheiten
einen hohen Erregerdruck bedingen.
Denn Omega-3- Fettsäuren
spielen bei der Regulierung von Entzündungsprozessen
eine Rolle, genauso
wie bei der Bildung von Hormonen
und, und, und…………
Der Einsatz von Leinsamen, Leinöl,
Rapsöl, Sojaöl, Fischmehl und Fischöl –
alles Lieferanten von Omega-3-
Fettsäuren-kann daher in vielen Betrieben
nach einiger Zeit- ein bisschen
Geduld ist nötig- zu deutlichen Verbesserungen
von Leistung und Gesundheit
führen.
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Warum nicht in allen? Weil zusätzlich
andere Faktoren im Management, in
der Fütterung etc. eine Verbesserung
verhindern können und weil ein Mangel
vorhanden sein muss. Wer schon
einige Monate 2% Rapsöl in der Ration
hat, braucht kein weiteres Produkt mit
Omega-3-Fettsäuren.
Abb.3: Rapsfeld, Quelle: Süddeutsche
Die oben genannten Quellen an Omega-
3- Fettsäuren haben jeweils Vor-
und Nachteile: Abgesehen von Preis
und Handling ist ernährungsphysiologisch
am wertvollsten in Bezug auf Fettsäuren
das (Meeres-)Fischöl. In Fischöl
sind die besonders wichtigen Omega-3
-Fettsäuren EPA und DHA enthalten,
die der Körper sonst erst aus Alpha-
Linolensäure umwandeln muss. Diese
Fähigkeit zur Umwandlung ist nämlich
nicht unendlich: EPA und DHA sind
sozusagen das fertige Möbelstück, die
Alpha-Linolensäure hingegen der Bausatz
von IKEA. Braucht man mehr als
ein Möbel gleichzeitig, begrenzt das
eigene Handwerksgeschick (beim Körper
die Enzymausstattung) die Einrichtung
der Wohnung.
Fischmehl enthält auch noch gewisse
Mengen an EPA und DHA, allerdings
schwanken die Gehalte je nach Qualität,
Verarbeitung und Lagerung des
Fischmehls stark.
Pflanzliche Öle enthalten nur die Alpha
-Linolensäure, am meisten enthält Leinöl,
danach folgen Raps- und Sojaöl.
Trotzdem sollte man auf pflanzliche Öle
zurückgreifen, der Preis für Fischprodukte
wird angesichts der starken
Überfischung eher steigen als sinken
und die Versorgung mit Omega-3-
Fettsäuren lässt sich langfristig auch
über Pflanzenöle sicherstellen. Am
Anfang wartet man vielleicht ein bisschen
länger auf die positiven Effekte-
aber der Aufbau eines gesunden und
leistungsfähigen Schweinebestandes
ist ohnehin ein Langzeitprojekt.
Klauenkorrektur bei einem Minischwein
Bei Minischwein „Elli“ war die Pediküre fällig. Mittels Klauenzange wurden die
stark angewachsenen Klauen gekürzt und anschließend mit einer Raspel in
Form gebracht. Zu diesem Zweck wurde Elli in Narkose gelegt. Nach getaner
Arbeit konnte sie wieder ungehindert laufen. M.U.
Abb.4: Vor der Korrektur
Abb.5: Der Tierarzt bei der Arbeit
Abb.6: Das Kürzen der Afterklauen Abb.7: Nach der Korrektur
Sind
Kotabwurfschlitze
erlaubt?
Beim Umbau von Stallanlagen für die
Gruppenhaltung von Zuchtsauen, um
den Kot leichter entfernen zu können,
bzw. in Ferkelaufzuchtbuchten sind
Kotabwurfschlitze durchaus üblich
bzw. oft zu sehen.
Die Bodenbeschaffenheit in Schweinestallungen
ist in der Anlage 5 der
2. THVO, Z 2.2. geregelt.
Im Handbuch Schweine finden sich
hinsichtlich der Kotabwurfschlitze
folgende Regelungen:
Kotabwurfschlitze sind von der Regelung
der Spaltenweite ausgenommen.
Sie sind aber nur am Rand einer
Bucht zulässig, dürfen zu keinen Verletzungen
an den Tieren führen und
nur so breit sein, dass sich die Gliedmaßen
nicht einklemmen können.
Kotabwurfschlitze sollten bei Aufzuchtferkeln
höchstens 5 cm, bei
Mastschweinen maximal 8 cm und
bei Zuchtsauen maximal 8 bis 10 cm
betragen.
Abb. 8: Kotabwurfschlitz
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Rück- und Ausblick zum „heißen“ Thema
Abferkelbuchten
Jetzt, wo die „heißeste Phase“ der Diskussionen rund um die Abferkelbuchten schon abgeklungen ist und ein
zumindest annehmbarer Kompromiss gefunden wurde, möchte ich einen kleinen Beitrag dazu liefern.
Ich habe oft zu recht den Vorwurf gehört,
es würden ja nur Leute, die keine
Ahnung haben von einer Abferkelbucht
und geschweige denn, von der
Arbeit darin, Entscheidungen treffen,
die dann die Landwirte ausbaden
müssten. Zum Glück stimmt das nicht
ganz so. Es zerbrechen sich schon seit
Jahren auch Menschen über dieses
Thema den Kopf, die etwas davon verstehen
und die auch die ökonomische
Seite des Problems nicht unter den
Tisch fallen lassen. Von so einem Treffen
handelt dieser Artikel. Im Dezember
2011 fand auf der Veterinärmedizinischen
Uni Wien ein drei tägiger Arbeitskreis
zum Thema- freie Abferkelbuchten-
statt. 33 Teilnehmer aus 8
verschiedenen EU – Ländern, tätig in
den Bereichen Landwirtschaft- Schweineproduktion,
Tiermedizin und Wis-
Abb.9: Welser Abferkelbucht
senschaft , versuchten die Anforderungen
von Seiten der Sauen und Ferkel-
der Bauern und der ökonomischen Aspekte
unter einen Hut zu bekommen,
was ein äußerst schwieriges Unterfangen
war und noch immer ist.
Ausblick in die Zukunft:
Novelle der 1. Tierhaltungsverordnung:
3.3. Haltung in Abferkelbuchten:
Ab 01.01.2033 - für alle Betriebe:
Homöopathie:
Von Dr. Doris Verhovsek
Abb.10: FAT 2-Abferkelbucht
• Haltung in freien Abferkelbuchten ab
fünf Tagen vor dem zu erwartenden
Abferkeln sowie während des Abferkelns
und Säugens.
• Gestaltung der Abferkelbuchten so,
dass sich Sauen und Jungsauen frei
bewegen und die Ferkel ungehindert
gesäugt werden können.
• Mindestfläche von 5,50 m2/Sau einschließlich
der Liegenester für die Ferkel;
mindestens die Hälfte davon muss
dem Liegebereich von Sau und Ferkeln
zugeordnet sein.
• Mindestbreite der Abferkelbucht
von160 cm.
• Fixierung der Sau bis zum Ende der
kritischen Lebensphase der Saugferkel
zum Schutz der Saugferkel vor Erdrücken
zulässig.
Projekt zur Evaluierung der Abferkelbuchten:
• bis 31.12.2017 von BMG und BMFLUW
durchzuführen.
• Ziel: Entwicklung alternativer Verfahren
zur Verbesserung sowie Adaptierung
der bestehenden Abferkelbuchtsysteme
im Sinne des Tierschutzes.
• Untersuchungsgegenstand:
- Dauer der kritischen Lebensphase
der Saugferkel
- ökonomische, arbeitstechnische und
ökologische Auswirkungen der Abferkelsysteme
=> Auf Grund der Ergebnisse dieses
Projekts können sich Änderungen hinsichtlich
der eben angeführten Haltungsbedingungen
ergeben.
Rückblick auf den Arbeitskreis-
Freies Abferkeln:
Um nicht den Rahmen dieser Zeitung
zu sprengen, sind hier nur ein paar
Diskussionspunkte zur freien Abferkelbucht
mit zeitweiser Fixierungsmöglichkeit
der Sauen angeführt.
Mindestbuchtengröße
Die im Gesetz vorgeschriebenen
5,5m² sind die absolute Mindestgröße.
Aus Erfahrungen aus der Schweiz weiß
man, dass diese Größe zu klein ist.
Jedenfalls ist nicht nur die Größe, sondern
auch die Struktur- das Design-
der Bucht ausschlaggebend für das-
Funktionieren.
Abb.11: Abferkelbucht Gießhübel
Fortsetzung auf Seite 4
Ausgabe 26 Seite 3

Schweine -
News
DR.VET - Die Tierärzte
Jöss 6a, 8403 Lebring
Für den Inhalt verantwortlich:
Dipl.Tzt. Markus Urschler
Dr. Ursula Friedmann
Dr. Doris Verhovsek
Tzt. Birte Drews
Dr. Peter Irgang
Telefon Apotheke: 03182/4166
E-Mail: office@dr-vet.at
Notruf Schwein: 0664/8341769
> Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa, So und
Feiertag
w w w. d r - v e t . a t
Die nächste Ausgabe der
Schweine-News erscheint im
Jänner 2013
Fortsetzung von Seite 3
Zeitpunkt der Fixierung der Sau:
J. Troxler von der Vet Uni Wien schlug
dazu vor:
-Fixierung der Sauen beim Einstallen in
die Abferkelbuchten , da die Sauen in
dieser Phase weniger auf Sauberkeit
der Bucht achten.
Abb.12: Abferkelnest Fa. Moser;
Schweiz
- Öffnen des Kastenstandes 12-24h vor
Geburtstermin, damit die Sauen ihr
Nestbauverhalten ausleben können
Beschäftigungsmaterial
-Fixierung der Sauen ab Geburtsbeginn
für 3-4 Tage, um Erdrückungsverluste zu
vermeiden.
Nestbaumaterial:
Einigkeit herrschte bei der Frage um
die Wichtigkeit des Nestbauens für die
Sauen. Aber bezüglich des Materials
war allen Beteiligten klar, dass Stroh
und Heu zwar die besten Varianten für
die Sauen wären, aber aufgrund der
Güllekanäle, der verlängerten Arbeitszeit,
aus Kostengründen und aus hygienischen
Aspekten ein Problem darstellen.
In Ländern wie Holland ist es mittlerweile
schwierig und auch teuer hochwertiges
Stroh zu bekommen. So werden
teilweise zerrissene Jutesäcke als
Nestbaumaterial verwendet.
Bodenbeschaffenheit:
Dieser Aspekt ist zweifellos einer der
schwierigsten. Denn der Boden sollte
ein hohes Maß an Hygiene bieten, aber
auch Nestbaumaterial zulassen können
und keine Verletzungsgefahr darstellen.
Am Ende des Arbeitskreises war klar,
dass noch weitere Forschungsarbeit
nötig sein wird, um alle Anforderungen
an eine Freie Abferkelbucht erfüllen zu
können. Und dass so ein System nicht
von heute auf morgen per Gesetz beschlossen
werden kann.
Diese Bilder zeigen eine Möglichkeit der Anbringung von Beschäftigungsmaterial.
Abb.13-17: Das Holz ist
schnell und einfach
montiert .
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