Der Mann mit dem goldenen Arm - Deutscher Fechter-Bund eV
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Interview <strong>mit</strong> DFB-Präsident Gordon Rapp<br />
„Potenzial nicht voll ausgeschöpft“<br />
Die WM in Turin hat nicht alle<br />
Erwartungen erfüllt. Gordon Rapp,<br />
Präsident des Deutschen <strong>Fechter</strong>-<br />
<strong>Bund</strong>es, ist dennoch optimistisch, dass in<br />
zwei Jahren bei den Olympischen Spielen<br />
in Peking die deutschen <strong>Fechter</strong> eine gute<br />
Rolle spielen können. „Ich habe nach Turin<br />
kein schlechteres oder besseres Gefühl.<br />
Vielmehr haben wir weitere Erkenntnisse<br />
über notwendigen Handlungsbedarf<br />
gewonnen“, sagte Rapp in einem Interview<br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Magazin „fechtsport“.<br />
fechtsport: Ist der Deutsche <strong>Fechter</strong>-<strong>Bund</strong><br />
<strong>mit</strong> den drei WM-Medaillen <strong>mit</strong> einem<br />
blauen Auge davongekommen?<br />
Rapp: „Ich finde den Begriff nicht ganz<br />
zutreffend. Das Ergebnis war gar nicht so<br />
schlecht, auf der anderen Seite kann es auch<br />
nicht wirklich zufrieden stimmen. Es sind<br />
weniger Medaillen geworden als kalkuliert,<br />
dafür war aber eine aus Gold dabei. Diese<br />
Erwartung wurde zumindest voll erfüllt.“<br />
fechtsport: Warum ist die Medaillenhochrechnung<br />
des DFB nicht aufgegangen?<br />
Rapp: „Wir sind in unserer Prognose von<br />
vier Medaillen ausgegangen, davon eine<br />
goldene. Aber wenn ein Medaillenkandidat<br />
wie Säbelfechter Nicolas Limbach in<br />
der Nacht vor <strong>dem</strong> Wettkampf <strong>mit</strong> einem<br />
Grippevirus bis morgens um vier am Tropf<br />
hängt, kann man nichts machen.“<br />
fechtsport: An Limbach allein hat es doch<br />
nicht gelegen, dass die Ausbeute etwas<br />
magerer ausfiel …<br />
Rapp: „Ja, aber was schwerer wiegt, ist die<br />
Tatsache, dass das Herrendegenteam auseinandergefallen<br />
ist. Das stimmt mich<br />
nachdenklich. Auch im Damendegen und<br />
Damenflorett konnten nicht alle ihr wirkliches<br />
Leistungspotenzial abrufen. Dies gilt<br />
auch für die <strong>Mann</strong>schaften. Bei den<br />
Degendisziplinen erscheint mir eine gründliche<br />
Ursachenanalyse unter Einbeziehung<br />
des gesamten Umfeldes unerlässlich. Ich<br />
sehe hier Handlungsbedarf.“<br />
fechtsport: Was ist, abgesehen vom<br />
Herrenflorett, positiv zu bewerten?<br />
„<br />
DFB-Präsident Gordon Rapp Foto: Färber<br />
„Peter Joppich, Benjamin Kleibrink,<br />
Nicolas Limbach oder eine Imke<br />
Duplitzer sind Athleten, die das Zeug<br />
dazu haben, Olympiasieger zu<br />
werden.“ Gordon Rapp<br />
Rapp: „Die Säbeldamen haben gezeigt,<br />
dass man an die Weltspitze in Schlagweite<br />
herangerückt ist. <strong>Der</strong> Aufbau wird weiterentwickelt<br />
und forciert. Bei den Säbelherren<br />
hat sich <strong>mit</strong> Dennis Bauer ein zweiter<br />
<strong>Mann</strong> in den Vordergrund gerückt.<br />
Diese <strong>Mann</strong>schaft kann sich für Olympia<br />
qualifizieren.“<br />
fechtsport: Die Florettherren waren <strong>mit</strong><br />
<strong>dem</strong> WM-Sieg von Peter Joppich und Platz<br />
zwei <strong>mit</strong> der <strong>Mann</strong>schaft die Medaillenbank.<br />
In Peking wird die <strong>Mann</strong>schaft aber<br />
nicht dabei sein.<br />
Rapp: „Diese Erkenntnis haben wir schon<br />
seit <strong>dem</strong> Kongress in Doha. Da auch die<br />
Damendegenteams nicht zum Olympia-<br />
INTERVIEW<br />
programm gehören, trifft es zwei unserer<br />
Disziplinen, die Medaillenhoffnungen sind.“<br />
fechtsport: Sie haben gesagt, Turin war<br />
gar nicht so schlecht. Was bedeutet dies<br />
<strong>mit</strong> Blick auf Peking 2008?<br />
Rapp: „Nach der WM in Turin hatten wir<br />
auf der virtuellen Liste der Olympiaqualifikation<br />
immerhin einen Starterplatz<br />
mehr. Doch konkret: Peking wird für uns<br />
nicht leicht werden. Generell haben wir<br />
jetzt allerdings schon Weichenstellungen<br />
für 2012 in London zu vollziehen und in<br />
Peking das <strong>mit</strong>zunehmen, was möglich ist.<br />
Wir werden in etwa <strong>mit</strong> der <strong>Mann</strong>schaft,<br />
die in Turin gestartet ist, auch in China<br />
antreten. Da<strong>mit</strong> sie dies optimal tun kann,<br />
werden wir alles tun, um unsere Athleten<br />
durch individuelle Maßnahmen zu stärken.“<br />
fechtsport: Bisher gab es für den DFB vor<br />
allem in den <strong>Mann</strong>schaftswettbewerben<br />
mehr zu gewinnen. Wird das in Peking<br />
auch so sein?<br />
Rapp: „Ich habe das Gefühl, dass wir bei<br />
Olympia mehr in den Einzelwettkämpfen<br />
erreichen können. Peter Joppich, Benjamin<br />
Kleibrink, Nicolas Limbach oder eine Imke<br />
Duplitzer sind Athleten, die das Zeug dazu<br />
haben, Olympiasieger zu werden.“<br />
fechtsport: Peter Joppich ist zum zweiten<br />
Mal Weltmeister geworden. Das schaffen<br />
nicht viele <strong>Fechter</strong>!<br />
Rapp: „Wer in Turin gesehen hat, wie er<br />
kämpfte und focht, das waren Krimis, das<br />
hat begeistert. Er ist einer, auf den wir<br />
lange gewartet haben.“<br />
fechtsport: 2005 hat die WM in Leipzig<br />
stattgefunden. Wann wird es wieder ein<br />
großes <strong>Fechter</strong>eignis in Deutschland<br />
geben?<br />
Rapp: „Wir haben das Projekt, die Europameisterschaft<br />
im Zeitrahmen 2008 bis<br />
2012 nach Deutschland zu holen. Es gibt<br />
einige Interessenten dafür in unserem<br />
Land, vor allem aber Leipzig, das das<br />
Know-how durch die WM-Ausrichtung<br />
dafür hätte.<br />
Andreas Schirmer<br />
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