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der Schluss zu bestärken sein, dass „alle Reformisten in irgendeinem Moment<br />

Annexionisten waren und alle Annexionisten sich als Reformisten profilierten.“ 62 Wenn<br />

in der vorliegenden Untersuchung daher allgemein von exilkubanischen Annexionisten<br />

die Rede ist, dann geschieht dies stets unter der noch zu beweisenden Annahme, dass die<br />

meisten kubanischen Emigranten in den USA sich nicht durch eine eigens entworfene,<br />

gruppeninterne politische Ideologie auszeichneten, sondern ihnen vielmehr einen durch<br />

ein gemeinsames Interesse gelenkten Pragmatismus sowie ein hohes Maß an politischem<br />

Opportunismus zugesprochen werden muss. Diesen bestätigte Betancourt Cisneros nicht<br />

zuletzt, als er vom Kalkül in Opposition zum Gefühl sprach.<br />

II. Die kreolische Elite<br />

1. auf Kuba: zwischen Anti-Abolitionismus und antikolonialem Widerstand<br />

Die Geschicke Kubas wurden im 19. Jahrhundert im Wesentlichen von zwei Akteuren<br />

bestimmt: der Kolonialmacht Spanien und einer sich Ende des 18. Jahrhunderts<br />

etablierenden kreolischen Elite 63 , die ihren Reichtum und Einfluss vor allem aus dem<br />

Geschäft mit dem Zuckerrohr zog. Die Kontrolle über die Zuckerplantagen erlangte diese<br />

Oligarchie zunächst im Umland von Havanna, Matanzas, Puerto Principe und Santiago de<br />

Cuba zwischen 1740 – 1825. Dabei profitierte die Zuckerelite von einer weltweit<br />

steigenden Nachfrage nach dem Plantagenprodukt, besonders im Zeitraum von 1790 und<br />

1840, als Kuba zum Hauptproduzenten für Zucker aufstieg. 64 Die 1794 ausgebrochene<br />

und 1804 erfolgreich beendete Sklavenrevolution auf Haiti sowie die<br />

Sklavenemanzipation in den englischen Kolonien 1833 (und später den französischen<br />

Kolonien 1848) führten zum Ausfall der größten Konkurrenten Kubas im<br />

Zuckerrohranbau. Die durch politische und wirtschaftliche Interessen sowie familiäre<br />

Bande zusammengehaltene Klasse konnte ihre Kontrolle über die großen Zucker- und<br />

Kaffeeplantagen ausbauen und griff dabei zum überwiegenden Teil auf den massenhaften<br />

Zusammensetzung kubanischer Emigranten. Ebd., Cuba / España, España, S. 200; Cepero Bonilla, Azúcar y<br />

abolición, S. 46. Dieser Einschätzung gilt es mit der Untersuchung abolitionistischer kubanischer<br />

Emigranten in IV., 3. zuzustimmen; Moreno Fraginals, historia de la cultura cubana, S. 29 – 31.<br />

62 Ebd., Hervorhebungen aus dem Original.<br />

63 Den Prozess der "Kreolisierung" (acriollamiento) auf Kuba untersucht Eduardo Torres-Cuevas in: Pensar<br />

el tiempo: en busca de la cubanidad. In: Sonia Almazán del Olma / Mariana Serra García (Hrsg.): Cultura<br />

Cubana Colonia. Band I, Havanna: Editorial Félix Varela, 2006, S. 66 – 104; hier: S. 70 – 76.<br />

64 Zeuske / Zeuske, Kuba, S. 171f.<br />

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