Dokument 1.pdf - Universität Hohenheim
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1. Einleitung 1<br />
1. Einleitung<br />
WILSON (1995) definiert zwei Kategorien von Umweltproblemen, deren Verursacher die<br />
Menschheit ist. Diese setzt dadurch ihre eigene Existenz aufs Spiel. Die erste betrifft den<br />
Zustand unserer Umwelt, der durch das Eingreifen des Mensches immer lebensfeindlicher<br />
wird. Ursächlich dafür sind die chemische Umweltverschmutzung, die Reduktion der Ozon-<br />
schicht, der Treibhauseffekt sowie die Erschöpfung von Agrarland und Grundwasservor-<br />
kommen. Diese Vorgänge werden durch die Zunahme der Weltbevölkerung beschleunigt.<br />
Mit dem nötigen guten Willen wäre die Menschheit aber in der Lage, diese Entwicklungen<br />
rückgängig zu machen. Die zweite Kategorie ist der Verlust der biologischen Diversität. Im<br />
Gegensatz zur reparablen Umweltqualität sind einmal ausgerottete Arten unwiederbringlich<br />
verloren. Dieser Prozeß, der die natürliche Aussterberate derzeit 1000-10.000-fach be-<br />
schleunigt, muß zumindest soweit abgebremst werden, daß zwischen dem Aussterben und<br />
der Evolution neuer Arten wieder ein Gleichgewicht entsteht. Die Vielfalt des Lebens ist un-<br />
abdingbare Grundlage für eine funktionstüchtige Umwelt. Trotz dieser Tatsache ist diese<br />
wertvollste unserer Ressourcen zugleich die am wenigsten geschätzte (WILSON 1995).<br />
In Deutschland werden über 50% (HEYDEMANN 1983, KAULE 1991, TSCHARNTKE et al. 2002)<br />
und in Europa mehr als 70% der Fläche (HAILS 2002) landwirtschaftlich genutzt. Die in die-<br />
sen mitteleuropäischen Agrarökosystemen vorkommende hohe Habitat- und Artenvielfalt<br />
konnte erst durch die seit 5000 Jahren andauernden Gestaltung der Umwelt durch den Men-<br />
schen entstehen (SUKOPP 1980, BAUR & BAUR 1990). Aus diesem Grund ist ein erheblicher<br />
Teil der Biodiversität Europas mit dieser Form der Landnutzung verknüpft und folglich ab-<br />
hängig von Veränderungen, die in dieser stattfinden (KREBS et al. 1999, ROBINSON &<br />
SUTHERLAND 2002). Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts unterliegt die Landwirtschaft<br />
nicht nur in Europa einer zunehmenden Industrialisierung und Intensivierung (HEYDEMANN &<br />
MEYER 1983, BASEDOW 1987, STACHOW 1987, HANCE et al. 1990, MEITZNER 1990, STEINBORN<br />
& HEYDEMANN 1990, BAUR & ERHARDT 1995, HENLE et al. 1995, HOBBS et al. 1995, KNAUER<br />
1986, KREBS et al. 1999, HAILS 2002, ROBINSON & SUTHERLAND 2002, TSCHARNTKE et al.<br />
2002, BUREL et al. 2004, HENDRICKX et al. 2007, SMITH et al. 2008). Diese nicht aus der Not-<br />
wendigkeit zur Mehrproduktion sondern einem indirekten Zwang zum „Fortschritt“ resultie-<br />
rende Entwicklung (HEYDEMANN & MEYER 1983) wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten<br />
fortsetzen, da sich die landwirtschaftliche Produktion nach TILMAN (1999) bis 2050 noch ver-<br />
doppeln wird. Mit dieser Intensivierung gehen ein gesteigerter Einsatz von Dünge- und<br />
Pflanzenschutzmitteln, Drainage, Wegebau, Mechanisierung, verkürzte und uniforme Frucht-<br />
folgen, die Vergrößerung der Schläge und die Beseitigung naturnaher Biotope einher<br />
(HEYDEMANN & MEYER 1983, KNAUER 1986, STACHOW 1987, MEITZNER 1990, HAILS 2002).<br />
Besonders negative Folgen für die Biodiversität resultieren aus der Habitatzerstörung und -<br />
fragmentierung (QUINN & HARRISON 1988, SAUNDERS et al. 1991), da dieser Landschafts-<br />
wandel die Habitatvielfalt und -qualität verringert (MADER 1980, ROBINSON & SUTHERLAND<br />
2002, BUREL et al. 2004). Das Ausmaß dieser Eingriffe wird am Beispiel Deutschlands deut-<br />
lich, in dem zwischen 1950 und 1980 durchschnittlich 250.000-300.000ha landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen flurbereinigt wurden (ROTTER & KNEITZ 1977, HEYDEMANN & MEYER 1983). Die-<br />
ser Maßnahme zur Strukturoptimierung fielen besonders unregelmäßige Säume und Saum-<br />
biotope zum Opfer. In Schleswig-Holstein wurde bis Ende der 80er Jahre ein Drittel aller<br />
Knicks beseitigt (STACHOW 1987). Diese Entwicklung war nicht allein auf Deutschland be-