Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
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einen Menschen, der unter dieser Krankheit leidet, nämlich durch ein Paradox geprägt. Auf der<br />
einen Seite klammert sich die Person an ihren Partner aus Angst vor einer Trennung durch den<br />
anderen, was die Borderline-Persönlichkeit nicht tolerieren kann. Demgegenüber steht auf der<br />
anderen Seite ihre Angst vor Intimität und Abhängigkeit. Zumeist klammert sich die<br />
Borderline-Persönlichkeit so stark an den Partner und idealisiert ihn, um in ihm dann das<br />
Schlechte zu finden, das mit dem Ideal nicht zu vereinbaren ist, und was ihr dann einen Grund<br />
bietet, sich vom Partner zu trennen. Das Ende der Beziehung wird dabei nämlich in der Regel<br />
von der Borderline-Persönlichkeit provoziert, indem sie den Partner so manipuliert, dass sie<br />
glaubt, in seinem Verhalten einen Trennungsgrund entdeckt zu haben. Dies wird beispielsweise<br />
durch unrealistische Forderungen an das Gegenüber erreicht oder aber auch durch<br />
Unterdrucksetzung des Partners, wie zum Beispiel durch Selbstmorddrohungen oder<br />
Selbstverletzung. Dabei ist die Borderline-Persönlichkeit auf der ständigen Suche nach dem<br />
perfekten Menschen, der sie umsorgt und Mitleid zeigt, wobei sie allerdings gleichzeitig Angst<br />
vor der Selbstaufgabe bzw. dem Verlust ihrer Unabhängigkeit hat.<br />
Allerdings bestehen diese tief greifenden Probleme der Borderline-Persönlichkeit nicht<br />
erst, wenn sie tatsächlich eine Beziehung eingeht, sondern bereits in der Phase, in der sie noch<br />
oder wieder einmal auf der Suche nach einem Partner ist. Sie versucht, sich selbst vor einem<br />
Verlassenwerden durch den anderen Menschen zu schützen, indem sie versucht, Personen zu<br />
verführen, die als Partner nicht in Frage kommen. Diese Person kann der Therapeut sein, der<br />
ein Privatleben hat, worauf die Borderline-Persönlichkeit eifersüchtig sein kann, verheiratete<br />
Personen im Allgemeinen oder auch Geistliche. (IH 27-29)<br />
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