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Besonders New York und New Orleans wurden zu Emigrationszentren aus Kuba<br />

geflohener Kreolen und Ausgangspunkt annexionistischer Invasionsversuche. Dabei<br />

entwickelte sich vor allem die Metropole am Mississippi zu einem Konglomerat an<br />

Geschäftsmännern, Sklavenhändlern, Schmugglern, Piraten, Spekulanten, Ein- und<br />

Auswanderern sowie Abenteurern, die damals als Filibuster 8 beschrieben wurden und<br />

deren Ziel es war, durch bewaffnete Expeditionen ganze Länder gewaltsam zu<br />

unterwerfen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte New Orleans zu den<br />

wichtigsten Handelszentren der Vereinigten Staaten und zu den Hauptumschlagplätzen<br />

für die Sklavenprodukte Baumwolle und Zucker. 9 In dieser Zeit wurde die ökonomische<br />

Bindung Kubas auch an die gesamten Vereinigten Staaten immer bedeutender. Bereits zu<br />

Beginn des Jahrhunderts wurden die USA zum Hauptabnehmer für kubanischen Zucker<br />

und Kaffee und zum größten Warenimporteur der Insel. 10 Der steigende Handel ist vor<br />

allem auf die erhöhte Nachfrage nach Zucker zurückzuführen, der einen Anteil von etwa<br />

70% unter den kubanischen Exporten einnahm. Für die USA wurde Kuba zu einem<br />

immer wichtigeren Absatzmarkt für Nahrungsmittel, Bauholz und landwirtschaftliche<br />

Werkzeuge für die Zuckerrohrplantagen. 11<br />

Die Intensivierung des Handels zwischen den beiden Ländern ging mit der stetigen<br />

territorialen Expansion der Vereinigten Staaten in Richtung Süden einher und erreichte<br />

nach dem Erwerb Louisianas und Floridas (1804, bzw. 1820) mit der Annexion von Texas<br />

(1846) und dem gewonnenen Krieg mit Mexiko (1848) ihren vorläufigen Höhepunkt. Für<br />

viele Amerikaner, inklusive der Regierung der Vereinigten Staaten, rückte Kuba in den<br />

Fokus eines nächsten, lohnenden territorialen Zugewinns. Wie bereits bei der Annexion<br />

von Texas sahen nicht zuletzt die Südstaaten in einem amerikanischen Kuba einen<br />

wirksamen Schutz vor der an Bedeutung gewinnenden internationalen<br />

8 Der Begriff „filibuster“ stammt aus dem holländischen „vribustier“ (dt.: Freibeuter) und kam im 17.<br />

Jahrhundert als Synonym für Piraten auf, welche die Westindischen Inseln überfielen. Vgl. Rodrigo Lazo:<br />

Los Filibusteros: Cuban Writers in the United States and Deterritorialized Print Culture. In: American<br />

Literary History 15, Nr. 1 (Jan. 2003), S. 87 – 106; hier: S. 88.<br />

9 Kirsten Silva Gruesz: Ambassadors of culture. The transamerican origins of Latino writing. Princeton N.<br />

J.: Princeton University Press 2002 (Translation / transnation), S. 109f. Die Gegenden, in denen Sklaverei in<br />

den USA Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben wurde, lagen im Rice-Belt der Lowlands von Carolina und<br />

Georgia bis nach Florida, im Baumwollgebiet von Louisiana, Arkansas, Mississippi, Alabama und Georgia.<br />

Vgl. Michael Zeuske: Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikulturen und Emanzipation, Zürich:<br />

Rotpunktverlag, 2004, S. 183.<br />

10 So waren im Jahre 1826 beispielsweise 783 von insgesamt 964 Schiffen US-amerikanischer Herkunft, die<br />

im Hafen von Havanna einliefen. Vgl. Lazo, Los Filibusteros, S. 91.<br />

11 Franklin W. Knight: Slave Society in Cuba during the nineteenth century, Madison, Milwaukee &<br />

London: University of Wisconsin Press, 1970, S. 25.<br />

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