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Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo

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der Oper erschossen werden könnte (94). Seine Beschreibungen von Gewalt beziehen sich auf<br />

die Schilderung der Vergewaltigungsphantasien der eigenen Mutter (39), seine Auskunft<br />

darüber, dass Beethoven zwar nicht gewalttätig gewesen sei, allerdings ein paar Klaviere<br />

zusammengeschlagen hätte (23), sowie seine Aussage, dass Wagner seine erste Frau<br />

geschlagen haben soll (42), und seine eigene Androhung, dass seine Frau etwas „erleben“<br />

könne, wenn sie mit ihm zusammen ist und mit anderen Männern essen geht (75), sowie auch<br />

das Bedürfnis, den <strong>Kontrabass</strong> zu „zerhacken“ (49) von Gewalt zeugt. Diese beiden Wortfelder<br />

erzeugen eine düstere Grundstimmung, auch wenn sie gelegentlich durch Lächerlichkeit und<br />

komische Elemente durchbrochen wird, worauf ich später eingehen werde. Denn diese leisten<br />

ebenfalls ihren Beitrag zur gesamten Stimmung und zum Charakterbild des Protagonisten als<br />

tragikomische 11 Gestalt. Im Augenblick möchte ich zunächst auf die negativen Ausdrücke in<br />

seinem Monolog hinweisen, da das zentrale Thema meiner Arbeit sehr ernst ist.<br />

Zusätzlich zu den Wortfeldern Tod und Gewalt ist seine Rede gespickt von Wörtern<br />

wie „Schinderei“ (67), „Verzweifeln“ (93), „ekelhaft“ (73, 74, 75), „Grausamkeit“ (43), „das<br />

Grauenvolle“ (82), „einsam“ (47), „zugrunde gehen“ (90), „keine H<strong>of</strong>fnung“(59), „Angst“ (91)<br />

und „Katastrophe“ (31, 39, 40, 90). Diese Beispiele und viele weitere machen seine Denkweise<br />

und die Grundstimmung, die seinem Monolog zugrunde liegt, deutlich. Er fühlt sich allein und<br />

sieht keinen Ausweg, indem er die H<strong>of</strong>fnungslosigkeit seiner Stellung im Orchester beschreibt,<br />

die für ihn ja seine Identität zum größten Teil mitbegründet. Bleibt ihm als einzige<br />

Möglichkeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen, zwangsläufig nur die wahnsinnig erscheinende<br />

11 Da der <strong>Kontrabass</strong>ist sowohl bemitleidenswerte, als auch slapstikhafte Züge bestitzt, bezeichne ich diesen als<br />

tragikomisch. In Wilperts Sachwörterbuch wird der Begriff Tragikomödie ähnlich formuliert: „Drama als<br />

Verbindung von Tragik und Komik im gleichen St<strong>of</strong>f nicht zu einem lockeren Nebeneinander, sondern zu inniger<br />

Durchdringung beider Elemente“ (Wilpert 848). Wilpert schreibt weiterhin, dass diese zur gegenseitigen<br />

„Erhellung“ (848) dienen. Ein Beispiel aus dem <strong>Kontrabass</strong> ist, das lächerlich anmutende Schimpfen des Jemands<br />

als dieser über seinen <strong>Kontrabass</strong> stolpert und ihn dann beschimpft (<strong>Kontrabass</strong> 69). Hier wird nämlich zugleich<br />

seine mangelnde Selbstbeherrschung, die Teil seines Krankheitsbildes ist, <strong>of</strong>fenbar.<br />

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