Ein kleiner Sprung für die Raumfahrt - KOPS - Universität Konstanz
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Neue Publikationen<br />
20 48|2012<br />
In doppelter Funktion<br />
Biologen der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> konnten <strong>die</strong> Regulation eines<br />
grundlegenden Zellzyklus klären<br />
Der Biologe Prof. Dr. Thomas Mayer interessiert sich <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> komplexe Regulation der Zellteilung. Für <strong>die</strong>se Untersuchungen<br />
verwendet er <strong>die</strong> Eier des Krallenfroschs Xenopus<br />
laevis. Bereits während seiner Forschungstätigkeit am<br />
Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Biochemie in München gelang es<br />
Thomas Mayer, mit der Entdeckung des Proteins XErp1 ein<br />
seit langer Zeit bestehendes Rätsel zur Regulation der Zellteilung<br />
in Eizellen zu lösen. Nun hat er in seiner Arbeitsgruppe<br />
<strong>für</strong> Molekulare Genetik an der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />
einen weiteren Beleg <strong>für</strong> <strong>die</strong> essenzielle Funktion des<br />
XErp1-Proteins gefunden: Es reguliert <strong>die</strong> embryonalen<br />
Zellteilungszyklen zwei bis zwölf, <strong>die</strong> sehr schnell und synchron<br />
ablaufen. <strong>Ein</strong>e grundlegende Funktion angesichts<br />
der Tatsache, dass <strong>die</strong> Überlebensfähigkeit jedes Organismus<br />
davon abhängt, dass in jeder Phase der Teilung das<br />
Genom exakt und fehlerlos auf <strong>die</strong> Tochterzellen aufgeteilt<br />
wird. Die Ergebnisse sind in der September-Ausgabe des<br />
Wissenschaftsjournals »Science« nachzulesen.<br />
Am Anfang der Entwicklung<br />
eines jeden Säugetiers steht<br />
<strong>die</strong> Zygote, <strong>die</strong> befruchtete Eizelle.<br />
Nachdem <strong>die</strong> weibliche<br />
und männliche DNA in der Zygote<br />
miteinander verschmolzen<br />
sind, durchlaufen <strong>die</strong> Embryonen<br />
zahlreiche Zellteilungsrunden,<br />
in denen <strong>die</strong> DNA zuerst exakt kopiert wird,<br />
um sie anschließend auf <strong>die</strong> neu entstehenden Tochterzellen<br />
aufzuteilen. Vorausgesetzt, dass all <strong>die</strong>se komplexen<br />
Vorgänge fehlerfrei ablaufen, entwickelt sich aus der<br />
Zygote ein intakter Organismus.<br />
Die reifen Xenopus-Eier – riesige Zellen mit einem<br />
Durchmesser von ungefähr einem Millimeter – haben mit<br />
denen des Menschen gemeinsam, dass ihre Teilung den<br />
zweiten Schritt der Meiose nicht ganz durchläuft, sondern<br />
kurz zuvor angehalten wird. In <strong>die</strong>sem Zustand warten sie<br />
darauf, befruchtet zu werden. In seinen früheren Untersuchungen<br />
konnte Thomas Mayer bereits nachweisen, dass<br />
das Protein XErp1 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arretierung der Zellteilung in<br />
Innerhalb einer sehr kurzen Zeit<br />
muss ein intakter Embryo hergestellt<br />
werden. Wenn <strong>die</strong>s schiefgeht,<br />
folgt der aktive Zelltod.<br />
reifen Xenopus-Eiern verantwortlich ist. Wird <strong>die</strong> Eizelle<br />
schließlich befruchtet, verschwindet das XErp1-Protein<br />
sehr schnell – um nach dem ersten, längeren Zellzyklus,<br />
in dem <strong>die</strong> weibliche und männliche DNA verschmelzen,<br />
wieder aufzutauchen. Weshalb es sich in den Teilungsphasen<br />
zwei bis zwölf wieder bildet, war bislang nicht bekannt.<br />
Frühere Veröffentlichungen gingen davon aus, dass<br />
XErp1 bei <strong>die</strong>sen Zellteilungen keine Rolle spielt. <strong>Ein</strong>e Hypothese,<br />
<strong>die</strong> in der <strong>Konstanz</strong>er Arbeitsgruppe von Thomas<br />
Mayer stark angezweifelt wurde.<br />
Was passiert, wenn das Protein XErp1 bei <strong>die</strong>sen elf<br />
schnellen Zellteilungen nicht mehr anwesend ist? Diese<br />
Frage bildete den Ausgangspunkt der Forschung in der Arbeitsgruppe<br />
<strong>für</strong> Molekulare Genetik. »Dazu haben wir Xenopus-Embryonen<br />
kurze RNA-Stücke injiziert, <strong>die</strong> verhindern,<br />
dass das XErp1-Protein wieder akkumulieren kann.<br />
Dann haben wir uns angeschaut, ob sich <strong>die</strong> Xenopus-<br />
Embryonen in dessen Abwesenheit normal entwickeln«,<br />
beschreibt Thomas Mayer das<br />
experimentelle Vorgehen. Auf<br />
<strong>die</strong>se Weise konnte gezeigt<br />
werden, dass XErp1 essenziell<br />
ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der<br />
Xenopus-Embryonen. Ist es in<br />
<strong>die</strong>ser Phase der Zellteilung<br />
nicht vorhanden, begehen <strong>die</strong><br />
Embryonen Apoptose – sie sterben den aktiven Zelltod.<br />
»Es geht hier darum, innerhalb einer sehr kurzen Zeit<br />
einen intakten Embryo herzustellen. Wenn es schiefgeht,<br />
folgt <strong>die</strong> Apoptose«, erklärt der Biologe den Sinn <strong>die</strong>ses<br />
Vorgangs. Die Antwort war somit klar: Das Protein XErp1<br />
taucht nach der ersten langsameren Zellteilung wieder<br />
auf, um <strong>die</strong> elf darauffolgenden schnellen Zellteilungen<br />
zu regulieren.<br />
Es sorgt da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> Aufteilung der DNA während<br />
der frühen embryonalen Zellteilungen korrekt abläuft. Zu<br />
<strong>die</strong>sem Zweck inhibiert XErp1 den »Anaphase promoting<br />
complex« (APC), eine Ubiquitin-Ligase, deren Aktivität <strong>für</strong><br />
den bei der Zellteilung wichtigen Übergang zwischen Me-<br />
❱ www.uni-konstanz.de/thomasmayer/