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Ein kleiner Sprung für die Raumfahrt - KOPS - Universität Konstanz

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Personalia – Würdigungen<br />

50 48|2012<br />

Prof. Dr. Dieter Groh<br />

1932 2012<br />

Prof. Dr. Dieter Groh, 1974 auf <strong>die</strong><br />

Professur <strong>für</strong> Neuere Geschichte<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> berufen,<br />

prägte bis zu seiner Emeritierung<br />

1997 Forschung und Lehre im<br />

Fachbereich Geschichte und Soziologie,<br />

unter anderem 1985 bis<br />

1987 als Dekan der Philosophischen<br />

Fakultät. Er machte <strong>die</strong><br />

noch junge <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />

weit über ihre Grenzen hinaus be -<br />

kannt, lehrte und forschte an der<br />

Maison des Sciences de l’Homme und der École des Hautes<br />

Études en Sciences Sociales in Paris, Frankreich, als außer -<br />

ordentlicher Professor an der <strong>Universität</strong> Paris-Nanterre<br />

und als Gastprofessor an den Schweizer <strong>Universität</strong>en St.<br />

Gallen, Bern und der ETH Zürich.<br />

Die Breite seines Oeuvres – von der Geschichte der Arbeiterbewegung<br />

bis zur Universalgeschichte – ist beeindruckend,<br />

was sich nicht nur an der Herausgeberschaft der<br />

»Propyläen-Geschichte Deutschlands« ablesen lässt: Die<br />

osteuropäische Geschichte verdankt Groh mit seiner 1988<br />

bei Suhrkamp erneut aufgelegten Dissertation »Rußland<br />

im Blick Europas« (1961) einen zentralen Bezugspunkt,<br />

Sozialhistorikern ist er als Herausgeber etlicher Klassiker<br />

im Rahmen der »Sozialgeschichtlichen Bibliothek« und<br />

aufgrund seiner umfangreichen Forschungen zur Sozial -<br />

demokratie ein Begriff, der er sich in seiner 1973 erschienenen<br />

Habilitationsschrift »Negative Integration und revolutionärer<br />

Attentismus« widmete.<br />

Seine Grenzgänge zwischen Geschichte und Anthropologie<br />

und seine Offenheit <strong>für</strong> geschichtstheoretische Fra-<br />

gen, <strong>die</strong> er zuweilen mit Lust an Ironie abhandelte (»Why<br />

do bad things happen to good people?« 1987), inspirierten<br />

Kollegen auch aus der Philosophie, Soziologie und<br />

Ethnologie. Und nicht zuletzt bereiteten <strong>die</strong> in symbiotischer<br />

Zusammenarbeit mit seiner Frau Ruth Groh seit Beginn<br />

der 1990er Jahre verfassten Stu<strong>die</strong>n »Zur Kulturgeschichte<br />

der Natur« einer kritischen und hochreflektierten<br />

kulturwissenschaftlichen Wissenschaftsgeschichte den<br />

Weg, der er bis in seine jüngsten Werke hinein treu blieb.<br />

Mit »Schöpfung im Widerspruch« (2003) und »Göttliche<br />

Weltökonomie« (2009) legte Groh noch lange nach seiner<br />

Emeritierung zwei gewichtige Darstellungen zur Geschichte<br />

von Natur- und Menschenbildern von den Kirchenvätern<br />

bis ins 17. Jahrhundert vor, <strong>die</strong> deutlich machen,<br />

wie sehr er sich bis zuletzt der Wissenschaft als Lebensform<br />

verschrieben hatte. Von Grohs intellektuellen<br />

Spuren zeugen zahlreiche Schülerinnen und Schüler in<br />

Wissenschaft und Publizistik, <strong>die</strong> seine Art des Denkens<br />

inner- und außerhalb der <strong>Universität</strong>en weiterführen. Ob<br />

als akademischen Lehrer, als Leiter diverser Forschungsprojekte,<br />

als Kollegen oder als Freund – <strong>die</strong> Mitglieder des<br />

Fachbereichs werden ihn sehr vermissen. Seiner Frau Dr.<br />

Ruth Groh, ihren beiden Söhnen und allen Angehörigen<br />

gilt unsere tief empfundene Anteilnahme.<br />

❱ Bernhard Kleeberg<br />

(Prof. Dr. Bernhard Kleeberg ist Juniorprofessor <strong>für</strong> Wissenschaftsgeschichte<br />

der Geistes- und Sozialwissenschaften an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Konstanz</strong>)

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