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46<br />
Foto: Jacques Burdin<br />
Forschung<br />
Wertvolles aus der Röhre<br />
BergBau. Österreichs Bauwirtschaft verwertet derzeit bereits mehr als 75 Prozent des mineralischen Bauschuttes.<br />
Im gegensatz dazu landet das in der eu anfallende ausbruchmaterial von Tunnelröhren noch immer auf Deponien. Das<br />
soll jetzt anders werden. Mit seinem Team untersucht univ.-Prof. robert galler (Montanuniversität Leoben) Möglichkeiten,<br />
wie man das ausbruchmaterial aus dem Berg sinnvoll verwerten könnte.<br />
Bild oben: Materialaufbereitung<br />
Bild rechts: Tunnelbohrmaschine<br />
beim Start<br />
TexT:<br />
Leopold<br />
Lukschanderl<br />
Foto: Herrenknecht<br />
In Österreich sind derzeit rund 200<br />
Kilometer Tunnel im Bau oder in<br />
Planung. Das dabei anfallende<br />
Ausbruchmaterial wird von ExpertInnen<br />
mit etwa 54,3 Millionen Tonnen<br />
geschätzt, was übrigens etwa 50<br />
Prozent der jährlich in der Alpenrepublik<br />
benötigten Menge an mineralischen<br />
Rohstoffen entspricht. „Bei<br />
einem 30 Kilometer langen Tunnel<br />
mit zwei Röhren“, so Prof. Robert<br />
Galler, „fallen rund fünf Millionen Kubikmeter<br />
Ausbruchmaterial an“. Die<br />
effiziente Verwendung dieses Rohstoffes<br />
könnte sowohl wirtschaftlich<br />
als auch ökologisch sinnvoll sein und<br />
große Mengen an Primärrohstoffen<br />
ersetzen sowie Umweltprobleme<br />
und CO 2 -Emissionen beträchtlich reduzieren.<br />
In der Schweiz hat man mit dem<br />
wertvollen Rohstoffen aus der Röhre<br />
– etwa beim Bau des Lötschberg-<br />
und des Gotthard Basistunnels – in<br />
den letzten Jahren bereits positive<br />
Erfahrungen gemacht und Millionen<br />
verdient. Prof. Galler: „Aus technischer<br />
Sicht sollte Tunnelausbruchmaterial<br />
nicht länger als Abfall betrachtet<br />
werden, wie das derzeit<br />
noch rechtlich der Fall ist. Tatsächlich<br />
ist es ein Primärrohstoff – arbeitet<br />
die Rohstoffindustrie doch mit denselben<br />
Ausbruch- bzw. Aushubmethoden“.<br />
In Zukunft könnte bereits<br />
bei der Auswahl einer Tunneltrasse<br />
auch der Rohstoff berücksichtigt<br />
werden, der im Zuge der Bauarbeiten<br />
anfällt, so der Wissenschaftler.<br />
Zur optimalen Verwertung des<br />
Ausbruchmaterials hat die EU im<br />
vergangenen Herbst das mit 4,5 Mil-<br />
lionen Euro dotierte Forschungsprojekt<br />
DRAGON (Development of Resource-efficient<br />
and Advanced<br />
underGrOund technNologies) gestartet,<br />
das Prof. Galler koordiniert.<br />
Entwickelt werden soll ein Prototyp<br />
einer automatisierten Online-<br />
Analyse. Sie soll das Ausbruchmaterial<br />
im Berg direkt hinter dem<br />
Bohrkopf der Tunnelbohrmaschine<br />
auf seine physikalischen, chemischen<br />
und mineralogischen Eigenschaften<br />
hin untersuchen und für eine spätere<br />
Verwendung trennen. Das Hauptproblem:<br />
Neben der Wahl der optimalen<br />
Vortriebsmethode müssen die WissenschaftlerInnen<br />
auch eine Lösung<br />
für eine „Blitzanalyse“ finden. Denn<br />
der Materialtransport erfolgt mit einer<br />
Geschwindigkeit von ein bis drei<br />
Metern pro Sekunde.<br />
Projektpartner der Montanuniversität<br />
sind die Unternehmen Porr<br />
Bau GmbH (Ö), Herrenknecht AG (D),<br />
B+G Betontechnologie + Materialbewirtschaftung<br />
AG (CH), Jacques Burdin<br />
Ingenieur Conseil (FR), PE North<br />
West Europe Limited (UK) und Indutech<br />
Instruments GmbH (D).