Dokument 1.pdf
Dokument 1.pdf
Dokument 1.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
das zunächst Erstaunliche an der Doktrin O’Sullivans. Er selbst war Anhänger der free<br />
soilers, die sich für Lohnarbeit und Abschaffung der Sklaverei einsetzten. So vertrat er die<br />
Meinung, Schwarze und Weiße könnten nicht zusammen leben, weswegen es im<br />
allgemeinen Interesse läge, bereits frei gelassene Sklaven nach Zentral- oder Südamerika<br />
zu schaffen. Wann immer das Thema Sklaverei angesprochen wurde, mahnte der<br />
Journalist hingegen zu Mäßigung in der Debatte und vermied es wo immer möglich, sich<br />
zu der brisanten Angelegenheit öffentlich zu äußern. 170<br />
Wie O’Sullivan versuchte ein loser Zusammenschluss von Politikern, Journalisten<br />
und Geschäftsmännern innerhalb der Demokratischen Partei durch Aussparung der<br />
Sklavenfrage und Betonung republikanischer Werte gegen sezessionistische Strömungen<br />
anzukämpfen. 171 Von einem „offenkundigen Auftrag“ der Vereinigten Staaten von<br />
Amerika glaubten andererseits auch die kubanischen Sklavenhalter zu profitieren; Madan<br />
und sein Freund O’Sullivan reisten oft zwischen Havanna und New York hin und her, um<br />
für Unterstützung zugunsten der Annexion sowohl unter kubanischen Plantagenbesitzern<br />
als auch in der amerikanischen Regierung zu werben. Die Freundschaft zu O’Sullivan bot<br />
für Madan und andere kreolische Oppositionelle eine willkommene Gelegenheit, neue<br />
Kontakte in der US-Administration unter den Präsidenten Polk und Taylor zu knüpfen. 172<br />
Von derart vorteilhaften Beziehungen getragen machten sich die in die USA<br />
emigrierten Kubaner daran, mit Hilfe amerikanischer Expansionisten die öffentliche<br />
Meinung zugunsten der Annexion Kubas zu beeinflussen und damit den Druck auf die<br />
Regierung zu erhöhen, beim geplanten Revolutionsversuch der annexionistischen<br />
Widerstandsgruppen im Sommer 1848 die Mitverschwörer auf Kuba zu unterstützen.<br />
Entscheidend hierfür war es, mittels Propaganda auf zentrale Stellen in Politik und<br />
Wirtschaft einzuwirken. Dies konnte am besten direkt durch die Ausnutzung bereits<br />
170 Ebd., S. 97. Auch Stephen Douglas, Präsidentschaftskanidat der Demokraten 1852, drängte seine<br />
Parteimitglieder während seiner Wahlkampfkampagne „[...] to come together upon the basis of entire<br />
silence on the slavery question [...].“ Zitiert nach: Chaffin, Fatal Glory, S. 10. Nur selten äußerte sich John<br />
L. O’Sullivan derart deutlich zur Sklavenfrage wie in Ebd., „Annexation“. In: Democratic Review 17, Nr. 1<br />
(Juli 1845), S. 5 – 10; hier: S. 7f. „The Spanish-Indian-American populations of Mexico, Central America<br />
and South America, afford the only receptacle capable of absorbing that race whenever we shall be prepared<br />
to slough it off—to emancipate it from slavery, and (simultaneously necessary) to remove it from the midst<br />
of our own. Themselves already of mixed and confused blood, and free from the ‚prejudices‛ which among<br />
us so insuperably forbid the social amalgamation which can alone elevate the Negro race out of a virtually<br />
servile degradation, even though legally free, the regions occupied by those populations must strongly<br />
attract the black race in that direction.“ O'Sullivan vertrat die Meinung, die Annexion von Texas habe nichts<br />
mit der Frage der Sklaverei zu tun.<br />
171 Chaffin, Sons of Washington, S. 106f.; Ramiro Guerra Sánchez: La Expansión territorial de los Estados<br />
Unidos a expensas de Expaña y de los países hispanoamericanos, Havanna: Editotial de Ciencias Sociales,<br />
2008 (Erstausgabe 1973), S. 199.<br />
172 Rauch, Interest, S. 51.<br />
44