Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck

KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT IM
Bericht an die
BERGISCHEN STÄDTEDREIECK
Bergische Entwicklungsagentur GmbH
Jan Fasselt, Franz Flögel, Stefan Gärtner (Projektleitung), Jürgen Nordhause-Janz und Christoph
Krafczyk
© 2010 | I NSTITUT A RBEIT UND T ECHNIK | G ELSENKIRCHEN

Autoren
Institut Arbeit und Technik
Franz Flögel
Dr. Stefan Gärtner
Jürgen Nordhause-Janz
Unter Mitarbeit von Anita Pöltl
Ansprechpartner: Franz Flögel; floegel@iat.eu; 0 209 1707-203
StadtRaumKonzept
Jan Fasselt
Christoph Krafczyk
Im Auftrag der
Bergischen Entwicklungsagentur GmbH
Kölner Straße 8
42651 Solingen
Gelsenkirchen und Dortmund, September 2010

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beitrag der Kultur- und Kreativwirtschaft zur
Bruttowertschöpfung im Branchenvergleich 2006 .................................................................... 9
Abbildung 2: Zahl der Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft
und der Gesamtwirtschaft – Veränderung 2007/2003 in % – ................................................ 18
Abbildung 3: Umsätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft und der
Gesamtwirtschaft .................................................................................................................... 20
Abbildung 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Erwerbstätige
in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck – 1999
bis 2008 ungewichtet – ........................................................................................................... 22
Abbildung 5: Entwicklung der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck, NRW
und Deutschland – Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
(ungewichtet) – ....................................................................................................................... 24
Abbildung 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck, NRW und Deutschland – Veränderungen Juni 2008
gegenüber Juni 2003 in % (ungewichtet) – ............................................................................ 25
Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck insgesamt und in den Städten der Region –
Veränderungen Juni 2008 gegenüber Juni 2003 in % (ungewichtet) – ................................. 26
Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft – das Bergische Städtedreieck im Regionenvergleich,
Veränderung Juni 2008/2003 in % – ...................................................................................... 28
Abbildung 9: Verteilung der Beschäftigten in der Kultur- und
Kreativwirtschaft ..................................................................................................................... 29
Abbildung 10: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der KKW .................................... 30
Abbildung 11: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck – Veränderung Juni
2008/2003 absolut (ungewichtet) – ........................................................................................ 32
Abbildung 12: Die Kompetenzfelder in der KKW im Bergischen
Städtedreieck .......................................................................................................................... 40
1

Abbildung 13: Regionale Verteilung der Unternehmen im Kompetenzfeld
Investitions- und Konsumgüterdesign .................................................................................... 44
Abbildung 14: Regionale Verteilung der Unternehmen im Kompetenzfeld
Unternehmenskommunikation ................................................................................................ 50
Abbildung 15: Regionale Verteilung der Unternehmen und
Einrichtungen im Kompetenzfeld Kunst und Kultur ............................................................... 57
Abbildung 16: Institutionen und Orte, die von den Teilnehmern der
Workshops genannt wurden ................................................................................................... 63
Abbildung 17: Wie wird sich der Teilmarkt für die Region entwickeln? .................................. 75
Abbildung 18: Kompetenzfelder und Entwicklungsszenarien ................................................ 85
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft 2003 bis 2008 ............................... 10
Tabelle 2: Entwicklung der Unternehmenszahl nach Teilmärkten der
KKW im Bergischen Städtedreieck – absolute Werte 2003 bis 2007 – ................................. 17
Tabelle 3: Umsatzentwicklung nach Teilmärkten der KKW im Bergischen
Städtedreieck – in Mio. Euro 2003 bis 2007 –........................................................................ 19
Tabelle 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck insgesamt und den Städten der Region – absolute
Veränderungen Juni 2008 gegenüber Juni 2003 (ungewichtet) – ......................................... 27
Tabelle 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in den
Städten der Region – Marktbereiche im Juni 2008 (absolute Werte) – ................................. 31
Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt und den
Städten der Region – Spezialisierungsvorteile (Standortkoeffizient*) im
Vergleich zu NRW 06/2008 (ungewichtet) – .......................................................................... 34
Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt und den
2

Städten der Region – Spezialisierungsvorteile (Standortkoeffizient*) im
Vergleich zu NRW 06/2008 (gewichtet) – .............................................................................. 35
Tabelle 8: Potenzialfaktoren der KKW im Bergischen Städtedreieck
insgesamt und den Städten der Region ................................................................................. 38
Tabelle 9: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kompetenzfeldern
der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck
insgesamt und den Städten der Region – Spezialisierungsvorteile
(Standortkoeffizient*) im Vergleich zu NRW 06/2008 (ungewichtet) – ................................... 40
Tabelle 10: Steckbrief Kompetenzfeld Investitions- und
Konsumgüterdesign ................................................................................................................ 43
Tabelle 11: Steckbrief Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation .................................. 49
Tabelle 12: Steckbrief Kompetenzfeld Kunst und Kultur ........................................................ 56
Tabelle 13: Akteurs-Portfolio Investitions- und Konsumgüterdesign ..................................... 88
Tabelle 14: Akteurs-Portfolio Unternehmenskommunikation ................................................. 91
Tabelle 15: Akteurs-Portfolio Kunst und Kultur ...................................................................... 94
3

Gliederung
A Einleitung 6
A.1 Was ist Kultur- und Kreativwirtschaft? 6
A.2 Bedeutung und Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft
A.3 Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck: Mehr als
8
Bausch und Cragg?! 11
B Datenauswertung 13
B.1 Methodische Vorbemerkungen
B.2 Unternehmenspotenziale und Umsatzentwicklungen in der Kultur- und
13
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck
B.3 Beschäftigungspotenziale und -entwicklungen in der Kultur- und
16
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck 21
B.4 Begrenztheit statistischer Untersuchungen und deren Überwindung 36
C Qualitative Beschreibung der Kompetenzfelder 42
C.1 Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign 43
C.2 Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation 49
C.3 Kompetenzfeld Kunst und Kultur 56
D Institutionen, Orte und Standortpotenziale 62
D.1 Orte und Institutionen 62
D.2 Standortpotenziale 65
E Entwicklungsvarianten 69
E.1 Kontextuale Veränderungen der KKW in Bergischen Städtedreieck 69
E.1.1 Allgemeine Entwicklungen und Trends in der KKW 70
E.1.2 Entwicklungen im Bergischen Städtedreieck 72
E.2 Die Akteurssicht: Die Kulturschaffenden, die Kreativen und die Städte 74
E.2.1 Investitions- und Konsumgüterdesign 76
E.2.2 Unternehmenskommunikation 78
E.2.3 Kunst und Kultur 80
E.3 KKW im Bergischen Städtedreieck: Wohin geht die Reise? 82
4

F Handlungsempfehlungen 86
F.1 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld Investitions- und
Konsumgüterdesign 86
F.2 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation 88
F.3 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld Kunst und Kultur 91
F.4 Nicht zuletzt… 95
Literatur 96
Anhang 98
Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft nach 5 Stellern der WZ 2003 98
Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft nach 5 Stellern der WZ 2008 100
Liste der Workshop- und Interview-Teilnehmer 102
Workshop Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign 102
Workshop Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation 103
Workshop Kompetenzfeld Kunst und Kultur 104
Workshop Kompetenzfeld Kunst und Kultur (öffentliche Kultur) 105
Interviews 105
5

A Einleitung
Kultur und Kreativität als Wirtschaftsfaktor sind in jüngster Zeit in den
Blickpunkt von Wissenschaft, Politik, Regionalentwicklung und Wirt-
schaftsförderung gerückt. Die damit intendierten Wirkungen, Erwar-
tungen und Ziele sind vielfältig. Die Begriffe sind schwammig definiert
und führen oftmals zu einer Generalisierung. Dies birgt die Gefahr,
vorhandene Potenziale nicht richtig zu nutzen und dort auf Kultur- und
Kreativwirtschaft zurückzugreifen, wo eigentlich andere Stärken und
ökonomische Faktoren gefragt sind. Vor diesem Hintergrund ist es
von besonderer Bedeutung, auf das Spezifische an der regionalen
Kultur- und Kreativwirtschaft zu fokussieren, da ansonsten regionale
Wettbewerbsvorteile verloren gehen. Der hier vorliegende Bericht
versucht, das Bergische Städtedreieck hinsichtlich seiner Einzigartigkeit
im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft vorzustellen.
A.1 Was ist Kultur- und Kreativwirtschaft?
Ausgangspunkt für diesen Bericht ist die Kultur- und Kreativwirtschaft
(kurz: KKW) als neue bzw. neu wahrgenommene Branche. Dabei
handelt es sich, ähnlich wie in den 1980er Jahren bei der Umweltwirtschaft
oder seit den 1990er Jahren bei der Gesundheitswirtschaft um
einen Wirtschaftsbereich, der traditionell stark reglementiert und/oder
durch öffentliche Einrichtungen geprägt war und der durch veränderte
gesellschaftliche Wertestrukturen (Umweltbewusstsein, Altern/Gesundheitsbewusstsein,
Freizeitorientierung/Ästhetisierung als
expressive Lebensäußerung) an Bedeutung und Dynamik gewinnt.
Die Diskussion um die Finanzierung rückt zunehmend in den Hintergrund
und die Branche wird zum Potenzialfaktor. Gerade kommunale
Kultur wurde früher als eine kommunal bzw. regional zu finanzierende
Daseinsvorsorge betrachtet, um die „kulturelle Versorgung“ der Bevölkerung
und die Attraktivität der Region sicherzustellen. Im Zuge
der zunehmenden privaten Finanzierung und Ökonomisierung von
6

Kultur gerät das wirtschaftliche Potenzial in Form von Arbeitsplätzen
und Steuereinnahmen stärker ins Blickfeld. Es geht neben der Förderung
des privatwirtschaftlichen Potenzials auch um die Aktivierung
des bürgerschaftlichen Engagements für Kunst und Kultur.
Die Bundesregierung hat Anfang 2009 ein Forschungsgutachten veröffentlicht,
in dem ein statistischer Referenzrahmen zur standardisierten
Abgrenzung der KKW als Branche und ihrer Teilmärkte (siehe
Randbemerkung und ausführlich im Anhang) festgelegt wird
(Söndermann et al. 2009b). Die KKW wird dabei als wirtschaftliches
Kompetenzfeld verstanden und im Wesentlichen in Bezug auf ihre
privatwirtschaftlichen Bereiche definiert; öffentlich geförderte Kultur
wird statistisch nur eingeschränkt erfasst. Dieses Branchenverständnis
trennt damit die weitestgehend öffentlich geförderte Kultur von der
privatwirtschaftlichen Kultur ab und fokussiert zusätzlich die Kreativwirtschaft,
wie z.B. Werbung, Architektur, Verlagswesen,
Spieleindustrie oder Design. Überträgt man diesen Standard im Zuge
einer regionalwirtschaftlichen Analyse auf einzelne Regionen, werden
die Regionen herausgestellt, in denen eine Konzentration bzw. Spezialisierung
der privatwirtschaftlichen Kultur- und Kreativwirtschaft
vorliegt. Aufgrund der geringen Berücksichtigung der öffentlichen Kultur
– des Bereiches der mehr oder weniger räumlich gleich verteilt ist
– findet ein kultur- und kreativwirtschaftliches Ranking von Regionen
statt. Dies heißt, dass Städte und Regionen, bei denen die privatwirtschaftliche
Kultur- und Kreativwirtschaft im Landes- bzw. Bundesvergleich
überrepräsentiert ist, als Kultur- und Kreativwirtschaftsregionen
im Sinne eines regionalwirtschaftlichen Clusters hervorstechen und
ggf. förderpolitisch im Fokus stehen werden.
Ungeachtet der Sinnhaftigkeit eines vergleichbaren Standards und
der Fokussierung der Regionen mit relativen Stärken in der KKW ist
es gerade für Regionen mit insgesamt eher schwachem KKW-Profil
bzw. mit einem nur in einzelnen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft
bedeutenden Profil sinnvoll, den Bereich der öffentlich geförderten
Kultur quantitativ und qualitativ ebenfalls abzubilden: So
bildet die öffentliche Kultur oftmals die Basis für kulturwirtschaftliche
12 Teilmärkte der KKW:
1. Musikwirtschaft
2. Buchmarkt
3. Kunstmarkt
4. Filmwirtschaft
5. Rundfunkwirtschaft
6. Markt für darstellende
Künste
7. Designwirtschaft
8. Architekturmarkt
9. Pressemarkt
10. Werbemarkt
11. Software-/Games-
Industrie
12. Sonstige KKW-
Bereiche
7

Spin-offs, hat einen nachfrageseitigen und beschäftigungswirksamen
Stabilisierungseffekt und ist als Standort- bzw. Umfeldfaktor wichtig
für die endogene Lebensqualität sowie das regionale und lokale
Image.
Kultur und Kreativität können aber auch im Sinne von Innovationskulturen
regionale Wirtschaftsfaktoren sein. So wird unter Begriffen wie
„Innovative Milieus“ (Camagni 2003) und „Creative Class“ (Florida
2002) darüber diskutiert, inwieweit bestimmte Kulturen (im anthropologischen
Sinn) bzw. eine kreative Klasse die Innovationsfähigkeit von
Unternehmen und Regionen beeinflussen und wie dies regionalpolitisch
zu nutzen ist. Hinzu kommt, dass es sich bei der Kultur- und
Kreativwirtschaft nicht nur um eine neue Branche mit Beschäftigungsund
Wertschöpfungspotenzial handelt, sondern dass die Arbeits- und
Innovationsprozesse der KKW für viele andere Wertschöpfungsketten
wegweisend sein können, da ihre experimentellen und unkonventionellen
Herangehensweisen eine generelle Vorreiterrolle für innovative
Arbeitsformen haben. Diese Effekte und Wirkungen können also –
auch wenn eine Stadt bzw. Region kein kulturwirtschaftliches Cluster
darstellt – von erheblicher Bedeutung für die regionalwirtschaftliche
Entwicklung sein.
A.2 Bedeutung und Entwicklung der Kultur- und
Kreativwirtschaft
Der KKW wird weltweit ein bedeutender Beitrag zur wirtschaftlichen
Gesamtleistung zugeschrieben. Im Zentrum vieler Hoffnungen stehen
neben indirekten Effekten vor allem konkrete positive Beschäftigungsund
Wertschöpfungserwartungen. Dass diese Hoffnungen allerdings
nicht in jedem Fall („new economy“) und für jede Region in gleicher
Weise erfüllt werden können, wird dabei häufig übersehen
(Leriche/Daviet 2010). So trug diese Branche zwar 2001 7,75 % zum
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA bei, doch ist zu beachten, dass
die USA eine umfangreichere Branchenabgrenzung verwenden als
Großbritannien und Deutschland. Die KKW ist in Großbritannien nur
für etwa 5 % des BIP verantwortlich (Hartley 2006, S. 1-2). In
Richard Floridas (2002)
populäres Konzept unterteilt
die Kreative Klasse in
die Hochkreativen, die in
wissenschaftlichen Berufen
tätig sind (z.B. Ingenieur in
Entwicklungsabteilung), die
creative professionals, die Wissen
in neue Zusammenhängen
anwenden (z.B. Anwälte)
und die Bohemiens, die
künstlerisch Aktiven.
Für Florida sind die ersten
beiden Gruppen entscheidende
Standortfaktoren für
innovative Unternehmen.
Regionen, in denen solche
Menschen gerne leben, sind
für Unternehmen interessant.
Die Bohemiens tragen
in Floridas Konzept im
Wesentlichen dazu bei, dass
eine Region attraktiv (z.B.
tolerant) ist.
8

Deutschland, unter Verwendung der oben beschriebenen Abgrenzung,
war die KKW 2006 mit einem Anteil am BIP von 2,6 % zwar
eine der größten Branchen (vgl. Abbildung 2), nimmt aber nicht den
Stellenwert ein wie etwa in den USA oder GB.
Abbildung 1: Beitrag der Kultur- und Kreativwirtschaft zur Bruttowertschöpfung im
Branchenvergleich 2006
Quelle: (Söndermann et al. 2009b, S. XII)
Wichtiger jedoch als die aktuelle Bedeutung ist das oft unterstellte
Wachstumspotenzial der KKW (Hall 2000). Dieses lässt sich für
Deutschland nur sehr bedingt bestätigen. Für den Zeitraum von 2003
bis 2008 lässt sich zwar ein Wachstum des Umsatzes der KKW von
117 Milliarden Euro auf 132 Milliarden Euro nachweisen, relativ gesehen
jedoch, also als Anteil an der Volkswirtschaftlichen Gesamtleistung,
verlor die KKW sogar an Bedeutung (von 2,8 % auf 2,5 %, vgl.
Tabelle 1). Es ist jedoch ein intensives Firmenwachstum zu verzeichnen
und auch die Anzahl der Beschäftigten in der KKW stieg sowohl
in absoluten Zahlen als auch relativ zum BIP.
9

Tabelle 1: Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft 2003 bis 2008
Kultur und Kreativwirtschaft Anteil an Gesamtwirtschaft
2003 2005 2008 2003 2005 2008
Unternehmen Anzahl
193.967 210.376 238.256 6,7% 6,9% 7,4%
Umsatz in Mio. € 117.047 123.344 131.720 2,8% 2,7% 2,5%
Erwerbstätige Anzahl
Zwischenfazit
931.435 922.087 1.001.674 1
Quelle: (Söndermann et al. 2009a)
Die KKW ist zwar eine bedeutende Branche in Deutschland, sie ist
jedoch nicht so bedeutsam wie in den angelsächsischen Ländern.
Dies liegt vermutlich an der Stärke des produzierenden Sektors in
Deutschland. Das vielfach prognostizierte überdurchschnittliche
Wachstum der KKW konnte jedenfalls für Deutschland nicht bestätigt
werden. Eine Wachstumsstrategie, die überwiegend auf die KKW
setzt, erscheint aus statistischer Sicht somit nicht induziert. Jedoch
können die positiven Effekte der KKW für andere Branchen und die
Regionen in der rein statistischen Auswertung der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung nicht berücksichtigt werden. Zu beachten gilt
ferner, dass höchst unterschiedliche Branchen in der KKW zusammengefast
sind, die z.T. erhebliches Wachstum verzeichnen konnten.
Diese Entwicklungstrends werden unter Kapitel B und E 1.2 näher
diskutiert.
1 Die genaue Erfassung der KKW gestaltet sich schwierig, so dass Zahlen in unterschiedli-
chen Studien erheblich voneinander abweichen können. Im konkreten Fall ist die Zahl
der Beschäftigten in der KKW in einer anderen Studie des gleichen Autors
(Söndermann 2009) deutlich geringer. Hintergrund ist, dass Söndermann eine veränderte
Auswertungsmethode vorschlägt, die insbesondere zu einer erheblichen Reduktion
der Beschäftigten in der KKW führt, da bei einer starren Branchenbetrachtung Arbeitsplätze
im Bereich Verkauf und Service (z.B. Museumscafé) auch als KKW-
Arbeitsplätze bewertet werden, obwohl sie keine künstlerischen / kreativen Aufgaben
beinhalten.
3,1% 3,2% 3,3%
10

A.3 Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck: Mehr als Bausch und Cragg?!
Weder Wuppertal noch Remscheid und auch nicht Solingen werden
als Zentren der KKW wahrgenommen, auch sind die Städte nicht als
kreativwirtschaftliche Hotspots bekannt. Trotzdem trifft man immer
wieder Menschen auf allen Erdteilen dieser Welt, denen die Region
ein Begriff ist. Sie schätzen den Eigensinn, lieben Pina Bausch, verehren
Tony Cragg, mögen das Skurrile der Region und schneiden
gerne mit Solinger Schneidwaren. Dies kommt nicht von ungefähr,
denn die Region bietet für die KKW Standortbedingungen, die andere
Regionen nicht aufweisen, auch wenn die Region nie mit den kulturwirtschaftlichen
Metropolen konkurrieren können wird. Genau dies hat
die Untersuchung so interessant und wichtig gemacht: Eine Positionsbestimmung
für eine Region vorzunehmen, die nicht in der ersten
Liga der Kulturregionen spielt, aber erstens über besondere Potenziale
verfügt und zweitens sich Gedanken machen muss, wie – trotz
nicht optimaler wirtschaftlicher und finanzieller Rahmenbedingungen
– die Lebensqualität, Atmosphäre und Identität erhalten bzw. sogar
verbessert werden kann.
So wurden im Rahmen der durchgeführten Analyse die direkten regionalwirtschaftlichen
Wirkungen (Arbeitsplätze, Wertschöpfung) im
Kontext der indirekten Wirkungen (Image, Umfeldfaktoren, Durchdringungen
anderer Branchen) und Vorbedingungen (Struktur der öffentlichen
Kultur, aber auch Gebäude, Infrastrukturen, Symbole) untersucht.
Dies hat sich im Laufe der Untersuchung als sinnvoll herausgestellt,
da die Region vor allem in Nischenbereichen Stärken aufweist
und infolge der historischen Entwicklung über so genannte kultur-
und kreativwirtschaftliche Möglichkeitsräume, z.B. in Form leer
stehender Flächen und Gebäude, verfügt.
11
©Angelos Giotopoulos Tanztheater
Wuppertal Pina Bausch
©IAT
Kleinteilig, besonders und
teilweise ungenutzt; idealer
Raum zum kreativen Arbeiten
und Wohnen
©IAT

Wir haben die KKW in der Region nicht nur als Cluster betrachtet.
Dies hat hauptsächlich drei Gründe: Erstens, da die KKW vielfältige
Auswirkungen auf andere Wirtschaftsfelder hat und zweitens, da sie
für die Identitäts- und Imagebildung relevant ist. Drittens müssen sich
gerade Regionen mit schwachem KKW-Profil die Frage stellen, wie
man sich in einem aktuell von der Landes- und Bundesregierung als
besonders zukunftsfähig angesehenen Wirtschaftsfeld positioniert,
ohne dabei sein eigenes Profil aufzugeben und allgemeinen Moden
hinterher zu laufen. Daher gehen wir davon aus, dass das Thema
auch für Regionen relevant ist, die branchenübergreifend nicht über
besondere KKW-Potenziale verfügen.
Analyse, Bestimmung und Prognose der Kultur- und Kreativwirtschaft
sowie auf die Region Bergisches Städtedreieck abgestimmte Handlungsempfehlungen
können nur durch einen Methodenmix aus quantitativ-statistischen
Analysen, qualitativ-akteursfokussierten Ansätzen
und Vergleichsanalysen erfolgen, deren Ergebnisse mit den Akteuren
rückgekoppelt werden. Der vorliegende Bericht gliedert sich dementsprechend
in folgende Abschnitte: Abschnitt B beschreibt den Stand
und die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck anhand statistischer Daten und ermittelt Kompetenzfelder.
Abschnitt C beschreibt die ermittelten Kompetenzfelder qualitativ.
Abschnitt D identifiziert wichtige Orte und Institutionen für die Kulturund
Kreativwirtschaft in der Region und arbeitet Standortpotenziale
heraus. In Abschnitt E werden für die Kompetenzfelder Entwicklungsszenarien
erstellt. Aus diesen werden dann in Abschnitt F die Handlungsempfehlungen
abgeleitet.
12

B Datenauswertung
Auch wenn die Realität in der KKW mittels mathematisch-statistischer
Verfahren nur sehr eingeschränkt eingefangen werden kann, bildet
eben diese Analyse die Basis für die meisten Berichte. Dies ist auch
sinnvoll, denn erstens ist damit eine regionale Vergleichbarkeit gegeben
und zweitens kann das Datenmaterial Hinweise auf besondere
Potenziale, aber auch Schwächen geben, die bei einer rein qualitativen
Betrachtung aufgrund einer selektiven Wahrnehmung unentdeckt
blieben. So ist auch in diesem Bericht die Datenauswertung zentral
für die empirische Analyse.
B.1 Methodische Vorbemerkungen
Grundlage für die Bestimmung der regional- und volkswirtschaftlichen
Bedeutung der KKW bildet die Wirtschaftszweigklassifikation der Statistischen
Ämter in der Fassung aus dem Jahr 2003 (WZ 2003). Diese
hat sich zwar in Bezug auf die branchenseitige Ausdifferenzierung
gegenüber älteren Fassungen deutlich verbessert, nach wie vor existieren
jedoch keine verbindlichen institutionellen Abgrenzungen wichtiger
Querschnittsbranchen wie etwa der IT-Wirtschaft, der Gesundheitswirtschaft
oder wie im vorliegenden Fall der KKW. Analysen, die
sich auf diese neuen und wichtigen Branchen beziehen, sind vor diesem
Hintergrund auf eine eigene, auf der jeweiligen Wirtschaftszweigsystematik
basierende Abgrenzung der relevanten
Querschnittsbranchen angewiesen.
Dem vorliegenden Bericht liegt die im Jahre 2008 von der Wirtschaftsministerkonferenz
der Länder verabschiedete und von der
Bundesregierung 2009 veröffentlichte Abgrenzung für die KKW (vgl.
Kapitel E.1 und Anhang) zugrunde. Wie bereits in der Einleitung dargelegt,
konzentriert sich diese Abgrenzung, der auch der Großteil der
KKW-Berichte folgt, auf den privatwirtschaftlichen Teil der Branche,
13

also auf den Teil, der sich – so die Annahme – regional konzentriert.
Üblicherweise – und auch bei der Abgrenzung der Bundesregierung –
werden hierzu Gewichtungen der einzelnen Teilmärkte vorgenommen,
in denen ein hoher öffentlich-rechtlicher Kulturanteil vermutet
werden kann (vgl. Söndermann 2009 sowie Anhang des vorliegenden
Berichts). Für die quantitativ-statistische Darstellung der KKW im
Bergischen Städtedreieck sind wir dieser – unseres Erachtens zu kurz
greifenden – analytischen Betrachtung aus den bereits im vorangegangenen
Abschnitt dargestellten Überlegungen heraus nur teilweise
gefolgt. Soweit dies nicht anders vermerkt wird, beziehen die statistischen
Analysen zur Beschäftigungsentwicklung deshalb den öffentlichen
Kulturbetrieb mit ein.
Weitere methodische Schwierigkeiten ergeben sich aus den zur Verfügung
stehenden Quellen der öffentlichen Statistik und den von ihnen
jeweils erfassten Merkmalen. So lassen sich Angaben zu regionalen
Unternehmenspotenzialen sowie zur wirtschaftlichen Leistung
und dem Umsatz lediglich aus der Umsatzsteuerstatistik entnehmen.
Allerdings sind einige Einschränkungen zu berücksichtigen:
Zum einen beinhaltet die Statistik lediglich Unternehmen, die der Umsatzsteuerpflicht
unterliegen. Der nicht umsatzsteuerpflichtige Kulturbetrieb
der öffentlichen Hand wird damit nicht von der Statistik erfasst.
Zum anderen bedeutet die Beschränkung auf umsatzsteuerpflichtige
Unternehmen auch, dass privatwirtschaftliche Unternehmen, deren
Umsätze unterhalb der Abschneidegrenze zur Umsatzsteuerpflicht
liegen (derzeit 17.500 Euro im Jahr), von der Statistik ebenfalls nicht
erfasst werden.
Mit zunehmender sektoraler und regionaler Ausdifferenzierung und
Tiefengliederung der für eine regionalwirtschaftliche Analyse der KKW
notwendigen Daten wächst zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Daten
von den Statistischen Ämtern aus Datenschutzgründen nicht mehr
in der notwendigen und gewünschten regionalen und sektoralen Gliederungstiefe
zur Verfügung gestellt werden können. Eine detaillierte
Ausdifferenzierung von Umsatz- und Unternehmenszahlen nach allen
Sub-Teilmärkten und einzelnen Städten der Region konnte aus da-
14

tenschutzrechtlichen Gründen deshalb nicht durchgeführt werden.
Neben den angesprochenen datenschutzrechtlich bedingten Darstel-
lungsproblemen von Regionalanalysen ist zu berücksichtigen, dass in
der Umsatzsteuerstatistik die Umsätze den Unternehmen vollständig
nach ihren Unternehmenssitzen zugeordnet werden. 2
Auch bei der Beschäftigtenstatistik, die im vorliegenden Bericht für die
Analyse der Beschäftigtenentwicklung in der KKW herangezogen
wurde, gibt es Einschränkungen: Nicht erfasst sind in der BA-Statistik
die gerade in der KKW wichtigen Selbständigen. Für eine grobe
Schätzung wurde daher zusätzlich die Umsatzsteuerstatistik herangezogen.
Geht man davon aus, dass in jedem Unternehmen mindestens
ein Selbständiger tätig ist, lassen sich über die in der Umsatzsteuerstatistik
erfassten Unternehmen näherungsweise die Zahl der
Selbständigen (mit mehr als 17.500 Euro Geschäftsumsatz) abschätzen.
Zusammen mit der Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
erhält man so ein realistischeres Bild der Erwerbstätigkeit
in der Branche.
Die quantitative Analyse gliedert sich vor allem in die drei folgenden
Bereiche: Unternehmenspotenziale und Umsatzentwicklung (B.2) und
die Beschäftigtenzahlen und -entwicklung (B.3). Ferner wurde zur
Überwindung der Begrenztheit öffentlicher Statistiken eine eigene
KKW-Unternehmensdatenbank für das Bergische Städtedreieck zusammengetragen
und ausgewertet (B.4).
2
Mögliche wirtschaftliche Tätigkeiten von Niederlassungen in anderen Regionen lassen
sich somit nicht den jeweiligen Standortregionen zuordnen. Allerdings gehen wir davon
aus, dass Konzernstrukturen mit Niederlassungen in anderen Regionen Deutschlands
in der KKW im Bergischen Städtedreieck im Vergleich zu anderen Branchen und Regionen
relativ wenig vertreten sein dürften, so dass sich die hierdurch bedingten regionalen
Zuordnungsprobleme von Unternehmen und Umsätzen folglich in vernachlässigbaren
Größenordnungen bewegen sollten.
15

B.2 Unternehmenspotenziale und Umsatzentwicklungen
in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen
Städtedreieck
Betrachtet man zunächst das im Bergischen Städtedreieck vorhandene
quantitative Unternehmenspotenzial, so zeigen sich folgende Entwicklungen
(vgl. Tabelle 2): Insgesamt waren in der Region laut Umsatzsteuerstatistik
im Jahr 2007 1.726 Unternehmen der KKW aktiv.
Der Großteil dieser Unternehmen (64 %) hatte seinen Sitz in Wuppertal.
Gemessen an der Gesamtwirtschaft ist dieser städtische Unternehmensanteil
in der Region leicht unterdurchschnittlich (68 %). Mehr
als 21 % der kultur- und kreativwirtschaftlichen Unternehmen in der
Region entfallen auf den Werbemarkt, bei 15,3 % handelt es sich um
Architekturunternehmen. Weitere 10 % sind auf dem Designmarkt
tätig und mehr als die Hälfte der Unternehmen entfallen auf die übrige
KKW der Region.
16

Tabelle 2: Entwicklung der Unternehmenszahl nach Teilmärkten der KKW im
Des ign
Werbung
Architektur
Film w irtschaft
übrige Kultur- und
Kreativw irtschaft
Kultur- und
Kreativwirtschaft
gesamt
Gesamtwirtschaft
Bergischen Städtedreieck – absolute Werte 2003 bis 2007 –
Be rgische s
Städtedreieck
Quelle: IT-NRW; Berechnungen des IAT
Unternehm en
Remscheid Solingen Wuppertal
Bergische s
Städtedreieck an
NRW in %
2003 157 7 26 124 5,2%
2004 146 7 22 117 4,5%
2005 153 10 24 119 4,4%
2006 162 9 29 124 4,4%
2007 178 13 30 135 4,7%
2003 386 101 241 4,1%
2004 394 41 104 249 4,1%
2005 391 39 92 260 3,9%
2006 392 37 106 249 3,9%
2007 397 42 114 241 3,8%
2003 276 63 179 3,5%
2004 247 31 61 155 3,1%
2005 267 35 67 165 3,3%
2006 254 34 62 158 3,1%
2007 264 33 65 166 3,2%
2003 46 13 7 26 2,7%
2004 47 13 7 27 2,7%
2005 48 12 6 30 2,7%
2006 51 11 11 29 2,8%
2007 52 10 10 32 2,8%
2003 712 91 174 447 3,2%
2004 749 92 172 485 3,2%
2005 762 91 173 498 3,0%
2006 804 94 187 523 3,1%
2007 835 97 206 532 3,0%
2003 1.578 189 372 1.017 3,5%
2004 1.583 184 366 1.033 3,4%
2005 1.621 187 362 1.072 3,3%
2006 1.662 185 394 1.083 3,3%
2007 1.726 195 425 1.106 3,3%
2003 34.267 4.261 6.696 23.310 5,5%
2004 34.453 4.323 6.711 23.419 5,5%
2005 34.924 4.399 6.796 23.729 5,4%
2006 35.158 4.432 6.828 23.898 5,4%
2007 35.397 4.444 6.884 24.069 5,3%
Insgesamt war im Jahr 2007 in der Region 3,3 % der nordrheinwestfälischen
KKW ansässig. Vergleicht man diesen Unternehmensanteil
mit dem Gewicht, das das Bergische Städtedreieck an der Gesamtwirtschaft
des Landes hat (5,3 %), so zeigt sich, dass die Region
in der KKW Nordrhein-Westfalens nur unterdurchschnittlich vertreten
ist. Dies trifft auch bei einer differenzierteren Betrachtung nach einzelnen
Teilmärkten zu.
17

Abbildung 2: Zahl der Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Ge-
‐4,3%
samtwirtschaft – Veränderung 2007/2003 in % –
3,3%
3,5%
2,8%
7,7%
6,9%
9,4%
8,9%
10,4%
13,0%
9,1%
7,6%
9,7%
BRD NRW Bergisches Städtedreieck
13,1%
15,2%
16,2%
18,9%
22,5%
17,2%
26,8%
25,6%
‐10% ‐5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%
Quelle: StaBu; IT-NRW; Berechnungen des IAT
Gesamtwirtschaft
Kultur‐ und Kreativwirtschaft gesamt
Filmwirtschaft
Architektur
Werbung
Design
übrige Kultur‐ und Kreativwirtschaft
In zeitlicher Perspektive zeigen sich im regionalen Unternehmensbe-
stand differenzierte Entwicklungen. Mit Ausnahme des Architekturund
des Werbemarktes ist die Zahl der Unternehmen gegenüber dem
Jahr 2003 in der KKW des Bergischen Städtedreiecks deutlich stärker
gestiegen als in der Gesamtwirtschaft der Region. In diesen Wachstumsbereichen
verlief die Entwicklung ähnlich wie im Bundes- oder
Landestrend. Allerdings verliefen die Wachstumsraten mit Ausnahme
der Filmwirtschaft auf einem niedrigeren Niveau als in den Vergleichsregionen.
Der größte Unternehmenszuwachs war in den nicht näher
differenzierbaren übrigen KKW-Teilmärkten zu beobachten (+17,2 %),
gefolgt vom Designmarkt (+13,1 %) und der Filmwirtschaft (+13 %).
Insgesamt hat sich die Zahl der in der KKW tätigen Unternehmen in
der Region im Beobachtungszeitraum um 9,4 % erhöht. Ein deutlich
stärkeres Wachstum der Branche im Unternehmensbestand konnten
allerdings das Land NRW (+16,2 %) und der Bund (+15,2 %) für sich
verbuchen.
18

Tabelle 3: Umsatzentwicklung nach Teilmärkten der KKW im Bergischen
Des ign
Werbung
Architektur
Filmw irtschaft
übrige Kultur- und
Kreativwirtschaft
Kultur- und
Kreativwirtschaft
gesamt
Gesamtwirtschaft
Städtedreieck – in Mio. Euro 2003 bis 2007 –
Bergis che s
Städtedreieck
Umsatz in Mio. Euro
Bergisches
Remscheid Solingen Wuppertal Städtedreieck
an NRW in %
2003 34,63 1,77 21,06 11,81 7,7%
2004 30,90 1,58 17,53 11,79 6,5%
2005 19,38 1,81 4,04 13,52 3,8%
2006 23,71 2,05 3,77 17,90 4,5%
2007 25,70 1,91 4,22 19,58 4,7%
2003 130,90 10,08 51,22 69,60 1,6%
2004 128,11 10,47 49,64 68,00 1,5%
2005 121,39 10,21 46,72 64,46 1,4%
2006 120,53 10,00 47,12 63,41 1,3%
2007 135,50 13,21 49,39 72,90 1,3%
2003 38,63 5,27 8,12 25,24 2,4%
2004 33,78 4,97 7,08 21,73 2,3%
2005 35,96 5,26 6,99 23,71 2,5%
2006 40,66 5,39 8,28 26,99 2,6%
2007 43,26 5,29 8,60 29,37 2,7%
2003 12,24 3,43 2,67 6,14 1,0%
2004 13,23 3,38 2,67 7,18 1,2%
2005 11,96 2,78 4,48 4,71 1,0%
2006 12,76 3,16 4,93 4,66 1,2%
2007 10,72 2,66 5,11 2,95 1,1%
2003 216,87 43,31 39,09 134,46 1,2%
2004 226,49 42,74 43,75 140,00 1,2%
2005 239,18 50,06 49,89 139,23 1,1%
2006 230,00 39,14 47,09 143,77 1,0%
2007 229,97 48,30 63,08 118,59 1,0%
2003 433,27 63,86 122,16 247,25 1,4%
2004 432,50 63,14 120,67 248,70 1,4%
2005 427,87 70,12 112,12 245,63 1,3%
2006 427,65 59,74 111,19 256,72 1,2%
2007 445,15 71,37 130,39 243,39 1,2%
2003 45.165 5.561 5.929 33.675 3,8%
2004 46.111 6.065 5.854 34.193 3,8%
2005 46.049 6.517 5.899 33.632 3,6%
2006 49.395 7.011 6.780 35.605 3,6%
2007 47.853 7.058 6.870 33.925 3,3%
Quelle: IT-NRW; Berechnungen des IAT
Eine ähnliche Tendenz wie bei der Entwicklung der Unternehmens-
zahl zeigt sich bei einer Betrachtung der Umsätze in der KKW des
Bergischen Städtedreiecks (vgl. Tabelle 3). Insgesamt erwirtschafteten
die einschlägigen Unternehmen der Region im Jahr 2007 einen
Umsatz von mehr als 445 Mio. Euro. Werbeunternehmen trugen mit
mehr als 135 Mio. Euro als einzelner Teilmarkt den größten Teil zum
Umsatzvolumen der Branche bei. Insgesamt entfielen rund 1,2 % des
19

Umsatzes der Branche in NRW auf Unternehmen im Bergischen
Städtedreieck. Ähnlich wie bei der Zahl der Unternehmen liegt dieser
Anteil sehr deutlich unter dem Gewicht, den die Region bezogen auf
die Gesamtwirtschaft für das Land besitzt (3,3 %). Lediglich der Landesanteil
der regionalen Designunternehmen liegt mit 4,7 % über dem
Umsatzanteil der Gesamtwirtschaft in der Region. Bei Betrachtung
der einzelnen Städte fällt auf, dass der Umsatz in Solingen in der Designwirtschaft
von 2004 auf 2005 um rund 77 % eingebrochen ist und
sich danach nicht mehr erholt hat.
Abbildung 3: Umsätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Gesamtwirtschaft
– Veränderung 2007/2003 in % –
‐25,8%
‐13,6%
‐19,1%
‐12,4%
2,7%
6,2%
1,2%
12,0%
3,5%
6,0%
6,0%
14,2%
15,6%
21,2%
20,8%
22,0%
19,2%
24,1%
19,9%
25,2%
33,0%
‐35% ‐25% ‐15% ‐5% 5% 15% 25% 35% 45%
Quelle: StaBu; IT-NRW; Berechnungen des IAT
BRD NRW Bergisches Städtedreieck
Gesamtwirtschaft
Kultur‐ und Kreativwirtschaft
gesamt
Filmwirtschaft
Architektur
Werbung
Design
übrige Kultur‐ und Kreativwirtschaft
Betrachtet man die Umsatzentwicklung der KKW im Zeitverlauf, so
zeigen sich folgende Entwicklungen: Insgesamt konnten die Unternehmen
der Branche im Bergischen Städtedreieck im Zeitraum 2003
bis 2007 den Umsatz nominal nur um 2,7 % erhöhen. Dabei verlief
die Umsatzentwicklung in der Region deutlich schwächer als in
Nordrhein-Westfalen (+22 %) und im Bundesgebiet (+14,2 %) insgesamt.
Besonders ausgeprägt waren diese Wachstumsunterschiede im
Designbereich. Hier mussten die Unternehmen der Region sogar
20

Umsatzeinbußen hinnehmen. Ob dies eher den Bereich Grafikdesign
oder Produkt- und Industriedesign betrifft, kann – da sich die Umsatz-
steuerstatistik sektoral nicht tiefer gliedert – nicht festgestellt werden.
Die Unternehmen der regionalen KKW haben sich damit noch
schlechter als die Gesamtwirtschaft der Region entwickelt. Auch hier
blieb die Umsatzentwicklung der Region (+6 %) deutlich unter dem
Landes- und Bundestrend (+20,8 % und +21,2 %). Gleichzeitig fällt
auf, dass die einzelnen Sparten der KKW sich in allen Regionen im
Vergleich zur Gesamtwirtschaft sehr unterschiedlich entwickelt haben.
Kultur- und kreativwirtschaftliche Bereiche mit einer schwächeren
Umsatzentwicklung als in der Gesamtwirtschaft stehen andere Bereiche
mit einer besseren Entwicklung gegenüber. Diese Entwicklungen
sind allerdings regional und sektoral sehr unterschiedlich verlaufen.
Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten, dass bezogen auf die Umsatzentwicklung
im Vergleich zur Gesamtwirtschaft nicht von einer
generellen Wachstumsdynamik der KKW in den letzten Jahren gesprochen
werden kann.
B.3 Beschäftigungspotenziale und -entwicklungen in der
Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck
Informations- und Kommunikationswirtschaft, Gesundheitswirtschaft,
Umweltschutzwirtschaft, High-Tech-Industrie, „new economy“ und
schließlich auch die Kultur- und Kreativwirtschaft stehen für moderne
Sektoren und Querschnittsbranchen, an die in vielfältiger Weise regionale
Entwicklungshoffnungen geknüpft wurden und z.T. immer noch
werden. Dabei beziehen sich diese Hoffnungen nicht nur auf mögliche
indirekt positive (weiche) Effekte für Unternehmen anderer Branchen,
die sich auf der Ebene statistischer Aggregate nur sehr bedingt
nachweisen lassen. Im Zentrum vieler Hoffnungen stehen vielmehr
auch konkrete positive Beschäftigungs- und Wertschöpfungserwartungen.
Zur Erfassung der Beschäftigungsentwicklung in der KKW des Bergischen
Städtedreiecks wurde die Statistik der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung verwendet. Diese von der Bundesagentur
21

für Arbeit bereitgestellte Statistik erfasst die Beschäftigten, die in ei-
nem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen.
Betrachtet man zunächst die Entwicklung der absoluten Beschäftigtenzahlen
der KKW im Bergischen Städtedreieck, so zeigen sich folgende
Entwicklungen (vgl. Abbildung 4): In der Region verlief die Beschäftigung
in der KKW im Zeitraum 1999 bis 2008 sehr uneinheitlich.
War im Zeitraum 1999 bis 2001 ein Anstieg der sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze in der Branche zu verzeichnen, so gingen
seitdem bis zum Jahr 2007 Arbeitsplätze kontinuierlich verloren.
Abbildung 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Erwerbstätige in der Kulturund
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck – 1999 bis 2008
ungewichtet –
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
4023
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Selbständige (Unternehmensinhaber)
4255
1.578
1.583
1.621
4493 4337 4211 4003 3835
1.662 1.726
Zu berücksichtigen ist hierbei, dass ab dem Jahr 2003 ein Wechsel in
der Wirtschaftszweigsystematik (von der WZ 1993 auf die WZ 2003)
stattgefunden hat. Allerdings sind die systembedingten Verschiebungen
in der Zusammensetzung der einzelnen Sparten der KKW als
gering zu betrachten. Arbeitsplatzverluste oder -gewinne sind also vor
3558 3526 3734
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Quelle: BA; IT-NRW; Berechnungen des IAT
22

diesem Hintergrund nicht als statistisch bedingte Effekte zu erklären,
was sich auch an den kontinuierlichen Verlusten der Folgejahre 2004
bis 2007 ablesen lässt. Erst im Jahr 2008 3 ist wieder ein leichter Anstieg
der Beschäftigtenzahlen zu verzeichnen. Inwieweit sich hier
bereits eine Trendwende abzeichnet, lässt sich allerdings erst an der
Entwicklung der nächsten Jahre ablesen. Insgesamt gingen im Juni
2008 3.734 Personen in der KKW der Region einer Sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung nach. Rechnet man die Zahl der Selbständigen
hinzu, so waren im Jahr 2007, dem zur Zeit aktuellsten
verfügbaren Jahr mit regional und sektoral tief gegliederten Unternehmenszahlen,
in der Region insgesamt 5.252 Erwerbstätige 4 in der
KKW tätig. Gegenüber 2003 (5.789) bedeutet dies ein Minus von 9 %.
Im Wesentlichen ist diese Entwicklung durch Verluste bei Sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung verursacht, während die Zahl der
Selbständigen gewachsen ist. Deren Wachstumsrate in der Region
blieb allerdings, wie die Analyse der Unternehmensentwicklungen
gezeigt hat, deutlich unter den entsprechenden Bundes- und Landesdurchschnitten
zurück.
3
Die Zahlen für das Jahr 2008 basieren noch auf der WZ 2003 und nicht auf der ab dem
Jahr 2008 neu eingeführten WZ 2008, die u.a. erhebliche Verschiebungen zwischen
den einzelnen Branchen auf 5 Stellerebene und Neuabgrenzungen enthält. Eine Vergleichbarkeit
mit den vorangegangenen Jahren wäre auf dieser Basis nicht mehr gegeben.
4 Zur gewählten Bestimmung der Erwerbstätigenzahlen vgl. die methodischen Erläuterun-
gen in B. 0.
23

Abbildung 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Kultur-
12,0%
10,0%
8,0%
6,0%
4,0%
2,0%
0,0%
‐2,0%
‐4,0%
‐6,0%
‐8,0%
‐10,0%
und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck, NRW und Deutschland
– Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % (ungewichtet) –
00/99 01/00 02/01 03/02 04/03 05/04 06/05 07/06 08/07
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Bergisches Städtedreieck NRW Deutschland
Insgesamt verlief die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten der KKW in der Region schwächer als in NRW und im
Bund (vgl. Abbildung 6). Zwischen 2002 und 2004 waren in allen Vergleichsregionen
Arbeitsplatzverluste in der KKW zu beobachten, die
im Bergischen Städtedreieck kontinuierlich höher ausfielen. Gleichzeitig
gelangten die nordrhein-westfälischen Unternehmen der Branche
und die Unternehmen im Bund früher auf einen erneuten Wachstumspfad
zurück – eine Entwicklung, die im Bergischen Städtedreieck
erst wieder im Jahr 2008 beobachtet werden konnte.
24

Abbildung 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirt-
‐2,0%
%
in
te
‐4,0%
sra
m
stu
‐6,0%
a
c
h
W ‐8,0%
‐10,0%
‐12,0%
schaft und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen Städtedreieck, NRW und
Deutschland – Veränderungen Juni 2008 gegenüber Juni 2003 in %
(ungewichtet) –
4,0%
2,0%
0,0%
‐14,0%
Bergisches Städtedreieck NRW Deutschland
‐11,3%
Kultur‐ und Kreativwirtschaft Wirtschaft gesamt
‐4,1%
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
‐1,2%
Vergleicht man für den Zeitraum 2003 bis 2008 die Entwicklung der
KKW und der Gesamtwirtschaft, so zeigt sich folgendes Bild: Im Vergleich
zu NRW und Deutschland insgesamt zeigt das Bergische Städtedreieck
eine deutlich abweichende Entwicklung der Beschäftigung.
Mit -11,3 % liegt die Wachstumsrate der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in der regionalen KKW deutlich unter der Entwicklung
der Vergleichsregionen. Die Wachstumsrate war hier auch deutlich
schwächer ausgeprägt als in der Gesamtwirtschaft der Region. Zudem
verlief die Entwicklung der Beschäftigung deutlich schlechter als
in NRW und im Bundesgebiet. Während die Vergleichsregionen bezogen
auf die Gesamtwirtschaft Arbeitsplatzgewinne verzeichnen
konnten, weist das Bergische Städtedreieck auch hier sinkende Beschäftigungszahlen
auf. Bundesweit konnte die KKW im Vergleich zu
den Jahren 2003 und 2008 den Beschäftigungsstand sogar steigern.
1,1%
3,3%
1,9%
25

Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirt-
%
in 0,0%
te
sra
m ‐5,0%
stu
a
c
h
‐10,0%
W
schaft und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt
und in den Städten der Region – Veränderungen Juni 2008 gegenüber Juni
2003 in % (ungewichtet) –
15,0%
10,0%
5,0%
‐15,0%
‐20,0%
‐25,0%
Bergisches
Städtedreieck Remscheid Solingen Wuppertal
‐11,3%
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Kultur‐ und Kreativwirtschaft Wirtschaft gesamt
9,4%
‐4,1% ‐4,5% ‐0,5% ‐1,9%
Zu einer etwas differenzierteren Einschätzung gelangt man, wenn
man die einzelnen Städte der Region in die Betrachtung einbezieht
(vgl. Abbildung 7). Während Remscheid im Vergleichszeitraum Ar-
beitsplatzzuwächse in der Kultur- und Kreativwirtschaft für sich verbuchen
konnte, weisen die beiden anderen Städte Arbeitsplatzverluste
auf (allerdings reduziert sich der Zuwachs bei Gewichtung auf 5 %,
also scheint das Wachstum vor allem durch die öffentliche Kultur getragen
zu sein). Wären die Zahlen gewichtet und würden damit die
Beschäftigten in der öffentlichen Kultur weniger berücksichtigt, wäre
die Entwicklung noch schlechter und die Arbeitsplatzverluste beliefen
sich für die gesamte Region auf 13,3 %. Den größten Anteil an den
Arbeitsplatzverlusten trägt Wuppertal, dessen Wachstumsrate noch
deutlich unter dem regionalen Durchschnitt liegt.
‐19,3%
‐4,9%
26

Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass in absoluten Zahlen
gemessen das Niveau der Arbeitsplatzgewinne in Remscheid relativ
niedrig ausfällt, ebenso wie das Niveau der Arbeitsplatzverluste in
Solingen (vgl. Tabelle 4). Lediglich in Wuppertal sind quantitativ gra-
vierendere Arbeitsplatzverluste in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu
beobachten. Hier machen die Verluste der Branche mehr als 9 % der
gesamten Beschäftigungsverluste der Stadt im Beobachtungszeitraum
aus.
Tabelle 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft
und in der Gesamtwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt
und in den Städten der Region – absolute Veränderungen Juni 2008 gegenüber
Juni 2003 (ungewichtet) –
Kultur‐ und
Kreativwirtschaft
Wirtschaft gesamt
Bergisches Städtedreieck ‐477 ‐8.710
Remscheid 58 ‐1.955
Solingen ‐4 ‐896
Wuppertal ‐531 ‐5.859
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Vergleicht man die Beschäftigtenentwicklungen im Bergischen Städtedreieck
mit anderen Teilregionen in Nordrhein-Westfalen und
Deutschland, so zeigt sich bis auf wenige Ausnahmen (Frankfurt,
Rheinland, Sauerland) ein nahezu gleichgerichtetes Entwicklungsmuster,
allerdings hat diese Region gegenüber allen Vergleichsräumen
am deutlichsten verloren (vgl. Abbildung 9).
27

Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirt-
‐11,3%
schaft – das Bergische Städtedreieck im Regionenvergleich, Veränderung
Juni 2008/2003 in % –
‐5,2%
‐2,9%
Gesamtwirtschaft Kultur‐ und Kreativwirtschaft
‐2,1%
‐1,4%
3,1%
2,9%
6,6%
7,7%
10,3%
10,7%
10,7%
‐15% ‐10% ‐5% 0% 5% 10% 15%
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Bergisches Städtedreieck
Frankfurt/Rhein‐Main
Großraum Berlin
Großraum München
Großraum Hamburg
Münsterland
Ostwestfalen‐Lippe
Rheinland
Ruhrgebiet
Sauer‐, Siegerland
Großraum
Stuttgart
übrige Regionen Deutschlands
Beschäftigungswachstum in der KKW ist vor allen Dingen in den Regionen
zu beobachten, in denen gleichzeitig auch die gesamtwirtschaftliche
Beschäftigung gestiegen ist. Gleichzeitig ist die Kultur- und
Kreativwirtschaft deutlich stärker gewachsen. Beispiele für solche
Regionen sind die Großräume Berlin, München, Stuttgart, Hamburg
und in NRW das Münsterland und Ostwestfalen-Lippe. Auf der anderen
Seite der Wachstumsskala stehen das Ruhrgebiet und das Bergische
Städtedreieck. Einem gesunkenen Beschäftigungsniveau der
Gesamtwirtschaft steht ein überdurchschnittlicher Arbeitsplatzverlust
in der jeweiligen Kultur- und Kreativwirtschaft gegenüber. Bezogen
auf diese beiden Regionen stellt dies ein Entwicklungsmuster dar, das
sich im Hinblick auf die Gesamtbeschäftigung auch in früheren Jahren
bereits gezeigt hat (Nordhause-Janz 2002).
28

Abbildung 9: Verteilung der Beschäftigten in der Kultur- und Kreativwirtschaft
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Remscheid Solingen Wuppertal Bergisches Städtedreieck
4023
4255
4493
4337
4211
4003
3835
3558 3526
3734
64% 65% 65% 65% 65% 66% 65% 63% 62% 59%
19% 20% 19% 20% 20% 19% 20%
17% 16% 16% 15% 15% 15% 15% 15% 16% 18%
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Betrachtet man die absolute Verteilung der Beschäftigten in der Kultur-
und Kreativwirtschaft bezogen auf die drei Städte der Region, so
zeigt sich folgendes Bild (vgl. Abbildung 9: Verteilung der Beschäftigten
in der Kultur- und Kreativwirtschaft ): Im Juni 2008 fanden sich mit
mehr als 2.200 Personen rund 59 % der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in Wuppertal. Bedingt durch die beschriebenen überproportionalen
Arbeitsplatzverluste der Stadt ist dieser Anteil im Zeitraum
1999 bis 2008 um rund fünf Prozentpunkte gesunken. In Solingen
sind im gleichen Jahr weitere 23 % des Branchenpersonals beschäftigt
und in Remscheid 18 %.
22%
22%
23%
5000
4500
4000
3500
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
29

Abbildung 10: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der KKW im Bergischen
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Städtedreieck insgesamt – Marktbereiche im Juni 2008
(absolute Werte gewichtet und ungewichtet) –
Beschäftigte insgesamt ungewichtet: 3.734; Beschäftigte insgesamt gewichtet: 3.290
421
181
ungewichtet gewichtet
212
93
66 80
31 31
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Mit 1.169 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (vgl. Abbildung
11) im Juni 2008 stellt der Software- und Gamesmarkt den größten
Teilmarkt der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft dar, gefolgt von
der Werbewirtschaft, dem Pressemarkt und dem Bereich der darstellenden
Künste (Theater, Opern, selbständige Künstler, Artisten,
Kleinkunstbühnen etc.). Rechnet man über entsprechende Gewichtungen
(vgl. Anhang) die Anteile des öffentlich-rechtlichen Kulturbetriebs
heraus, so ergeben sich in einigen Sparten leichte Veränderungen
der Beschäftigtenzahlen (Musikwirtschaft, Kunstmarkt, Markt für
darstellende Künste und der Bereich der sonstigen KKW). Insgesamt
gesehen verringert sich die Zahl der in der regionalen KKW arbeitenden
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 444 Personen auf
3.290 Beschäftigte.
431
110
519
353
544
565
1169
64 53
30

Tabelle 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirt-
schaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in den Städten der Region
– Marktbereiche im Juni 2008 (absolute Werte) – 5
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur‐ und
Kreativwirtschaft ‐Juni 2008 ‐
Bergisches
Remscheid Solingen Wuppertal
Städtedreieck
unge‐
wichtet
ge‐
wichtet
unge‐
wichtet
ge‐
wichtet
unge‐
wichtet
ge‐
wichtet
unge‐
wichtet
ge‐
wichtet
Musikwirtschaft 421 181 < 3 < 3 114 87 306 93
Buchmarkt 212 212 32 32 33 33 147 147
Kunstmarkt 93 31 41 6 26 4 26 21
Filmwirtschaft 66 66 8 8 < 3 < 3 56 56
Rundfunkwirtschaft 80 31 10 4 4 < 3 66 26
Markt für darstellende Künste 431 110 31 4 47 20 353 86
Designwirtschaft 519 519 72 72 151 151 296 296
Architekturmarkt 353 353 34 34 55 55 264 264
Pressemarkt 544 544 154 154 135 135 255 255
Werbemarkt 565 565 69 69 156 156 340 340
Software‐/Softwaregames‐
Industrie
1.169 1169 259 259 267 267 643 643
Sonstige Bereiche der Kultur‐
und Kreativwirtschaft
64 53 35 35 15 4 14 14
Kultur‐ und Kreativwirtschaft
insgesamt 1) 3.734 3.290 677 609 841 777 2.216 1.904
1) um Doppelzählungen bereinigt
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
In allen drei Städten stellen Softwareunternehmen die meisten sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnisse (vgl. Tabelle 5).
Unterschiede in den jeweiligen kommunalen Rangfolgen zeigen sich
allerdings bei einigen anderen Sparten der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Bezieht man in die Betrachtung die Beschäftigten aus dem
öffentlich-rechtlichen Kulturbetrieb mit ein, so stellt der Bereich der
darstellenden Künste in Wuppertal das zweitwichtigste Beschäftigungssegment
dar. In Solingen und Remscheid hat dieser Bereich
eine geringere Bedeutung (Rang 7 bzw. Rang 9). Hier besitzt, wie in
der Region insgesamt, der Werbe- und Pressemarkt eine größere
5 Die Angabe „< 3“ in Tabelle 4 bedeutet, dass aufgrund des Datenschutzes keine genaue-
ren Angaben erfolgen können.
31

Bedeutung (Rang 2 und 3). Vergleichsweise stärker ist in Solingen
und Wuppertal zudem die Designwirtschaft vertreten.
Bereinigt man die jeweiligen Beschäftigtenzahlen um den öffentlichrechtlichen
Kulturbereich, so zeigen sich größere Verschiebungen
erwartungsgemäß in der Musikwirtschaft und im Bereich der darstellenden
Künste. Ein Effekt, der vor allen Dingen in Wuppertal zu beobachten
ist und der als ein Anzeichen für die relativ wichtige Rolle
des öffentlichen Kulturbetriebs in der Stadt gesehen werden kann.
Abbildung 11: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft
im Bergischen Städtedreieck – Veränderung Juni 2008/2003 absolut
(ungewichtet) –
‐477
‐252
‐120
‐124
‐60
‐71
‐78
‐600 ‐500 ‐400 ‐300 ‐200 ‐100 0 100 200
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
‐2
11
6
34
17
81
Kultur‐ und Kreativwirtschaft insgesamt
Software‐/Softwaregames‐Industrie
Markt für darstellende Künste
Kunstmarkt
Rundfunkwirtschaft
Sonstige Bereiche der Kultur‐ und Kreativwirtschaft
Musikwirtschaft
Buchmarkt
Filmwirtschaft
Architekturmarkt
Werbemarkt
Designwirtschaft
Pressemarkt
Betrachtet man die einzelnen Sparten der regionalen Kultur- und Kre-
ativwirtschaft in ihren zeitlichen Entwicklungen, so ergibt sich folgen-
des Bild (vgl. Abbildung 11): Der insgesamt wichtigste Bereich der
32

Software 6 verbuchte im Jahr 2008 im Vergleich zu 2003 den absolut
gesehen größten Beschäftigungsgewinn (+81 Beschäftigte), gefolgt
vom Markt für darstellende Künste (+34), dem Kunstmarkt (+17), der
Rundfunkwirtschaft (+9) und dem Bereich Sonstige KKW (+6). Alle
übrigen Sparten verzeichneten im Beobachtungszeitraum Beschäftigungsverluste.
Ein Maß zur Messung regionaler Konzentrationen einer Branche stellt
der so genannte Standortkoeffizient (SKij) 7 dar. Bezogen auf die Beschäftigung
vergleicht er den regionalen Anteil einer Branche an der
Gesamtbeschäftigtenzahl der Region mit der entsprechenden Relation
einer Basisregion. Werte >1 weisen auf eine höhere Beschäftigtenkonzentration
einer Branche in der betrachteten Region hin als
dies in der Basisregion (hier NRW) der Fall ist. Der Standortkoeffizient
gibt damit differenziert nach Sektoren Auskunft über strukturelle Abweichungen
einer Region von der Struktur eines Referenzraums
(NRW).
Legt man diese Betrachtungsweise zugrunde, so zeigen sich für die
KKW im Bergischen Städtedreieck folgende Ergebnisse (vgl. Tabelle
6 und 7): Die meisten Teilmärkte der KKW weisen einen stark unterdurchschnittlichen
Standortkoeffizienten auf. Lediglich bei einzelnen
6
Allerdings hat sich bei einer Betrachtung (KKW-Unternehmensdatenbank) der neu gegründeten
Unternehmen in diesem Bereich gezeigt, dass es sich vor allem um generelle
Software-Service-Unternehmen und nicht um die kreativen Spieleentwickler handelt
und nach unserer Einschätzung viele dieser Unternehmen eher aus der Not heraus entstanden
sind (Ich-AGs). Dies zeigt auch die vergleichsweise hohe Volatilität bei
Gewerbean- und -abmeldungen in diesem Bereich.
7 Berechnungsformel:
SK
ij
b
=
b
ij
. j
B
÷
B
i.
..
bij = Beschäftigte des Sektors i in der Region j
b.j = Gesamtbeschäftigte der Region j
Bi. = Beschäftigte des Sektors i im Referenzraum
B.. = Gesamtbeschäftigte im Referenzraum
33

Teilmärkten zeigen sich Abweichungen von diesem Bild (Darstellende
Künste, Designwirtschaft). Gewichtet man die Beschäftigungsstärke
und rechnet damit die öffentliche Kultur „klein“ (Tabelle 7), steht die
Branche noch etwas schlechter da, wovon vor allem Wuppertal betroffen
ist. Dies macht wiederum deutlich, dass hier vor allem die öffentliche
Kultur bedeutend ist.
Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft
im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in den Städten der Region
– Spezialisierungsvorteile (Standortkoeffizient*) im Vergleich zu NRW
06/2008 (ungewichtet) –
Standortkoeffizient 2008 ‐ Basisregion NRW
Bergisches
Remscheid
Städtedreieck
Solingen Wuppertal
Musikwirtschaft 0,894 0,040 2,967 0,353
Buchmarkt 0,477 0,349 0,321 0,588
Kunstmarkt 0,591 1,263 0,713 0,294
Filmwirtschaft 0,222 0,137 0,000 0,345
Rundfunkwirtschaft 0,158 0,101 0,036 0,229
Markt für darstellende
Künste
1,205 0,420 0,568 1,755
Designwirtschaft 1,078 0,280 1,663 1,130
Architekturmarkt 0,764 0,357 0,514 1,017
Pressemarkt 0,821 1,128 0,880 0,685
Werbemarkt 0,594 0,352 0,709 0,636
Software‐/Softwaregames‐
Industrie
0,572 0,614 0,564 0,559
Sonstige Bereiche der Kultur‐
und Kreativwirtschaft
0,348 0,923 0,352 0,135
Kultur‐ und Kreativwirtschaft
insgesamt
0,602 0,530 0,586 0,636
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Eine regional differenziertere Betrachtungsweise ergibt für die einzelnen
Städte durchaus unterschiedliche Muster: So zeichnet sich die
Stadt Remscheid durch ein vergleichsweise stärkeres Gewicht im
Kunst- und Pressemarkt aus, wobei festzuhalten ist, dass der Pressemarkt
in Remscheid in den letzten Jahren stark an Substanz verloren
hat und der Kunstmarkt, wenn man ihn gewichtet, etwas zusammen
schrumpft. Statistisch sieht es so aus, als würde Solingen besonders
gut bei der Musikwirtschaft abschneiden, wobei darauf hin-
34

zuweisen ist, dass dies maßgeblich an der Fusion der Orchester der
Städte Remscheid und Solingen zur „Bergische Symphoniker Orchester
der Städte Remscheid und Solingen GmbH“ liegt, die ihren Sitz in
Solingen hat. Die Designwirtschaft weicht aber tatsächlich positiv von
der Struktur in Nordrhein-Westfalen ab.
Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft
im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in den Städten der Region
– Spezialisierungsvorteile (Standortkoeffizient*) im Vergleich zu NRW
06/2008 (gewichtet) –
Standortkoeffizient 2008 ‐ Basisregion NRW
(gewichtet)
Bergisches
Remscheid
Städtedreieck
Solingen Wuppertal
Musikwirtschaft 0,894 0,040 2,972 0, 353
Buchmarkt 0,477 0,349 0,321 0, 588
Kunstmarkt 1,001 1,017 0,414 1,235
Filmwirtschaft 0,222 0,137 0,000 0, 345
Rundfunkwirtschaft 0,158 0,101 0,036 0, 229
Markt für darstellende
Künste
0,821 0,117 0,599 1,171
Designwirtschaft 1,078 0,280 1,665 1,129
Architekturmarkt 0,765 0,357 0,515 1,016
Pressemarkt 0,821 1,128 0,882 0,684
Werbemarkt 0,594 0,352 0,710 0, 636
Software‐/Softwaregames‐
Industrie
0,572 0,614 0,565 0, 559
Sonstige Bereiche der Kultur‐
und Kreativwirtschaft
0,331 1,061 0,107 0,156
Kultur‐ und Kreativwirtschaft
insgesamt
0,598 0,533 0,609 0, 618
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Wuppertal dagegen kann im Bereich der Darstellenden Kunst Akzente
setzen (bei Gewichtung schmilzt die Stärke allerdings zusammen),
ebenso im Bereich der Designwirtschaft und dem Architekturmarkt. Im
Bereich Architektur handelt es sich aber eher um eine Normalverteilung,
was vor dem Hintergrund, dass Architektur eine urbane Branche
ist, für eine Stadt wie Wuppertal eher ein schlechter Wert ist.
35

Zu berücksichtigen ist ferner, dass in der kleinräumigen Betrachtung
hinter den Standortkoeffizienten teilweise geringe Beschäftigungsvo-
lumina stehen und die Standortkoeffizienten z. T. nicht stark ausge-
prägt sind (vgl. Tabelle 5.).
Zwischenfazit
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die KKW im Berg-
ischen Städtedreieck hinsichtlich Entwicklung und Status Quo deutlich
unterrepräsentiert ist. Die Anzahl an Unternehmen ist zwar im Unter-
suchungszeitraum gestiegen, allerdings fällt die Steigerung geringer
aus als in den Vergleichsräumen. Gleichzeitig haben die Beschäftigtenzahlen
und der reale Umsatz abgenommen. Wenn man – wie allgemein
üblich – die Daten gewichtet und damit die öffentliche Kultur
weniger berücksichtigt, ist insbesondere die Beschäftigtenentwicklung
noch negativer, was gerade vor dem Hintergrund der Finanzknappheit
der öffentlichen Hand eine hohe Dramatik aufweist. In einzelnen Nischenfeldern
verfügt die Region allerdings über Spezialisierungsvorteile.
Diese sind auf der bis hierhin betrachteten Aggregatsebene die
folgenden Bereiche:
• Design
• Kunstmarkt
• Markt für Darstellende Künste
B.4 Begrenztheit statistischer Untersuchungen und deren
Überwindung
Wie bereits weiter oben angerissen, ist die Aussagekraft öffentlicher
Statistiken für die Analyse von Querschnittsbranchen wie der KKW
begrenzt.
Hinzu kommt, dass bei der durch die Ministerkonferenz vorgenommenen
Abgrenzung der KKW ein Verständnis vorliegt, das sich stärker
an Branchen als an Berufsgruppen und funktionellen/ marktlichen
Zusammenhängen orientiert. So werden beispielsweise Industrie-
36

designer, die in einem produzierenden Industriebetrieb beschäftigt
sind, ebenso wie der entsprechende Umsatz nicht der KKW zuge-
rechnet. Darüber hinaus kann eine allgemeingültige Abgrenzung nicht
die spezifische regionale Situation berücksichtigen und damit nicht die
entsprechenden Wertschöpfungsketten im räumlichen Kontext abbil-
den.
Um uns der Wirklichkeit im Bergischen Städtedreieck stärker zu nähern,
haben wir daher eine eigene Unternehmensdatei der KKW für
die Region zusammengetragen. Wir haben dafür eine entsprechende
Adressdatei von der Firma Creditreform sowie verschiedene Online-
Adressdateien, u.a. eine Datei der Bergischen Entwicklungsagentur,
sowie ergänzend Unternehmen und öffentliche Kulturbetriebe recherchiert.
Nach Bereinigung der Daten um Doppelzählungen, nicht mehr
in der Region aktiven Unternehmen etc. standen in der Datei insgesamt
Angaben zu 1.225 Unternehmen der KKW in der Region zur
Verfügung (Remscheid: 173; Solingen: 320; Wuppertal 732). Die Anzahl
der Unternehmen ist für alle drei Städte trotz umfangreicher Erfassung
niedriger als die aus der öffentlichen Umsatzsteuerstatistik
(vgl. Tabelle 2). Zu vermuten ist, dass sowohl die öffentliche Statistik
als auch die Adressdatei jeweils Teilmengen der regionalen KKW
nicht oder nur unzureichend erfasst. Ein weiteres Problem stellen
Verzerrungen der öffentlichen Statistik bei der Zuordnung von Beschäftigten
und Unternehmen zu regionalen Standorten dar (vgl. das
Beispiel der als GmbH geführten „Bergischen Symphoniker“).
Um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Teilmärkte beschäftigungsseitig
eventuell statistisch unterrepräsentiert sind, haben wir
Rangplätze für die drei Städte und die zwölf Teilmärkte sowohl für die
Beschäftigten als auch die Anzahl der Unternehmen gebildet und
diese von den Rangplätzen der Beschäftigten subtrahiert (vgl. Tabelle
8). Dabei haben wir zur Bestimmung der Unternehmensanzahl die
KKW-Adressdatei benutzt, da bei der Umsatzsteuerstatistik systematisch
die öffentlichen und umsatzsteuerfreien Betriebe nicht erfasst
werden.
37

Die Zahlen geben die Abweichung wieder. Ein positives Vorzeichen
deutet darauf hin, dass die Teilmärkte in der betroffenen Stadt in der
Beschäftigtenstatistik eher überrepräsentiert sind, was sich im Falle
der Musikwirtschaft in Solingen (+3) auch eindeutig mit unseren qualitativen
Informationen deckt. Ein negativer Wert kann als Potenzialfaktor
einer statistischen Unterbewertung gesehen werden. Auch dies ist
im Falle Wuppertals mit der Musikwirtschaft und dem Markt für Darstellende
Künste sowie für die Designwirtschaft für alle drei Städte
plausibel, da hier die Beschäftigten in den Industriebetrieben nur unzureichend
erfasst werden. Teilmärkte mit eventueller Unterbewertung
wären damit:
• Die Musikwirtschaft in Wuppertal (in Remscheid wird es sich
um einen statistischen Effekt handeln)
• Designwirtschaft in allen drei Städten
Tabelle 8: Potenzialfaktoren der KKW im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in
den Städten der Region
Potentialfaktor, da eventuell statistisch
unterbewertet (Abgleich Rangplätze
Adressdatei)
Abweichung Abweichung Abweichung
Remscheid Solingen Wuppertal
Musikwirtschaft ‐6 3 ‐5
Buchmarkt ‐1 1 1
Kunstmarkt 0 ‐4 ‐5
Filmwirtschaft ‐3 ‐3 2
Rundfunkwirtschaft 0 0 4
Markt für darstellende
Künste
‐2 1 6
Designwirtschaft ‐6 ‐4 ‐5
Architekturmarkt ‐4 ‐3 ‐3
Pressemarkt 6 7 4
Werbemarkt 0 1 0
Software‐/Softwaregames‐
Industrie
0 0 1
Sonstige Bereiche der Kultur‐
und Kreativwirtschaft
1 ‐4 ‐4
Quelle: BA; Daten von Creditreform, online-Adressdatei Bergische Entwicklungsagentur;
Berechnungen des IAT
Aufgrund der oben genannten Hinweise auf leichte Spezialisierungsvorteile
in den genannten Teilmärkten, den hier ermittelten Potenzialfaktoren
einer statistischen Unterbewertung und dem Wissen, dass
38

die realen Wertschöpfungsketten im Bergischen Städtedreieck nicht
durch die allgemeine Abgrenzung abgebildet werden können, haben
wir uns die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Sub-Teilmärkte noch
einmal angeschaut und durch qualitative Informationen (Interviews,
Workshops) ergänzt.
Ziel war es, regionale Wertschöpfungsketten mit Spezialisierungsvorteilen
bzw. Entwicklungspotenzialen (Kompetenzfelder) zu identifizieren,
dazu die etablierten Teilmärkte aufzubrechen und im Hinblick auf
die regionale Situation umzugruppieren. Wie in der folgenden Abbildung
dargestellt, steht im Zentrum der regionalen Kompetenz das
Design, welches wir in die beiden Wertschöpfungsketten Unternehmenskommunikation
sowie Investitions- und Konsumgüterdesign aufgeteilt
haben. Eingebettet sind diese beiden Kompetenzfelder in das
Kompetenzfeld Kunst und Kultur. Dieser Bereich hat besonders für
die KKW, aber auch für andere Branchen am Standort eine Bedeutung
als Innovationskultur. Selbstverständlich ist diese Branche auch
relevant für die regionale Lebensqualität und Attraktivität der Region.
Aber wir sehen dieses Feld nicht nur als allgemeine Kulturversorgung
an, sondern erkennen in Teilen (z.B. Tanz, Musik, Kunstmarkt) tatsächliche
Stärken, die auch über die Region hinaus strahlen und zu
einem positiven Image beitragen.
39

Abbildung 12: Die Kompetenzfelder in der KKW im Bergischen Städtedreieck
Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 9: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kompetenzfeldern der Kulturund
Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck insgesamt und in den
Städten der Region – Spezialisierungsvorteile (Standortkoeffizient*) im
Vergleich zu NRW 06/2008 (ungewichtet) –
Bergisches
Städtedreieck
Remscheid Solingen Wuppertal
Unternehmenskommunikation 0,695 0,502 0,851 0,702
Industrie‐ und
Konsumgüterdesign
1,078 0,280 1,665 1,129
Kunst und Kultur 0,994 0,557 1,061 1,127
Bereiche Gesamt 0,850 0,519 0,981 0,918
Quelle: BA; Berechnungen des IAT
Standortkoeffizient 2008 ‐ Basisregion NRW (ungewichtet) ‐
Die von uns für die Region identifizierten Kompetenzfelder beinhalten
folgende Sub-Teilmärkte:
Das Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation beinhaltet vor
allem die Werbewirtschaft mit den Subteilmärkten Werbegestaltung,
Werbemittelverbreitung und Werbevermittlung. Hinzu kommt zu dieser
Wertschöpfungskette als besondere Stärke dieser Region der
Bereich Eventwirtschaft. Statistisch lässt sich nur die Werbewirtschaft
beschreiben, die in Bezug auf die öffentliche Statistik 2007 bzw. 2008
40

mit 397 Betrieben und 565 Beschäftigten einen Umsatz von 135,5
Mio. Euro in der Region erwirtschaftete. Im Rahmen unserer KKW-
Unternehmensdatenbank kommen noch mindestens neun Betriebe
aus dem Eventbereich dazu. Ohne eben diesen statistisch nicht erfassbaren
Bereich kommt dieses Kompetenzfeld auf einen Standortkoeffizienten
von 0,695 (vgl. Tabelle 9) und ist damit eigentlich kein
Kompetenzfeld, wird aber aufgrund der vielen regionalen Akteure
trotzdem als mögliches Kompetenzfeld behandelt.
Das Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign umfasst
im Wesentlichen den Teilmarkt Designwirtschaft, wovon wir aber den
Sub-Teilmarkt Schmuck-, Möbel- u.ä. Design subtrahiert haben, da er
aus quantitativer (soweit erfassbar) und qualitativer Sicht in der Region
keine Rolle spielt. Aufgrund der angenommenen geringen Bedeutung
haben wir auf die Daten der Designwirtschaft insgesamt zurückgegriffen.
Damit erwirtschaftet dieses Kompetenzfeld mit 178 Unternehmen
und 56 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Umsatz
von 25,7 Mio. Euro. Im Bereich Investitions- und Konsumgüterdesign
ergibt sich ein Standortkoeffizient von 1,078 (vgl. Tabelle 9) für
das Bergische Städtedreieck, wobei in Solingen mit 1,665 eine tatsächliche
Konzentration zu verzeichnen ist.
Das Kompetenzfeld Kunst und Kultur setzt sich aus den Teilmärkten
Musikwirtschaft (ohne CD-Geschäfte), dem Markt für Darstellende
Künste und dem Kunstmarkt zusammen und umfasst 632 Beschäftigte
in 103 Unternehmen und Einrichtungen nach unserer KKW-
Unternehmensdatenbank: Der Umsatz ist aufgrund der Begrenztheit
öffentlicher Statistiken nicht erfassbar. Dieser Bereich ist in der Region
eigentlich gleich verteilt und in Wuppertal mit 1,127 (vgl. Tabelle 9)
leicht konzentriert, hat aber neben direkten wirtschaftlichen Effekten
insgesamt für die Region eine hohe Bedeutung.
41

C Qualitative Beschreibung der Kompetenzfelder
Neben der Analyse statistischer Daten haben wir uns qualitativ den
folgenden Fragen genähert:
• Wie ist die Struktur (räumliche Lage) und Arbeitsweise der
drei identifizierten Kompetenzfelder zu beschreiben?
• Welche Zulieferer und Kunden sind allgemein von Bedeutung
für die jeweiligen Kompetenzfelder?
• Welche Standortfaktoren bietet die Region für die jeweiligen
Kompetenzfelder?
• Wie profitiert die Region von den jeweiligen Kompetenzfel-
dern?
Die folgende qualitative Beschreibung der aus den statistischen Un-
tersuchungen ermittelten Kompetenzfelder beruht auf den im Rahmen
der Berichterarbeitung durchgeführten Workshops. Zu den Work-
shops wurden jeweils Vertreter der Kompetenzfelder eingeladen, die
in einem strukturierten Fokusgespräch zur Bedeutung und Entwick-
lung der Kompetenzfelder im Bergischen Städtedreieck Stellung ge-
nommen haben. Neben jeweils einem Workshop für die ermittelten
Kompetenzfelder ist für den Bereich der öffentlich geförderten Kultur
im Kompetenzfeld Kunst und Kultur ein gesonderter Workshop mit
entsprechenden Vertretern durchgeführt worden. Darüber hinaus
wurden Expertengespräche mit Vertretern der drei Städte durchgeführt.
Die jeweiligen Teilnehmerlisten der einzelnen Workshops sowie
die Auflistung der durchgeführten Expertengespräche sind im Anhang
dieses Berichtes zu finden.
Neben der Vorstellung der qualitativen Ergebnisse werden die einzelnen
Kompetenzfelder zu Beginn mit Hilfe eines Steckbriefs hinsichtlich
ihrer statistischen Ausprägung vorgestellt. Darauf aufbauend
werden die aus der für diesen Bericht zusammengestellten Unternehmensdatenbank
ermittelten Unternehmen in ihrer Verortung innerhalb
des Bergischen Städtedreiecks dargestellt.
42

C.1 Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign
Das Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign umfasst im
Wesentlichen den von der Wirtschaftsministerkonferenz definierten
Teilmarkt Designwirtschaft.
Tabelle 10: Steckbrief Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign
Betriebe 178
Beschäftigte 56 + 178 Freiberufler
Umsatz 25,7 Mio. €
Mit Hilfe der ermittelten Adressdateien konnten vergleichsweise wenige
Unternehmen in diesem Kompetenzfeld erfasst werden; dies ist
vermutlich auf ihre Struktur zurückzuführen. Der größte Teil der Unternehmen
arbeitet als Kleinstbetrieb auf selbständiger Basis. Zu beachten
ist weiterhin, dass eine nicht unerhebliche Zahl an Beschäftigten
des Kompetenzfeldes vermutlich im verarbeitenden Gewerbe angestellt
ist, womit sie in den oben genannten Zahlen keine Berücksichtigung
finden.
Betrachtet man die regionale Verteilung der Unternehmen, ist eine
deutliche Konzentration in Wuppertal, insbesondere entlang der
Wupper im innerstädtischen Bereich in Elberfeld und Barmen festzustellen
(vgl. Abbildung 13: Regionale Verteilung der Unternehmen im
Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign). Diese Konzentration
kann zum einen mit der räumlichen Nähe zur Bergischen
Universität Wuppertal erklärt werden, zum anderen ist die Wupper in
historischer Hinsicht ein bedeutender Standortfaktor. Viele Färbereien
haben sich entlang der Wupper angesiedelt – die entsprechenden,
noch heute vorhandenen Industriegebäude bieten den verschiedensten
Unternehmen Platz zum Arbeiten. Für Remscheid konnten kaum
relevante Unternehmen ermittelt werden. In Solingen sind entlang der
Bundesstraßen 224 und 229 sowie in Solingen-Ohligs relevante Unternehmen
des Kompetenzfeldes verortet.
43
„Beim Investitions- und
Konsumgüterdesign finde
ich die Zahlen gut. Die sind
in Berlin auch nicht höher.“

Abbildung 13: Regionale Verteilung der Unternehmen im Kompetenzfeld Investitions-
und Konsumgüterdesign
Kompetenzfeldstruktur
Das ursprünglich aus der statistischen Datenanalyse ermittelte Kom-
petenzfeld Industrie- und Produktdesign (inklusive Möbel- und Ökodesign)
wurde aufgrund der Diskussion im Workshop zum Kompetenzfeld
in Investitions- und Konsumgüterdesign umformuliert. Die
Workshop-Teilnehmer begründeten dies zum einen mit der Orientierung
des Kompetenzfeldes an den Lehrinhalten des Studiengangs
Industrial Design der Bergischen Universität Wuppertal, zum anderen
mit der Abgrenzung zum in der Region unterrepräsentierten Bereich
Möbeldesign.
Dem Konsumgüterdesign wird in der Region Bergisches Städtedreieck
insgesamt eine deutlich höhere Bedeutung innerhalb des Kompetenzfeldes
zugesprochen als dem Investitionsgüterdesign („70 % zu
30 %“). Dies ist unter anderem auf den wesentlich kürzeren Lebenszyklus
von Konsumgütern und die daraus resultierende höhere Nachfrage
nach neuen Produkten zurückzuführen.
44
„Zum Ökodesign ist es so,
dass jeder von uns versucht,
ökologisch zu handeln.“

Eines der wichtigsten Unternehmen innerhalb des Kompetenzfeldes
ist die weltweit bekannte Solinger Firma Zwilling J.A. Henckels (u. a.
Messer, Scheren, Bestecke, Küchenutensilien). Darüber hinaus ha-
ben die Firmen Vorwerk aus Wuppertal (u. a. Haushaltsgeräte, Teppiche)
und Vaillant aus Remscheid (Heizungsanlagen) eine herausragende
Bedeutung in der Region.
Auf die Arbeit der kleinen und mittelständischen Design-Büros in der
Region haben diese Unternehmen einen eher indirekten Einfluss, da
sie zumeist eigene Design-Abteilungen unterhalten und selten Aufträge
nach außen geben. Sie haben aber entscheidenden Anteil an dem
positiven Image der Region im Bereich Industriedesign und unterstützen
das Kompetenzfeld so indirekt.
Der größte Teil der Kunden des Kompetenzfeldes befindet sich außerhalb
des Bergischen Städtedreiecks, eine Tatsache, die für das
positive Außenimage der Region spricht. Die Produktpalette ist vielfältig
und reicht von Bestecken und Haushaltsaccessoires über Leuchten
bis hin zu Zuliefererteilen der Automobilindustrie. Aber es gibt
auch weit reichende Vernetzungen zwischen den Designbüros und
dem produzierendem Gewerbe innerhalb der Region. So arbeitet Vaillant
mit verschiedenen Designbüros aus der Region zusammen, so
z.B. mit KurzKurzDesign aus Solingen und Vistapark aus Wuppertal.
Hier werden qualitativ hochwertige Produkte mit anspruchsvollem
Design und technischen Innovationen verbunden. Die Designkompetenz
in der Region (sowohl Produkt- als auch Kommunikationsdesign)
zeigt sich auch durch das alljährliche erfolgreiche Abschneiden von
Firmen und Studenten der Regionen bei den „Red Dot“ Design
Awards 8 .
Entwicklung des Kompetenzfeldes
Von den Teilnehmern des Workshops wird dem Kompetenzfeld eine
positive Entwicklung zugesprochen. Dies bezeugen auch die aktuel-
8 Westdeutsche Zeitung 03.09.2009; Wera Presseartikel Nr. 04/2010
45

len Entwicklungstendenzen. So stieg die Anzahl der Unternehmen
von 157 im Jahr 2003 auf 178 im Jahr 2007. Auch der Umsatz des
Kompetenzfeldes steigt nach anfänglichen Verlusten seit 2006 wieder.
Der Erfolg des Kompetenzfeldes hängt zum einen mit dem bereits
erwähnten positiven Image der Region zusammen, das durch die
weltweit bekannten Unternehmen gepflegt wird. Zum anderen wird
der Region eine hohe Design-Kompetenz zugesprochen, die sich auf
die große Zahl Designer stützt, die durch die Bergische Universität
Wuppertal in die Region kamen und noch immer kommen.
Standortfaktoren des Kompetenzfeldes
Die Region hat eine große Bedeutung für den Erfolg und die Entwicklung
des Teilmarktes. Dazu trägt unter anderem das von den großen
und bekannten Unternehmen Solingens getragene Image bzw. die
Marke Solingen als „anerkanntes Zentrum der weltweiten Schneidwarenindustrie
9 “ bei. Die jeweiligen Unternehmen produzieren im qualitativ
hochwertigen und Design-intensiven Bereich und greifen dabei
teilweise auf Subunternehmer innerhalb der Region zurück.
Auch die bereits angesprochene historische Bedeutung der Region im
Bereich der Werkzeug-, Klingen- und Schneidwarenerzeugung stärkt
das Kompetenzfeld. Dieses spiegelt sich in der großen Zahl kleiner
und mittlerer, hoch spezialisierter produzierender Unternehmen –
insbesondere der Metallverarbeitung – wider. Sie stehen in enger
Kooperation mit Unternehmen der Designwirtschaft. So bietet sich die
Möglichkeit – und dies wird als Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal
der Region gesehen – neue Produkte auch in Kleinst- bzw.
Sonderserien zu produzieren.
Die Bergische Universität Wuppertal mit dem Fachbereich Kunst und
Design, vor allem dem Studiengang Industrial Design, trug zur guten
9 vgl. www.solingen.de
„Ich habe schon Aufträge
bekommen, weil ich aus
Solingen komme. Die sagen:
‚Das müssen Sie gut
können‘, deshalb habe ich
den Auftrag bekommen.“
„Gießereien in Sandguss,
Gürtler, Drücker, Automatendreher
sind alle in der
Region. Kunststoffspritzereien,
da profitieren wir
immer noch von der Firma
Krupps. Die haben Hunderterserien
hergestellt und
deren Zulieferer sind immer
noch da und arbeiten
für Kleinserien.“
„Bei Kleinserien und im
Sandguss, da träumen die
anderen auf der Welt von.
Indien ist auch so, die haben
es aber nicht mit den
Toleranzen und Maßen.“
46

Entwicklung des Kompetenzfeldes bei. Das Bergische Institut für Pro-
duktentwicklung und Innovationsmanagement hat als An-Institut eine
vernetzende Funktion von Lehre und Forschung mit der ansässigen
Wirtschaft.
Nicht zuletzt bietet die Lage der Region zu dem hochverdichteten
Ruhrgebiet und der Rheinschiene einen großen Absatzmarkt für Designleistungen.
Insgesamt bildet das Kompetenzfeld Investitions- und Konsumgüterdesign
ein wichtiges Kompetenzfeld in der Region. Sowohl das Image
als auch die Konzentration von bedeutenden Institutionen in der Region
tragen dazu bei, dass das Kompetenzfeld sich gut entwickeln
konnte. Wie die weitere Entwicklung verlaufen könnte, wird in den
Szenarien (Kapitel E) analysiert.
Bedeutung des Kompetenzfeldes für die Region
Trotz der vergleichsweise geringen Zahl von Unternehmen und Arbeitsplätzen
im Kompetenzfeld bietet es ein erhebliches Potenzial für
die Region. Hochwertige Designs sind von zentraler Bedeutung für
die in der Region ansässigen produzierenden Unternehmen. Die
Workshop-Teilnehmer erklärten hierzu, dass mit Qualität allein kein
Wettbewerb mehr zu gewinnen ist. Die produzierenden Unternehmen
in der Region sind deshalb meist auf kompetente / kreative Designer
angewiesen, um wettbewerbsfähig bleiben und an einem so teuren
Produktionsstandort produzieren zu können.
Auch die Bergische Universität Wuppertal und das Institut für Produktentwicklung
und Innovationsmanagement profitieren von dem
Kompetenzfeld. So bestehen Kooperations- und Vernetzungsstrukturen,
von denen sowohl die ansässigen Unternehmen als auch die
universitäre Forschung profitieren (u. a. Nachwuchsgewinnung).
Zudem profitieren auch die kleinteilig produzierenden Unternehmen –
allen voran im metallverarbeitenden Bereich – vom kreativwirtschaftli-
47

chen Schaffen der Designer und können als Zulieferer mit Aufträgen
rechnen. Die genannten Branchen bedingen sich somit gegenseitig
und schaffen durch diese enge Vernetzung weitere Synergien für die
regionalwirtschaftliche Entwicklung. Die ansässigen Unternehmen –
Großkonzerne und kleinteilige spezialisierte Zulieferer – fördern letztlich
auch das weltweite Image der Region durch ein zumindest teilweise
(Marke Solingen) abgestimmtes, weltweites Marketingkonzept
und den Anspruch an qualitativ hochwertige und gut designte Produkte.
48
„90 Prozent unserer Zulieferer
finden wir hier in der
Region.“

C.2 Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation 49
Das Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation umfasst vor allem
die Werbewirtschaft mit den Sub-Teilmärkten Werbegestaltung, Werbemittelverbreitung
und Werbevermittlung. Zudem ist diesem Kompetenzfeld
der Bereich Eventmanagement zugeordnet worden.
Innerhalb dieser Bereiche lassen sich 397 Unternehmen im Bergischen
Städtedreieck ermitteln, wenngleich die als besondere Stärke
der Region relevanten Unternehmen des Eventmanagements statistisch
nicht erfasst sind, da sie offiziell nicht zur Abgrenzung der Kultur-
und Kreativwirtschaft der Wirtschaftministerkonferenz gehören
(vgl. Kapitel 2.4). Aussagen zum Bereich Eventmanagement sind an
dieser Stelle zudem deshalb nur bedingt möglich, da am durchgeführten
Kompetenzfeld-Workshop kein Vertreter dieses Bereichs teilnehmen
konnte. Zur Einschätzung der Bedeutung der Eventwirtschaft
wird daher auf Literaturrecherchen und die Ergebnisse der Gespräche
mit den Auftraggebern zurückgegriffen.
Tabelle 11: Steckbrief Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation
Betriebe 397
Beschäftigte 565
Umsatz 135,5 Mio. €
Betrachtet man die räumliche Verteilung innerhalb der Region, ist
eine deutliche Konzentration entlang der Wupper im innerstädtischen
Bereich Wuppertals zu erkennen. Elberfeld sticht dabei sehr deutlich
als hochverdichteter Bereich hervor. In Solingen sind die meisten
Unternehmen entlang der Bundesstraßen 224 und 229 sowie in Solingen-Ohligs
zu finden. Im Verhältnis zu Wuppertal und Solingen sind
in Remscheid deutlich weniger Unternehmen des Kompetenzfeldes
ansässig. Die Stadtteile Lennep und Stockden fallen dabei noch als
vergleichsweise gering verdichtete Standorte auf (vgl. Abbildung 14)

Abbildung 14: Regionale Verteilung der Unternehmen im Kompetenzfeld Unterneh-
menskommunikation
Kompetenzfeldstruktur
Die Sub-Teilmärkte innerhalb des Kompetenzfeldes Unternehmens-
kommunikation umfassen die Bereiche Grafikdesign, Kommunikati-
onsdesign, Werbung und Marketing sowie Messe und Lichtdesign,
wobei eine genaue Zuordnung der Unternehmen zu den Bereichen
selten möglich ist. Die Unternehmen sehen sich selbst häufig vielmehr
in einer Schnittmenge der genannten Bereiche, dies betrifft insbesondere
die Bereiche Marketing, Werbung und Kommunikationsdesign.
In Anbetracht der hohen Anzahl an Unternehmen in diesem Kompetenzfeld
erscheint die Zahl der Beschäftigten vergleichsweise niedrig
(vgl. Tabelle 11). Dies lässt sich damit erklären, dass viele Büros als
Kleinstbetriebe tätig sind sowie aufgrund der schwierig zu prognostizierenden
Marktlage oftmals mit Honorarkräften gearbeitet wird, die
statistisch nicht vollständig bzw. unzureichend erfasst werden können.
Für einige Unternehmen im Bereich Eventmanagement trifft dies
allerdings nicht zu. Deutschlandweit umsatzstarke Unternehmen der
50
„Der Fußball der Designer
ist relativ unverständlich
für den Zuschauer, deshalb
ist es egal, [in welcher Liga
wir spielen].“

Branche (Vok Dams, kogag) haben ihren Sitz in der Region. 10 So
sind lange Wertschöpfungsketten über Lichttechnik, Tontechnik, De-
sign und Werbung für diese Querschnittsbranche üblich. Der jeweilige
Mitarbeiterstamm ist dementsprechend groß.
Die angebotenen Dienstleistungen des Kompetenzfeldes Unternehmenskommunikation
umfassen das gesamte Spektrum des multimedialen
Produkt- und Unternehmensmarketing und reichen von Filmund
Videoproduktionen (u.a. TriCast) über individuelle PR und Text-
Gestaltung (u.a. sub-text.de) sowie Grafik-Design (u.a. LUDEWIGS-
KONZEPT) bis zu Event und Promotion (u.a. kogag).
Eine besondere Bedeutung für dieses Kompetenzfeld liegt im Copyright
der angebotenen Dienstleistungen. Kreativ-schöpferische Produkte
unterliegen der Creative Common License, die – das gilt selbst
für die Auftraggeber der Produkte – eine Verwendung der Produkte
stark reglementiert. Das Copyright verbleibt immer beim geistigen
„Schöpfer“ des Produktes, so dass der Auftraggeber die kreative Leistung
nur eingeschränkt nutzen darf. Da dies den Kunden nur schwer
zu vermitteln ist, kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten, was
negative Auswirkungen auf die Auftragsvergabe hat. Aber auch im
Innenverhältnis – also bei Kooperationen innerhalb der Branche – ist
der teilweise ungeklärte Umgang mit Nutzungsrechten und die Angst
des unfairen Wettbewerbs untereinander ein Hemmnis für die Branchenentwicklung.
In Bezug auf die Kundenstrukturen lässt sich für die Teilnehmer am
Workshop ein nahezu einheitliches Bild feststellen. Die Kunden verteilen
sich in einem (regionalen) Umfeld von 50 bis 100 km Entfernung.
Ausnahmen bilden hierbei die angesprochenen Eventagenturen, die
deutschlandweit und darüber hinaus Kunden haben.
10 vgl. Bergische Entwicklungsagentur o.J.: Kompetenzfeld-Dossier Event &
Kommunikation, 4
51

Entwicklung des Kompetenzfeldes
Betrachtet man die statistische Auswertung, so ist die Entwicklung
des Kompetenzfeldes stagnierend (vgl. Kapitel B). So konnte die Sub-
Branche Werbung zwar in absoluten Zahlen (Umsatz und Unternehmenszahlentwicklung)
leicht zulegen, relativ verliert das Kompetenzfeld
in der Region jedoch deutlich an Bedeutung in NRW. Hinzu
kommt, dass das Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation insbesondere
vom Hochschulstandort Wuppertal profitiert, der mit den
entsprechenden Studiengängen ein erhebliches Potenzial für das
Kompetenzfeld darstellt. Oftmals bleiben die Studierenden – wie es
an Hochschulstandorten üblich ist – auch nach Abschluss am Studienort.
Selbständigkeit und freiberufliches Arbeiten in Gemeinschaftsbüros
ist dabei eine häufig gewählte Form des Berufseinstiegs. Aufgrund
der aktuell eingeleiteten Schließung des Studienganges Kommunikationsdesign
wird das Fortbestehen dieser „Zuwanderung“ als
zeitlich befristet angesehen.
Neben der Bestürzung über das Wegbrechen des Studienganges
beklagten die Praktiker, dass ihre Arbeit von den potenziellen Kunden
nicht wertgeschätzt und deswegen auch wenig nachgefragt wird. Hier
handelt es sich um ein Kommunikationsproblem, welches in der ganzen
Branche besteht. Aus Sicht der Workshop-Teilnehmer ist das
Problem im Bergischen Städtedreieck eventuell besonders stark ausgeprägt,
da viele Unternehmen mittelständig und inhabergeführt sind,
was die Bereitschaft, für Unternehmenskommunikation externe Leistungen
einzukaufen, deutlich mindert (vgl. Zitat rechts).
Großer Einfluss auf das Kompetenzfeld wird auch den neuen Medien
beigemessen. Vor allem das Internet hat den Markt deutlich verändert.
Sind Projekte in der Vergangenheit meist über Kontakte oder
aufgrund der Erfahrungen einzelner Personen vergeben worden,
können Büros oder einzelne Auftragnehmer heute problemlos und
zeitnah über das Internet ermittelt und beauftragt werden. Auf der
anderen Seite suchen auch Unternehmen über das Internet nach
möglichen Kooperationspartnern, wenn es um die Vergabe von Teilleistungen,
z.B. Drucksachen geht.
52
„Aufgrund der [neuen]
Kommunikationsstrukturen
hat sich der Raum aufgelöst.“
„Die [mittelständische Familienunternehmer]
lassen
lieber ihrer 14 jährigen
Neffen das Logo machen
als dafür einen Professionellen
zu engagieren.“
(Kommunikationsdesigner
Workshop)

Insgesamt befindet sich das Kompetenzfeld – abgesehen von der
Bedeutung des Eventbereiches – auf dem Niveau einer guten regio-
nalen Basisversorgung. Diese ist in jeder Stadt der hier zu berück-
sichtigenden Größenordnung zu finden. Nichtsdestotrotz ist das
Kompetenzfeld in absoluten Zahlen ein bedeutender Bestandteil der
Kultur- und Kreativwirtschaft im Bergischen Städtedreieck.
Standortfaktoren des Kompetenzfeldes
Die Region Bergisches Städtedreieck hat in der Vergangenheit viele
mittelständische Industrie-Unternehmen verloren, die Dienstleistungen
im Bereich Unternehmenskommunikation nachgefragt sowie zum
Teil eigene Designer beschäftigt haben. Die verbliebenen Unternehmen
sind größtenteils im Investitionsgütersegment tätig und – zum
Vergleich mit dem Konsumgütersegment – weniger auf eine professionelle
mediale Kommunikation ihrer Erzeugnisse angewiesen. Werden
die Produkte nicht für den Endverbraucher produziert, sind meist
keine großen Kampagnen notwendig. Daher werden auch wenig(er)
Aufträge an Unternehmen des Teilmarktes in der Region vergeben.
Die Bergische Universität Wuppertal mit dem Fachbereich Design und
Kunst und den jeweiligen Studiengängen stellt für die Workshop-
Teilnehmer eine Stärke der Region dar. Aufgrund der Nähe der Büros
zum Studiengang kann z.B. auf Ressourcen aus dem unmittelbaren
Umfeld zurückgegriffen werden, darüber hinaus bleiben viele der Absolventen
nach Studienabschluss in der Stadt. Diese Entwicklung
wird von den Workshop-Teilnehmern sehr ambivalent wahrgenommen.
Auf der einen Seite profitieren die ansässigen Büros von den
jungen und – aufgrund der üblichen Anstellung als Honorarkräfte –
günstigen Designern. Auf der anderen Seite stellen diese für die etablierten
Büros auch eine starke Konkurrenz dar. Die Gemeinschaftsbüros
der jungen, selbständigen Designer entsprechen zudem nicht
dem konkurrenzbehafteten Denken der alteingesessenen Büros.
Die Bedeutung der Hochschule muss mit Blick auf die künftige regionale
Entwicklung jedoch deutlich relativiert werden. Zum einen wird
53
„Ich selbst bin aus Köln
und hier hängengeblieben.“

angegeben, dass sich deren Stärke lediglich am Hochschulstandort
Wuppertal niederschlägt, zum anderen wird sich der Wegfall des Studienganges
Kommunikationsdesign – neun der elf im Workshop Anwesenden
waren Absolventen des Studienganges – negativ auf den
Teilmarkt auswirken. Das „Hängenbleiben“ der Absolventen in der
Stadt und den daraus entstehenden Mehrwert für den Teilmarkt wird
es künftig nicht mehr geben.
Bedeutung des Kompetenzfeldes für die Region
Die Unternehmen des Kompetenzfeldes versorgen die Region mit
kreativen Dienstleistungen und Produkten. Im Vergleich zu anderen
Regionen lässt sich daraus jedoch keine spezifische Stärke der Region
hinsichtlich einer besonderen „Design-Kompetenz“ feststellen, so
die Praktiker des Workshops. Dazu fehlt es auch an der entsprechenden
Nachfrage dieser Dienstleistungen. Das Niveau entspricht einer
regionaltypischen Basisversorgung.
Wenn auch in allen Bereichen Kooperationspartner innerhalb der Region
zu finden sind, so werden die Vernetzungsstrukturen untereinander
doch als schwach und austauschbar beschrieben. Zudem werden
von potenziellen Kunden aus der Region teilweise Agenturen aus
Köln oder Düsseldorf beauftragt.
Die künftige Entwicklung des Kompetenzfeldes hängt von den Rahmenbedingungen
ab -– insbesondere davon, wie sich die Situation
nach dem Weggang des Studiengangs Kommunikationsdesign entwickeln
wird. Die Universität als Ausbildungsstätte, Ort der Vernetzung
und Renommee konnte bisher die einzelnen Akteure zusammenbringen.
Diese wegbrechende Netzwerkfunktion sollte für die künftige
Entwicklung erhalten bleiben, damit innerhalb des Kompetenzfeldes
weiterhin Kommunikation und Begegnung sichergestellt sind.
Im Bereich Eventmanagement stellt sich diese Situation bedeutend
anders dar. Wenngleich die Kunden der großen Event-Unternehmen
eher außerhalb der Region verortet sind, so sind die Unternehmen für
54
„Es gibt sicherlich die gleiche
Design-Kompetenz in
Köln oder Düsseldorf.“
„Wenn die [Universität]
weg ist, muss man neue
Allianzen schließen.“

die Region doch von großer Wichtigkeit, wenn es um ihre Bedeutung
als wirtschaftender Betrieb und ihre Funktion als Arbeitgeber geht.
Insgesamt ist das Kompetenzfeld mit 565 Beschäftigten (zzgl. Freiberuflern,
aber ohne Eventwirtschaft) und einem Umsatz von 135,5 Mio.
Euro bedeutend für die Region. Eine Stabilisierung des Kompetenzfeldes
nach der Abwicklung des Studienganges Kommunikationsdesign
ist vor diesem Hintergrund zentral.
55

C.3 Kompetenzfeld Kunst und Kultur
Die Betrachtung des Kompetenzfeldes Kunst und Kultur löst sich von
der bundesweit vorgegebenen Definition der Kultur- und Kreativwirtschaft.
An dieser Stelle wird neben der privatwirtschaftlichen auch die
öffentlich geförderte Kultur betrachtet, denn sie erzeugt nicht nur regionalwirtschaftliche
Effekte, sondern trägt zudem auch zur regionalen
Lebensqualität bei. Da es sich bei der Untersuchung um eine Studie
zur wirtschaftlichen Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft handelt,
steht ebendiese auch im Mittelpunkt der Betrachtung.
Neben dem Workshop zur Bedeutung der privatwirtschaftlichen Kunst
und Kultur sind für dieses Kompetenzfeld ergänzend drei Experteninterviews
und ein Workshop mit relevanten Vertretern der öffentlich
geförderten Kultur durchgeführt worden.
Tabelle 12: Steckbrief Kompetenzfeld Kunst und Kultur
Betriebe 103
Beschäftigte 632
Umsatz Nicht erfassbar
Die regionale Verortung von Unternehmen und Einrichtungen des
Kompetenzfeldes Kunst und Kultur entspricht im weitesten Sinne den
bisher vorgestellten Kompetenzfeldern. Eine Verdichtung ist im innerstädtischen
Bereich von Wuppertal – insbesondere im Bereich Elberfeld
– zu beobachten. Daneben ist auch in Solingen im Stadtteil Ohligs
und entlang der Bundesstraßen eine leichte Konzentration festzustellen.
In Remscheid ist eine relative Gleichverteilung zu erkennen.
56

Abbildung 15: Regionale Verteilung der Unternehmen und Einrichtungen im
Kompetenzfeld Kunst und Kultur
Kompetenzfeldstruktur
Der Teilmarkt Kunst und Kultur stellt sich für die Region Bergisches
Städtedreieck stark ausdifferenziert dar. Er umfasst sowohl private
Einrichtungen und Initiativen als auch die öffentlich geförderte Kultur
und reicht dabei von der Hochkultur (Darstellende sowie Bildende
Künste und Musik) bis zur – oftmals in Vereinen und von Privatpersonen
organisierten – Subkultur. Die Akteure im Bereich der Subkultur
sind dabei stark im prekären Sektor verwurzelt bzw. betätigen sich
aus privatem Engagement heraus, ohne primär wirtschaftliche Interessen
zu verfolgen und sind deshalb quantitativ-statistisch kaum
erfassbar.
Zum Kompetenzfeld gehören die Sub-Teilmärkte Musikwirtschaft (ohne
CD-Geschäfte), der Markt für Darstellende Künste und der Kunstmarkt.
57

Entwicklung des Kompetenzfeldes 58
Das Kompetenzfeld kann insgesamt ein marginales Wachstum an
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten verzeichnen. So sind
2008 49 Menschen mehr im Kompetenzfeld beschäftigt als 2003.
Dies geht vor allem auf die Entwicklung des Teilmarktes der Darstellenden
Künste zurück (vgl. Kapitel B).
Der Bestand an öffentlich geförderter Kultur ist aufgrund der finanziellen
Lage der Kommunen – insbesondere in Wuppertal – gefährdet.
Verschiedene öffentliche Einrichtungen, u.a. die Wuppertaler Bühnen,
sind konkret von der Schließung bedroht. Dabei fragen sich die Workshop-Teilnehmer,
ob die selbst gesetzten Qualitätsansprüche der
öffentlich geförderten Kultur erreicht worden sind und ob – vor dem
Hintergrund der prekären öffentlichen Haushalte – nicht eine bessere
Abstimmung und Aufgabenteilung auf regionaler Ebene sinnvoll wäre.
Aktuell werden in allen drei Städten der Region sich teilweise überlappende
Einrichtungen der Hochkultur vorgehalten. Die regionale
Informations- und Marketingarbeit der Einrichtungen – insbesondere
die Verbreitung der jeweiligen Informationen durch die lokale Presse
– wird jedoch als unzureichend bzw. nicht vorhanden beklagt. Das
Problem sei, so die geäußerte Meinung in den Interviews und Workshops,
dass die Zeitungen und deren Lokalseiten streng nach den
kommunalen Grenzen organsiert sind und daher auch nur das Kulturangebot
für die jeweilige Stadt präsentieren. Kulturellen Ereignissen
in den benachbarten Städten werde keine Aufmerksamkeit gewidmet.
Auf der anderen Seite wird die Bedeutung und Entwicklung (privatwirtschaftlicher)
Kultur „von unten“ als sehr groß eingeschätzt. Initiativen
und Vereine organisieren sich zunehmend über die neuen Medien
und bilden Netzwerke für Austausch und Begegnung. Innerhalb
der Region ist die kulturelle Identität sehr groß: „Wir sind Kultur“ ist
das Selbstverständnis der freien Kulturszene.
„Das Potenzial der Region
ist, dass viele Leute in
Wuppertal Kultur betreiben.“

Standortfaktoren des Kompetenzfeldes 59
Die Bedeutung der Region und ihrer Menschen für das Kompetenz-
feld ist insgesamt als hoch einzuschätzen. Als historisch industriell
geprägter Standort besitzt die Region ein Image als Arbeiterregion.
Es trägt die Vorstellung von den arbeitenden Menschen, die „ihr
Glück selbst in die Hand nehmen“. Des Weiteren hat die Region eine
Geschichte und somit einen besonderen Charakter, der sich auch in
der Kultur widerspiegelt. So wurde die seit Jahrzehnten bedeutende
Musikszene – u.a. die Free-Jazz-Szene der 1980er Jahre – temporär
mit der weltweit bekannten Musikszene Manchesters verglichen.
Andere historische Zufälle haben bedeutende Künstler und Künstlerinnen
in die Region gebracht. So ist Pina Bauschs Schaffen am
Tanztheater Wuppertal sicherlich auf ihre regionalen Wurzeln zurückzuführen.
Auch Tony Cragg wählte aus persönlichen Gründen Wuppertal
als seinen Schaffensort. Diese historischen Zufälle stellen ein
erhebliches Potenzial für das Image der Region – insbesondere
Wuppertal – dar und wirken anziehend auf junge Künstler und Publikum.
Die industrielle Vergangenheit der Region – insbesondere das daraus
entstandene Stadtbild – bietet zudem Räume und Orte, die den Erfordernissen
der freien Kunst- und Kulturszene entsprechen, kreatives
Arbeiten erlauben und kreative Milieus entstehen lassen können. In
ihrer Bedeutung sind diese kreativen Milieus zwar geringer einzuschätzen
als z.B. das Gänge- oder Schanzenviertel in Hamburg, sie
schaffen jedoch – neben ihrer Funktion als kreative Arbeitsstätten –
ein Spannungsfeld, das Besucher generiert und so zum Freizeitwert
beitragen kann. Dieses regionale Potenzial in Form von (leer stehenden)
Industriebauten, Produktionshallen und Werkstätten ist für die
Region als neues Zukunftsfeld bereits erkannt. So versucht Wuppertal
mit der Zwischennutzungsagentur gezielt Leerstand an kreativ Arbeitende
zu vermitteln. Handlungsbedarf besteht in dieser Hinsicht in der
Überzeugungsarbeit bei Eigentümern und bestehenden Nutzungseinschränkungen.
Als gutes und gelungenes Beispiel werden an dieser
Stelle die Güterhallen in Solingen genannt, die Künstlern als Ateliers
„Wuppertal wurde mal das
‚Manchester Deutschlands‘
genannt.“
„Zukunftsfelder sind ein
wichtiger Punkt. Man muss
schauen, was man hat und
was man zukünftig machen
kann. Das geht schon darüber,
das optimale Umfeld
zu schaffen, z.B. eine Fabrik
zu kaufen und günstig
zu vermieten.“

dienen und mit Hilfe der Werkstättenverordnung auch eine Wohnfunk-
tion zulassen.
Für den Bereich der öffentlichen Kultureinrichtungen wie Museen,
Theater oder Schauspielhäuser stellt sich die Situation aktuell deutlich
anders dar. Aufgrund von drohenden Mittelkürzungen in den Kulturhaushalten
sind einige Einrichtungen bereits geschlossen oder in
entsprechenden Diskussionen. Ein Grund dafür liegt in den geringen
Zuschauerzahlen, die u.a. mit einer schwachen Vernetzung innerhalb
der Region begründet werden müssen. Diese geringe Vernetzung
wiederum hängt mit einer als schwach ausgeprägt beschriebenen
Berichterstattung in der lokalen Presse zusammen. Ein regionaler
Kulturkalender, der das Programm der drei Städte darstellt, fehlt.
Die drohenden Mittelkürzungen betreffen neben den öffentlichen auch
private Einrichtungen, wenngleich diese aufgrund privatwirtschaftlicher
Finanzierung und bürgerschaftlichem Engagement weniger in
ihrem Fortbestehen gefährdet sind. Dieses privatwirtschaftliche Engagement
im Hinblick auf kulturelle Angebote ist dauerhaft wichtig.
Ansässige Unternehmen übernehmen im Hinblick auf Sponsoring und
Spenden eine wichtige Aufgabe (u.a. Vaillant Nacht der Kultur).
Bedeutung des Kompetenzfeldes für die Region
Wie die Beschäftigtenzahlen verdeutlichen, ist das Kompetenzfeld
Kunst und Kultur ein bedeutender Arbeitgeber, insbesondere für
Wuppertal. Dies muss natürlich etwas relativiert werden, weil viele
Arbeitsplätze öffentlich finanziert sind. „Es gibt nur einzelne Köpfe,
die in der Region eine
Die Region, vor allem die Stadt Wuppertal, wird im Allgemeinen als Stärke darstellen.“
sehr kulturstark wahrgenommen, was an der Breite der Angebote und
Aktivitäten festzumachen ist und sowohl die Hoch- als auch die Subkultur
einschließt. Daraus resultierende Effekte lassen sich sowohl auf
der regionalwirtschaftlichen als auch auf der Ebene der Lebensqualität
für die Region festmachen. Denn gemäß Floridas (2002) allgemein
anerkannter These wollen hochqualifizierte Arbeitnehmer in Städten
leben, die bestimmte kulturelle Qualitäten liefern. Hierbei ist jedoch
60

ausdrücklich nicht die Hochkultur im Sinne einzelner Institutionen
gemeint, sondern eher ein gefühltes künstlerisches / intellektuelles /
tolerantes Milieu, welches angenehme Wohn- und Arbeitsorte schafft
und Möglichkeiten zur kulturellen Freizeitgestaltung bietet. Dies wurde
von einzelnen Workshop-Teilnehmern explizit so erwähnt. Hierbei
wurde insbesondere die private Kultur benannt, so der Skulpturenpark
von Tony Cragg und die privaten Galerien.
Innerhalb der Region gibt es einzelne Kunst- und Kulturschaffende,
die sich für sie zu einer spezifischen Stärke entwickelt haben. So sind
zum Beispiel mit dem weltbekannten Tanztheater Pina Bausch und
dem ebenso bedeutenden Skulpturen-Künstler Tony Cragg zwei kulturelle
Leuchttürme in der Region vorhanden, die eine Ausnahmestellung
einnehmen. Eine quantitative Einschätzung der Bedeutung dieser
Qualität ist zwar kaum möglich, ihre Wichtigkeit ist jedoch, insbesondere
für das Image der Region und zum Generieren überregionalen
Publikums, unumstritten.
„Ohne Kunst und Kultur
um mich herum könnte ich
nicht atmen“
61

D Institutionen, Orte und Standortpotenziale 62
Die quantitativ-statistische Identifizierung von überproportional star-
ken Branchen kann nicht hinreichend sein, um die Potenziale der
Region für die Kultur und Kreativwirtschaft zu identifizieren. Fragen
wie jene nach dem regionalen Kundenpotenzial oder dem Vorhandensein
qualifizierter Zulieferer sind zentral dafür, dass Unternehmen
der Kultur- und Kreativwirtschaft erfolgreich agieren können. Dies
nützt jedoch wenig, wenn der wichtigste Rohstoff der Branche, die
Kreativität, nicht vorhanden ist. In diesem Kapitel systematisieren wir
folglich, welche Orte und Institutionen für Inspiration, Vernetzung und
Nachwuchsgewinnung der KKW wichtig sind. In einem zweiten Arbeitsschritt
stellen wir die Standortpotenziale der Region für die gesamte
Branche dar. Die folgenden Ergebnisse basieren auf den
durchgeführten Workshops und Experteninterviews.
D.1 Orte und Institutionen
Wir haben die Frage nach diesen Orten und Institutionen für die drei
identifizierten Kompetenzen Unternehmenskommunikation, Investitions-
und Konsumgüterdesign sowie für den Bereich Kunst und Kultur
einem begrenzten Personenkreis innerhalb der Workshops gestellt.
Es ist also durchaus möglich, dass bei der Auswahl anderer Kompetenzen
oder auch anderer Workshop-Teilnehmer andere Orte genannt
worden wären. Die hohe Übereinstimmung der Nennungen in
den drei Workshops lässt aber die Annahme zu, dass hier wichtige
Orte und Institutionen identifiziert werden konnten. Die Ergebnisse
sind in Abbildung 17 grafisch dargestellt.

Abbildung 16: Institutionen und Orte, die von den Teilnehmern der Workshops ge-
Wuppertal
nannt wurden
Arrenberg: ehemaliges Industriequartier mit preisgünstigem
Wohn- und Arbeitsraum; „kommt auch so langsam“
Bergische Universität: Die Universität, insbesondere die Fakultät für Kunst
und Design, ist ein Grund dafür, dass Kreative in die
Region kommen. Hat auch als Ausstellungort Bedeutung
Cargo Records: Wuppertaler Plattenlabel mit Schwerpunkt Vertrieb
Hofaue: Szenemeile mit Kneipen, Ateliers, Galerien und div.
Büros aus dem Rotlichtmilieu entstanden; „Industriebauten
mit viel Charme“. Allerdings hat dieser Ort
durch die starke Einflussnahme der öffentlichen Akteure,
laut der kreativen Szene, etwas an Bedeutung verloren
Huppertsbergfabrik: Standort von Agenturen, Veranstaltungsort und Café
63

Luisenstraße: Szenemeile mit Kneipen, Ateliers, Agenturen und div.
Büros; „Freelancer und kleine Agenturen“
Nordstadt/Ölberg: Standort für Wohnen und Arbeiten; Studentenviertel,
freie Kulturszene
Skulpturenpark
Waldfrieden: Privatpark mit Skulpturen von Tony Cragg, der das
Image der Region steigert, die Lebensqualität erhöht
und wichtig für die Inspiration ist
U-Club: überregional bekannte Discothek in Wuppertal
Villa Media: Medien-, Dienstleistungs- und Eventstandort
Wichlinghausen: Wohn- und Arbeitsstandort für Künstler und kreativ
Tätige, der vor allem für Skulpturenkünstler mit Bedarf
an großflächigen Ateliers relevant ist
Solingen
Bergisches Institut: Institut der Bergischen Universität zur Vernetzung von
Forschung und Lehre mit der Wirtschaft
GuT: Gründer- und Technologiezentrum, u.a. für kreativ
Tätige und Werbeagenturen
Schloss Hackhausen: Wasserschloss in Solingen; Standort einer großen
Werbeagentur
Südpark: Insbesondere Bergisches Institut (s.o.) und Güterhallen
(Künstlerszene; Verbindung von Ateliers und Wohnungen);
„Zentrum für Kunst und Kultur“
Remscheid
Denkerschmette: Vereinsheim (Remscheider Denkerschmette e.V.) und
Bürgertreff mit regelmäßigem und wechselndem Programm
Als wichtige Orte wurden von den Befragten Stadtteile wie Wuppertal-
Wichlinghausen genannt, der z.B. mit der Kunstfabrik Wuppertal
Standorte vieler Künstler und kreativ Tätiger ist. Ebenfalls wurden
Zentren kultur- und kreativwirtschaftlich Tätiger genannt, wie die
Hofaue in Wuppertal oder der Südpark in Solingen. Diese sind mit
angegliederten Kneipen und Cafés nicht nur Arbeitsorte, sondern
64

gleichzeitig auch Treffpunkte der kreativen Szene. Daneben wurden
auch Treffpunkte oder Kneipen wie die Denkerschmette in Remscheid
(allerdings mit stark eingeschränkter Bedeutung) oder das Kneipenviertel
Luisenstraße in Wuppertal erwähnt.
Geschätzt werden Orte, die offen für Veränderungen sind und sich
möglichst „immer wieder neu erfinden“. Dies widerspricht im Grunde
dem üblichen Lebenszyklus solcher Orte. Sie entstehen häufig (und
so auch im Bergischen Städtedreieck) aus der Aneignung und Entdeckung
von Räumen durch einzelne Gruppen, die durch ihre Arbeit
diese Orte neu beleben und erlebbar machen und so wieder in Wert
setzen. Im Endeffekt führt dies, vor allem wenn die öffentliche Hand
die Richtung vorgibt, zu einem gesteigerten Interesse an diesen Orten
und damit auch zu einer Steigerung von Mieten und Gebäudepreisen
sowie letztendlich zu einer von der Szene nicht gewünschten Institutionalisierung
und Professionalisierung wie in der Hofaue oder der
Villa Media in Wuppertal, so berichteten die Workshop-Teilnehmer.
Zwei der Workshop-Teilnehmer sind daher von ihrem ehemaligen
Standort in der Hofaue nach Wichlinghausen umgesiedelt.
Insgesamt wird häufig angegeben, dass neben Orten in der Region
auch die umliegenden Ballungsräume Düsseldorf, Köln und das
Ruhrgebiet von großer Bedeutung sind. Einerseits kann dies der Region
als Schwäche ausgelegt werden, da sie nicht über genug eigene
inspirierende Orte verfügt, andererseits ist die gute Erreichbarkeit
vom Bergischen Städtedreieck aus ein Pluspunkt der Region.
D.2 Standortpotenziale
Neben den genannten Workshops wurden in drei Interviews mit den
Kulturdezernenten der Städte 11 , einer Internetrecherche, einer Exkursion
durch die Region und Gesprächen mit dem Auftraggeber weitere
Potenziale der Region identifiziert, die unserer Meinung nach für
die Kultur- und Kreativwirtschaft von Bedeutung sein könnten.
11 bzw. in Solingen mit dem Leiter des Kulturbüros
„Neues Kreatives entsteht
nur, wenn man es in Ruhe
lässt.“
65

Bürgerschaftliches Engagement 66
Kreative Entwicklungen sind nur schwer von Politik und Verwaltung
zu initiieren oder gar zu steuern. Wichtig ist es vielmehr, dass über
bürgerschaftliches Engagement Entwicklungen angestoßen oder unterstützt
werden, so die Meinung der Workshop-Teilnehmer. Das
Bergische Städtedreieck hat z.B. mit den Bezirksvereinen, aber auch
mit Initiativen wie „Wuppertal wehrt sich“ eine lange Tradition bürgerschaftlichen
Engagements, die auch für Initiativen im Bereich der Kultur-
und Kreativwirtschaft genutzt werden kann. Daneben gibt es aufgrund
der mittelständisch geprägten und stark regional verankerten
Wirtschaft eine ausgeprägte Bereitschaft der Wirtschaft, sich für die
Region zu engagieren und eigentümliche Kulturprojekte zu fördern.
Gebautes Stadtbild
Auch wenn der Region in der Außenwahrnehmung das Image anhaftet,
keine städtebaulichen Qualitäten aufzuweisen, durch Schlichtbauten
der Nachkriegszeit „verschandelt“ zu sein und insgesamt einen
starken Sanierungsrückstand zu haben, zeigt sich in der Innenwahrnehmung
(und auch bei einer näheren Betrachtung von außen) ein
anderes Bild. Es gibt viele Bereiche mit einer hohen städtebaulichen
Qualität, die gerade für die Kultur- und Kreativwirtschaft interessant
sind. Die frühe Industrialisierung und spezifische wirtschaftliche Ausprägung
der Region hat eine hohe Dichte und direkte Abfolge von
(ehemaligen) Produktionsstätten und Wohnbebauung in zudem
hochwertiger Architektur zur Folge. Hier eröffnen sich Möglichkeitsräume,
die mehr bieten als günstige Mieten. Standortvorteil ist, dass
diese altindustriellen Gebäude städtebaulich integriert sind und nicht,
wie im Ruhrgebiet vielfach der Fall (alte Zechengebäude), außerhalb
der Städte liegen. Zudem gibt es viele stadtbildprägende und z.T.
bundesweit bekannte Gebäude wie die Stadthalle Wuppertal, einen
außergewöhnlichen Baustil (Bergische Bauweise) und die Schwebebahn.

Topographie
Die Topographie des Bergischen Städtedreiecks ist – bei allen bekannten
Nachteilen – auch eine stadtbildprägende und das Stadtbild
gestaltende Besonderheit, die das Bergische Städtedreieck zu einem
besonderen Ort macht. Es ist dabei keine Metropole wie Berlin oder
Hamburg, aber es entwickelt eine sehr eigene städtische Qualität, die
auch davon lebt, immer den direkten Zugang in die Natur zu haben.
So könne man von jedem Ort aus – dank der Berge – ins Grüne blicken.
Ein Umstand, der auch Tony Cragg bewogen haben soll, sein
neues Atelier in der Lise-Meitner-Straße zu beziehen, wo er und seine
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen wunderbaren Blick über das
grüne Tal (Im Saalscheid) haben.
International bekannte Kultureinrichtungen und Künstler
Die Region verfügt über (öffentliche geförderte) Kultureinrichtungen,
die über eine für Städte dieser Größenordnung übliche kulturelle
„Versorgung“ der Bevölkerung hinaus z.T. weltweites Renommee
haben. Diese sind für die Lebensqualität gerade von künstlerisch interessierten
Menschen in der Region von großer Bedeutung. Eine solche
weltweite Bedeutung hat in der Region das Tanztheater Pina
Bausch, um das sich eine freie Tanzszene mit dem Café Ada in Wuppertal
Elberfeld als Zentrum entwickelt hat. Genauso hat das Schaffen
von Tony Cragg in Wuppertal eine Bedeutung für die KKW. Unsere
Workshops ergaben, dass insbesondere sein Skulpturenpark von
Kreativschaffenden gerne besucht wird.
Image für Qualität und Tüftlertum
Die Bergische Region und ihre Menschen haben ein Image, das für
Qualität und Tüftlertum steht, aber auch für eine gewisse Verbohrtheit.
Ein Image, dass Dinge anders gemacht werden als anderswo,
könnte im scharfen Wettbewerb um Unterschiedlichkeit in der KKW
von Vorteil sein.
67

Nachhaltigkeit
Mit dem Wuppertal-Institut, der Energieagentur und verschiedenen
Spin-offs ist die Region gut aufgestellt, um im Thema Nachhaltigkeit
Akzente zu setzen und wichtige Innovationen zu entwickeln.
Musikwirtschaft
Die Musikwirtschaft hat einen hohen Stellenwert und wird durch die
Musikhochschule Köln (Zweigstelle Wuppertal), die Musikschule
Bergisches Land, das Musiktheater, die freie (Jazz-)Szene, die Stadthalle
(als Konzerthalle) sowie die Kirchen als Veranstaltungsorte (z.B.
die Immanuelkirche in Oberbarmen) getragen. Es stellt sich aber die
Frage, inwieweit die Szene von einer „geliehenen Reputation“ der
1970er und 80er Jahre lebt.
68

E Entwicklungsvarianten
Um herauszuarbeiten, welche Bedeutung die KKW zukünftig in der
Region haben kann, wurden Entwicklungsvarianten, die sich sowohl
auf die quantitative als auch die qualitative Untersuchung stützen,
herausgearbeitet. Dabei wird erörtert, wie sich die Branche unter verschiedenen
Annahmen und Interventionsstrategien bzw.
Engagementgraden der KKW-Unternehmen entwickeln wird. Diese
explorativ entwickelten Szenarien 12 bilden die Grundlage für die regionale
Strategieentwicklung (Kapitel F).
E.1 Kontextuale Veränderungen der KKW in Bergischen
Städtedreieck
Sowohl allgemeine Trends und Entwicklungen (E.1.1) als auch regionsspezifische
Veränderungen (E.1.2) haben Einfluss auf die mögliche
Entwicklung der KKW im Bergischen Städtedreieck. Sie sind somit
relevant für mögliche Entwicklungsverläufe und Handlungsempfehlungen
und werden folgend erläutert.
12
Die Szenarienmethode wird seit den 1970er Jahren zur Abgrenzung und Bewertung
alternativer, in sich konsistenter Entwicklungspfade eingesetzt. Von einer breiteren Öffentlichkeit
wurden Szenarien im Rahmen des Berichts des Club of Rome „Grenzen des
Wachstums“ wahrgenommen, in dem Meadow mittels Computersimulationen unterschiedliche
Szenarien zur globalen Entwicklung durchführte (Meadows 1972). Die Entwicklung
qualitativer Szenarien erfreut sich zunehmender Beliebtheit in der Politikberatung
und der Regionalentwicklung (Meinert 2004, Libbe 2002). Neben quantitativen und
qualitativen Szenarien bzw. Mischformen daraus, lassen sich normative und explorative
Szenarien grob unterscheiden. In normativen Szenarien wird ein gewünschter Soll-
Zustand definiert. Ziel bei normativen Szenarien ist es, Wege zur Erreichung dieser
normativ festgelegten Zielsituation zu erkunden. Explorative Szenarien erkunden hingegen
die zu erwartenden Zukunftsbilder bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen bzw.
Entwicklungspfaden (Steinmüller/Schulz-Montag 2005: 10).
69

E.1.1 Allgemeine Entwicklungen und Trends in der KKW
Wie in der Einleitung dargelegt, ist die KKW zwar ein wichtiges Wirtschaftsfeld,
hat aber insgesamt nicht das allgemein erhoffte Wachstum
erbracht. Wir gehen davon aus, dass folgende Faktoren für die
weitere Entwicklung rahmengebend sein werden:
Freizeit
Nie zuvor hatten die Menschen in den entwickelten Ländern so viel
Zeit und Geld zur Verfügung, um ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten
(Hall 2000). Mit Schlagworten wie Erlebnisgesellschaft wird zum Ausdruck
gebracht, dass Menschen bereit sind, für das schöne Erlebnis
mehr zu bezahlen (Schulze 1992, Schulze 1999). Dieser Trend ist
Grundstein des proklamierten Wachstums der KKW. Hierbei muss
aber differenziert werden. So scheinen besonders interaktive Freizeitangebote
vermehrt nachgefragt zu werden. So konnten der Markt für
Darstellende Künste sowie die Software- und Gaming-Industrie zwischen
2003 und 2008 deutlich zulegen, die Filmwirtschaft stagnierte
jedoch (Söndermann et al. 2009a, S. 20-21).
Zunehmende private Finanzierung von Kultur
Die gesteigerte Nachfrage nach Kultur wird nicht nur von öffentlichen
Kultureinrichtungen befriedigt. Diese bedienen z.T. auch nicht den
veränderten Geschmack. So scheinen besonders Pop-Konzerte im
Trend zu liegen, Umsatz und Anzahl selbständiger Bühnenkünstler
steigen (Söndermann et al. 2009b, S. 20-23).
Ästhetisierung
Die Ästhetisierung der Gesellschaft gilt als ein Makrotrend. Blotevogel
verweist auf die von Soziologen konstatierte zunehmende Bedeutung
„expressiver, ästhetischer Lebensäußerungen“ (Blotevogel 2003). So
ist insbesondere Design ein zentrales Thema. Erfolgreiche Produkte
zeichnen sich durch Designintensivität und Benutzerfreundlichkeit aus
(z.B. Apple oder Braun). Will man den Trendforschern Glauben
schenken, so stehen authentische Produkte und natürliches Design
im Trend (Herlin et al. 2009). Dies lässt sich auch in Zahlen belegen,
70

insbesondere der Design Teilmarkt legt in Deutschland deutlich zu
(Söndermann et al. 2009a, S. 21).
Konsumenten erstellen Produkte
Die Popularität von IKEA ist kein Zufall, so die Trendforscher (Herlin
et al. 2009), denn „user generated“ Produkte und Serviceleistungen
stellen einen nachhaltigen Trend dar, der auch die KKW betrifft
(Stichwort Web 2.0). Im Zuge des sinnlichen Erlebens haben selbst
(mit)gestaltete Produkte und Kunstobjekte einen hohen Stellenwert.
Das Aufweichen der Grenzen zwischen Produktion und Konsum wird
getrieben von innovativen Mitmachprodukten der KKW. Andersherum
sind diese Produkte Einfallstor für neue Ideen und „Konsumentenunternehmen“
(Personen, die im Rahmen ihrer Konsumptionspraktiken
kreativ tätig werden und dieses wiederum als Produkt / Dienstleistung
anbieten).
Nachhaltigkeit
In Mode, Design und Architektur haben nachhaltige Produkte schon
seit einiger Zeit Fuß gefasst (z.B. Öko-Kleidung, Null Energie Haus,
Öko-Haus). Hierbei gilt es nachhaltige / gesunde / ressourcenschonende
Verarbeitungen mit ansprechenden Designs zu verbinden. Ein
noch wenig erschlossenes Feld sind jedoch nachhaltige Dienstleistungen.
So wurde in Deutschland im August 2010 die erste Tagung
zur Nachhaltigkeit in der KKW durchgeführt, die sich u.a. mit der Frage
befasst, wie die Musikwirtschaft nachhaltig arbeiten kann
(ARTWert 01.08.2010). Hierbei könnte die KKW durch ihre Offenheit
für neue Produktionswege als Vorreiter für die gesamte Wirtschaft
dienen, indem Produktionsmittel gemeinsam und somit schonend
genutzt werden.
71

Professionalisierung
Die öffentliche Hand hat nicht nur das Potenzial der KKW, sondern
auch deren Professionalisierungsbedarf erkannt. Hintergrund sind die
z.T. extrem prekären Arbeitsbedingungen der Branche. Es geht also
darum, durch eine Steigerung professionellen Wissens die Produkte
und Produktionsprozesse zu verbessern und für eine verbesserte
Vermarktung zu sorgen, um die Produktivität und somit auch das Einkommen
insbesondere kleiner Unternehmen und Freiberufler zu steigern.
Hier sind europaweit zahlreiche Beratungsangebote etabliert
worden, die Unternehmen der KKW den Zugang zu professionellen
Beratungsangeboten erleichtern sollen (Söndermann et al. 2009b).
E.1.2 Entwicklungen im Bergischen Städtedreieck
Wie bereits in Kapitel B ausgeführt, hat sich die KKW im Bergischen
Städtedreieck in den vergangenen Jahren im Vergleich zu anderen
Regionen und auch im Vergleich zur Gesamtwirtschaft innerhalb der
Region negativ entwickelt. Bis auf den Bereich Software, hinter dem
sich aber in der Region nicht die erhofften kreativen Bereiche verbergen,
und einige, zum Großteil öffentlich geförderte Nischenbereiche
hat sich die Region aus statistischer Sicht nicht positiv dargestellt. Es
kann angenommen werden, dass folgende Faktoren zukünftig einen
Einfluss auf die Entwicklung der KKW im Bergischen Städtedreieck
haben werden.
Schließung des Studienganges Kommunikationsdesign
Seit dem Wintersemester 2009/2010 werden keine neuen Studierenden
mehr im Studiengang Kommunikationsdesign an der Bergischen
Universität Wuppertal immatrikuliert. Der Studiengang läuft auf
Grundlage des Beschlusses des Rektorates aus. Hintergrund ist die
Konzentration der Kommunikationsdesigner in Essen Zollverein mit
dem Ziel, Kräfte zu bündeln und Stärken zu stärken.
Dies ist eine sehr problematische Entwicklung, insbesondere für das
Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation. So beklagten die Teil-
72
„Aus meiner Sicht muss es
jetzt um die Steigerung der
Einkommen in der Kulturund
Kreativwirtschaft sowie
der Professionalisierung
der Märkte gehen.“
(Bernd Fesel Leiter des European
Centre for Creative
Economy; Dortmund)

nehmer der Workshops einstimmig diese Entwicklung und sehen die-
sen Teilmarkt in Gefahr (siehe Kapitel C). Hintergrund ist, dass die
meisten Unternehmen nur aufgrund des Studiengangs in die Region
gezogen sind. Fehlt zukünftig dieser Nachschub an neuen Kreativen,
ist die Gefahr groß, dass es zu einem langsamen Niedergang des
Kompetenzfeldes kommen kann.
Wie wichtig den Praktikern der Erhalt des Studienganges ist, belegt
eine entsprechende Petition, die bislang rd. 2.000 Menschen unterzeichnet
haben (Roolf 2010). Wie die Zitate (siehe Randbemerkung)
belegen, befürchten die Kreativen mit der Schließung des Studienganges
einen generellen Rückgang der Attraktivität der Region, so
dass der Effekt der Schließung weit über die Unternehmenskommunikationswirtschaft
hinaus Auswirkungen haben könnte.
Finanzknappheit der Kommunen / Reduktion öffentlicher
Kulturausgaben
Eine Gefahr für die KKW birgt die Reduktion öffentlicher Ausgaben,
insbesondere seitens der Kommunen in Folge der anstehenden
Sparmaßnahmen. So stand zum Zeitpunkt dieses Gutachtens die
Weiterführung des Wuppertaler Theaters zur Diskussion bzw. wird
über die Zusammenlegung einiger Kulturbetriebe der drei Städte
nachgedacht. Ohne an diesem Punkt auf die Sinnhaftigkeit und Verteilung
öffentlicher Kunst- und Kulturausgaben einzugehen, ist klar,
dass die öffentliche Hand – trotz bereits massiver Kürzungen – noch
immer ein wichtiger Auftrag- / Geldgeber für Kunst und Kultur ist.
Kunst und Kultur sind nicht nur wegen des eigenen Wirtschaftspotenzials
von Bedeutung, sondern tragen zur Verbesserung der Attraktivität
/ Lebensqualität und des Images der Region bei.
73
Kommentare zur Schließung
des Studienganges Kommunikationsdesign
„Neben dem einzigartig schrägen
Charme aus der Mischung und
den Gegensätzen von Versatzstücken
ruhmreicher Historie
und architektonischen Todsünden,
Schönheit und schleichendem
Verfall ist die Kultur und
geballte Kreativität in dieser
Stadt stark mitverantwortlich
dafür, dass man sich hier trotz
allem sehr wohl fühlen kann. Mit
der ungewissen Zukunft des
Tanztheaters, der Diskussionen
um das Sinfonieorchester nun
auch noch die geplante Schließung
des Studiengangs Kommunikationsdesign
– das bedeutet
die absolute Selbstverstümmelung
Wuppertals. Wie viele kreative
Köpfe werden in Zukunft
wohl nicht mehr nach Wuppertal
kommen und die Stadt bereichern?“
(Thomas Junk Digital Design
Studio)
„Meine Stadt – es schwinden die
Gründe, gerne hier zu leben und
zu arbeiten“ (Nora Kandolf Wuppertal)
Quelle: (Roolf 2010)

Positionierung der benachbarten Regionen 74
Nicht nur das Bergische Städtedreieck hat die KKW für sich entdeckt,
auch andere Regionen in unmittelbarer Nachbarschaft versuchen,
sich in diesem Bereich zu positionieren. So ist Köln ein etabliertes
Zentrum der Film- und Entertainment-Branche. Düsseldorf ist mit der
Kunstakademie regionaler Vorreiter für zeitgenössische Kunst, beheimatet
die Werbewirtschaft (Haselbach et al. 2010) und das Ruhrgebiet
fördert die KKW massiv, um den Strukturwandel voranzutreiben.
In diesem Zusammenhang sind nicht nur Landes-, Bundes- und
Europäische Förderungen wie die Kulturhauptstadt (Ruhr 2010) zu
sehen, sondern auch einzelne Kommunen sind bereit, trotz angespannter
Haushaltslage mehr Geld in die KKW zu investieren. So
verpflichtete sich die Stadt Dortmund, das European Centre for Creative
Economy mit erheblichen Beträgen zu unterstützen.
Wuppertal Institut
Im Zukunftstrend Nachhaltigkeit konnte sich die Region mit der Etablierung
der Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH profilieren.
Durch dessen erfolgreiche Nachhaltigkeitsforschung wird das
Institut nun zusätzlich von der Landesregierung in stärkerem Umfang
unterstützt. Das Institut stellt einen starken potenziellen Partner für
nachhaltige Forschung und Entwicklung in der Region dar.
E.2 Die Akteurssicht: Die Kulturschaffenden, die Kreativen
und die drei Städte
Eine kultur- und kreativwirtschaftliche Entwicklung lässt sich nicht
verordnen, sondern nur gemeinsam mit den kultur- und kreativwirtschaftlichen
Akteuren vor Ort umsetzen. Deshalb haben wir im Rahmen
der Untersuchung gemeinsam mit den Akteuren Entwicklungsszenarien
erarbeitet und zusätzlich mit institutionellen, für die Kultur
zuständigen Akteuren diskutiert.
Dazu wurden mögliche Entwicklungspfade für die Region präsentiert,
die entlang der Achsen Spezialisierungsgrad und Abhängigkeit von

anderen (nachfragenden) Branchen verlaufen (vgl. Abbildung 17: Wie
wird sich der Teilmarkt für die Region entwickeln?). Diskursiv wurde
anhand der Vorlage erarbeitet, wie sich die Kompetenzfelder wahrscheinlich
entwickeln werden und wie sich die gewünschte Entwicklung
der Workshop-Teilnehmer darstellt. Gleichzeitig wurde bestimmt,
welche Faktoren für die prognostizierte Entwicklung sprechen und wie
die gewünschte Zielerreichung begünstigt werden könnte – also auch,
was die Akteure selbst tun können.
Abbildung 14: Wie wird sich der Teilmarkt für die Region entwickeln?
In den Kompetenzfeldern Investitions- und Konsumgüterdesign sowie
Unternehmenskommunikation ergeben sich danach folgende Fixpunkte
(vgl. Abbildung 17):
• die Region als „Profilierte Marke“
• „Zulieferer für die Rheinschiene“
• „Spezialisierter eigenständiger Teilmarkt“
• „Spezialisierter Zulieferer“
Für das Kompetenzfeld Kunst und Kultur wurden die folgenden Fixpunkte
erarbeitet:
• die Region als „Entertainment NRW“
• „Solide Basisversorgung“
75

• „Spezialisierte Avantgarde Szene“
• „Wir sind Kultur“
• „Sparvariante“
Da es keine Vorschläge für grundlegend andere Entwicklungsszenarien
gab, Szenarien aber durchaus zu einem Entwicklungspfad verbunden
wurden, vermuten wir, dass die Szenarien die tatsächliche
mögliche Entwicklung relativ gut abbilden. In den folgenden drei Abschnitten
werden nun die Ergebnisse der Szenarien für die drei Kompetenzfelder
diskutiert.
E.2.1 Investitions- und Konsumgüterdesign
Für die befragten Praktiker des Workshops Investitions- und Konsumgüterdesign
gab es einstimmig nur ein gewünschtes Entwicklungsszenario:
Die Region als etablierte Marke. Hierbei wurde darauf
hingewiesen, dass damit durchaus nicht Masse, sondern Qualität
gemeint ist. Die Praktiker arbeiten dafür, durch Qualität und Ausgefallenheit
sich und damit auch die Region als kleine, aber feine Marke zu
etablieren, die über die Region hinaus strahlt. Dies sollte über die
Spezialisierung in Teilmärkten geschehen, aber insgesamt die Region
als etablierte Marke für Design hervorbringen.
Auch bei der Einschätzung, wie realistisch diese gewünschte Entwicklung
ist, bestand Einstimmigkeit darüber, dass die Region sehr gut
positioniert ist:
• alle benötigten Zulieferer und Dienstleister sind in der Region
vorhanden (so auch industrialisiertes Handwerk siehe Beispiel)
• individuelle Arbeitsräume bei günstigen Mieten
• Universität zieht mit ihrem renommierten Studiengang Industriedesign
laufend neue Talente an
• Bergisches Institut für Produktentwicklung und
Innovatiosmanagement
• die vorhandenen produzierenden Unternehmen sorgen für
Aufträge (speziell Automobilindustrie)
76
Entwicklungsszenarien
Kompetenzfeld „Design
von Konsum- und Investitionsgütern“
Plakat Workshop
Realistisches und möglichesEntwicklungsszenario:
„Region als profilierte Marke“

• das Bergische Städtedreieck, insbesondere Solingen, stehe
für Qualität. So habe der Beispielunternehmer schon Aufträge
bekommen, weil er aus Solingen stammt
• nur beim Image habe das Bergische Städtedreieck noch
Nachholbedarf, da die Region als eher „uncool“ wahrgenommen
werde (bspw. im Vergleich mit Berlin)
• Diese Einschätzung steht in Einklang mit dem gesamtwirtschaftlichen
Trend der Zunahme der Designintensivität von
Produkten (auch Investitionsgüter Stichword „usability“)
Keinen Konsens konnte der Workshop bezüglich der Bedeutung von
Aufträgen als „subcontractor“ für andere (große) Designerbüros finden.
So kommt das für ein kleines Designbüro aus Wuppertal nicht in
Frage, da man so nur noch reagiert und nicht mehr agieren kann. Für
andere in der Branche ist genau das spezifische Potenzial der Region
ein Wettbewerbsvorteil, welcher als Zulieferer für bekannte Designer
verwertet werden kann (siehe Beispiel).
Ausgehend von der als gut eingeschätzten Lage des Kompetenzfeldes
wünschen sich die Praktiker des Workshops ein eher besonnenes
Agieren der Kommunen bei der Förderung ihrer Branche. So
überwog die Meinung, Kommunen sollten zukünftig weniger eingreifen
und überdimensionierte Maßnahmen (z.B. zu teure / falsche Sanierung,
wie aus ihrer Sicht in der Hofaue geschehen) vermeiden.
Darüber hinaus wurden folgende Punkte diskutiert:
• Da die Branche in der Region besser ist als ihr Image, sind
Maßnahmen zu Erfolgskommunikation und Labelbildung angebracht.
• Geäußert wurde der Wunsch nach einfacher Vernetzung, z.B.
durch Branchenpartys.
• Allgemein wurde die verstärkte Unterstützung kleiner Unternehmen
(also gerade auch Gießereien / Handwerk) gefordert.
Man solle nicht immer nur den „Delphis“ (großen Unternehmen)
hinterherlaufen.
• Es wurde die Bereitschaft geäußert, auch selbst den Standort
zu fördern und zu stärken.
77
Unternehmensbeispiel
Achim Jungbluth Licht Form
Funktion GmbH; Solingen
Von Haus aus ist Achim
Jungbluth Elektrotechniker. Mit
seiner Firma Licht Form Funktion
GmbH hat er sich auf die
Entwicklung von speziellen Beleuchtungstechniken
oft in
Kleinstserien spezialisiert. Die
Produktion seiner Designs überlässt
er dem industrialisierten
Handwerk in der Region. Nirgends
sonst gibt es noch Handwerkliche
Gießereien, Gürtler,
Drücker die kostengünstige und
hochwertige Kleinstserien erstellen
können. Dieser Standortvorteil
hat ein neues Geschäftsfeld
erschlossen. So co-Entwickelt
und überwacht er nun für bekannte
Designer Kleinstserien
von Amaturen, Griffen usw. die
z.B. in hochwertigen Designerbauwerken
als individuelle Besonderheit
eingesetzt werden.

E.2.2 Unternehmenskommunikation 78
Negativ schätzen die Workshop-Teilnehmer die zukünftige Entwick-
lung dieses Wirtschaftsfeldes ein. Realistisch sei die Konsolidierung
(also Schrumpfung bei Stabilisierung auf einem bestimmten Niveau)
der Branche zum spezialisierten Zulieferer für Kunden und andere
Kommunikationsunternehmen. Folgende Faktoren werden als Grund
für die negative Prognose durch die Praktiker ausgemacht:
• Abwicklung des Studienganges Kommunikationsdesign (wichtigster
Grund siehe oben)
• fehlende Nachfrage in der Region:
o allgemeines Vermittlungsproblem, gilt für die ganze
Branche
o im Städtedreieck eventuell besonders stark, da viele
inhabergeführte mittelständische Unternehmen
o im Städtedreieck vermehrt investitionsgüterproduzierende
Unternehmen tätig, die weniger aufwendige Unternehmenskommunikation
benötigen
Realistisches Entwicklungsszenario:
„spezialisierter Zulieferer“
• fehlende Vernetzung der Branche / kaum Wissensaustausch Entwicklungsszenario
• keine spezifischen Potenziale in der Region
Kompetenzfeld: Unterneh-
o Zulieferer der Region stehen qualitativ auf derselben
Stufe wie in anderen Regionen
menskommunikation
o kein spezifisches Bergisches Design
o kein Image als Unternehmenskommunikationsregion
• der allgemeine Trend zur Metropolitanisierung ist im Bereich
Unternehmenskommunikation besonders stark
Als mögliche Potenziale der Region kristallisierten sich im Verlauf des
Workshops doch einige Ansatzpunkte heraus:
• eine Vielzahl von Unternehmen und Freiberuflern, die im Bereich
Unternehmenskommunikation tätig sind (leider fehlt es
an Vernetzung)
• attraktive und günstige Arbeitsräume in Form alter Fabriken
• ein gewisses – wenn auch mehr nach innen gerichtetes –
Image einer intellektuellen Unternehmenskommunikation (ist
Plakat Workshop

der universitären Ausbildung geschuldet, die andere Studienorte
so nicht böten)
Als wünschenswertes, aber sehr ambitioniertes Entwicklungsszenario
benannten die Teilnehmer des Workshops die Etablierung und vor
allem Festigung eines spezialisierten eigenständigen Teilmarktes.
Als mögliche Spezialisierung wurde zum einen eine Fokussierung auf
mittelständische Unternehmen genannt. Vorteilhaft könnte sein, dass
die Agenturen relativ klein sind, so dass Berührungsängste geringer
sein könnten. Des Weiteren scheint die Etablierung einer Bergischen,
intellektuellen, etwas „verbohrten“ Unternehmenskommunikation ein
mögliches zukünftiges Alleinstellungsmerkmal zu sein. Eine solche
Unternehmenskommunikation könnte besonders für Unternehmen
passen, die Spezialprodukte mit hoher Qualität und Alleinstellungsmerkmalen
herstellen. Solche Produkte könnten durch eine authentische
Kommunikation auf sich aufmerksam machen. Folgende Maßnahmen
wurden im Workshop erarbeitet, um zumindest eine Stabilisation
des Kompetenzfeldes zu erreichen:
• Lobbyarbeit der Branche, um Produkte besser zu vermarkten
• Vernetzung der Branche
• nach Wegfall des Studiengangs Vernetzung mit anderen Studiengängen
und Institutionen, z.B. BWL
Das Hauptproblem der Branche scheint, wie bereits beschrieben, die
mangelnde Fähigkeit zu sein, potenzielle Kunden von der Qualität
und Wichtigkeit der Branchenprodukte für den Unternehmenserfolg zu
überzeugen.
Zur Lösung des Kommunikationsproblems könnten sowohl eine branchenweite
Lobbyarbeit als auch einzelne Personen mit Renommee
dienen, welche die Bedeutung der Branche potenziellen Kunden erklären
und für die Qualität der Produkte werben. In diesem Zusammenhang
wurde der Vorschlag geäußert, ein Zertifikat oder ein Gütesiegel
einzuführen, welches gute Unternehmenskommunikations-
Wünschenswertes Entwicklungsszenario:
„spezialisierter eigenständiger
Teilmarkt“
Der Workshop lotet ein
mögliches Entwicklungsszenario
aus
79
©Franz Flögel
„Die anderen machen hippe
Grafiken, aber wir können
sie auch erklären“ (KommunikationsdesignerWorkshop)

agenturen ausweist. Dieser Vorschlag erlangte jedoch keinen Kon-
sens im Workshop.
Eine Branchenlobby könnte gleichzeitig nach Innen für Vernetzung
und Wissensaustausch sorgen. Wissensaustausch ist jedoch schwierig,
da die einzelnen Agenturen fürchten, dass Ideen kopiert und damit
Wettbewerbsvorteile genommen werden, so dass die Branche in
der Region aus Einzelkämpfern besteht.
E.2.3 Kunst und Kultur
Aufgrund der hohen Bedeutung der öffentlich finanzierten Kultur wurde
für dieses Kompetenzfeld nicht nur ein Workshop mit Kunst- und
Kulturschaffenden durchgeführt, sondern in einer zusätzlichen Veranstaltung
Verantwortliche der Kultur- und Wirtschaftsförderung aus den
einzelnen Kommunen eingeladen. Die Ergebnisse der beiden Workshops
werden im Folgenden gemeinsam ausgewertet, da sie eine
hohe Übereinstimmung aufweisen.
Als nicht erwünschtes, aber potenziell mögliches Entwicklungsszenario
wurde eine allgemeine Kürzung der Kulturausgaben nach dem
„Rasenmäherprinzip“ von den Verantwortlichen der Kommunen genannt.
Dies würde dazu führen, dass überhaupt kein attraktives Angebot
mehr erstellt werden und die Region in der kulturellen Bedeutungslosigkeit
versinken würde. Die Auffassung, dass an einzelnen
Institutionen nicht mehr weiter gespart werden kann, um einen sinnvollen
Betrieb zu gewährleisten, wurde von den kunstschaffenden
Praktikern im zweiten Workshop geteilt.
Als in beiden Workshops gewünschtes und einstimmig unterstütztes
Szenario gilt der Ansatz, Leuchttürme zu fördern („Stärkung der Stärken“).
Zusätzlich sollte privates Engagement („Wir sind Kultur“) gefördert
werden. Durch die Etablierung einer avantgardistischen Szene in
den bekannten Stärken und das Generieren von Neuem hoffen die
Workshop–Teilnehmer, das Kompetenzfeld Kunst und Kultur etablie-
Entwicklungsszenarien:
Kunst und Kultur
80
Plakat Workshop
Realistisches Szenario:
„Sparvariante“

en zu können. Folgendes Potenzial sehen die Teilnehmer in der Re-
gion:
• Wohn- und Schaffensort berühmter Künstler und internationa-
le Ausstrahlung
o Pina Bausch (Tanz)
o Free Jazz (Musik)
o Tony Cragg (Skulpturen)
• günstiger Wohn- und Arbeitsraum in attraktiven Lagen
• hohe Bereitschaft vermögender Einzelpersonen und Firmen,
Kultur zu unterstützen (Sponsoring)
• eine (wahrgenommene) lebendige, freie Kunst- und Kulturszene
und ein kreatives Milieu, das besser ist als sein Ruf
Zu keinem Ergebnis konnten beide Workshops hinsichtlich der Frage
kommen, wie es um die Basisversorgung steht. Da der Wunsch
„Stärken zu stärken“ konsensfähig war, tendierten viele Teilnehmer
beider Workshops dazu, die Basisversorgung in Bereichen, in denen
die Region nicht etabliert ist, massiv zu reduzieren. Hierbei besteht
die Hoffnung, dass das „Engagement von unten“ („Wir sind Kultur“)
und die Avantgarde-Szene das teilweise Fehlen einer Basisversorgung
ausgleichen kann. Einige Teilnehmer äußerten jedoch die Sorge,
dass es ohne Basisversorgung schwierig sei, eine „brodelnde“,
auf privatem Engagement basierende Kulturszene und spezialisierte
Avantgarde zu erhalten. Insbesondere viele Künstler mahnten an,
dass der Staat sich nicht aus der Kunst- und Kulturförderung zurückziehen
dürfe. Folgende Probleme der Region wurden nun von den
Teilnehmern identifiziert:
• Rückgang der öffentlichen Kulturförderung
• Fehlen eines künstlerisch kreativen Images der Region
Folgende Maßnahmen wurden zur Realisierung des angestrebten
Szenarios herausgearbeitet:
81
Wünschenswertes und bei
Anstrengung auch realis-
tischesEntwicklungsszenario: Spezialisierte Avantgarde
Szene, getragen und erneuert
von engagierten Kulturschaffenden
(wir sind Kultur)

• Stärken und Kommunikation der drei Leuchttürme Tanz,
Skulpturen und Musik
• Abwenden der Presse von einer lokalen hin zu einer regiona-
len Berichterstattung (zumindest im Kulturteil)
• Imagekampagne: Es muss nach Außen kommuniziert werden,
dass es sehr gute Bedingungen für Kunstschaffende im Berg-
ischen Städtedreieck gibt
Hintergrund ist, dass viele Kunstschaffende sich noch immer dafür
rechtfertigen, dass sie im Bergischen Städtedreieck arbeiten, obwohl
die objektiven Kriterien von den Praktikern als gut eingeschätzt werden.
E.3 KKW im Bergischen Städtedreieck: Wohin geht die
Reise?
Gemäß der Philosophie dieses Gutachtens ist die prognostizierte
Entwicklung der KKW nicht nur im Hinblick auf direkte wirtschaftliche
Effekte relevant, sondern auch in Bezug auf die Bedeutung für anderen
Branchen, die Lebensqualität und Außenwahrnehmung der Region.
So vielfältig daher die zu erwartenden Wirkungen sind, so unterschiedlich
sind die Chancen für die einzelnen Teilmärkte einerseits
und die drei Städte andererseits. Folgend wird eine diesbezügliche
Einschätzung entlang der zuvor erarbeiteten drei Kompetenzfelder
und eines potenziellen Suchraums vorgenommen:
Das bei Lichte betrachtet schon jetzt nicht überregional ausstrahlende
Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation wird selbst bei Unterstützung
der öffentlichen Hand und Engagement der Unternehmen
in Zukunft voraussichtlich nicht an Strahlkraft gewinnen. Der Wegfall
des Studienganges wiegt sehr schwer. Die unternehmerischen Akteure
befinden sich in einem Zustand zwischen Selbstaufgabe (bei Einzelgesprächen
äußerten einige Akteure, dass im Sinne einer „Stärkung
der Stärken“ die Verlagerung des Studiengangs eigentlich vernünftig
sei) und „jetzt erst recht“. Hinzu kommt, dass der endogene
82

Bedarf an Produkten und Dienstleistungen der Unternehmenskommunikation
eher gering ist, da in der Region überwiegend Investitionsund
weniger Konsumgüter produziert werden. Weiterhin wirkt die sogenannte
„Bergische Mentalität“ nachfragehemmend, da wenig Bereitschaft
gezeigt wird, für professionelle Gestaltung einen angemessen
Preis zu bezahlen. Ferner zeigt die Branche wenig Bereitschaft
zur Zusammenarbeit, was die Akteure wiederum selbst beklagen.
Wenn die Aktivierung und Schaffung einer gemeinsamen Vision der
Akteure gelänge, wäre vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung
der KKW (vgl. Kapitel B) eine Stabilisierung des Kompetenzfeldes
Unternehmenskommunikation als Erfolg zu werten.
Die Entwicklung des Sub-Kompetenzfeldes Eventmanagement ist,
auch im Hinblick auf die zu erwartenden allgemeinen gesellschaftlichen
Trends, anders zu bewerten. Allerdings stellt sich die Frage, wie
hoch die Standorttreue dieser Unternehmen ist und was (z.B. Vernetzung)
diese erhöhen könnte. Hier sind insbesondere im Sinne von
Wertschöpfungsketten die Querschnittsbereiche interessant, also die
Verbindung zwischen
• Event und Unternehmenskommunikation (Grafik-Design etc.)
• Event und Investitions- und Konsumgüterdesign (Ausstellungsdesign,
vor allem Lichtdesign)
• Event und Ökowirtschaft (Events für die Ökobranche und ökologische
„klimaneutrale“ Events)
• Event und „Kunst und Kultur“ (zunehmender Drang nach sinnlichen
Erlebnissen gilt auch für Kunst und Kultur)
Deutlich besser sieht die Zukunft für das Kompetenzfeld Investitionsund
Konsumgüterdesign aus. Hier besitzt die Region, vor allem
Solingen, eine hervorragende Reputation für langlebiges und anspruchsvolles
Design. Dieses Image nutzt lokalen Designern bei der
Auftragsakquise. Zudem sind in der Region viele industrialisierte
Handwerker ansässig (z.B. Gießereien oder Gürtler), die es erlauben,
Kleinstserien flexibel zu produzieren. Es kann davon ausgegangen
werden, dass in diesem Bereich allgemeine gesellschaftliche Trends
83

wie nachhaltiges Design und die anhaltende Ästhetisierung der Ge-
sellschaft Wachstumspotenzial bergen.
Bedeutend ist dieses Kompetenzfeld vor allem aufgrund seines
Imagegewinns für die Region und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
der produzierenden Unternehmen. Die Bedeutung im Bezug
auf direkte wirtschaftliche Effekte ist aufgrund der wenigen Beschäftigten
(vgl. Kapitel B) vergleichsweise gering.
Für das Kompetenzfeld Kunst und Kultur sind die Wirkungen am
vielfältigsten und Entwicklungen – nicht zuletzt weil sie u.a. stark von
den Entscheidungen der öffentlichen Hand abhängen – am schwierigsten
zu prognostizieren. Gerade Wuppertal strahlt mit dem Tanztheater,
mit der Skulpturenkompetenz und eingeschränkt mit der Musikszene
über die Grenzen hinaus. Hinzu kommen eine lebendige,
auch ehrenamtlich getragene Szene, ein in Teilen interessantes
Stadtbild, eine „schräge Atmosphäre“ und geeignete Gebäudebrachen.
Allerdings ist die Qualität – so die Aussage der Befragten –
vieler Bereiche der öffentlich geförderten Kultur als nur durchschnittlich
einzustufen. Aufgrund der kommunalen Haushaltslagen ist darüber
hinaus eine erhebliche Konsolidierung im Bereich der öffentlich
geförderten Kultur zu erwarten. Die Zukunft wird davon abhängen, ob
es gelingt, das vielfältige Potenzial der Region (Gebäude, Menschen,
Ideen etc.) zu nutzen, eine vernünftige Strukturdebatte auch im Hinblick
auf die Finanzierbarkeit zu führen, eine in Teilen auch öffentliche
finanzierte Kulturversorgung aufrecht zu erhalten und trotzdem die
imageträchtigen Leuchttürme zu fördern. Dies wird nur möglich sein,
wenn regional arbeitsteilige Strukturen in der Verwaltung, aber auch
bei Kulturschaffenden, Medien etc. etabliert werden können.
Potenziale sehen wir in dem Suchraum Ökodesign/Green-Design,
der allerdings nicht zur offiziellen Abgrenzung der KKW gehört. Ökodesign/Green-Design
bietet, wie in der folgenden Abbildung dargestellt,
eine Schnittmenge aus den beiden Kompetenzfeldern Unternehmenskommunikation
und Investitions- und Konsumgüterdesign.
Die Kompetenz für langlebiges, anspruchsvolles Design, genauso wie
84

die technologische Kompetenz der Region in Verbindung mit dem
deutlich an Bedeutung gewonnenen Wuppertal Institut, anderen Ein-
richtungen (z.B. die Energieagentur) und einschlägigen Spin-offs
könnten wichtige Potenziale für die Region bergen. Dieses Feld ließe
sich einerseits in die Welt der „Technik und Tüftler“ unterteilen, in dem
es um langlebige, aber auch energieeffiziente Produkte geht, und
andererseits in den Bereich Dienstleistungen, bei dem neue Dienstleistungskonzepte
(z.B. „Nutzen statt Besitzen“, Contracting), aber
auch Kampagnen für Nachhaltigkeit oder ökoeffiziente Events im
Vordergrund stehen. Ein besonderes Potenzial würde in der Verbindung
dieser beiden Bereiche liegen.
Abbildung 15: Kompetenzfelder und Entwicklungsszenarien
Quelle: Eigene Darstellung
85

F Handlungsempfehlungen 86
Im Folgenden werden die in den vorangegangen Kapiteln bereits beschriebenen
Handlungsempfehlungen konkretisiert. Da die Kulturund
Kreativwirtschaft ein sehr breites und in jeder Stadt unterschiedlich
ausgeprägtes Feld umfasst, sind mögliche Handlungsempfehlungen
nach den von uns ermittelten Kompetenzfeldern unterteilt. Um
jeweils sichtbar zu machen, wer welchen Beitrag dazu leisten kann,
haben wir ein Akteurs-Portfolio erarbeitet, das die wichtigsten Empfehlungen
den aus unserer Sicht zuständigen Akteuren zuordnet.
F.1 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld Investitionsund
Konsumgüterdesign
Die allgemeinen Trends hin zu designintensiven Produkten (vgl. Kapitel
E 1.2), die gute Positionierung der Region sowie die bereits angelaufenen
Maßnahmen (so der Bergische ThinkTank, welcher sich die
Vernetzung von produzierender Industrie und kreativer Ökonomie
zum Ziel gesetzt hat 13 ) verlangen nach einer Etablierung von Maßnahmen
der Kompetenzfeldförderung. Bezogen auf die Sanierung
von Gebäuden gab es die Forderung nach einem „einfach mal Laufen
lassen“, dem Verzicht auf einen zu starken Eingriff bei der Gebäude-
13
Der Bergische ThinkTank ist ein durch die EU und das Land NRW gefördertes
Ziel2-Projekt. Zur partnerschaftlichen Umsetzung des Konzeptes haben sich
folgende Institutionen zusammengeschlossen: Sanierungsgesellschaft Südliche
Innenstadt Solingen mbH & Co. KG, Bergische Entwicklungsagentur
GmbH, Wirtschaftsförderung Solingen GmbH & Co. KG, Gründer- und
Technologiezentrum Solingen GmbH, Bergisches Institut für Produktentwicklung
und Innovationsmanagement gGmbH und Lebenshilfe Werkstatt
für Behinderte gGmbH. Weiter Informationen unter www.bergischerthinktank.de

sanierung seitens der öffentlichen Hand, wurde in den durchgeführten
Workshops, vor dem Hintergrund der Sanierungserfahrung in der
Hofaue, wiederholt geäußert. Folgende Maßnahmen können zur Weiterentwicklung
des Kompetenzfeldes empfohlen werden:
Partys und Treffen
Um die Eigenwahrnehmung und die Identität der Branche weiter zu
entwickeln und sie sich ihrer Stärke bewusst werden zu lassen, werden
Orte und Möglichkeiten gegenseitigen Austausches benötigt. Um
diesen Wissensspillover möglichst effektiv und nachhaltig zu gestalten,
bedarf es eher informellen Netzwerken, die die Unternehmen auf
freiwilliger Basis zusammenbringen. Diese Netzwerke könnten u.a. in
Form von Partys organisiert werden, die dem jeweiligen Gastgeber
eine Möglichkeit geben, sich und seine Arbeit kurz vorzustellen und
ansonsten einen informellen Rahmen zum Austausch bieten.
Label / regionales auf Produktdesign basiertes Branding
Aufbauend auf der Eigenwahrnehmung und der Identität des Kompetenzfeldes
könnte mit Hilfe einer Marken-Kampagne die Bedeutung
und Kompetenz der Region verdeutlicht werden. Ziel ist es, eine profilierte
Marke zu bilden, die stellvertretend für alle Unternehmen der
Region sowie deren Qualität und Kompetenz steht.
Preisauslobung
Die Förderung von jungen Unternehmern durch die Region und die
etablierten Unternehmen ist eine Daueraufgabe für die nachhaltige
Entwicklung des Kompetenzfeldes. Dabei könnten z.B. die jungen
Unternehmen stimuliert werden, neue Produkte zu entwickeln, die mit
Hilfe von Förderungen in Form von Preisauslosungen umgesetzt und
vermarktet werden könnten, wie es aktuell im Bergischen ThinkTank /
Ideenpreis praktiziert wird.
87

Tabelle 13: Akteurs-Portfolio Investitions- und Konsumgüterdesign
Maßnahme Wuppertal Remscheid Solingen BEA
Partys
Label/ Branding
Preisauslobung
Ö* Unterstützung durch
Wirtschaftsförderung
U** Diese Veranstaltungen sollten weitgehend von den Unternehmen
getragen werden
I***
Ö* Unterstützung durch
Wirtschaftsförderung
U** Kostenpflichtige Kostenpflichtige Kostenpflichtige
Zertifizierung Zertifizierung Zertifizierung
I*** Bergisches Institut
sollte bei der
Kriterienfindung
behilflich sein
Ö*
U**
I***
* Öffentliche Hand, vor allem in Form der Kulturdezernenten, -beauftragen, Wirtschaftsförderung,
Stadtentwicklung und Genehmigungsbehörden
** Unternehmen und Kulturschaffende
*** Institutionen in öffentlicher, privater oder halböffentlicher Rechtsform, z.B. Hochschulen,
Forschungseinrichtungen
F.2 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld
Unternehmenskommunikation
Im Feld Unternehmenskommunikation muss grundsätzlich zwischen
dem Bereich, der sich eher mit Werbung und Gestaltung (Grafikdesign)
beschäftigt und dem Event- und Veranstaltungsbereich unterschieden
werden. Ersterer steht aufgrund der Studiengangverlagerung
vor immensen Herausforderungen, die Eventwirtschaft hingegen
wird weiterhin eine Bedeutung für den Standort haben. Allerdings
zeigt sich für das gesamte Kompetenzfeld, dass die großen Unternehmen
in Richtung Metropolen den Standort verlassen. Folgende
Möglichkeiten halten wir für sinnvoll, um die Branche zu stabilisieren:
Anregung
und Initiierungeventuell
im
Rahmen
des Bergischen
ThinkTanks
88

Copyright
Probleme bei der Vermittlung der Copyrightregeln an Auftraggeber
sind ein generelles Problem der Branche. So ist es dem Auftraggeber
oftmals schwer zu vermitteln, dass er die Arbeits- und Sachkosten für
die Erstellung kreativer Inhalte bezahlen muss und gleichzeitig nicht
die Rechte an dem fertigen Produkt erhält.
Die Entwicklung einer einheitlichen Kommunikationsstrategie, die
dem Kunden das Thema Copyright verständlich macht, könnte die
Auftragslage der Bergischen Kommunikationsunternehmen verbessern.
Dabei sollten empathische Fähigkeiten entwickelt werden, um
aus der Kundenperspektive zu denken. Unternehmenskommunikation
muss dem Kunden nutzen, dieser Nutzen muss transparent und klar
definiert sein. Denkbar sind Workshops, die den Unternehmern einen
Erfahrungsaustausch ermöglichen sowie die Erarbeitung von Musterverträgen
oder entsprechenden Klauseln. Zu prüfen wäre auch der
Nutzen einer gemeinsamen Kommunikationsstrategie: Bergisches
Copyright könnte ein Qualitätssiegel sein, das auf der einen Seite
dafür steht, dass der Kunde eine marktgerechte Leistung erhält und
auf der anderen Seite sicher stellt, dass die Designer ihre Rechte am
Produkt adäquat abtreten oder – unter Einhaltung klarer Verhaltensweisen
und Nutzungsregeln – beibehalten können.
Kampagne Bergische Unternehmenskommunikation
Um dem Paradoxon – die Unternehmen des Kompetenzfeldes Unternehmenskommunikation
schaffen es nicht, ihre Leistungen und ihre
Arbeit an potenzielle Auftraggeber zu kommunizieren – begegnen zu
können, bedarf es einer umfassenden und einheitlichen Aufklärungsund
Informationskampagne. In Form von Workshops könnten in einem
dialogorientierten Prozess ein Handeln kommuniziert und entsprechende
Maßnahmen eingeleitet werden. Eine externe Organisation,
Moderation und Begleitung könnte dabei mit dem Blick von außen
entscheidende Hilfestellungen leisten.
89

Wir sind Uni
Die Schließung des Studienganges Kommunikationsdesign der Berg-
ischen Universität Wuppertal wird eine Lücke für die Unternehmen
des Kompetenzfeldes bewirken. Es sollte überlegt werden, wie diese
Lücke, die sich nicht nur in fehlenden Ressourcen an jungen Designern
manifestieren wird, sondern auch das Renommee der Region
beschneidet, kompensiert werden kann. Dazu ist insbesondere das
Engagement der Unternehmen gefragt. Private Fortbildungsakademien
bieten eine Möglichkeit, weiterhin den Zuzug junger Kreativer zu
gewährleisten. Daneben sollten neue Wege der Kooperation geprüft
werden, die das Kompetenzfeld stärken können. Dies kann z.B. eine
Kooperation mit der Betriebswissenschaft und hier besonders dem
Bereich Marketing sein.
90

Tabelle 14: Akteurs-Portfolio Unternehmenskommunikation
Maßnahme Wuppertal Remscheid Solingen BEA
Copyright
Ö* Externe Organisation,Moderation
und
Begleitung
U** Diskussionsanstoß und Erarbeitung entsprechender
Vorlagen
Uni Wuppertal
I***
Externe
Organisation,
Moderation
und Begleitung
Ö* Anregung
Kampagne
U** Kooperative Erarbeitung
und Initiierungeventu-
I***
ell im Rahmen
des
Bergischen
ThinkTanks
Ö* Zusammenarbeit im Bildungsbereich
Wir sind Uni U** Erarbeitung
eines Curriculums
I*** Uni Wuppertal Bergisches
Institut
* Öffentliche Hand, vor allem in Form der Kulturdezernenten, -beauftragen, Wirtschaftsförderung,
Stadtentwicklung und Genehmigungsbehörden
** Unternehmen und Kulturschaffende
*** Institutionen in öffentlicher, privater oder haböffentlicher Rechtsform, z.B. Hochschulen,
Forschungseinrichtungen
F.3 Mögliche Handlungen im Kompetenzfeld
Kunst und Kultur
Wie im Kapitel E aufgezeigt, sind sich die Akteure über die gewünschte
zukünftige Entwicklung weitestgehend einig. Einerseits ist die „kulturelle
Basisversorgung“ aufrecht zu erhalten, doch sind Einsparungen
unabdingbar. Andererseits sollte man die Ressourcen grundsätzlich
auf die nach außen strahlenden Leuchttürme (Avantgarde) und
auf die freie Szene („Wir sind Kultur“) konzentrieren. Dabei bestimmen
die Bürgerinnen und Bürger, was Kultur ist. Im Folgenden haben
91

wir die entsprechenden möglichen Handlungsschritte zusammenge-
fasst:
Räumlichkeiten bereitstellen
Für die Entwicklung freier Kunst- und Kulturbestrebungen sind Schaffensorte
von entscheidender Bedeutung. Sie bieten nicht nur den
kreativ Tätigen die jeweiligen Räume zur Entfaltung, sondern sie
schaffen auch ein Umfeld, das anregend und inspirierend für andere
ist. Im Bergischen Städtedreieck sind, aufgrund seiner industrieller
Vergangenheit, eine Vielzahl solcher kreativen Räume und Orte vorhanden.
Ihre Nutzbarmachung für kreatives Schaffen ist ein entscheidender
Faktor für die Entwicklung aller kulturell und kreativ Tätigen.
Leuchttürme entwickeln
In der Diskussion in den Workshops wurde zumeist die Meinung vertreten,
es sei besser, „bestimmte Pflänzchen zu gießen“, statt eine
Gleichverteilung der Mittel anzustreben, d.h. vorrangig ausgewählte
Kompetenzen, die eine Strahlkraft über die Region hinaus haben
((„Leuchttürme“) zu fördern. Die in diesem Bericht vorgeschlagenen
Kompetenzfelder mit ihren jeweiligen Sub-Teilmärkten geben entsprechende
Hinweise darauf.
Bürgerschaftliches Engagement als Potenzial erkennen
Das bürgerschaftliche Engagement der Region schafft nicht nur eine
lebendige und attraktive freie Kunst- und Kulturszene, es erhält durch
Spenden, Sponsoring und ehrenamtliche Arbeit auch einen Teil der
Angebote in der Region. Dieses Potenzial sollte gefördert und gewürdigt
werden (eventuell durch die Auslobung eines Preises), zumal
sich daraus in der Zukunft besondere Kompetenzen ergeben könnten.
Identität stärken: Beispiel ArtMoney:
Wichtig sind Maßnahmen, die zur Stärkung der regionalen Identität
und somit zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Beispielsweise
wurde in einigen Städten ein sogenanntes ArtMoney (vgl.
http://www.art-money.org) eingeführt, das Künstler individuell gestal-
92

ten können und von Künstlern, aber auch regionalen Unternehmen
als Zahlungsmittel anerkannt wird. Dabei geht es nicht darum, konkur-
rierende Monetärsysteme zu installieren, sondern Identität zu schaf-
fen, Marketing für die regionalen Künstler zu unterstützen und diese
ökonomisch zu professionalisieren.
Eine regionale Besonderheit könnte, in Anlehnung an den „Leuchtturm“
der Skulpturengestaltung, ein plastisches ArtMoney sein. Denkbar
wären kleine Skulpturen aus mehr oder weniger wertvollen Materialien,
die von regionalen Künstlern geformt werden und als Währung
zirkulieren. Dieses könnte auf die Bedeutung der Region als Skulpturenregion
hinweisen.
Vernetzung von Leuchttürmen und freier Szene
Ausgehend von der Annahme, dass sich im Schatten der Leuchttürme
viele kleinere Nischen ausbilden, die vor allem von der freien
Szene besetzt werden, ist eine Vernetzung dieser beiden Bereiche
eine weitere wichtige Aufgabe zur Förderung des Kompetenzfeldes
Kunst und Kultur. Wie diese Vernetzung stattfinden kann, kann nur
durch das Zusammenbringen der Szene ermittelt werden. Ohne große
Eingriffe und Vorgaben könnte eine behutsame Moderation neue
Impulse für diese Bereiche geben.
Kommunalübergreifender Kulturkalender
Die tagesaktuelle Presse pflegt einen ausgesprochenen Lokalpatriotismus,
der nicht über die jeweilige Stadtgrenze hinausragt. Eine abgestimmte
Berichterstattung und Informationen über das aktuelle
Programm aller Einrichtungen im Kompetenzfeld Kunst und Kultur
innerhalb der gesamten Region könnten in Form eines regionalen
Kulturkalenders den Austausch der Bewohnerinnen und Bewohner
der Region fördern und die Einrichtungen und Aktivitäten stärken.
93

Tabelle 15: Akteurs-Portfolio Kunst und Kultur
Maß-
nahme
Räumlichkeiten
Leuchttürme
Bürgerschaftlich
es Engagement
Identität:
Beispiel
ArtMoney
Vernetzung
Kulturkalender
Wuppertal Remscheid
Solin
gen BEA
Ö* x x X Moderieren und
U** Unternehmen sollten ihre temporärer unge- Anregen; eventuell
nutzten Gebäude zur Verfügung stellen ist ein Leitfaden zu
I*** Die Zwischen-
erstellen, der genutzungsagenturnehmigungsseitige
Wuppertal sollte
auf das BergischeStädtedreieckausgedehnt
werden
Hilfestellung leistet
Ö* Die Kulturbüros und -referenten müssten Moderation arbeits-
arbeitsteilige Kompetenzen aufbauen
teiliger Kulturarbeit
U**
I***
Ö*
Arbeitsteiliges agieren der Kultureinrichtungen
Förderung und Hilfestellung eventuell durch Koordination und
Ideenlotsen
Initiierung
U** Sponsoring und Spenden, Aktivierung der
Mitarbeiter, Bereitstellung von Gebäuden
I*** Die öffentlichen Kultureinrichtungen sollten
sich stärker für die freie Szene öffnen, kooperieren
und Hilfestellungen anbieten
Ö* Initiierung des Berg-
U** Regionale Banken und Sparkassen sollten
eine Bergische ArtMoney Bank gründen
ischen ArtMoney
I***
Ö* Unterstützung der BEA Schaffung einer
U**
strategischen, überräumlichenKompe-
I***
tenz
Ö* Unterstützung und Nutzung persönlicher Anregung und Initiie-
lokaler Kontakte
Zeitungsverlage müssen mitmachen
rung
U**
I***
* Öffentliche Hand, vor allem in Form der Kulturdezernenten, -beauftragen, Wirtschaftsförderung,
Stadtentwicklung und Genehmigungsbehörden
** Unternehmen und Kulturschaffende
*** Institutionen in öffentlicher, privater oder haböffentlicher Rechtsform, z.B. Hochschulen,
Forschungseinrichtungen
94

F.4 Nicht zuletzt…
Die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region Bergisches Städte-
dreieck ist keine Erfolgsgeschichte, hat neben Schatten aber auch
Licht: Die Standortvorteile der Region liegen insbesondere in den
günstigen und gut gelegenen Gebäuden, der „schrägen Schönheit“
der Region, dem beachtlichen bürgerschaftlichen Engagement, den
bekannten Künstlern und der Designkompetenz.
Neben den zuvor entlang der Kompetenzfelder ausformulierten Handlungsschritten
empfehlen wir, die KKW nicht isoliert als Wachstumsbranche
zu sehen. Wir glauben nicht, dass sich daraus alleine ein
selbsttragender Aufschwung generieren ließe. Vielmehr empfehlen
wir, die Bedeutung der Branche für andere Wirtschaftszweige am
Standort und deren Vernetzung ins Blickfeld zu rücken. Weder Remscheid
noch Solingen und auch nicht Wuppertal werden aus unserer
Sicht in den kommenden Jahren zur KKW-Boomtown, wohl aber bieten
sich sinnvolle Anknüpfungspunkte, um die Region entlang bestimmter
Wertschöpfungsketten weiter zu etablieren. Diese ergeben
sich zum Großteil aus der über lange Zeit entwickelten, vor allem gewerblich
geprägten Wirtschaftsstruktur. Die KKW kann zu deren zukünftigem
Erfolg beitragen. Mit dem Projekt Bergischer ThinkTank ist
ein Anfang gemacht, diesen Bereich zukünftig besser zu vernetzen.
Ob Ökodesign aufgrund der regionalen Kompetenzen und der gesellschaftlichen
Trends besondere Potenzial für die regionalwirtschaftliche
Entwicklung bietet, sollte aus unserer Sicht weiter untersucht
werden, auch wenn es sich dabei nicht um KKW im engeren Sinn
handelt.
Darüber hinaus empfehlen wir zu prüfen, ob die von Kulturschaffenden
und Kreativen immer wieder vorgetragene skurrile Atmosphäre
und „schräge Schönheit“, die teilweise auch von Avantgardisten außerhalb
der Region rezitiert wird, im Sinne einer Brandingkampagne
bewusst eingesetzt werden kann. Dass dies für eine bestimmte, wenn
auch recht kleine Zielgruppe, Potenzial bietet, zeigt sich beispielsweise
an der Bedeutung Wuppertals als Filmkulisse.
95

Literatur
Roolf, Anni (2010): Petition für Erhalt und Weiterentwicklung des Studiengangs
Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal, zuletzt aktualisiert
am 09.09.2009, zuletzt geprüft am 12.08.2010.
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deutschen Landeskunde, Jg. 77, H. 1, S. 7–34.
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Gerecht, C.; Hempel, L. (2010): Kulturwirtschaft in Düsseldorf. Entwicklung und
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Leriche, Frédéric / Daviet, Sylvie (2010): Cultural Economy: An Opportunity to
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Ruhrgebiet: Veränderungen der Beschäftigungsstruktur in Nordrhein-Westfalen.,
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2. Aufl. Frankfurt/Main: Campus-Verl.
Schulze, Gerhard (1999): Kulissen des Glücks. Streifzüge durch die Eventkultur.
Frankfurt/Main: Campus-Verl.
Söndermann M. (2009): Leitfaden zur Erstellung einer statistischen Datengrundlage
für die Kulturwirtschaft und eine länderübergreifende Auswertung kulturwirt-
96

schaftlicher Daten. Büro für Kulturwirtschaftsforschung, zuletzt aktualisiert am
11.12.2009, zuletzt geprüft am 11.08.2010.
Söndermann M.; Backes, C.; Arndt, O.; Brünink, D. (2009a): Gesamtwirtschaftliche
Perspektiven der Kultur und Kreativwirtschaft in Deutschland. Kurzfassung.
BMWI, zuletzt aktualisiert am 02.04.2009, zuletzt geprüft am 11.08.2010.
Söndermann M.; Backes, C.; Arndt, O.; Brünink, D. (2009b): Kultur- und Kreativwirtschaft:
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der heterogenen Teilbereiche der „Kulturwirtschaft“ zur Bestimmung ihrer Perspektiven
aus volkswirtschaftlicher Sicht. KWF; CBC; Prognos AG, zuletzt aktualisiert
am 19.02.2009, zuletzt geprüft am 27.04.2010.
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verfügbar unter http://www.z-punkt.de/zpunkt/documents/Z_szenarioprozesse.pdf
(Zugriff: 01.12.2006).
97

Anhang
Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft nach 5
Stellern der WZ 2003
Teilmarkt Nr. WZ 2003 Wirtschaftszw eig
1. Musikw irtschaft
Steuerpflichtige
und
Unte rnehmen
Umsatz Beschäftigte
92.31.5 Selbstständige Musiker etc 100,0% 100,0% 100,0%
92.31.2 Musik-und Tanzensembles 100,0% 100,0% 100,0%
22.14.0 Verlag von Tonträgern etc. 100,0% 100,0% 100,0%
92.32.1
*Theater-/ Konzertveranstalter
100,0% 100,0% 100,0%
92.32.2 *Betrieb von Theatern etc. 100,0% 100,0% 10,0%
92.32.5 *Sonstige Hilfsdienste etc. 100,0% 100,0% 100,0%
52.45.3
2. Buchmarkt
Einzelh. m. Musikinstrumenten
etc.
100,0% 100,0% 100,0%
92.31.6 Selbstständige Schriftsteller 100,0% 100,0% 100,0%
22.11.1 Buchverlag 100,0% 100,0% 100,0%
52.47.2
3. Kunstmarkt
Einzelhandel mit Büchern 100,0% 100,0% 100,0%
92.31.3
Selbstständige bildende
Künstler/innen
100,0% 100,0% 100,0%
52.48.2 Kunsthandel (Schätzung)
20,0% 20,0% 20,0%
92.52.1
4. Filmw irtschaft
Museumsshops etc. 100,0% 100,0% 8,0%
92.31.7
*Selbstständige
Bühnenkünstler/ innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.11.0
Film-/TV-und Videofilmhersteller
etc.
100,0% 100,0% 100,0%
92.12.0 Filmverleih-Videoprogramm. 100,0% 100,0% 100,0%
92.13.0 Kinos 100,0% 100,0% 100,0%
5. Rundfunkwirtschaft
92.40.2
*Selbstständige
Journalisten/innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.20.0 Rundfunkveran-stalter etc. 100,0% 100,0% 35,0%
6. Markt für darstellende Künste
92.31.7
*Selbstständige
Bühnenkünstler/ innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.31.8
Selbstständige
Artisten/innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.31.1 Theateren-sembles 100,0% 100,0% 10,0%
92.32.1
*Theater-/ Konzertveranstalter
100,0% 100,0% 100,0%
92.32.2 *Betrieb von Theatern etc. 100,0% 100,0% 10,0%
98

Teilmarkt Nr. WZ 2003 Wirtschaftszw eig
Steuerpflichtige
und
Unte rnehmen
Umsatz Beschäftigte
92.32.3
Varietes und
Kleinkunstbühnen
100,0% 100,0% 100,0%
92.32.5 *Sonstige Hilfsdienste etc. 100,0% 100,0% 100,0%
92.34.1 Tanzschulen 100,0% 100,0% 100,0%
92.34.2
7. Designw irtschaft
Weitere Kultur-/
Unterhaltung etc.
100,0% 100,0% 100,0%
74.20.6 Industriedesign 100,0% 100,0% 100,0%
74.87.4 Produkt-/ Grafikdesign 100,0% 100,0% 100,0%
74.40.1
8. Architekturmarkt
*Kommunikations design/
Werbege-staltung
100,0% 100,0% 100,0%
74.20.1
Architekturbüros f. Hochbau
etc.
100,0% 100,0% 100,0%
74.20.2
Architekturbüros
Ortsgestalt., etc.
100,0% 100,0% 100,0%
74.20.3
9. Pressemarkt
Architekturbüros für
Gartenbau
100,0% 100,0% 100,0%
92.40.2
*Selbstständige
Journalisten/innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.40.1
Korrespondenz-
Nachrichtenbüros
100,0% 100,0% 100,0%
22.11.2
Verlegen von
Adressbüchern
100,0% 100,0% 100,0%
22.12.0 Zeitungsverlag 100,0% 100,0% 100,0%
22.13.0 Zeitschriftenverlag 100,0% 100,0% 100,0%
22.15.0
10. Werbemarkt
Sonstiges Verlagsw esen 100,0% 100,0% 100,0%
74.40.1
*Kommunikationsdesign,
Werbegestaltung
100,0% 100,0% 100,0%
74.40.2 Werbung/ Werbevermittlung 100,0% 100,0% 100,0%
11. Software-/ Games-Industrie
72.20.0
12. Sonstiges
Softw arehäuser 100,0% 100,0% 100,0%
92.31.4
Selbst. Restauratoren/innen
100,0% 100,0% 100,0%
92.51.0 Bibliotheken/ Archive 100,0% 100,0% 8,0%
92.52.2 Betrieb von Denkmalstätten 100,0% 100,0% 8,0%
92.53.0 Botanische Gärten etc 100,0% 100,0% 8,0%
92.33.0 Schausteller-gew erbe etc. 100,0% 100,0% 100,0%
*mit Stern markierte Wirtschaftszw eige w erden mehrfach zugeordnet
Gesamtsumme der Kultur- und Kreativw irtschaft w ird um Doppelzählungen bereinigt
Quelle: Söndermann, Michael (2009): Leitfaden zur Erstellung einer statistischen
Datengrundlage für die Kulturwirtschaft und eine länderübergreifende Auswertung
kulturwirtschaftlicher Daten, Köln.
99

Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft nach 5
Stellern der WZ 2008
Teilmarkt Nr. WZ 2008 Wirtschaftszw eig
1. Musikw irtschaft
90.03.1 Selbstständige Komponisten/innen, Musikbearbeiter/innen
90.01.2 Ballettgruppen, Orchester, Kapellen und Chöre
59.20.1 Tonstudios
59.20.2 Verleger von bespielten Tonträgern
59.20.3 Verleger von Musikalien
90.04.1 *Theater-und Konzertveranstalter
90.04.2 *Opern-und Schauspielhäuser, Konzerthallen u. ä Einrichtungen
90.02.0
*Technische Hilfsdienste für kulturelle und unterhaltende
Leistungen
47.59.3
2. Buchmarkt
Einzelhandel mit Musikinstrumenten und Musikalien
90.03.2 Selbstständige Schriftsteller/innen
58.11.0 Verlegen von Büchern
47.61.0
3. Kunstmarkt
Einzelhandel mit Büchern
90.03.3 Selbstständige bildende Künstler/innen
47.78.3
**Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, Kunstgew erbe
(ohne Briefmarken etc.)
91.02.0
4. Filmw irtschaft
Museumsshops
90.01.4
*Selbstständige Bühnen-, Film-, Hörfunk-und
Fernsehkünstler/innen sow ie sonstige darstellende Kunst
59.11.0 Herstellung von Kinofilmen
59.11.0 Herstellung von Fernsehfilmen
59.11.0 Herstellung von Industrie-, Wirtschafts-und Werbefilmen
59.12.0 Sonstige Filmherstellung
59.12.0 Filmtechnik
59.13.0 Filmverleih
59.13.0 Videoprogrammanbieter
59.13.0 Filmvertrieb
59.14.0 Kinos
5. Rundfunkwirtschaft
90.03.5 *Selbstständige Journalisten/innen, Pressefotografen/innen
59.11.0 Herstellung von Fernsehprogrammbeiträgen auf Band u. Ä.
59.20.2 Herstellung von Hörfunkbeiträgen auf Band u. Ä.
60.10.0
Gestaltung, Realisation und Ausstrahlung von
Hörfunkprogrammen
60.10.0 Herstellung von Hörfunkprogrammen
60.20.0
Gestaltung, Realisation und Ausstrahlung von
Fernsehprogrammen
60.20.0 Herstellung von Fernsehprogrammen
100

Teilmarkt Nr. WZ 2008 Wirtschaftszw eig
6. Markt für darstellende Künste
90.01.1 Theaterensembles
90.01.3 Selbstständige Artisten/innen
90.01.3 Zirkusbetriebe
90.01.4
*Selbstständige Bühnen-, Film-, Hörfunk-und
Fernsehkünstler/innen sow ie sonstige darstellende Kunst
90.02.0 Erbringung von Dienstleistungen für die darstellende Kunst
90.02.0
*Technische Hilfsdienste für kulturelle und unterhaltende
Leistungen
Unterstützungsdienstleistungen für Zirkusbetriebe hinsichtlich
90.02.0 Choreografie und Regie, Tätigkeiten von Bühnen-,
Maskenbildnern, Lichtkünstlern; Beleuchtung und Musik
90.04.1 *Theater-und Konzertveranstalter
90.04.2
*Opern-und Schauspielhäuser, Konzerthallen u. ä.
Einrichtungen
90.04.3
7. Designw irtschaft
Varietés und Kleinkunstbühnen
74.10.1 Industrie-und Produkt-Design
74.10.2 Grafik-und Kommunikationsdesign
74.10.3 Interior Design und Raumgestaltung
71.11.2 *Büros für Innenarchitektur
73.11.0
8. Architekturmarkt
*Werbegestaltung
71.11.1 Architekturbüros für Hochbau
71.11.2 *Büros für Innenarchitektur
71.11.3 Architekturbüros für Orts-, Regional-und Landesplanung
71.11.4
9. Pressemarkt
Architekturbüros für Garten-und Landschaftsgestaltung
90.03.5 *Selbstständige Journalisten/innen, Pressefotografen/innen
58.12.0 Verlegen von Katalog-und Jahrbuchveröffentlichungen
58.12.0 Verlegen von Telefon-und Adressbüchern
58.13.0 Verlegen von Tageszeitungen
58.13.0 Verlegen von Wochen-und Sonntagszeitungen
58.14.0 Verlegen von Fachzeitschriften
58.14.0 Verlegen von allgemeinen Zeitschriften
58.14.0 Verlegen von sonstigen Zeitschriften
58.19.0
10. Werbemarkt
Sonstiges Verlagsw esen (ohne Softw are)
73.11.0 *Werbegestaltung
Planung und Durchführung v. Werbekampagnen; Durchführung
73.11.0 von Marketingkampagnen u. a. Werbediensten mit dem Ziel,
Kunden zu w erben
73.12.0
Vermarktung und Vermittlung von Werbezeiten und
Werbeflächen
101

Teilmarkt Nr. WZ 2008 Wirtschaftszw eig
11. Software-/ Games-Industrie
58.21.0 Verlegen von Computerspielen
58.29.0 Verlegen von sonstiger Softw are (ohne Computerspiele)
62.01.1 Entw icklung und Programmierung von Internetpräsentationen
62.01.9 Entw icklung von Standardsoftw are
62.01.9
Entw icklung kundenspezifischer Softw are (ohne
Internetpräsentationen)
62.02.0 Softw areberatung
62.09.0 Softw areinstallation
12. Sonstiges
85.52.0
Erteilung von Kunst-, Schauspiel-, Musikunterricht (neuer
Wirtschaftszw eig)
90.03.4 Selbstständige Restauratoren/innen
91.01.0 Bibliotheken und Archive
91.03.0
Betrieb von historischen Stätten und Gebäuden und ähnlichen
Attraktionen
91.04.0 Botanische und zoologische Gärten
91.04.0 Naturparks und Tiergehege
91.04.0 Natur-und Landschaftsschutz
*mit Stern markierte Wirtschaftszw eige w erden mehrfach zugeordnet
Gesamtsumme der Kultur- und Kreativw irtschaft w ird um Doppelzählungen bereinigt
Quelle: Söndermann, Michael (2009): Leitfaden zur Erstellung einer statistischen
Datengrundlage für die Kulturwirtschaft und eine länderübergreifende Auswertung
kulturwirtschaftlicher Daten, Köln.
Liste der Workshop- und Interview-Teilnehmer
Workshop Kompetenzfeld Investitions- und
Konsumgüterdesign
Am 16.06.2010 in Remscheid, Werkzeugmuseum
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Curt Mertens Carl Mertens Solingen
Dr. Mira Stock Bergischer ThinkTank
Oliver Stotz Stotz Design Wuppertal
Rick Wolf Illigen Wolf Partner Wuppertal
Jörg Illigen Illigen Wolf Partner Wuppertal
Asti Pfannkuch Wuppertal
102

Hannes Mayer MAYWERK GmbH Wuppertal
Holger Bramsiepe Vistapark Wuppertal
Joachim Jungbluth Licht Form Funktion Leuchten GmbH Solingen
Nadine Tarter Kurz Kurz Design Solingen
Sven Macdonald Bergische Entwicklungsagentur
Workshop Kompetenzfeld Unternehmenskommunikation
Am 17.06.2010 in Wuppertal, Huppertsbergfabrik
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Jörg Illigen Illigen Wolf Partner Wuppertal
Susanne Birkner sub-text.de Wuppertal
Rick Wolf Illigen Wolf Partner Wuppertal
Oliver Franke Bergischer ThinkTank
Jörg Ludewigs LUDEWIGSKONZEPT Solingen
Carsten Scholz Hazet Remscheid
Petra aus dem Siepen Büro Longjaloux Wuppertal
Alexandra Rosenbohm Agentur koemmet Wuppertal
Jan Koemmet Agentur Koemmet Wuppertal
Süleyman Kalaalp wppt Kommunikation Wuppertal
Fridhelm Büchele TriCast Wuppertal
Thomas Kappler Heimrich & Kappler Wuppertal
103

Es wurden fünf weitere Personen eingeladen, welche jedoch nicht erschienen
sind.
Workshop Kompetenzfeld Kunst und Kultur
Am 01.07.2010 in Wuppertal, Musikhochschule
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Dr. Urs Diederichs Deutsches Werkzeugmuseum Remscheid
Prof. Lutz Hesse Musikhochschule Wuppertal
Anni Roolf Rakete e.V. Wuppertal
Dirk Jessewitsch Förderer der Rock- und Popmusik Wuppertal
Olaf Reitz Regisseur / Schauspieler Wuppertal
Björn Krüger Musiker Wuppertal
Beate B. Blaschczok Clownfisch Wuppertal
Christian Hampe Clownfisch Wuppertal
Bernd Ostrowsky Güterhallen e.V. Solingen
Jürgen Hamke Stadtsparkasse Wuppertal Wuppertal
Enno Schwaarwächter Wuppertaler Bühnen Wuppertal
Dr. Rolf Jessewitsch Kunstmuseum Baden Solingen
Oliver Franke Bergischer ThinkTank
Sven Macdonald Bergische Entwicklungsagentur
104

Workshop Kompetenzfeld Kunst und Kultur (öffentliche
Kultur)
Am 30.06.2010 in Solingen, Bergische Entwicklungsagentur
Teilnehmer und Teilnehmerinnen
Bodo Middeldorf Bergische Entwicklungsagentur
Frau Utke
mann
Kulturförderung Bergisches Land Kreis Mett-
Dr. Henkelmann Kultur- und Baudezernent Remscheid
Herr Haschke Wuppertal Marketing GmbH Wuppertal
Joachim K arp
Wirtschaftsförderung Remscheid
Lutz Ahr Wirtschaftsförderung Wuppertal
Monika Heigermoser Kulturbüro Wuppertal
Anke Svensson Sanierungsgesellschaft südliche Innenstadt
Daria Stottrop IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid
Dr. Mira Stock Bergischer ThinkTank
Sven
Macdonald Bergische Entwicklungsagentur
Interviews
Dr. Christian
Henkelmann Kultur- und Baudezernent der Stadt Remscheid
Hans Knopper Leiter des Kulturbüros der Stadt Solingen
Matthias Nocke Kulturdezernent der Stadt Wuppertal
Solingen
105