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Des weiteren untersucht diese Arbeit verschiedene Aspekte der Beziehungen<br />

zwischen der Vertretung des zionistischen Sports und der Olympischen Bewegung –<br />

bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. 28 Bislang wurden diese Beziehungen in den wenigen<br />

Fällen auf die Aufnahmebemühungen eines Teils der Vertretung des zionistischen<br />

Sports in Palästina in den frühen 1920er Jahren in die Olympische Bewegung<br />

reduziert. Andere Aspekte wurden jedoch nicht berücksichtigt.<br />

16<br />

Olympische und Zionistische Bewegung – Gemeinsame Geburt<br />

Die Gründung der Olympischen Bewegung und der Zionistischen Bewegung fiel<br />

in die Zeit der Blüte der Nationalbewegungen und internationaler Bewegungen in<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 29 Angesichts der Niederlage Frankreichs<br />

gegen Preußen im deutsch-französischen Krieg 1870/71 kam der französische Baron<br />

Pierre de Coubertin auf den Gedanken, dass körperliche Ertüchtigung das französische<br />

Volk physisch und moralisch stärken würde. 30 Der Ursprung der Idee der<br />

Olympischen Bewegung liegt also in starkem Nationalgefühl. Dies war auch bei der<br />

Zionistischen Bewegung der Fall. Der Journalist Theodor Herzl beschloss unter dem<br />

Eindruck der Affäre des der Spionage beschuldigten und öffentlich degradierten jüdischen<br />

Offiziers in der französischen Armee, Alfred Dreyfus, sich für die Errichtung<br />

einer nationalen Heimstätte des jüdischen Volkes einzusetzen. 31 Die beiden Erfahrungen<br />

der Erniedrigung, die Coubertin und Herzl persönlich miterlebten, führten<br />

auf separaten Wegen zur Gründung der Olympischen Bewegung 1894 in Paris und<br />

zur Gründung der Zionistischen Bewegung 1897 in Basel.<br />

Die Parallelen zwischen diesen beiden Bewegungen waren jedoch nicht nur<br />

formaler Art, auch der Zeitpunkt ihrer Entstehung war kein Zufall. Es gab noch eine<br />

ganze Reihe von Ähnlichkeiten:<br />

– Beide Bewegungen verbanden Nationalismus und Internationalismus und stellten<br />

sich damit der größten ideologischen und politischen Herausforderung der<br />

damaligen Zeit.<br />

– Der Geist beider Bewegungen widersprach dem Internationalismus marxistischer<br />

Prägung. Coubertin, Spross einer Adelsfamilie, stützte die Olympische<br />

--------------------------------------------<br />

28 WEIN, Die Makkabiaden in Eretz-Israel, S. 16; Y. GABAI/Y. PAZ, 70 Jahre Israelischer Fußballverband<br />

1928-1998 (hebr.), Tel Aviv 1998, S. 23.<br />

29 J. M. HOBERMAN, „Toward a Theory of Olympic Internationalism“, in: Journal of Sport History<br />

22(1995)1, S. 3. Die Olympische Bewegung gehörte wie die Zionistische Bewegung zu den mehr als 200<br />

internationalen und nationalen Bewegungen, die zwischen 1855 und 1914 gegründet wurden.<br />

30 GUTTMANN, The Games Must Go On, S. 13; vgl. auch MCFALL, Baron Pierre de Coubertin’s Intent,<br />

S. 9. Die gründlichste Arbeit über Coubertins Leben und Werk sowie über seine Gedanken zu diesem<br />

Krieg stammt von J. MACALOON, This Great Symbol: Pierre de Coubertin and the Origins of the<br />

Modern Olympic Games, Chicago 1981.<br />

31 Z. STERNHELL, Bildung einer Nation oder Verbesserung der Gesellschaft? (hebr.), Tel Aviv 1986,<br />

S. 22-23; siehe auch Z. KEDEM, Die Geschichte des Zionismus bis 1914 (hebr.), Jerusalem 1987, S. 86-<br />

87. Die Literatur über die Anfänge und ideologischen Grundlagen des Zionismus ist sehr umfangreich.<br />

Siehe z. B. SH. AVINERI, Die zionistische Idee in all ihren Schattierungen (hebr.), Tel Aviv 1980; Z.<br />

LACQUEUR, Die Geschichte des Zionismus (hebr.), Tel Aviv/Jerusalem 1974; D. VITAL, Die zionistische<br />

Revolution (hebr.), Tel Aviv 1980; zu der Persönlichkeit, die am meisten mit der Gründung der Zionistischen<br />

Bewegung identifiziert wird, siehe A. ELON, Herzl (hebr.), Tel Aviv 1977.

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