Dokumentation herunterladen | PDF 4,84 MB - Evangelische Kirche ...
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VON DER INTEGRATION ZUR INKLUSION –<br />
VISION ODER UTOPIE?<br />
Friedhelm Julius Beucher<br />
SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, LIEBE<br />
SPORTFREUNDINNEN UND SPORTFREUNDE,<br />
als vor einigen Jahren die ehemalige Präsidentin des<br />
Berliner Behindertensportverbandes, Kirstin Fussan,<br />
in einer Rede ein Bild von der Zukunft des Behindertensportverbandes<br />
entwarf und hier seine Auflösung<br />
beschrieb, die aufgrund der umgesetzten selbstbestimmten,<br />
gleichberechtigten Teilhabe von Menschen<br />
mit Behinderung in allen Bereichen der Gesellschaft<br />
folgerichtig ist, da schien für viele dieses Bild utopisch.<br />
Diese Rede mag jetzt 5 – 6 Jahre her sein. Damals,<br />
ich war noch Vorsitzender des Kuratoriums des DBS,<br />
gehörte das Wort „Inklusion“ zumindest nicht zu meinem<br />
Wortschatz. Ich befand mich noch in einer Wortfindungsphase<br />
zwischen dem Begriff der „Integration“<br />
und zunehmender „Konfusion“.<br />
Wage ich heute einen Blick zurück, dann fügen sich<br />
viele Dinge auch für mich zusammen. Viele Dinge, die<br />
selbstverständlich sein sollten, leider es aber immer<br />
noch nicht überall sind.<br />
Ist also „Inklusion“ ein Ziel oder ist „Inklusion“ ein Weg<br />
den die Gesellschaft gehen muss? Ist der Weg des<br />
Erreichens von „Inklusion“ klar vorgegeben oder unterliegt<br />
auch dieser Weg einem ständigen Prozess der<br />
Veränderung oder des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses,<br />
wie wir ihn aus dem Qualitätsmanagement<br />
kennen? Ich werde später noch einmal kurz auf diese<br />
Fragen zurückkommen.<br />
Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, ich bin nicht<br />
besonders begabt in der Diskussion von für mich eher<br />
philosophisch anmutenden Fragestellungen, deshalb<br />
möchte ich mich in ein Themenfeld begeben, in dem<br />
ich mich wohlfühle und in dem ich immer angebe mich<br />
auch ein wenig auszukennen: Ich möchte mit Ihnen<br />
über Sport sprechen!<br />
Wenig verbindet Menschen so sehr wie die Begeisterung<br />
für eine gemeinsame Sache. Wochenende<br />
für Wochenende erleben wir Menschen, die bei jeder<br />
Wetterlage in Fußballstadien gehen. Große Menschen,<br />
kleine Menschen, Menschen verschiedener Herkunft,<br />
Menschen mit unterschiedlichem Bildungsstandards,<br />
Menschen mit und ohne Behinderung. Da steht die<br />
Professorin neben dem Harz IV Empfänger, da steht<br />
ein Mensch mit griechischer Nationalität neben einem<br />
Menschen mit türkischer Nationalität und es stehen<br />
Christen neben Juden oder Moslems – meist friedlich<br />
– weil sie alle ein Ziel haben:<br />
Sie wollen, dass ihr Verein das Spiel gewinnt!<br />
Diese augenscheinlich „übergreifende“ Wirkung die<br />
der Sport hat, entfaltet der Sport aber nicht nur beim<br />
zuschauen – er entfaltet diese auch beim gemeinsamen<br />
Sporttreiben. Auch hier sind Menschen zusammen<br />
in einer Mannschaft, leistungsstärkere und leistungsschwächere,<br />
und haben das Ziel gemeinsam besser zu<br />
sein als die andere Mannschaft. Dabei trägt jede oder<br />
jeder Einzelne, mit seinen individuellen Fähigkeiten,<br />
zum Erfolg des Ganzen, der Mannschaft, bei. Das gleiche<br />
erleben wir in den vielen Breitensportgruppen, in<br />
denen sich zahlreiche Menschen treffen, um gemeinsam<br />
sportlich aktiv zu sein. Sie kommen zusammen,<br />
weil sie sich für die gleichen Bewegungsangebote<br />
interessieren und von den Erfahrungen der anderen<br />
Teilnehmer profitieren können.<br />
Für Menschen mit Behinderung stellt sich jedoch schon<br />
vorher die Frage, ob die gegebenen Rahmenbedingungen<br />
es zulassen, dass sie überhaupt in der Lage sind,<br />
ihre individuellen Fähigkeiten zu entwickeln, um ein Teil<br />
einer Mannschaft oder Gruppe zu sein und hier ein<br />
Teil eines Ganzen zu werden. Lassen Sie mich diesen<br />
Gedanken ein wenig vertiefen:<br />
Es stellen sich bei diesem Beispiel viele Fragen:<br />
Wie kommt jemand an die Information, dass eine Mannschaft<br />
trainiert? Ist diese Information so, dass jede<br />
oder jeder sie verstehen kann? Ist es möglich von der<br />
Wohnung zur Trainingsstätte überhaupt zu gelangen,<br />
wenn die Mobilität eingeschränkt ist, vielleicht sogar<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Ist die Trainings stätte<br />
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