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der Bitte um Unterstützung an den nordamerikanischen Diplomaten Alexander Everett<br />

wandte. 113 Everett wiederum soll sich an die spanische Regierung gerichtet haben, welche<br />

aus Angst vor Verschwörungen auf der Insel Maßnahmen zur Zerschlagung potentieller<br />

Aufstände traf.<br />

Eine im Dezember 1843 ausgebrochene Sklavenrebellion in Matanzas und die<br />

Reaktionen seitens der Kolonialverwaltung in Form einer bis dato beispielslosen Welle<br />

von Verfolgungen und des Terrors markierten den Beginn der als La Escalera in die<br />

Geschichte eingegangen Verschwörung. Im Fokus von Generalgouverneur Leopoldo<br />

O’Donnell, dem Nachfolger Valdés’, stand in erster Linie die schwarze und mulattische<br />

Klein- und Mittelbourgeoisie von Havanna und Matanzas, welche sich daraufhin über<br />

zehn Jahre lang mit Repressionen konfrontiert sah. 114 Alleine 1844 wurden 4039<br />

größtenteils farbige Verdächtige verhaftet, wovon 300 schon vor dem Prozess an den<br />

escaleras (Leitern) zu Tode geprügelt worden waren. Im eigentlichen Prozessverlauf<br />

wurden 78 Todesurteile ausgesprochen (davon 39 Sklaven, 1 Frau, 38 freie Farbige und 1<br />

Weißer) 115 , 1.292 Gefängnisstrafen verhängt und 435 Angeklagte ins Exil verbannt. 116<br />

Das bekannteste Opfer unter den Toten war der Dichter Plácido, dessen Werke auch<br />

in der kubanischen Exilpresse in den USA verstärkt rezitiert wurden. Mit Gedichten wie<br />

El juramento oder A Polonia sprach er sich entschieden gegen jegliche Form<br />

fremdbestimmter Herrschaft aus. Plácido war eine der ersten Mittlerfiguren zwischen<br />

Weißen und Schwarzen und sowohl bei Sklaven, freien Schwarzen als auch bei weißen<br />

Intellektuellen beliebt. 117 Seine Werke, die den Niedergang der Tyrannen und den Kampf<br />

für die Freiheit beschwören, brachten ihn im Rahmen der Verfolgungen in Gefahr und<br />

sollten dem Poeten schließlich das Leben kosten. 118<br />

Zwar wird unter Historikern darüber diskutiert, ob die Verschwörung von Escalera<br />

wirklich stattgefunden hat 119 , oder der Kolonialregierung nur als Vorwand diente, sich<br />

politischer Gegner zu entledigen. Nichts desto trotz herrscht in der Forschung Einigkeit<br />

darüber, dass die Folterungen, Hinrichtungen, Verbannungen und Rück-Versklavungen<br />

von Schwarzen und Mulatten, von denen die Mehrheit bereits frei gewesen ist, auf dem<br />

113<br />

Vgl. Christopher Schmidt-Nowara: Empire and antislavery. Spain, Cuba, and Puerto Rico, 1833 – 1874<br />

(Pitt Latin American series), Pittsburgh: University of Pittsburgh Press, 1999, S. 29.<br />

114<br />

Zeuske, Schwarze Karibik, S. 212.<br />

115<br />

Ebd., S. 228.<br />

116<br />

Tardieu, morir o domiar, S. 188.<br />

117<br />

Kurt Grötsch: Der Kampf um die Integration. Afrokubaner als Protagonisten und Autoren in der<br />

Literatur Kubas des 19. und 20. Jahrhunderts, Frankfurt a. M.: Vervuert, 1989 (Editionen der<br />

Iberoamericana Reihe 3, Monographien und Aufsätze, 21), S. 80.<br />

118<br />

Barcia Zequeria / Torres-Cuevas, El debilitamiento de las relaciones sociales esclavistas, S. 434 – 437.<br />

119<br />

Smith, Twentieth Century Cuban Historiography, S. 58f.<br />

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