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<strong>Lehrfahrt</strong> <strong>nach</strong> <strong>Südtirol</strong> der Landwirtschaftsschule Nabburg<br />
13 der 19 Studierenden der Landwirtschaftsschule Nabburg machten sich auf zu einer <strong>Lehrfahrt</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>Südtirol</strong>, um dort die Fachschule Salern zu besuchen und um sich über die Milchviehhaltung<br />
und die Milchverarbeitung zu informieren.<br />
Fachschule Salern<br />
Am Freitag besuchten wir die Fachschule für Landwirtschaft in Salern (Gemeinde Vahrn) in<br />
der Nähe von Brixen. Der Fachlehrer für Viehwirtschaft, Herr Karl Gallmetzer führte uns<br />
durch die Einrichtungen. Ehemals war dort ein Hotel errichtet worden, das dann in ein Privatgymnasium<br />
(Priesterseminar) und später in eine Mittelschule der Kapuziner umgenutzt wurde.<br />
In den 70-er Jahren wurde der Gebäudekomplex erweitert. Hohe Räume mit großen Glasfronten<br />
und herrlichem Blick auf die Bergwelt, so präsentierten sich die gut eingerichteten Klassenzimmer<br />
und die Internatszimmer.<br />
In <strong>Südtirol</strong> besteht die landwirtschaftliche Ausbildung aus einem 3 jährigen Vollzeitunterricht,<br />
der von September bis Juni dauert. Das 9. Pflichtschuljahr besuchen die Schüler schon<br />
an dieser Fachschule. Neben 20-18 allgemeinbildenden Sunden werden 12-14 Stunden Fachtheorie<br />
und 6 Stunden Praxis pro Woche unterrichtet – zusammen also 38 Stunden. Es wird<br />
neben Deutsch und Italienisch auch Englisch unterrichtet.<br />
Die Fachschule Salern hat ihren landwirtschaftlichen Schwerpunkt auf die Berglandwirtschaft<br />
gesetzt, d.h. bei der Futterproduktion, Milchwirtschaft und Waldbau und Gartenbau.<br />
Angegliedert sind der Schule der Landwirtschaftsbetrieb Bruggerhof, eine Gärtnerei mit<br />
Glashaus, eine Lehrküche, Käserei, Tischlerei, Schlosserei und eine Landtechnikwerkstatt.<br />
In der 3. Klasse entscheiden sich die Schüler für einen der folgenden Schwerpunkte: Gemüsebau<br />
und Beerenobstanbau,Milchverarbeitung<br />
oder<br />
Holzverarbeitung.<br />
In der Schulsennerei<br />
werden jährlich<br />
13.000 kg Milch zu<br />
Käse verarbeitet. Die<br />
klimatisierten Reiferäume<br />
waren gut<br />
gefüllt. Und bei<br />
einer Käseverkostung<br />
konnten wir uns<br />
von der Qualität der<br />
Produkte selbst überzeugen.<br />
Dr. Martin Tschurtschenthaler, die Lehrkraft für Milchverarbeitung<br />
mit einem Käselaib vom 20.10.2005, der einen Wert von ca. 150 €<br />
hat.
Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst<br />
16 ha, 30 GVE (18 Kühe mit Nachzucht,<br />
keine Mast). Alle vier in <strong>Südtirol</strong> gehaltenen<br />
Rassen werden hier gezüchtet:<br />
Braunvieh (stark mit Brown-Swiss eingekreuzt),<br />
Schwarzbunte, Fleckvieh und<br />
Grauvieh (autochtone südtiroler Rasse<br />
die vom Aussterben bedroht ist). Hier absolvieren<br />
die Schüler den Melk- und<br />
Klauenpflegekurs. Im Durchschnitt aller Rassen<br />
liegt die Milchleistung bei 7200 kg. Besonders überrascht<br />
waren wir von der hohen Grundfutterleistung<br />
(5000 kg), die u.a. auch durch die sehr gute<br />
Heuqualität (Belüftungstrocknung) erreicht wird. Es<br />
werden bis zu 5 Schnitte geerntet. Ein Teil des<br />
Grünlandes wird beregnet, da im Raum Brixen nur<br />
600 mm Niederschlag fällt.<br />
Beim Mittagessen in Salern beeindruckte und die hervorragenden Disziplin der etwa 80<br />
Schüler.<br />
Milchquote in <strong>Südtirol</strong><br />
<strong>Südtirol</strong> verfügt innerhalb Italiens über eine eigene Milchquote, und nimmt insofern eine<br />
Sonderstellung ein. Diese Quote ist mit 404.000 t etwa dreimal so groß wie die Quote im<br />
Landkreis Schwandorf. Je Einwohner werden in <strong>Südtirol</strong> etwa 800 kg Milch produziert. (Bayern<br />
etwa 600 kg): d.h. der Selbstversorgungsgrad mit Milch ist dort noch deutlich höher als<br />
bei uns; da Italien allerdings nur einen Selbstversorgungsgrad von 60 %-70 % aufweist ist<br />
dies kein Problem.<br />
Das Besondere: Diese <strong>Südtirol</strong>er Quote wurde bisher nie erfüllt: 1997 wurden 307.000 t angeliefert.<br />
2004 waren es schon 389.000 t. D.h. die Betriebe konnten bisher jederzeit überliefern,<br />
ohne eine Superabgabe zahlen zu müssen, diese wird übrigens, sollte sie anfallen – als Sonderregelung-<br />
den Bergbauern zurückgegeben. Im Durchschnitt liefert jeder der ca. 6300<br />
Milchviehhalter 62.00 kg Milch.<br />
Die Quote muß allerdings zu mindestens 70 % erfüllt werden, da sonst der Einzug der nicht<br />
belieferten Quote droht.<br />
Betriebe, die aufstocken wollen, bekommen auf Antrag bis zu 35.000 kg Quote/Jahr kostenlos<br />
zugeteilt, allerdings nur solange als 2,5 GV/ha bzw. 14.000 kg Quote/ha nicht überschritten<br />
werden. (Ausnahme: Bei Maisflächen verdoppelt sich die Milchmenge/ha). Außerdem muß<br />
der Betrieb <strong>nach</strong>weisen, dass er die beantragte Menge auch beliefern kann.<br />
Viele Milchviehbetriebe sind wegen der Flächenknappheit auf den Zukauf von Grundfutter<br />
angewiesen, das u.a. aus der Po-Ebene angeliefert wird, zu Preisen von 50 €/t Frischmais; für<br />
Heu muß zwischen 140-160 €/t bezahlt werden.<br />
Durch die hohe Flächenproduktivität bzw. den Futterzukauf müssen natürlich auch mehr<br />
Nährstoffe über Mist/Gülle ausgebracht werden. Anscheinend ist Nitrat kein Thema, wohl<br />
auch deshalb, weil das Trinkwasser aus den Bergquellen gewonnen wird.
Diese Flächenknappheit schlägt sich natürlich auf die Pachtpreise (800-1500 €/ha im Tal) und<br />
Kaufpreise nieder (150.000-250.000 €/ha umbruchfähiges Grünland [kein Bauererwartungsland])<br />
Milchpreis-Milchgeld<br />
Der Milchpreis liegt in <strong>Südtirol</strong> etwa bei 42 ct/kg, für Biomilch gibt es einen Zuschlag von 10<br />
ct/kg. Das Milchgeld wird in Form einer Abschlagszahlung in Höhe von 28-30 ct/kg für die<br />
vor 2 Monaten gelieferte Milch bezahlt ( d.h. im März kommt das Milchgeld von Januar). Im<br />
Dezember erfolgt ein weiterer Abschlag von 10-12 ct/kg, die Schlusszahlung wird dann im<br />
Juni des folgenden Jahres geleistet. Allerdings macht der Strukturwandel auch vor <strong>Südtirol</strong><br />
nicht halt. Die Klagen über den sinkenden Milchpreis sind auch hier zu hören: Denn von 10<br />
Jahren lag dieser noch bei 50 ct/kg. Anscheinend sind die Klagen im Tal größer als auf den<br />
Bergen, wo die Belastung durch die Handarbeit enorm ist. Ein Studierender meinte: „Diese<br />
Bergbauern haben keine Zeit zum Jammern“<br />
Rassenverteilung<br />
Der <strong>Südtirol</strong>er Durchschnittsbetrieb hält 12 Kühe. Da 34 % der Fläche auf Hochalmen entfallen<br />
und das Futter knapp ist, werden im Sommer zumindest die Nachzucht, z.T. aber auch<br />
Kühe auf Almen getrieben. (Die Milch kommt von dort z.T. per Seilbahn ins Tal). Am stärksten<br />
ist die Rasse Braunvieh vertreten, deren Bestand aber zurückgeht; es folgen Fleckvieh<br />
und Schwarzbunte, mit steigender Tendenz. Da die Preise für Kalbinnen/Jungkühe in <strong>Südtirol</strong><br />
sehr hoch sind (aktuell: 2000 € für Kalbinnen), werden z.B. Schwarzbunte aus Dänemark zugekauft.<br />
(<strong>Südtirol</strong> ist BHV1-frei und darf daher nur aus ebenfalls BHV1-freien Gebieten, wie<br />
Dänemark, zukaufen). Wöchentlich werden etwa 70 Kalbinnen aus Dänemark <strong>nach</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
geliefert.<br />
<strong>Südtirol</strong> gentechnikfrei bei der Milch<br />
Seit 2001 hat sich <strong>Südtirol</strong> auf Initiative des Sennereiverbandes bei der Milch zur gentechnikfreien<br />
Zone erklärt. Dies betrifft sämtliche Futtermittel, aber auch Zubereitungen, die bei der<br />
Milchverarbeitung eingesetzt werden (z.B. Fruchtzubereitungen). Soja wird z.B. über die Hutterer<br />
(Glaubensgemeinschaft) in Südamerika bezogen. Die Landesumweltagentur in Bozen<br />
kontrolliert die Einhaltung. Mindestens zweimal/Woche wird die Milch bei den Genossenschaftsmitgliedern<br />
geprüft (u.a. auch Schwermetalle, Harnstoff)<br />
Besichtigung des Betriebes Dauber<br />
Der Gasserhof in Natz-Schabs verfügt über 8,5 ha LF im Eigentum und<br />
hat noch 3,5 ha zugepachtet. Der Silomais wird schon im September siliert;<br />
auf diese Flächen<br />
wird dann Raygras angebaut, das<br />
im folgenden Frühjahr geerntet wird.<br />
Seine derzeitige Quote liegt bei<br />
145.000 kg, er lieferte aber letztes Jahr<br />
200.000 kg. Die Milchleistung liegt<br />
beim Braunvieh bei 7000 kg, und bei<br />
den Schwarzbunten bei 8500 kg. Die<br />
Braunviehkälber werden im Alter von<br />
2-3 Wochen mit einem Gewicht von<br />
über 60 kg für 150-200 € verkauft. Die<br />
Kalbinnen kommen im Sommer für 3
Monate auf die Alm, wofür 50-70<br />
€/Kalbin zu zahlen sind.<br />
Im Jahre 2004 siedelte der Betrieb<br />
mit 110.000 kg eigene Quote aus<br />
und investierte dafür mehr als<br />
400.000 €, bekam aber, wie bei<br />
uns auch eine Investitionsförderung.<br />
Im Offenfrontstall sind 39<br />
Außenliegebuchten angeordnet.<br />
Wegen der Hygiene (Staub) sind<br />
Balken und Bretterverschalung<br />
gehobelt. Der Melkstand mit<br />
Kunststoffboden aber ohne<br />
Nachmelkautomatik wurde von<br />
einer italienischen Firma geliefert.<br />
Interessant war die Reinigung der<br />
Lauffläche durch seitlich angebrachte Wasserdüsen. Der Betrieb verwendet Pedometer<br />
(Schrittzähler) zur Brunsterkennung. Frau Dauber und ihre Tochter stellten an der EDV das<br />
System vor und erklärten, dass sie damit sehr zufrieden seien. Auch dieser Betrieb verfügt über<br />
eine Heubelüftung, wobei die Warmluft aus dem Dach abgesaugt wird.<br />
50 ct/kg Milch, die gibt es tatsächlich vom Milchhof Sterzing<br />
Dr. Seidner, der Geschäftsführer des Milchhofes Sterzing<br />
nahm sich Zeit, um uns sein Marketingkonzept zu erläutern<br />
und uns durch die Molkerei zu führen. Dies war eine<br />
wertvolle Ergänzung zum Unterricht im Fach Volkswirtschaft/Agrarpolitik.<br />
Als Einstieg wurde uns ein Imagefilm vorgeführt, der ein<br />
Musterbeispiel für gelungene Werbung ist: Es wurden mit der herrlichen Landschaft <strong>Südtirol</strong>s<br />
vor allem die Emotionen des Zuschauers angesprochen.<br />
In <strong>Südtirol</strong> gibt es drei größere Molkereien, alle in der Rechtsform einer Genossenschaft:<br />
● Mila in Bozen. 4000 Mitglieder mit 35.000 Kühen (9 Kühe/Betrieb), 225 Mio kg Milch<br />
(56.000 kg Milch/Betrieb), 164 Mio Umsatz, 346 Mitarbeiter<br />
● die Brimi in Brixen: 1100 Mitglieder, 80 Mio kg Milch, Mozarellaproduktion , 100 Mitarbeiter<br />
● Den Milchhof Sterzing, 475 Mitglieder, 42 Mio kg Milch, Joghurtproduktion, 50 Mio €<br />
Umsatz, 110 Mitarbeiter<br />
Das Einzugsgebiet des Milchhofes Sterzing reicht vom Brenner bis <strong>nach</strong> Mauls einschließlich<br />
der Seitentäler und umfasst einen Umkreis von nur 20 km. Dies ermöglicht es, täglich die<br />
Milch mit 4 LKW von 6-14 Uhr abzuholen. Die Transportkosten liegen unter 1 ct/kg.<br />
64 % der Milchmenge werden zu Joghurt verarbeitet (76 % des Umsatzes), 24 % als Tankmilch,<br />
z.T als Magermilch (nur 6 % des Umsatzes) und 3 % als Frischmilch (6 % des Umsatzes)<br />
abgesetzt.<br />
Die Molkerei hat sich seit 20 Jahren auf die Produktion von Joghurt spezialisiert. Nach Danone<br />
und Müller nimmt der Milchhof Sterzing in Italien Platz 4 ein. Der Joghurtverbrauch Italiens<br />
liegt derzeit etwa nur bei der Hälfte des deutschen Verbrauchs. Dies lässt auf ein weiteres<br />
Steigerungspotential hoffen. Der Joghurt zeichnet sich durch einen angenehmen spritzig<br />
säuerlichen Geschmack aus, der Fruchtzusatz ist im Vergleich zu unseren Produkten etwas
eduziert. Dieser Joghurt wird in ganz Italien über 15 Mitarbeiter, die auf Provisionsbasis bezahlt<br />
werden, vertrieben. Sterzing produziert in einer hochmodernen Anlage etwa 200 Mio<br />
Joghurtbecher ( je Einwohner Italiens etwa 4).<br />
Für Werbung gibt die Molkerei etwa 1 %<br />
des Umsatzes aus (Standart sind 5-10%).<br />
Die Firma Müller war vor einigen Jahren<br />
mit massivem Werbeeinsatz auf den italienischen<br />
Markt gedrängt unter dem<br />
Motto: „amore con sapore“ (Liebe mit<br />
Geschmack). Dieser Joghurt enthält doppelt<br />
soviel Fruchtzusatz und ist sahnigere<br />
als der Sterzinger Joghurt.<br />
42 Landwirte liefern 3,3 Mio kg Biomilch.<br />
Die Molkerei nimmt aber nur soviel<br />
Biomilch auf, als sie auch vermarkten<br />
kann. Die Biomilch wird als Handelsmarke<br />
an die 4 größten italienischen Lebensmittelkonzerne verkauft. Diese fragen von<br />
sich aus beim Milchhof Sterzing <strong>nach</strong>, weil ihnen dessen Organisationsstruktur (Genossenschaft)<br />
die größte Sicherheit bietet. Im Gegenzug müssen diese Konzerne aber den Joghurt als<br />
Eigenmarke des Milchhofes Sterzing vertreiben. Die Biomilch wird auf der normalen Tour<br />
gesammelt (Tanks in Kammern unterteilt). Die Molkerei wird von Bioland kontrolliert und ist<br />
zertifiziert . Der Verbraucher muß für Biomilch 15-25 % mehr bezahlen.<br />
Der Lebensmittelhandel in <strong>Südtirol</strong> will laut Dr. Seidner Geld verdienen. Er hat sich bereit erklärt,<br />
den Preis für <strong>Südtirol</strong>er Frischmilch nicht unter 1,09 ct/kg abzusenken. In Brixen wurde<br />
dies getestet. <strong>Südtirol</strong>er Milch wurde in einem Lebensmittelladen für 1,09 €/Liter angeboten,<br />
direkt daneben österreichische Frischmilch um 63 ct/Liter. Beide Produkte waren fast ausverkauft.<br />
Dies lässt darauf schließen, dass der <strong>Südtirol</strong>er Verbraucher bewusster als bei uns Produkte<br />
aus der Region kauft.<br />
Seit 2 Jahren versuchen allerdings auch in <strong>Südtirol</strong> Discounter (u.a. Lidl) Fuß zu fassen. Dies<br />
dürfte wohl auch zu einem gewissen Preisdruck bei den Milchviehhaltern führen.<br />
Der Milchhof Sterzing zahlt für konventionelle Milch 50 ct/kg und für Biomilch 60 ct/kg aus.<br />
Die Gründe für diesen hohen Milchpreis:<br />
● der Milchhof Sterzing hat sich in jahrzehntelanger Arbeit mit einem Spitzenprodukt, das<br />
sich von anderen Herkünften deutlich absetzt, eine Nische erobert<br />
● geschicktes Marketing und eine gut funktionierende Absatzstruktur sichern die derzeitige<br />
Position ab.<br />
● Der Milchhof Sterzing kann aufgrund seiner Struktur am Markt flexibel reagieren.<br />
● Milchüberschüsse in <strong>Südtirol</strong> können wegen der Unterversorgung Italiens relativ gut abgesetzt<br />
werden.<br />
● Das Preisniveau für Milchprodukte ist im Lebensmittelhandel Italiens z.T. deutlich höher<br />
als bei uns.<br />
● Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich bereit erklärt, einen Mindestpreis für Trinkmilch<br />
nicht zu unterschreiten.<br />
● Noch gibt es in <strong>Südtirol</strong> (Italien) relativ wenige Discounter. (bei uns werden mehr als 50 %<br />
der Milchprodukte über diese Schiene vertrieben)
Betrieb Landthaler in Pfulters<br />
Herr Landthaler bewirtschaftet einen Betrieb mit 30 Kühen, 15 ha LF und 25 ha Wald.. Im<br />
Jahre 2000 kaufte er Schwarzbunte Kalbinnen aus dem Ausland zu. Die Milchleistung liegt<br />
beim Braunvieh bei 7000 kg (4,4%<br />
Fett und 3,8 % Eiweiß) bei den<br />
Schwarzbunten bei 9000 kg (3,5 %<br />
Fett und 3,6 % Eiweiß). Das Grundfutter<br />
wird mit 5 kg Kraftfutter aufgewertet.<br />
Individuell werden dann<br />
noch bis zu 4 kg Kraftfutter zugefüttert.<br />
Es werden 5 kg Heu/Kuh und<br />
Tag verfüttert. Das Jungvieh kommt<br />
vom 15.6.-15.9. auf eine Alm.<br />
Einen Lastzug plus Hänger kauft er<br />
Mais aus der Poebene für 50 €/t<br />
Frischmasse und einen Sattelschlepper<br />
mit Heu und Stroh zu. Das Silieren<br />
seiner Flächen übernimmt der<br />
Maschinenring. Das ganze Gemeindegebiet<br />
kann von Mai bis September bewässert werden. Dennoch erntet er nur 4 Schnitte,<br />
weil durch die stark verbreiteten Wühlmäuse im Herbst die Futterqualität leidet.<br />
Die Schwarzbunten Kälber werden mit 60 kg um 200 € verkauft, Kreuzungen mit Blauem<br />
Belgier erlösen bis zu 8 €/kg. Interessant: Nach Aussagen von Herrn Landthaler sinkt bei den<br />
Schwarzbuntkühen,<br />
die mit dieser Rasse<br />
trächtig sind, ab dem<br />
6. bis 7. Monat die<br />
Milchleistung deutlich.<br />
Der Betrieb verfügt<br />
über eine Quote von<br />
etwa 180.000 kg, lieferte<br />
aber 250.000 kg<br />
Milch ab. Im Jahre<br />
2002 baute er seinen<br />
Stall für über 300.000<br />
€ und entschied sich<br />
aus Kostengründen für<br />
einen „Wolf“-Stall,<br />
der wegen der Brennerwinde<br />
geschlossen<br />
ausgeführt wurde. Im<br />
Jahre 2001 verfügte<br />
Bei einer <strong>Südtirol</strong>er Jause mit Speck und Schüttelbrot diskutierten<br />
wir mit Herrn Landthaler.<br />
der Betrieb über eine<br />
Quote von etwa<br />
120.000 kg, bekam<br />
dann in den beiden<br />
folgenden Jahren auf Antrag Milch zugeteilt, ging aber die letzten beiden Jahre leer aus. Für<br />
ebenes, umbruchfähiges Gründland werden in seinem Gebiet zwischen 1000-1500 €/ha Pacht<br />
bezahlt.
Wie beurteilt Herr Landthaler die Zukunft:<br />
Er geht davon aus, daß die Milchpreise eher zurückgehen werden. Aus Ungarn und aus<br />
Tschechien wird relativ viel Milch <strong>nach</strong> Italien geliefert. Er geht aber davon aus, daß die Leistungen<br />
der Landwirtschaft für die Pflege der Bergwelt auch künftig honoriert wird.<br />
Fazit: 50 ct/kg wären schon recht. Aber die hohen Pachtpreise, die hohen Kosten für den Zukauf<br />
des Grundfutters, die doch deutlich kleinere Betriebsstruktur und der hohe Arbeitsaufwand<br />
in den Bergen rechtfertigen diesen hohen Milchpreis.