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Wettstreit der Argumente durch Betonung der Vorteile eines amerikanischen Kubas für<br />

das ins Wanken gekommene Staatengebäude der USA die Oberhand zu gewinnen.<br />

Die Aspekte, welche die kubanischen Emigranten zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

dabei in die Debatte um die Kuba-Frage mit einbrachten, verdienen nicht zuletzt deshalb<br />

Beachtung, weil sie bis in unsere Zeit hinein als Teil der Wirklichkeit auf Kuba fort<br />

wirken. Für die Untersuchung der langfristigen Entwicklung gesellschaftlicher, politischer<br />

und sozialer Strukturen, der longue durée, kann die Analyse dieses kleinen Ausschnitts<br />

der Geschichte des Landes auch wertvolle Erkenntnisse für vergangene und nachfolgende<br />

Betrachtungen erbringen. Wie die Historikerin Graciella Cruz-Taura ganz treffend betont,<br />

bestehen Zucker, Rasse, Freiheit, Nation, Exil und die Beziehung zu den Vereinigten<br />

Staaten immer noch als ungelöste Probleme in der kollektiven kubanischen Psyche fort 14<br />

und bestimmen Gegenwart und Zukunft auf der Insel maßgeblich. So leben heute rund 1,5<br />

Millionen Kubaner im amerikanischen Exil, von denen viele sich eine Annexion ihres<br />

Heimatlandes an die USA wünschen. Auch im 20. Jahrhundert drückte sich dieser<br />

Wunsch in Militäroperationen aus, die mit Hilfe amerikanischer Unterstützung auf den<br />

Sturz eines auf Kuba installierten Regimes zielten.<br />

Um die verschiedenen Aspekte zu beleuchten, welche in die Debatte um die Kuba-<br />

Frage zur Mitte des 19. Jahrhunderts eingegangenen sind, greift die vorliegende Arbeit<br />

zum Teil auf die historische Diskursanalyse zurück. „Diskurse bringen Wirklichkeiten<br />

hervor“, skizziert Achim Landwehr Anspruch, bzw. Ziel dieses Werkzeuges der<br />

Geschichtswissenschaften; 15 trifft dies im besonderen Maße auch auf den Gegenstand<br />

vorliegender Betrachtung zu – nämlich der Darstellung einer repräsentierten Realität, so<br />

gilt dennoch, was Peter Haslinger in diesem Zusammenhang feststellt, nämlich dass die<br />

historische Diskursanalyse „derzeit noch weit davon entfernt [ist], ein in sich stimmiges<br />

und entsprechend handbares Arbeitsprogramm darzustellen.“ 16<br />

Die Auseinandersetzung um die Zukunft Kubas ist im Hauptteil der Arbeit zunächst<br />

in Für- und Widersprecher (Kap. III + IV) eingeteilt. Durch die genaue Analyse primärer<br />

Quellen der Annexionisten (Kap. III) soll herausgearbeitet werden, wie die<br />

exilkubanischen Revolutionäre für die Annexion Kubas an die Vereinigten Staaten und<br />

damit den Ausbau einer demokratisch-rassistischen Sklavenrepublik bei kubanischen<br />

14 Graciella Cruz-Taura: Annexation and National Identity: The Issues of Cuba's Mid-Nineteenth-Century<br />

Debate. In: Jorge F. Pérez-López (Hrsg.), Cuban Studies 27 (1998), S. 90 – 109; hier: S. 101.<br />

15 Achim Landwehr: Historische Diskursanalyse, Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2008, S. 92.<br />

16 Peter Haslinger: Diskurs, Sprache, Zeit, Identität. Plädoyer für eine erweiterte Diskursgeschichte. In:<br />

Franz X. Eder (Hrsg.): Historische Diskursanalysen: Genealogie, Theorie, Anwendungen, S. 27 – 50; hier:<br />

S. 27.<br />

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