Der Mann mit dem goldenen Arm - Deutscher Fechter-Bund eV
Der Mann mit dem goldenen Arm - Deutscher Fechter-Bund eV
Der Mann mit dem goldenen Arm - Deutscher Fechter-Bund eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
WM IN TURIN<br />
WM-Damendegen<br />
Nur gemeinsam stark<br />
In der <strong>Mann</strong>schaft top, im Einzel ein<br />
Flop? Für die deutschen Degendamen<br />
traf diese Formulierung, was die<br />
Ergebnisse anbetraf, auch in Turin zu. Beim<br />
vierten Großereignis hintereinander klappte<br />
es im Einzel wieder nicht <strong>mit</strong> der erhofften<br />
Medaille, dafür durfte das Quartett als<br />
Dritter nach 2003, 2004 und 2005 wieder<br />
an einer Siegerehrung teilnehmen. Bronze<br />
für Claudia Bokel, Imke Duplitzer, Britta<br />
Hei<strong>dem</strong>ann und Marijana Markovic, das<br />
Achtelfinalaus und Platz neun für<br />
Duplitzer im Einzel – so weit die Fakten.<br />
Doch wie sind diese Resultate einzuschätzen<br />
bei einem Team, das seit Jahren zur<br />
Weltspitze gehört und Jahr für Jahr bei<br />
WM und Olympia zu den Medaillentipps<br />
gehört?<br />
Entscheidenden Moment nicht genutzt<br />
Im Einzel fehlte höchstwahrscheinlich<br />
gerade einmal ein Treffer zu Duplitzers<br />
zweiter WM-Einzelmedaille nach Silber in<br />
Lissabon 2002. 14:15 verlor sie gegen<br />
Ungarns Olympiasiegerin Timea Nagy, die<br />
nach <strong>dem</strong> Kraftakt in ihren weiteren<br />
Gefechten keine Probleme mehr hatte und<br />
Gold gewann. „Es war nicht mein bester<br />
Tag, es war nicht mein bestes Jahr und<br />
Nagy ist nicht irgendwer“, stellte Duplitzer,<br />
die sonst immer für jeden Spruch gut war,<br />
sachlich fest. Statt wie in den vergangenen<br />
Jahren als Lautsprecher der deutschen<br />
Equipe zu fungieren, hatte sich die Bonnerin<br />
dafür entschieden, die mediale Öffentlichkeit<br />
weit gehend zu meiden und sich ganz<br />
auf den Sport zu konzentrieren. Eine neue<br />
Lockerheit auf der Planche wollte sich aber<br />
auch da<strong>mit</strong> nicht einstellen.<br />
Den entscheidenden Moment nicht nutzen<br />
zu können – das setzte sich auch in der<br />
<strong>Mann</strong>schaft fort. Als Schlussfechterin<br />
musste Duplitzer im Halbfinale gegen<br />
China beim Stand von 20:20 auf die<br />
Planche, lief jedoch immer einem Rückstand<br />
hinterher und verlor 28:30. Im kleinen<br />
Finale gelang schließlich noch ein<br />
45:38 gegen den Europameister Rumänien.<br />
Farben gerissen: Britta Hei<strong>dem</strong>ann verliert gegen Rumänin Juliana Maceseanu Foto: Marest<br />
„Wir wollten unbedingt <strong>mit</strong> einer Medaille<br />
nach Hause kommen“, zog Hei<strong>dem</strong>ann ein<br />
„Ende gut – alles gut“-Fazit, während<br />
Duplitzer ein „Medaille ist Medaille“ ausrichten<br />
ließ.<br />
<strong>Der</strong> Rest schwieg, der <strong>Bund</strong>estrainer redete.<br />
„Das war sicher nicht unbedingt nötig, dass<br />
wir das Halbfinale verlieren“, sagte Manfred<br />
Kaspar, dessen Team sein wahres Potenzial<br />
nach Jahren in der Weltklasse bei einem<br />
Großereignis nie ganz ausschöpfen konnte.<br />
2008 ohne Damendegenteam<br />
Besonders augenfällig wurde das im<br />
Einzel: Die Weltmeisterin von 2001,<br />
Claudia Bokel, hatte im Juli überraschend<br />
EM-Bronze gegen starke Gegnerinnen<br />
gewonnen. In Turin fehlte ihr jene Energie,<br />
<strong>mit</strong> der sie in Europa Nummer eins geworden<br />
war. In der zweiten Runde der Direktausscheidung<br />
focht die Tauberbischofsheimerin<br />
gegen die Südkoreanerin Shin A<br />
Lam zwar gewohnt defensiv, zugleich aber<br />
auch zu zaghaft, kassierte kurz vor Ende<br />
des Kampfs den Ausgleich und verlor<br />
11:12 im Sudden Death.<br />
Bei Britta Hei<strong>dem</strong>ann (Leverkusen) riss<br />
gegen die Rumänin Juliana Maceseanu<br />
nach gutem Beginn der Faden – 9:15. Ihre<br />
Vereinskollegin Markovic scheiterte in der<br />
ersten Runde. „Bedauerlich, dass wir die<br />
Medaille nicht geholt haben, aber das<br />
Fechten war in Ordnung“, befand Kaspar<br />
nach den Einzeln. Die Stärke im Team und<br />
die Schwäche im Einzel kann sich die<br />
Degenequipe 2008 nicht mehr leisten, um<br />
ein vorzeigbares Gesamtresultat zu erreichen.<br />
Nach <strong>dem</strong> IOC-Willen wird es wie<br />
2004 nur vier statt sechs Teambewerbe<br />
geben – ohne die Degendamen. Statt drei<br />
werden maximal zwei Degendamen im<br />
Einzel antreten dürfen. Ein hartes<br />
Qualifikationsrennen ist da für die Zeit ab<br />
Mai 2007 programmiert. „Das ist ärgerlich.<br />
Aber ich mache drei Kreuze, dass wir<br />
so viele haben. Sonst muss man auf einer<br />
rumreiten und die schafft es dann nicht“,<br />
sagte Kaspar.<br />
Marc Zeilhofer