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Ausgabe lesen - Rheinkiesel

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Heimische Orchideen<br />

Männliches<br />

Knabenkraut<br />

Ihr Recht<br />

Bei Anruf Widerruf<br />

Sprichwörter<br />

Wenn die Galle überläuft<br />

15 Seiten Veranstaltungstips<br />

• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />

• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />

Preisausschreiben<br />

Erneut auf rätselhaften Pfaden<br />

Kieselchen<br />

Wie Pflanzen wachsen können<br />

06<br />

Juni 2009<br />

13. Jahrgang


Leihgebühr:<br />

Mo bis Do tägl. € 30,<br />

Fr, Sa oder So € 50<br />

incl. MWSt.,<br />

bei Selbstabholung<br />

und eigenem Betrieb.<br />

Gebühr für mehrere<br />

Tage oder Aufbau/<br />

Betrieb auf Anfrage.<br />

Ab<br />

30€<br />

pro Tag!<br />

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in 2 Minuten wieder verschwunden.<br />

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für den Aufbau auf Rasen<br />

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20 m Stromkabel und Anleitung.<br />

Maße:<br />

Höhe 250 cm, Breite 250 cm, Tiefe 300 cm<br />

(davon 50 cm Sicherheitspolster im Eingangsbereich)<br />

Reservieren Sie rechtzeitig<br />

Ihren Wunschtermin!<br />

Information, Beratung und Verkauf: Ralf Joswig • Im Sand 62 • 53619 Rheinbreitbach<br />

Telefon: 0 22 24 / 96 18 37 • E-Mail: ralf.joswig@gmx.de • Mobil: 0177 / 456 66 35


Liebe Leserin und<br />

lieber Leser,<br />

lassen Sie sich gerne an der Nase<br />

herumführen? Dann möchten Sie<br />

vielleicht wissen, woher diese<br />

Redewendung stammt? Möglicherweise<br />

brennen Ihnen aber<br />

auch andere Fragen unter den<br />

Nägeln. Wie auch immer:<br />

Machen Sie mit Bettina Schmitt<br />

„sprichwörtlich“ eine Reise durch<br />

den menschlichen Körper: Von<br />

wegen ruhig Blut! (Seite 4/5).<br />

Genießen Sie anschließend mit<br />

Ulrich Sander einen Streifzug durch<br />

das Siebengebirge und lernen<br />

Sie dabei eine „stattliche“ Blume<br />

kennen, die zudem – obwohl<br />

wildwachsend – zu den Orchideen<br />

zählt. Die Rede ist vom Knabenkraut;<br />

einem Star ohne Allüren.<br />

Mehr darüber erfahren Sie auf<br />

den Seiten 6 bis 8.<br />

Mancher beklagt die zunehmende<br />

Verwilderung der Geschäftspraktiken.<br />

Moderne Technologien wie<br />

das Internet erleichtern es zudem<br />

unseriösen Anbietern, ihre<br />

Kunden „über den Tisch zu ziehen“.<br />

Rechtsanwalt Christof Ankele<br />

informiert darüber, welche Rechte<br />

Ihnen zustehen, wenn Sie einen<br />

sogenannten Fernabsatzvertrag abgeschlossen<br />

haben. Die gute Nachricht<br />

für Verbraucher lautet, daß<br />

der Gesetzgeber den Kunden ein<br />

großzügiges Widerrufsrecht einträumt.<br />

Mehr darüber in Bei<br />

Anruf Widerruf auf Seite 9.<br />

Kehren wir zurück zur Natur und<br />

fragen uns „Wie stellen die<br />

Pflanzen es eigentlich an, daß sie<br />

wachsen?“ Unser Kieselchen erklärt<br />

auf den Seiten 10/11 unseren<br />

jungen Lesern (und sicherlich<br />

nicht nur ihnen), was dabei eigentlich<br />

vor sich geht: Der Sonne entgegen.<br />

Wer an der Lösung kniffliger Aufgabenstellungen<br />

seine Freude hat,<br />

kann sich ein zweites Mal Auf<br />

rätselhaften Pfaden bewegen.<br />

Wiederum folgen wir den Spuren<br />

einer in unserer Region bekannten<br />

Persönlichkeit. Die Mühe lohnt:<br />

Als Preis winkt dem glücklichen<br />

Gewinner unseres Preisausschreibens<br />

eine kulinarische Reise ins<br />

Mittelalter (S. 12).<br />

Insbesondere den Freunden der<br />

Chormusik empfehlen wir einen<br />

gründlichen Blick in unseren Veranstaltungskalender<br />

(ab Seite 13).<br />

Neben unseren ausführlichen Redaktionstips<br />

für solche Veranstal-<br />

Impressum<br />

Editorial<br />

tungen finden Sie weitere interessante<br />

Termine in unserem Tageskalender.<br />

Genießen Sie die herrliche Sommerzeit<br />

– es gibt am Rhein und im<br />

Siebengebirge noch vieles zu entdecken.<br />

Viel Spaß dabei wünscht<br />

Ihnen<br />

Titelbild:<br />

Fotolia/Armin Riegler<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich, jeweils zum Monatsende<br />

Redaktions- und<br />

Anzeigenschlußtermin:<br />

15. des Vormonats<br />

Verteilte Auflage:<br />

15.000 Exemplare<br />

Druckunterlagen:<br />

nach Absprache (auch als pdf-,<br />

eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />

Herausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />

Quartett-Verlag Erwin Bidder,<br />

Im Sand 56,<br />

53619 Rheinbreitbach,<br />

Tel. 0 22 24 / 7 64 82,<br />

Fax 0 22 24 / 90 02 92,<br />

E-Mail info@rheinkiesel.de<br />

Redaktion: RA Christof Ankele, Erwin Bidder (verantwortlich),<br />

Julia Bidder, Paulus Hinz,<br />

Ulrich G. Sander, Bettina Schmitt<br />

Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln,<br />

mail@bluemlingdesign.de<br />

Illustrationen: Erwin Bidder, Bonner Bach-Gemeinschaft,<br />

KALEIDOSKOPIA, Pixelio/Bernd Boscolo/Consono/<br />

Günter Dotzler/Joujou/Thomas Klatte/Sigrid Roßmann/<br />

Grace Winter, Ulrich Sander<br />

Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag),<br />

Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />

Abonnements: Einzelheft € 2,50, Jahresbezugspreis € 25,-<br />

(Zustellung per Post), Bestellungen sind<br />

an den Verlag zu richten<br />

Druck: SZ-Druck Schallowetz GmbH,<br />

St. Augustin<br />

Internet: www.rheinkiesel.de, erstellt von<br />

Rhein@Net Ansgar Federhen<br />

Beilagen: Bad Honnef AG (Gesamt)<br />

Juni 2009 3


Sprichwörter<br />

Von wegen<br />

ruhig Blut!<br />

Ruhig Blut – das bedeutet: Ruhe bewahren, nicht aufregen,<br />

cool bleiben. Zugegeben: Manchmal ist das gar nicht so einfach,<br />

vor allem dann, wenn einem – natürlich nur im sprichwörtlichen<br />

Sinne – gerade eine Laus über die Leber läuft.<br />

Die Leber, die ja bekanntlich mit<br />

ihren Aufgaben wächst, galt früher<br />

als Zentrum der leidenschaftlichen<br />

Empfindungen. War die<br />

Stimmung im Keller, hieß es<br />

ursprünglich: „Es ist ihm etwas<br />

über die Leber gelaufen.“ Um die<br />

Nichtigkeit des Anlasses für die<br />

schlechte Laune zu betonen, mußte<br />

im Laufe der Zeit als Sinnbild die<br />

winzige Laus herhalten – in früheren<br />

Zeiten ein durchaus häufigeres<br />

(wenn auch nicht unbedingt geliebtes)<br />

Haustier.<br />

War der Anlaß einmal nicht eine<br />

Laus, sondern tatsächlich gewichtig,<br />

ist der Ärger groß und auch<br />

die Vorsätze, dieses Mal durchzugreifen.<br />

Doch so mancher läßt<br />

sich trotzdem um den kleinen<br />

Finger wickeln, gibt also nach.<br />

Diese Redewendung bedeutet,<br />

daß der Umgarnte so weich(-herzig),<br />

nachgiebig und biegsam wie<br />

ein Faden ist, den man sich um<br />

den Finger wickeln kann.<br />

4 Juni 2009<br />

Wer sich nicht um den Finger<br />

wickeln lassen will, bietet dem<br />

Gegner die Stirn und nimmt kein<br />

Blatt vor den Mund. Doch gegen<br />

eines ist man trotz bester Vorsätze<br />

nicht gefeit: Nämlich, wenn ein<br />

Frosch im Halse stecken bleibt,<br />

die Stimme also belegt und heiser<br />

Den im Hals haben? Na, danke!<br />

klingt. Wieso wird dieses Fiasko<br />

gerade einem harmlosen Frosch<br />

zur Last gelegt? Neben dem zuweilen<br />

pausbäckigen Teichbewohner<br />

findet sich der Frosch auch<br />

medizinisch im Hals wieder: Wer<br />

unter einer „Frosch- (oder netter<br />

auch Fröschlein-) Geschwulst“<br />

leidet, hat eine etwa eigroße Zyste<br />

unter der Zunge, die beim Sprechen<br />

und – im schlimmsten Fall – sogar<br />

beim Atmen stört. Die Zyste<br />

ähnelt dem Kehlsack quakender<br />

Frösche – daher der Name.<br />

Übrigens, das Copyright für die<br />

Stirn, die man jemandem oder<br />

etwas bietet, hält der Prophet<br />

Jesaja. Das „Blatt vorm Mund“<br />

hingegen stammt aus der Theatergeschichte,<br />

in der Akteure ihre<br />

Gesichter mit Blättern verhüllten<br />

– sie nahmen also im wahren Sinne<br />

des Wortes ein Blatt vor den<br />

Mund.<br />

Zurück zum Frosch oder, besser<br />

gesagt, der unschönen Geschwulst<br />

im Hals. Bewährt hat sich in solchen<br />

Fällen, dem Patienten „Halsund<br />

Beinbruch“, also gute Besserung<br />

zu wünschen. Wieso wünscht<br />

man ausgerechnet Unglück? Nach<br />

altem Aberglauben locken unverhüllt<br />

ausgesprochene Glückwünsche<br />

böse Geister an, die dann<br />

erst recht Unheil herbeiführen.<br />

Wer jedoch das Gegenteil wünscht,<br />

führt die Dämonen an der Nase<br />

herum.<br />

Bei der Nase<br />

gepackt<br />

Ihnen geht es dann wie den<br />

Tanzbären, früher eine Attraktion<br />

auf Dorfbelustigungen und Burgfesten.<br />

Der Bärenführer hielt<br />

Meister Petz an einem Nasenring<br />

und bestimmte so, was der Vierbeiner<br />

zu tun hatte. Dies ging solange<br />

gut, bis der Bär sich an seine<br />

wahren (Bären-)Kräfte erinnerte<br />

und seinem Herrchen „die Zähne<br />

zeigte“. Dieser Ausdruck wiederum<br />

geht auf eine typische Drohhaltung<br />

von Raubtieren zurück;<br />

Bei geschlossenem Mund ziehen<br />

sie die Lippen auseinander und<br />

entblößen so ihre Zähne.<br />

Zurück zur Nase: Mit unserem<br />

Riechorgan ist das so eine Sache:


Wer eine Nase (oder auch einen<br />

Riecher) für etwas hat, hat ein<br />

gutes Gespür, Dinge bereits im<br />

Vorfeld zu erkennen und richtig<br />

einzuschätzen. Der Ausdruck<br />

kommt aus der Jägersprache und<br />

wird benutzt, wenn der Jagdhund<br />

die richtige Fährte aufnimmt.<br />

Manchmal läßt einen das eigene<br />

Riechorgan aber unglücklicherweise<br />

im Stich – etwa dann, wenn<br />

jemand die Nase im wahren Sinne<br />

des Wortes gestrichen voll hat.<br />

Man muß nicht Medizin studiert<br />

haben, um sich an diesen Zustand<br />

zu erinnern: Bei einer Erkältung<br />

oder allergischen Reaktion schwellen<br />

die Nasenschleimhäute an und<br />

sondern Schleim ab.<br />

Tapferkeit<br />

ist gefragt<br />

Wer trotz Erkältung und Brummschädel<br />

arbeiten muß, muß „die<br />

Zähne zusammenbeißen“, also<br />

etwas Unangenehmes tapfer ertragen,<br />

ohne zu schreien. Darüber<br />

hinaus gilt, daß man mit einer Erkältung<br />

keine „dicke Lippe“ riskieren<br />

sollte. Die gab es nämlich nach<br />

mancher Schlägerei, wenn ein<br />

schmerzhafter Treffer ins Gesicht<br />

die Lippen anschwellen ließ. Daraufhin<br />

hat schon so mancher<br />

Unterlegene „Hals über Kopf“ den<br />

Schauplatz verlassen. Ursprünglich<br />

hieß es „über Hals und Kopf“,<br />

also – ähnlich wie beim Purzel-<br />

Neues aus der Rätselecke<br />

Auflösung des Rätsels aus dem Mai-Heft:<br />

1. Hans Dampf in allen Gassen<br />

2. Hans im Glück<br />

3. der blanke Hans<br />

4. Hans-guck-in-die-Luft<br />

5. Hanswurst<br />

Rätselhaftes im Monat Juni:<br />

1.In dieser Redewendung ist von zwei inneren Organen<br />

und einer Gerstenkaltschale die Rede.<br />

2.Die doppelte Anzahl der üblicherweise vorhandenen<br />

Gucker erblickt mehr als deren Hälfte.<br />

3.Hier wird ein direkter Durchmarsch von einem<br />

Hörorgan zum anderen beschrieben.<br />

4.Ein überaus angenehmes zwischenmenschliches<br />

Gefühl schlägt sich im Verdauungstrakt nieder.<br />

5.Ich ziehe es eher vor, nicht reich zu sein, als eine<br />

meiner oberen Extremitäten zu vermissen.<br />

baum – ein Überschlag vorwärts<br />

mit Hals und Kopf zuerst. Um<br />

Verletzungen zu vermeiden, ist bei<br />

einem solchen Tummelskopf (ein<br />

fast ebenso schönes und bildliches<br />

Wort wie Purzelbaum, oder?)<br />

unbedingt davon abzuraten, „die<br />

Ohren steif zu halten“.<br />

Steife Ohren im Sinne von wachsam<br />

oder auch standhaft sein, gespitzte<br />

Ohren eines aufmerksamen<br />

Zuhörers und hängende Ohren<br />

eines mutlosen Menschen haben<br />

ihre Wurzeln in der tierischen<br />

Mimik: Esel, Pferde oder Hunde<br />

zeigen ihren Gemüts- und Auf-<br />

merksamkeitszustand durch die<br />

Haltung ihrer Ohren. Besonders<br />

schlapp und lustlos hängen die<br />

Ohren auch bei jemandem herunter,<br />

der „mit dem linken Fuß (Bein)<br />

zuerst aufgestanden ist“. Seit jeher<br />

gilt im Aberglauben die linke Seite<br />

als Unglücksseite. Mit dem linken<br />

Fuß zuerst aus dem Bette steigen<br />

galt als schlechtes Omen für den<br />

ganzen Tag.<br />

Ob dann ein Mensch mit Schuhgröße<br />

45 mehr Pech hat als einer<br />

mit Größe 39, ist nicht bekannt;<br />

wohl aber die Herkunft der Redewendung<br />

„auf großem Fuße<br />

Sprichwörter<br />

leben“, also kostspielig und üppig<br />

leben. Im mittelalterlichen Frankreich<br />

ließ sich der lebenslustige<br />

Graf von Anjou einst lange Schnabelschuhe<br />

anfertigen, um seinen<br />

deformierten Fuß zu tarnen. Dies<br />

gefiel vielen Menschen so gut, daß<br />

sich zahllose Nachahmer fanden –<br />

ganz nach dem Motto, je länger<br />

und spitzer die Schuhe, desto vornehmer<br />

der Träger. Der Trend<br />

artete schließlich derart aus, dass<br />

der Gesetzgeber einschritt und die<br />

überlangen Schuhe verbot.<br />

Aus dem Klosterleben<br />

Eine Sache brennt mir zum<br />

Schluss noch unter den Nägeln,<br />

nämlich die Herkunft eben dieser<br />

Redewendung, die benutzt wird,<br />

wenn etwas besonders eilig und<br />

drängend ist. So bestimmen auch<br />

heute noch zahlreiche feste Gebetsstunden<br />

das Leben im Kloster.<br />

Teilweise finden die Andachten<br />

morgens im Dunkeln statt. Früher<br />

klebten sich die Mönche Kerzenstummel<br />

auf den Daumen und<br />

beleuchteten so die Bücher, aus<br />

denen sie die Gebete lasen. Es galt<br />

nun, die Lesung zu beenden, bevor<br />

die Kerze vollständig heruntergebrannt<br />

war – sonst brannte es<br />

nämlich ganz gemein auf und<br />

unter den Nägeln! •<br />

Bettina Schmitt<br />

Juni 2009 5


Natur<br />

Star ohne<br />

Allüren<br />

Orchideen sind für viele Natur- und Pflanzenliebhaber so<br />

etwas wie die Stars am farbenprächtigen und leuchtenden<br />

Blütenhimmel. Entsprechend groß ist die Nachfrage und<br />

noch größer das Angebot im Zierpflanzenhandel. Orchideenfreunde<br />

zahlen teils horrende Preise für Raritäten. Beeindruckend<br />

sind vor allem die prächtigen tropischen Arten<br />

dieser größten Blütenpflanzenfamilie, die mehr als 30.000<br />

Vertreter umfaßt. Aber auch die einheimische Orchideenwelt<br />

ist mit rund 60 in Deutschland beheimateten Arten<br />

überaus vielfältig.<br />

Unsere bekanntesten Orchideen<br />

wie Frauenschuh, Ragwurz, Riemenzunge<br />

oder Waldvögelein zählen<br />

bedauerlicherweise auch zu den<br />

bedrohten Seltenheiten: So mancher<br />

Orchideenfan nimmt es mit<br />

den Naturschutzgesetzen nicht so<br />

genau und gräbt die Schönheiten<br />

einfach aus. Doch auf der anderen<br />

Seite gibt es einige wenige Vertreter<br />

dieser Familie, die noch so<br />

häufig sind, daß sie als ungefährdet<br />

gelten. Möglicherweise liegt<br />

das jedoch auch daran, daß nur<br />

Kenner wissen, daß es sich dabei<br />

tatsächlich um echte Orchideen<br />

handelt.<br />

Eine davon ist das Mannsknabenkraut.<br />

Es bildet nicht solch exzentrische<br />

Blütenformen wie die vorgenannten<br />

Arten und ist (noch) so<br />

häufig, daß es als ungefährdet gilt.<br />

Zudem ist es bei weitem nicht so<br />

6 Juni 2009<br />

anspruchsvoll wie die meisten seiner<br />

Verwandten. Man kann ihm<br />

auf einem Spaziergang am Waldrand,<br />

am Wegesrand im Schutz<br />

einer Hecke oder auf mageren,<br />

nicht zu trockenen Wiesen begegnen.<br />

So kann man die hübsche<br />

Blume im besten Sinne des Wortes<br />

als bodenständiges Wesen bezeichnen<br />

– sozusagen ein Star ohne<br />

Allüren. Dabei ist die Pflanze eine<br />

durchaus stattliche Erscheinung,<br />

wie es der ebenso gebräuchliche<br />

(eigentlich pleonastische, also<br />

„doppelt gemoppelte“) Name<br />

„Männliches Knabenkraut“ schon<br />

erahnen läßt. Auch die wissenschaftliche<br />

Bezeichnung Orchis<br />

mascula spiegelt das wider. Regional<br />

existieren weitere Namen wie<br />

Kuckuckblume, Kuckucksknabenkraut<br />

oder Stattliches Knabenkraut.<br />

Der Blütenstand, vor allem,<br />

Das gibt es tatsächlich: Männliches Knabenkraut<br />

Andrea Niering Klaus Niering


wenn er etwas schattig steht, strebt<br />

dem Himmelslicht so sehr zu, daß<br />

die Pflanze bisweilen eine Höhe<br />

von einem halben, zuweilen sogar<br />

einem dreiviertel Meter erreicht.<br />

Der Name Stattliches Knabenkraut<br />

ist also ganz und gar gerechtfertigt.<br />

Der Blütenstand, welcher<br />

ungefähr ein Drittel des Stengels<br />

ausmacht, ist üppig mit rosa, lila<br />

oder tiefvioletten Blüten besetzt.<br />

Es kommt die ganze Palette ähnlicher,<br />

verwandter Farbvariationen<br />

vor, sehr selten sogar gänzlich<br />

weiße Formen. Insofern muß der<br />

Orchideen-Fan schon genau hinschauen,<br />

ob es sich nun tatsächlich<br />

um das Mannsknabenkraut oder<br />

etwa eine andere, regulär weiß<br />

blühende Art handelt.<br />

Mischarten sind<br />

nicht ungewöhnlich<br />

In diesem Zusammenhang kann<br />

man einige Kapriolen nicht ganz<br />

verschweigen: Unser Stattliches<br />

Knabenkraut neigt zur Hybridbildung,<br />

vermischt sich also gern mit<br />

Gelbem sowie Spitzels Knabenkraut.<br />

Diese kommen aber im hiesigen<br />

Raum nicht vor. Zu allem<br />

Überfluß sind jedoch auch<br />

Bastarde mit Kleinem Knabenkraut<br />

und Purpurorchis entdeckt<br />

worden, die durchaus im Mittelrheingebiet<br />

und in der Eifel wachsen.<br />

Das Phänomen ist von etlichen<br />

Orchideenarten bekannt<br />

und führt bei der Artbestimmung<br />

verständlicherweise zu Schwierigkeiten.<br />

Nur ausgewiesene Fachleute<br />

können die Mischlinge erkennen<br />

und unterscheiden. Wenn<br />

man zudem bedenkt, daß zusätzlich<br />

zu den Mischlingen die reiche<br />

Palette an Farbvariationen hinzukommt,<br />

ahnt man die große kombinatorische<br />

Vielfalt, aber auch<br />

das drohende Verwirrspiel der<br />

Orchideen.<br />

Beim Stattlichen Knabenkraut<br />

bietet die Form der Einzelblüten<br />

einen zuverlässigen Anhaltspunkt.<br />

Verglichen mit der Gesamtgröße<br />

der Pflanze und dem farblichen<br />

Wechselspiel nehmen sich die barock<br />

geformten, schlanken Blüten<br />

jedoch weitaus bescheidener aus.<br />

Drei der sechs Blütenblätter bilden<br />

ein helmartiges Dach, zwei<br />

weitere sind nach oben gerichtet<br />

und leicht zurückgeschlagen, ähnlich<br />

lauschenden Pferdeohren.<br />

Das sechste schließlich bildet die<br />

große, nach unten ragende, dreilappige<br />

Lippe, die als Landeplatz<br />

für blütenbesuchende Insekten<br />

und damit potentielle Bestäuber<br />

dient.<br />

Komplizierter<br />

Blütenaufbau<br />

An ihrer Basis formen die Blütenblätter<br />

einen Schlund, der röhrenförmig<br />

weiterführt und in einen<br />

langen zylindrischen bis keulenförmigen<br />

Sporn übergeht. Dieser<br />

ragt an der Rückseite der Blüten<br />

steil nach oben und enthält den<br />

Nektar. Der recht kräftige Blütenstand<br />

ist dicht mit rund 30 bis 50<br />

Einzelblüten besetzt und kann bis<br />

zu 20 Zentimeter hoch sein. Zumindest<br />

was die Form des Blütenstands<br />

und der Einzelblüten angeht,<br />

ist das Stattliche Knaben-<br />

Natur<br />

Wirkt eher unscheinbar, ist aber dennoch eine heimische Orchideenart:<br />

das Knabenkraut<br />

Juni 2009 7


Natur<br />

kraut konstant und daran gut zu<br />

erkennen. Weitere Hinweise liefern<br />

die langen, lanzettlich geformten<br />

Blätter. Ihre Grundfarbe ist blaugrün,<br />

manchmal mit dunklen<br />

Flecken. Sie befinden sich in einer<br />

Rosette am Grunde des Stengels,<br />

dicht über dem Boden.<br />

Die Blütezeit erstreckt sich von<br />

Mai bis Juni. Dabei hat das<br />

Knabenkraut die Tendenz, früher<br />

als die meisten anderen Orchideen<br />

zu blühen. In warmen, trockenen<br />

Frühjahren kann das Mannsknabenkraut,<br />

das über ganz<br />

Deutschland verbreitet ist, Ende<br />

Mai schon verblüht sein. In höheren<br />

Lagen, vor allem im Hochgebirge,<br />

wo die Art wie auf der Südseite<br />

der Alpen noch in 3.000<br />

Meter Höhe vorkommt, trifft man<br />

bis Ende Juni auf die violetten<br />

„Farbsäulchen“ in den grünen<br />

Almwiesen.<br />

Ohne Hilfe der Pilze<br />

geht es nicht<br />

Die geradezu verführerische Farbenpracht<br />

der Orchideen wird<br />

ihnen oft zum Verhängnis, da egoistische<br />

selbsternannte Pflanzenliebhaber<br />

sie abpflücken, um sie<br />

anschließend in der Vase verwelken<br />

zu lassen, oder ausgraben, um<br />

sie im eigenen Garten anzusiedeln.<br />

Das geht so gut wie immer schief,<br />

denn abgesehen davon, daß andere<br />

Bodenverhältnisse herrschen,<br />

brauchen Orchideen spezielle<br />

Pilze, um überhaupt keimen zu<br />

können.<br />

Charakteristisch für die mit üppigen<br />

Blüten ausgestattete Pflanzen-<br />

8 Juni 2009<br />

Männliches Knabenkraut<br />

Orchis mascula<br />

familie sind ganz im Gegensatz<br />

dazu winzige, fast staubfeine<br />

Samen. Diese produziert zwar jede<br />

Blume zu Tausenden, aber nur<br />

wenige haben das Glück, auf<br />

einen Untergrund zu fallen, der<br />

ihren hohen Ansprüchen gerecht<br />

wird und eben jenen spezifischen<br />

Pilz beherbergt, den ein Samenkörnchen<br />

zum Keimen benötigt:<br />

Die Samen enthalten keine Nährstoffvorräte,<br />

um austreiben zu<br />

können. Dies gelingt nur mit<br />

Hilfe des feinen, unsichtbaren<br />

Pilzgewebes im Boden, der den<br />

Orchideensamen umwächst und<br />

ihm die Nährstoffe zuführt. Es ist<br />

ein bemerkenswerter Kontrast,<br />

daß die teils verschwenderisch blühenden<br />

Orchideen bei ihren<br />

Samen in so großem Maße sparen,<br />

Systematik<br />

Familie: Orchideen<br />

(Orchidaceae)<br />

Unterfamilie: Orchidoideae<br />

Tribus: Orchideae<br />

Untertribus: Orchidinae<br />

Gattung: Knabenkräuter<br />

(Orchis)<br />

Art: Männliches<br />

Knabenkraut<br />

Wissenschaftlicher Name:<br />

Orchis mascula L.<br />

daß sie in ein Abhängigkeitsverhältnis<br />

geraten, das ihnen auch<br />

zum Verhängnis werden kann.<br />

Als wollte die Kuckuckblume ihr<br />

ganz unprätentiöses Wesen unterstreichen,<br />

geizt sie zudem mit<br />

ihrem Duft. Zumindest wird man<br />

„rein menschlich enttäuscht“, die<br />

Bestäuberinsekten scheinen ihn ja<br />

zu mögen. Analog zum geläufigen<br />

Spruch der Naturschützer „Ansehen<br />

immer – abpflücken nie!“<br />

gilt beim Mannsknabenkraut:<br />

„Ansehen immer – riechen besser<br />

nicht!“ Zwar können tropische<br />

Verwandte herrliche Düfte produzieren,<br />

etwa die Vanille oder die<br />

die winzige Kohlröschen-Orchidee,<br />

die nach einer Mischung aus<br />

Schokolade und Vanille duftet.<br />

Die zarte Honigorchis verströmt<br />

ebenso Honigaroma wie die<br />

völlig farblose Vogelnestwurz.<br />

Auch manche heimische Art bietet<br />

aromatischen Wohlgeruch. Das<br />

männliche Knabenkraut hingegen<br />

stinkt schlichtweg.<br />

Vorkommen rar bis<br />

weit verbreitet<br />

Die Arbeitskreise Heimischer<br />

Orchideen haben die stinkende<br />

Schönheit zur Orchidee des Jahres<br />

gewählt. Sie möchten mit ihrer<br />

Aktion darauf aufmerksam<br />

machen, daß Orchideen wichtige<br />

Anzeiger für die Qualität unserer<br />

Umwelt sind. Veränderungen der<br />

mageren, feuchten Wiesen oder das<br />

Verbuschen von Offenlandflächen<br />

etwa durch Beweidung oder andere<br />

landwirtschaftliche Nutzung<br />

führen dazu, daß Deutschlands<br />

häufigste Orchideenart sich mancherorts<br />

rar macht. Zwar ist sie in<br />

den meisten Regionen noch weit<br />

verbreitet und steht wie alle wildlebenden<br />

Orchideenarten unter<br />

Naturschutz. Die Standorte mit<br />

Vorkommen und die jeweilige<br />

Zahl der Pflanzen sind aber rückläufig.<br />

Mancherorts beschreiben<br />

Naturschützer dramatische Verluste<br />

von 15 bis 30 Prozent.<br />

Insofern ist die Sorge verständlich,<br />

daß in nicht allzuferner Zukunft<br />

auch das Mannsknabenkraut vielleicht<br />

auf der Roten Liste der gefährdeten<br />

Arten landet. Man darf<br />

sich sicher sein, daß die im<br />

Grunde genügsame Orchidee an<br />

dieser Art von Popularität keinerlei<br />

Interesse hat. •<br />

Ulrich Sander


Bei Anruf<br />

Widerruf<br />

Gelegentlich gleicht die Gesetzgebung einem Wettlauf:<br />

Kaum hat der Gesetzgeber neue Regelungen erlassen oder<br />

verschärft, um ahnungslose Verbraucher zu schützen, entdecken<br />

findige Unternehmen Schlupflöcher und nutzen sie<br />

aus. Daraufhin muß der Gesetzgeber erneut nachbessern –<br />

das Spiel beginnt von vorn. So auch im Gesetz zur Telefonwerbung,<br />

das das Widerrufsrecht für Verbraucher erweitert.<br />

Wenn zwei Parteien einen Vertrag<br />

abschließen, müssen sich beide<br />

Partner daran halten – dieses Recht<br />

galt schon bei den Römern. In seiner<br />

ursprünglichen Fassung beruht<br />

auch das Bürgerlich Gesetzbuch<br />

(BGB) auf diesem Grundsatz.<br />

Doch im Laufe der Zeit<br />

schränkte der Gesetzgeber dies<br />

immer weiter ein.<br />

Verträge am Telefon: Auch hier gilt das Widerrufsrecht<br />

Um Verbraucher beispielsweise<br />

vor aufgedrängten Kaufverträgen<br />

oder Abonnements an der Haustür<br />

oder bei Kaffeefahrten zu<br />

schützen, führte der Gesetzgeber<br />

ein Widerrufsrecht ein. Eine vergleichbare<br />

Möglichkeit, vom Vertrag<br />

zurückzutreten, galt auch für<br />

sogenannte Fernabsatzverträge,<br />

die mit Hilfe von Fernkommunikationsmitteln<br />

wie Briefe, Kataloge,<br />

Anrufe oder E-Mails zustande<br />

kamen. Davon ausgenommen<br />

waren jedoch Fernabsatzverträge<br />

unter anderem zur Lieferung von<br />

Zeitungen und für Wett- und<br />

Lotterie-Dienstleistungen. Diese<br />

Ausnahmen führten dazu, daß<br />

findige und teilweise auch windige<br />

Unternehmen Verbraucher massenhaft<br />

vor allem über das Telefon<br />

zu eben solchen Verträgen drängten.<br />

Dabei bedienten sich die Vertreter<br />

nicht immer ganz sauberer<br />

Methoden. Aus diesem Grund hat<br />

der Gesetzgeber auch für diese<br />

Bereiche ein Widerrufsrecht eingeführt,<br />

wenn der Vertrag per<br />

Telefon zustande kommt.<br />

Für enormen Ärger sorgten in der<br />

Vergangenheit auch Internet-Anbieter,<br />

die Verbraucher zu Gewinnspielen<br />

oder Tests einluden.<br />

Auf den ersten Blick schien alles<br />

gratis. Doch später erhielten die<br />

Betroffenen zum Teil saftige<br />

Rechnungen mit dem Verweis auf<br />

das Kleingedruckte, wonach angeblich<br />

ein Abonnement zustande<br />

gekommen war.<br />

Ihr Recht<br />

Für diese Fälle, die das Gesetz als<br />

Dienstleistungen bezeichnet, besteht<br />

nunmehr ein Widerrufsrecht<br />

auch dann, wenn der Unternehmer<br />

mit seiner Dienstleistung<br />

bereits begonnen hat – vorausgesetzt,<br />

der Verbraucher hat noch<br />

nicht gezahlt. Hat der Unternehmer<br />

bereits eine Dienstleistung<br />

vor dem Widerruf erbracht, kann<br />

er für diese Tätigkeit nur einen<br />

Wertersatz fordern, wenn er den<br />

Verbraucher vor Vertragsschluß<br />

darauf hingewiesen hat.<br />

Der Verbraucher muß explizit zustimmen,<br />

daß der Unternehmer<br />

bereits vor dem Ende der Widerrufsfrist<br />

tätig wird. Die Beweislast<br />

für die Belehrung und Zustimmung<br />

des Kunden liegt beim<br />

Anbieter.<br />

Die Neuregelung des Widerrufsrechts<br />

erschwert auch den Anbieterwechsel,<br />

etwa für den Strombezug<br />

oder bei Telefonanbietern:<br />

Früher konnte der Verbraucher<br />

telefonisch erklären, daß er den<br />

Anbieter wechselt. Der neue Vertragspartner<br />

kündigte den Altvertrag<br />

im Auftrag des Verbrauchers,<br />

ohne daß eine schriftliche Vollmacht<br />

oder Erklärung des Verbrauchers<br />

vorliegen mußte.<br />

Jetzt muß der Verbraucher bei<br />

Fernabsatzverträgen die Kündigung<br />

vorlegen oder die Vollmacht<br />

zur Kündigung in Textform erteilen,<br />

das heißt zumindest als E-<br />

Mail. Das soll sicherstellen, daß<br />

der Verbraucher weiß, daß er nach<br />

der Kündigung seines Altvertrages<br />

und einem möglichen Widerruf<br />

des neu abgeschlossenen Vertrages<br />

ganz ohne Vertragspartner dastehen<br />

kann.<br />

Weitere Verschärfungen des<br />

Wettbewerbs- und Telekommunikationsgesetzes<br />

ergänzen zudem<br />

das Widerrufsrecht.<br />

Bis zum Aufspüren der nächsten<br />

Gesetzeslücke schränken die neuen<br />

Regelungen für Unternehmen die<br />

Möglichkeiten stark ein, ahnungslosen<br />

Verbrauchern per Internet<br />

oder Telefon einen Vertrag aufzudrängen<br />

und damit leichtes Geld<br />

zu verdienen. •<br />

Rechtsanwalt Christof Ankele<br />

www.sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />

Juni 2009 9


Kieselchen<br />

Der Sonne<br />

entgegen<br />

Egal, ob der Rasen auf dem Fußballplatz oder die Blumen in<br />

Mamas Garten: Überall grünt und sprießt es jetzt. Aber wie<br />

stellen Pflanzen das eigentlich an mit dem Wachsen?<br />

Licht, Luft und Wasser – das sind<br />

die wichtigsten Dinge, die eine<br />

Pflanze zum Leben braucht. Selbst<br />

Kakteen, die mit sehr wenig<br />

Wasser auskommen, brauchen ab<br />

und zu ein Schlückchen von dem<br />

kühlen Naß. Und ohne Licht und<br />

Luft kann keine Pflanze gedeihen.<br />

Außerdem brauchen sie Erde. Oft<br />

reicht aber schon ein kleines<br />

Fleckchen Boden, damit eine<br />

Pflanze sich verankern kann und<br />

ausreichend Nährstoffe erhält.<br />

Jede Pflanze fängt einmal klein an.<br />

Schon nach einigen Tagen könnt Ihr Euch über erste Kressepflänzchen freuen<br />

10 Juni 2009<br />

<br />

<br />

Egal, ob es sich um eine Riesenbohne<br />

handelt oder um ein winzig<br />

kleines Senfkorn, im Samenkorn<br />

liegt alles versteckt, was die Pflanze<br />

für ihren Start ins Leben braucht.<br />

Samen enthalten so gut wie kein<br />

Wasser und können deshalb lange<br />

überdauern Aus manchen Samen<br />

wächst sogar noch nach hunderten<br />

Jahren eine Pflanze! Soll dies<br />

gelingen, braucht Ihr vor allem<br />

eins: Wasser.<br />

Keimlinge unter<br />

der Lupe<br />

Ihr könnt am Fensterbrett prima<br />

beobachten, wie Pflanzen wachsen.<br />

Alles, was Ihr braucht, sind<br />

ein paar Samen, ein Schälchen<br />

(oder einen tiefen Teller) und<br />

etwas Papier von der Küchenrolle<br />

(zur Not geht auch Klopapier oder<br />

ein Taschentuch). Am besten eignen<br />

sich Kressesamen.<br />

Und so geht es: Legt eine dünne<br />

Schicht Küchenrolle in das Schälchen<br />

und platziert etwa 20 Samen<br />

darauf. Sie sollten nicht übereinander<br />

liegen und einen gewissen<br />

Abstand zueinander haben. Nun<br />

gießt etwas Wasser dazu so daß die<br />

Küchenrolle feucht ist und das<br />

Wasser maximal einen halben<br />

Zentimeter übersteht. Achtung,<br />

zu viel Wasser läßt die Samen verschimmeln!<br />

Ihr müßt täglich<br />

überprüfen, ob die Küchenrolle<br />

noch feucht genug ist, und gegebenenfalls<br />

nachgießen.<br />

Schon am nächsten Tag könnt Ihr<br />

mit den Fingern mal fühlen, was<br />

mit den Samen passiert: Sie fühlen<br />

sich ganz glibberig an. Das liegt<br />

daran, daß die Samen quellen: Sie<br />

nehmen Wasser auf, damit sich die<br />

kleine Mini-Pflanze, die in der<br />

harten Schale schläft, wachsen<br />

kann.<br />

Mit Druck zum<br />

Erfolg<br />

Die Keimlinge nehmen das<br />

Wasser auf und sprengen so die<br />

Samenkapsel beim Wachsen auf:<br />

Wenn Ihr ganz genau hinschaut –<br />

am besten mit einer Lupe – könnt<br />

Ihr sehen, wie sich die Kressesamen<br />

an einer Stelle öffnen.<br />

Manchmal bleibt der geöffnete<br />

Samen auch auf der Pflanze kleben.<br />

Das sieht ulkig aus, weil die<br />

fertige Kressepflanze dann ein<br />

Hütchen trägt!


Aus winzigen Samenkörnern gewachsen: Sonnenblumen, soweit<br />

das Auge reicht<br />

Wenn sich Pflanzenzellen mit<br />

Wasser voll saugen, können sie so<br />

starken Druck erzeugen, daß sie<br />

nicht nur Samenkapseln sprengen,<br />

sondern auch durch Erde oder sogar<br />

Felsen und Mauern dringen.<br />

So schafft es zum Beispiel ein<br />

Löwenzahn, auf einem Weg zu<br />

wachsen, auf dem lauter Schottersteine<br />

liegen.<br />

Und woher weiß die Pflanze, in<br />

welche Richtung sie wachsen soll?<br />

Zum einen orientiert sie sich am<br />

Licht. Für viele Pflanzen reicht<br />

schon eine kleine Lichtquelle, und<br />

sie wissen, in welche Richtung sie<br />

austreiben müssen. Das könnt Ihr<br />

gut an Kartoffeln beobachten. Ihr<br />

braucht dazu einen Schuhkarton,<br />

etwas Klebstoff und Pappe, und<br />

eine Kartoffel. Legt die Kartoffel<br />

in eine Ecke des Kartons und<br />

bastelt aus der Pappe ein kleines<br />

Labyrinth, das Ihr festklebt. Zum<br />

Schluß schneidet Ihr eine Seite<br />

des Kartons auf, so daß etwas<br />

Licht hineinfällt. Wartet ein paar<br />

Wochen – dann könnt Ihr sehen,<br />

wie krumm die Kartoffel gewachsen<br />

ist, um dem Licht zu folgen!<br />

Licht ist oben, Dunkelheit (meistens)<br />

unten. Doch darüber hinaus<br />

können die Pflanzen auch<br />

die Schwerkraft wahrnehmen. Die<br />

Wurzeln wachsen daher bei den<br />

allermeisten Pflanzen nach unten.<br />

Gleichzeitig scheinen die meisten<br />

Pflanzen zu wissen, daß die Richtung<br />

entgegen der Schwerkraft<br />

diejenige ist, in die Stengel und<br />

Blätter wachsen sollen.<br />

Hunger nach Licht<br />

Viel stärker als die Schwerkraft<br />

wirkt jedoch die Sonne auf das<br />

Wachstum aller grünen Pflanzenteile.<br />

Die meisten Pflanzen sind<br />

regelrecht hungrig nach Licht und<br />

strecken sich der Sonne geradezu<br />

entgegen. Kein Wunder, denn<br />

neben Wasser ist Licht absolut<br />

lebensnotwendig für Pflanzen: Sie<br />

können aus Sonnenlicht, Wasser<br />

und unserer Atemluft (das sogenannte<br />

Kohlendioxid) Zucker beziehungsweise<br />

Stärke aufbauen –<br />

und alle Teile, die Ihr von Pflanzen<br />

kennt, also zum Beispiel Früchte<br />

wie Kirschen oder Erdbeeren,<br />

Knollen wie Kartoffeln, Blätter<br />

und sogar Holz.<br />

Auch die Kressepflänzchen streben<br />

zum Licht: Schon nach wenigen<br />

Tagen wachsen die zarten Gebilde.<br />

Kleine weiße Wurzeln recken sich<br />

nach unten und verankern das<br />

Pflänzchen in der Küchenrolle,<br />

während sich der grüne Stengel<br />

und die ersten beiden Blätter nach<br />

oben recken. Diese sind übrigens<br />

schon als Mini-Blättchen im<br />

Samen angelegt. Man nennt sie<br />

daher auch Keimblätter. Bei vielen<br />

Kieselchen<br />

Pflanzen sehen sie anders aus als<br />

die folgenden Blätter, zum Beispiel<br />

bei Bohnen: Die Keimblätter sind<br />

oval, die späteren Laubblätter gezackt.<br />

Jetzt könnt Ihr erste Versuche mit<br />

der Kresse machen: Stellt sie so ans<br />

Fenster, daß das Licht nur von<br />

einer Seite kommt – etwa dadurch,<br />

daß Ihr die Schale in einen<br />

Schuhkarten stellt, in den ihr ein<br />

Fenster geschnitten habt. Bekommen<br />

die Kressepflänzchen nur<br />

Licht von einer Seite, strecken sie<br />

sich in diese Richtung. Dreht Ihr<br />

die Schale so, daß die Sonne von<br />

der anderen Seite scheint, drehen<br />

sich die Kressepflanzen entsprechend<br />

anders herum. Das gilt<br />

übrigens auch für große Pflanzen.<br />

Beobachtet mal die Blumen auf<br />

dem Fensterbrett: Meist haben sie<br />

auf der Sonnenseite mehr und<br />

grünere Blätter als zur Schattenseite.<br />

Wenn Ihr den Blumentopf<br />

etwas dreht, streckt sich die Pflanze<br />

zur anderen Seite.<br />

Nach etwa einer Woche ist die<br />

Kresse zwei bis drei Zentimeter<br />

hoch gewachsen. Jetzt im Sommer<br />

kann es auch schneller gehen, weil<br />

es sehr warm und sonnig ist. Ihr<br />

könnt weiter mit der Kresse experimentieren<br />

– oder aber ernten,<br />

denn Kresse schmeckt auch gut<br />

auf dem Brot: Schmiert dünn<br />

Butter oder Quark auf eine<br />

Schnitte. Schneide die Kresse kurz<br />

über der Küchenrolle ab und<br />

streut sie mit etwas Salz auf das<br />

Brot – lecker! •<br />

Guten Appetit wünscht<br />

Euer Kieselchen<br />

Juni 2009 11


12 Juni 2009<br />

Rätsel<br />

Auf rätselhaften<br />

Pfaden (2)<br />

Begeben Sie sich gemeinsam mit uns erneut auf die Suche<br />

nach einer populären Persönlichkeit aus unserer Region. In<br />

der diesjährigen April-<strong>Ausgabe</strong> wandelten wir auf den<br />

Spuren eines weltberühmten Komponisten. Diesmal ist es<br />

vertrackter – nicht nur, weil der Name und die Lebensumstände<br />

einer Dame gefragt sind. Aber: Es lohnt sich, die<br />

harte Nuß zu knacken. Als Preis verlosen wir eine kulinarische<br />

Reise ins Mittelalter.<br />

Man schrieb das Jahr 1629, als sie<br />

am offenen Grabe ihres Gemahls<br />

stand. Der zählte immerhin fast<br />

70 Lenze, als ihn Gevatter Hein<br />

mit sich nahm. Seine junge, attraktive<br />

Witwe – noch keine 40<br />

Jahre alt – galt von jeher im Dorf<br />

auf den Höhen als lebenslustig.<br />

Man munkelte, sie habe es auch<br />

mit der ehelichen Treue nicht<br />

immer so genau genommen. Und<br />

so verwundert es nicht, daß sie bereits<br />

wenige Monate nach dem<br />

Tode ihres Gatten ihren Knecht<br />

ehelichte.<br />

Die beiden frisch Vermählten<br />

konnten ein sorgenfreies, angenehmes<br />

Leben führen, denn der<br />

teure Verblichene hatte seiner<br />

Ehefrau ein stattliches Vermögen<br />

hinterlassen.<br />

Doch die Freude währte nicht<br />

lange. Schon nach einem Jahr<br />

machten merkwürdige, gefährliche<br />

Gerüchte die Runde: Sie sei<br />

mit dem Teufel im Bunde, hieß es.<br />

Und so kam es, wie es kommen<br />

mußte. Am 9. September 1631<br />

wurde sie verhaftet und der<br />

Hexerei angeklagt. Beim Hexentanz<br />

wollte man sie gesehen<br />

haben, ja, sie sei sogar durch die<br />

Luft geflogen. Ihr lockerer Lebenswandel<br />

schien die Vorwürfe zu<br />

bestätigen.<br />

Zehn Tage voller Qualen währte<br />

der Prozeß. Ohne Umschweife<br />

gestand die Frau außereheliche<br />

Verfehlungen. Natürlich unterwarf<br />

man sie dennoch der Folter.<br />

Das Protokoll dazu vermerkt: „…<br />

wird ihr eine Schraube auf das<br />

Schienbein gesetzt, ein wenig zugemacht;<br />

schreit, sie wisse nichts.<br />

Begehrt, man solle ihr vorsagen,<br />

als dann wolle sie bekennen. Als<br />

sie ein Miserere lang die Schraube<br />

auf dem Schienbein gehabt hat,<br />

wird sie mit derselben an den<br />

Strick geführt, ein wenig gestreckt,<br />

aber nicht von der Erden aufgezogen.<br />

Sie hat nicht ein Paternoster<br />

lang so gestanden, da will<br />

sie bekennen; heruntergelassen<br />

sagt sie aber nichts …“<br />

Am Freitag, dem 19. September<br />

1631 fällte das Gericht sein Urteil:<br />

Wer war’s?<br />

Wenn Sie die Antwort auf unsere drei Fragen wissen,<br />

können Sie an unserem Preisrätsel teilnehmen.<br />

1. Wie hieß die Frau?<br />

2. Wie wurde sie genannt?<br />

3. Wie heißt der Ort, an dem sie gelebt hatte?<br />

Bitte schicken Sie uns Ihre Lösung bis zum 15. Juni 2009<br />

• per Post: (Anschrift s. Seite 3)<br />

• per E-Mail: info@rheinkiesel.de<br />

• per Fax: 02224 / 90 02 92<br />

• telefonisch unter 02224 / 76 48 2 (Anrufe auf Anrufbeantworter<br />

können leider nicht gewertet werden)<br />

1. Preis: Ein Rittermahl für zwei Personen in der<br />

Kurfürstlichen Burggastronomie Burg Linz<br />

(siehe Kasten auf dieser Seite).<br />

Das Los entscheidet über den Gewinner, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Schuldig der Hexerei – Tod auf<br />

dem Scheiterhaufen.<br />

Kurz nach ihrem qualvollen Ende<br />

veröffentlichte der Jesuitenpater<br />

Friedrich Spee von Langenfeld,<br />

ein enger Verwandter ihres verstorbenen<br />

Mannes, die berühmte<br />

„Cautio Criminalis“ – eine glühende<br />

Schrift wider die fanatische<br />

Hexenverfolgung. Doch sie kam<br />

zu spät. •<br />

Tafeln im Rittersaal der Kurfürstlichen Burg zu Linz<br />

Es wird festlich gespeist und kräftig gefeiert in den Räumlichkeiten<br />

der Burg. Dafür bietet die Kurfürstliche Burggastronomie einen stilechten<br />

Rahmen. Der große Rittersaal mit offenem Kamin, das Turmstübchen<br />

mit Kurfürstlicher Tafelrunde oder der Biergarten im Burghof<br />

laden zum geselligen Beisammensein ein.<br />

Bei mittelalterlichen Gelagen für Gesellschaften kann nach vorheriger<br />

Absprache auch für abwechslungsreiche Unterhaltung gesorgt werden,<br />

bei der man die Fertigkeiten von Gauklern, Zauberern und<br />

anderen bewundern kann.<br />

Kurfürstliche Burggastronomie<br />

Burgplatz 4, 53545 Linz am Rhein, Tel. 0 26 44 / 70 21‚ Fax 0 26 44 / 70 31<br />

Email: cornelia-kilian@burg-linz.de, Internet: www.burg-linz.de

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