Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
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erläuterten drei Bereiche des Über-Ich, des Ich und des Es aufgeteilt ist (Freud, Vorlesungen<br />
497f.). Es entspricht nach Freud also der Natur des Menschen, zu einem gewissen Teil auch<br />
triebhaft zu sein, was der <strong>Kontrabass</strong>ist ebenfalls ist. Allerdings kann er sich dies nicht<br />
eingestehen.<br />
5.3.3. Das Gefühl der Minderwertigkeit<br />
Mit dieser Aufspaltung des Ichs in die drei Bereiche des Über-Ich, Ich und Es hängt<br />
nach Freud auch das Gefühl der Minderwertigkeit zusammen. Von diesem ist der Jemand<br />
ebenfalls betr<strong>of</strong>fen. Die nachfolgenden Beispiele aus seinem Monolog zeigen auf, dass er sich<br />
sowohl in musikalischer Hinsicht geringer schätzt als er tatsächlich ist, was wiederum zu<br />
seinem Größenwahn und der Selbstüberschätzung an anderen Stellen im Widerspruch steht,<br />
und damit seinen ambivalenten Charakter nocheinmal betont. Auch in sexueller bzw.<br />
partnerschaftlicher Hinsicht betrachtet er sich selbst als minderwertig. Das subjektive<br />
Empfinden der Liebe und Anerkennung nicht wert zu sein stammt bereits aus der kindlichen<br />
Phase. Freud schreibt hierzu:<br />
Das Gefühl der Minderwertigkeit hat stark erotische Wurzeln. Das Kind fühlt sich<br />
minderwertig, wenn es merkt, dass es nicht geliebt wird, und ebenso der Erwachsene . .<br />
. Aber der Hauptanteil des Minderwertigkeitsgefühls stammt aus der Beziehung des<br />
Ichs zu seinem Über-Ich, ist ebenso wie das Schuldgefühl ein Ausdruck der Spannung<br />
zwischen den beiden. (Freud, Vorlesungen 503-04)<br />
Laut Aussage des <strong>Kontrabass</strong>isten liebte ihn als Kind niemand (<strong>Kontrabass</strong> 39). Dieses<br />
subjektive Empfinden hat nach Freud Folgen für das Leben als Erwachsener und wird in der<br />
späteren Lebensphase als Spannung zwischen dem Über-Ich und dem Ich angesehen. Die hier<br />
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