Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
Patrick Süskinds Der Kontrabass - UWSpace - University of Waterloo
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Denn ich bin ein Kavalier zu der Dame, die ich liebe, vom Scheitel bis zur Sohle. Aber<br />
es ist ekelhaft, wenn diese Dame mit anderen Herren ausgeht. Ich finde das ekelhaft!<br />
Die Dame, die ich liebe! Geht nicht mit andern Herren in ein Fischlokal Nacht für<br />
Nacht! ... Zwar, sie kennt mich nicht, aber ... aber das ist auch die einzige<br />
Entschuldigung, die sie hat! Wenn sie mich kennt ... wenn sie mich dann kennenlernt ...<br />
es ist nicht wahrscheinlich, aber ... wenn wir uns dann kennen, dann – kann sie was<br />
erleben, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen, . . .. (74f.)<br />
<strong>Der</strong> Jemand regt sich hier in unangemessener Weise über die angebliche Untreue seiner<br />
geliebten Sarah auf, die noch nicht einmal weiß, dass er überhaupt an ihr interessiert ist. Er<br />
sieht bereits Probleme, obwohl noch keine Beziehung zu ihr vorhanden ist. An dieser Stelle<br />
wird auch die schwarzweiße Sichtweise des <strong>Kontrabass</strong>isten deutlich: Er findet das Verhalten<br />
der Frau „ekelhaft“, die er zuvor noch idealisierte, indem er ihr folgende Tugenden zuschrieb:<br />
„Leichtigkeit, Musikalität, Schönheit, Glück, Ruhm“ (71). Dieses Einteilen in Gut und Böse ist<br />
eine der Merkmale der Borderline-Persönlichkeit, wenn es um Beziehungen zu anderen<br />
Menschen geht. Es ist der Person nicht möglich, das Gegenüber als Ganzes zu sehen, als<br />
Mensch mit positiven und negativen Eigenschaften. <strong>Der</strong> Mensch ist demnach immer nur gut<br />
oder nur böse:<br />
The borderline lacks . . . the ability to understand others as complex human beings who<br />
nonetheless can relate in consistent ways. The borderline experiences another on the<br />
basis <strong>of</strong> his most recent encounter, rather than on a broader-based, consistent series <strong>of</strong><br />
interactions. Therefore, a constant, predictable perception <strong>of</strong> another person never<br />
emerges, as the borderline continues to respond to that person as someone new on each<br />
occasion. (IH 28)<br />
43