Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
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selbstschädigende Verhalten spaltet sich hier zum einen in die Verletzungen, die er sich zufügt,<br />
und in die Ausübung eines Berufes, der seiner Aussage nach gar nicht zu ihm passt:<br />
Ich bin Handwerker. Innerlich bin ich Handwerker. Musiker bin ich nicht. Ich bin<br />
bestimmt nicht musikalischer als Sie. Ich mag Musik. Ich kann hören, wenn eine Saite<br />
falsch gestimmt ist, und zwischen einem halben und einem ganzen Ton kann ich<br />
unterscheiden. Aber ich kann nicht eine musikalische Phrase spielen. Nicht einen<br />
einzigen Ton kann ich schön spielen ... . (84f.)<br />
Dieses Unbehagen gegenüber seiner Arbeit führt sogar soweit, dass ihm seine<br />
Anstellung als verbeamteter <strong>Kontrabass</strong>ist des Staatsorchesters, Angst bereitet und er<br />
regelrechte Psychose entwickelt:<br />
. . . ich bin als Mitglied des Staatsorchesters quasi Beamter und als solcher unkündbar .<br />
. . Ich bin total abgesichert ... Wissen Sie – das macht mir manchmal eine solche Angst,<br />
ich ... ich ... ich trau mich manchmal nicht mehr aus dem Haus, so sicher bin ich. Ich<br />
bleib in meiner Freizeit – ich hab viel Freizeit –, lieber zuhaus, aus Angst, wie jetzt, wie<br />
soll ich Ihnen das erklären? Es ist eine Beklemmung, ein Alpdruck, ich habe eine<br />
wahnsinnige Angst vor dieser Sicherheit, es ist wie eine Klaustrophobie, eine<br />
Festanstellungspsychose – gerade beim <strong>Kontrabass</strong>. Denn einen freien Bass gibt es ja<br />
nicht. (<strong>Kontrabass</strong> 91)<br />
Die Ausübung seines Berufes bewirkt also ein Gefühl des Gefangenseins und der<br />
Beklemmung in ihm, unter welchem er leidet. Dennoch führt er diesen Beruf aus, was in<br />
gewisser Weise als selbstquälerisches Verhalten betrachtet werden kann. Ich gehe soweit, seine<br />
Berufswahl als solches zu bezeichnen, da das Ausmaß des (eingebildeten) Leids signifikant ist.<br />
Er leidet unter Angstzuständen und klaustrophobischen Gefühlen.<br />
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