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Zuwendung lateinamerikanischer Historiker, die vielmehr damit beschäftigt sind, die<br />
„nationale“ Vergangenheit zu interpretieren und glorifizieren.<br />
Dies hilft zu verstehen, warum so viel Energie und so viele Ressourcen dafür<br />
aufgebracht werden, z. B. Simón Bolívar in Venezuela und El Grito de Lares in Puerto<br />
Rico oder aber die Unabhängigkeitskriege auf Kuba zu erforschen. 21 Von<br />
Schlüsselfiguren der annexionistischen kubanischen Bewegung um 1850 fehlen jedoch –<br />
bis auf den aus Venezuela stammenden Revolutionär Narciso López – weitgehend<br />
Untersuchungen. 22 Die wenigen Beiträge zum Thema stammen beinahe ausschließlich<br />
von Seiten kubanischer und US-amerikanischer Historiker; Wissenschaftlern aus anderen<br />
Ländern widmeten dem Aspekt dagegen nur unzureichend Aufmerksamkeit. 23 Für<br />
deutsche Historiografien gilt immer noch, was Michael Zeuske 1994 festgestellt hat,<br />
nämlich dass „die Themen ‚Kuba und der Annexionismus’ sowie ‚López und der<br />
Annexionismus‘ eigentlich gar nicht behandelt worden [sind].“ 24<br />
In der kubanischen Geschichtsschreibung hat neben dem Prozess der Unabhängigkeit<br />
die Auseinandersetzung mit den USA ihren festen Platz; konzentrierte diese sich in den<br />
ersten Jahren des 20. Jahrhunderts noch auf die Ereignisse um den Spanisch-<br />
21 Gordon K. Lewis: Main Currents in Caribbean Thought. The Historical Evolution of Caribbean Society in<br />
Its Ideological Aspects, 1492 – 1900, Baltimore: John Hopkins University Press, 1983, S. 156.<br />
22 Felíx Julio Alfonso López macht dies am Beispiel des kreolischen Intellektuellen Gaspar Betancourt<br />
Cisernos deutlich. So hätte die traditionelle kubanische Historiografie zwar einerseits den antiannexionistischen<br />
Schriften José Antonio Sacos viel Platz eingeräumt, sich den Argumenten der<br />
Annexionisten jedoch „absichtlich abgewandt“. Ebd.: Modernidad, hispanofobia y anexionismo en Gaspar<br />
Betancourt Cisneros, Havanna: Temas, 2003, S. 1; S. 12.<br />
23 In Europa beschäftigt sich eine überschaubare Anzahl an Geschichtswissenschaftlern mit dem<br />
kubanischen Annexionismus zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In Überblickswerken zur Kolonialgeschichte<br />
des Landes geschieht dies bei Michael Zeuske, Max Zeuske: Kuba 1492 – 1902. Kolonialgeschichte,<br />
Unabhängigkeitskriege und erste Okkupation durch die USA, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1998, S.<br />
228 – 252; Ebd.: Kleine Geschichte Kubas. 3., überarbeitete und aktualisierte Aufl., München: Beck 2007,<br />
S. 92 – 97; Josef Opatrny: US Expansionism and Cuban Annexationism in the 1850s, Prag: Charles<br />
University, 1990. In den USA ist das (historische) Interesse an Kuba erwartungsgemäß größer. Mit dem<br />
kubanischen Annexionismus im US-Exil beschäftigen sich dort besonders Tom Chaffin, Rodrigo Lazo und<br />
Gerald E. Poyo. Vgl. Tom Chaffin: Fatal Glory: Narciso López and the First Clandestine U.S. War against<br />
Cuba, Charlottesville: University Press of Virginia 1996; Ebd.: ‘Sons of Washington’: Narciso Lopez,<br />
Filibustering, and U.S. Nationalism, 1848 – 1851. In: Journal of the Early Republic 15, Nr. 1 (1995), S. 79 –<br />
108; Rodrigo Lazo: Writing to Cuba: Filibustering and Cuban Exiles in the United States. Chapel Hill:<br />
University of North Carolina Press, 2005; Ebd.: Los Filibusteros: Cuban Writers in the United States and<br />
Deterritorialized Print Culture. In: American Literary History 15, Nr. 1, S. 87 – 106; Gerald E. Poyo: With<br />
All, and for the Good of All. The Emergence of Popular Nationalism in the Cuban Communities of the<br />
United States, 1848 – 1898, Durham und London: Duke University Press, 1989; Ebd.: Evolution of Cuban<br />
Separatist Thought in the Emigre Communities of the United States, 1845 – 1895. In: Hispanic American<br />
Historical Review 66 (1986), S. 485 – 509.<br />
24 Michael Zeuske: Con López a Cuba. Los voluntarios alemanes en la expedición de Narciso López 1851 –<br />
1852. In: Montalban 29 (1994), S. 110 – 139; hier: S. 110f. Zeuske ist der einzige Historiker, der sich<br />
anhand deutscher Emigranten in den USA eingehender mit dem Thema befasst. Vgl. auch Ebd.: Deutsche<br />
Emigranten in Amerika und das Schicksal Kubas. Eine Geschichte des Schweigens (1848 – 1852). In:<br />
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 42, Nr. 3 (1994), S. 217 – 237.<br />
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