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RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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Nr. Nr 2 Juni <strong>2010</strong><br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

ZEBRA DAISY,<br />

EINES VON 164<br />

GNADENBROTTIEREN DES bmt<br />

ZOOTIERE IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

HALTUNG OHNE<br />

KONKRETE REGELN<br />

INTERVIEW<br />

NIERENSCHWÄCHE<br />

BEI KATZEN<br />

NEUE THERAPIE<br />

MIT HUNDEN<br />

bmt-PROJEKT IM<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

TH KÖLN<br />

WER HAT EIN HERZ<br />

FÜR STAFF & CO?<br />

BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

2<br />

I NHALT<br />

INHALT<br />

EDITORIAL 3<br />

DIE TITELTIERSTORY 4<br />

Wie Zebra Daisy zum bmt kam …<br />

TITEL: ZOOTIERE IN DEUTSCHLAND 6<br />

Überfällig: Das Säugetiergutachten soll überarbeitet werden<br />

TIERSCHUTZPOLITIK<br />

bmt bei Anhörung des neuen Tierschutzgesetz-Entwurfs<br />

Strengere Anfor<strong>der</strong>ungen beim Schlachten?<br />

Neuregelung <strong>der</strong> EU-Tierversuchsrichtlinie:<br />

Der Tierschutz bleibt auf <strong>der</strong> Strecke!<br />

INTERVIEW mit Dr. Uwe Wagner 14<br />

Nierenerkrankungen bei Katzen rechtzeitig erkennen<br />

STIERKAMPF 18<br />

Stierkämpfe in Katalonien vor dem endgültigen Aus?<br />

HAPPY END FÜR FRANJA 19<br />

Was aus dem Titelhund <strong>RdT</strong> 1/<strong>2010</strong> wurde<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ Dringen<strong>der</strong> denn je: 20<br />

Die Straßenhunde in Brasov brauchen unsere Hilfe!<br />

bmt-GESCHÄFTSSTELLEN<br />

TH Köln-Dellbrück Immer mehr "Listenhunde" im TH 22<br />

TH Hage Erfolg: Weniger Katzennachwuchs 25<br />

TH Elisabethenhof Neues tiergestütztes Projekt gestartet 26<br />

Katzenhaus Neuigkeiten aus Lutterthal 28<br />

TH Arche Noah Freiheit für die Wilden 30<br />

Franziskus-TH Illegaler Hundhandel in Greifswald 31<br />

TH Wau-Mau-Insel Neu: Eigene Hundetrainerin im TH 32<br />

LV Bayern Wechsel in <strong>der</strong> Leitung 35<br />

Tierschutzzentrum Kessy schwer misshandelt 36<br />

ANZEIGEN / Neuer Service 37<br />

ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 38<br />

ZU GUTER LETZT 39<br />

Beitrittserklärung 40<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 2/<strong>2010</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des<br />

„<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />

Redaktion: Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Elvira<br />

Schiöberg, Torsten Schmidt; Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Titelbild: “Daisy” aus dem Landesverband Bayern (Seite 4-5)<br />

10<br />

12<br />

13<br />

Seite 6<br />

Zootiere<br />

Keine rechtsverbindlichen<br />

Haltungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Seite 14<br />

Medizin<br />

Nierenerkrankungen bei Katzen<br />

Seite 22<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

Wer hat ein Herz für<br />

"Listenhunde"?<br />

Seite 26<br />

Therapie mit Hunden<br />

Neues Projekt<br />

im TH Elisabethenhof<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 45.000 Exemplare<br />

Anzeigen: Anzeigen-Büro Udo Kraushaar<br />

Tel. 0 28 45 / 53 86, Fax 0 28 45 / 80 69 49<br />

E-Mail: bmt@anzeigen-buero.de


AUF EIN WORT…<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />

HILFE, DIE BEI DEN TIEREN ANKOMMT<br />

Erinnern Sie sich noch an "Franja", den Hund auf dem Titelblatt des letzten RDT`s? Wir hatten<br />

Ihnen die zauberhafte Hündin, die schon so viele Höhen und Tiefen in ihrem kurzen Leben hat<br />

durchmachen müssen, in <strong>der</strong> Titelgeschichte vorgestellt und ein gutes neues Zuhause für sie<br />

gesucht. Mit ihren treuen Augen, ihrem offenen Charakter und ihrer Lebensfreude hat sie nicht nur<br />

uns begeistert, son<strong>der</strong>n auch viele Leser unserer Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift in ihren Bann gezogen.<br />

Zahlreiche Tierfreunde boten sofort ihre Hilfe an und waren bereit, Franja ein neues Zuhause zu<br />

schenken. Nun ist Franja von Bayern nach Hessen umgezogen. Wie es ihr dort geht, wie die<br />

Vermittlung zustande kam und wie aus einem Notfall ein glücklicher Familienhund wurde, lesen<br />

Sie auf <strong>der</strong> Seite 19.<br />

In Erinnerung ist ihnen sicher auch noch <strong>der</strong> Kettenhund aus dem Spreewald, über den wir u.a. im<br />

vergangenen Magazin berichtet haben. Auch diesem jungen Husky, <strong>der</strong> den Großteil seines<br />

Lebens angebunden an einer schweren Eisenkette verbringen musste, konnten wir helfen. Auf<br />

unser Drängen hin gestattete uns <strong>der</strong> Besitzer, den Hund von <strong>der</strong> Kette zu nehmen und über unsere<br />

Tierheime in gute Hände zu vermitteln. Mehr über die gelungene Vermittlung im <strong>RdT</strong> 3/<strong>2010</strong>.<br />

Es sind diese Glücksmomente, in denen wir <strong>Tiere</strong>n gleichsam zu einem neuen Leben verhelfen<br />

konnten, die uns die Kraft geben, unsere Arbeit weiter zu führen - trotz aller Wi<strong>der</strong>stände,<br />

Anfeindungen und Rückschläge, die wir im Tierschutz lei<strong>der</strong> auch immer wie<strong>der</strong> erleben.<br />

Neben <strong>der</strong> praktischen Tierschutzarbeit setzt sich <strong>der</strong> bmt beson<strong>der</strong>s auch auf politischer Ebene für<br />

die <strong>Tiere</strong> ein. Ein <strong>der</strong>zeitiger Schwerpunkt unserer Arbeit gilt <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebensbedingungen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in Zoos. Wenn <strong>Tiere</strong> schon von den Menschen eingesperrt und zur<br />

Schau gestellt werden, müssen die Haltungsbedingungen so sein, dass die <strong>Tiere</strong> ihre arteigenen<br />

Verhaltensweisen ausleben können. Die <strong>der</strong>zeitigen Regelungen, die zudem keinen rechtlich<br />

bindenden Charakter haben, können dies nicht gewährleisten. Hier setzen wir an und for<strong>der</strong>n<br />

rechtsverbindliche Vorschriften, bei denen das Wohl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> im Vor<strong>der</strong>grund steht. Auf erhebliche<br />

Gegenwehr <strong>der</strong> Tiernutzer stellen wir uns bereits jetzt ein.<br />

Bei unserer täglichen Tierschutzarbeit sind wir auf Ihre praktische und finanzielle Mithilfe<br />

angewiesen. Ohne Ihre Unterstützung ist unsere Arbeit nicht möglich. Wir freuen uns, dass Sie uns<br />

Ihr Vertrauen schenken und bitten Sie, uns auch in Zukunft die Treue zu halten.<br />

In tierschützerischer Verbundenheit,<br />

Ihr<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

E DITORIAL<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

4<br />

D IE T ITELTIER-STORY<br />

Er habe<br />

selten so gut aussehende Zebras<br />

gesehen, stellte <strong>der</strong> Experte<br />

überrascht fest und erklärte<br />

Margarethe Zerle,<br />

dass die Beschaffenheit des<br />

Bodens im Auslauf erheblichen<br />

Anteil am Wohlbefinden<br />

<strong>der</strong> in Deutschland nicht beheimateten<br />

<strong>Tiere</strong> habe.<br />

Doch nicht alle Besucher, die staunend<br />

vor den Wildtieren stehen bleiben, sind so erfreulich:<br />

"Da fragte mich vor Jahren eine Frau", erinnert sich die Hofbesitzerin,<br />

"warum ich die Zebras und Lamas nicht in einen<br />

Zoo o<strong>der</strong> Zirkus gäbe, was ich mit ihnen vorhabe, ob ich sie<br />

reiten, scheren o<strong>der</strong> essen wolle."<br />

Letztere Bemerkung nahm die heute 82jährige beson<strong>der</strong>s<br />

übel. "In den Anden, <strong>der</strong> Heimat <strong>der</strong> Lamas", antwortete sie<br />

scharf, "wird ab und zu ein Tier zu Feierlichkeiten geschlachtet<br />

- wir fressen die <strong>Tiere</strong> zwischendurch!"<br />

Und so hat sie sich angewöhnt, ungebetene Gäste kurzerhand<br />

stehen zu lassen. Ohnehin hat die agile Dame mit <strong>der</strong><br />

Versorgung von Daisy und ihren kamelartigen Freunden, <strong>der</strong><br />

Säuberung <strong>der</strong> Offenställe und ihrer Zufütterung im Winter<br />

genügend zu tun. Außer ihr leben noch mehrere Hunde und<br />

Katzen auf dem idyllisch gelegenen Anwesen zwischen Simbach<br />

am Inn und Eggstetten an <strong>der</strong> Grenze zu Österreich.<br />

1992 erwarb sie den Hof samt Gelände. Ställe waren ebenfalls<br />

vorhanden - <strong>der</strong> Besitzer hatte Milchkühe gehalten - so<br />

dass einer Aufnahme von <strong>Tiere</strong>n im Prinzip nichts im Wege<br />

stand. Fand jedenfalls ihre tierschutzaktive Tochter Simonet-<br />

Der bmt und seine 164<br />

"WENN DIE ZEBRALINE MIT DEM<br />

…dann wird Margarethe Zerle unruhig. Obwohl es in den vergangenen<br />

14 Jahren, in denen sie die Zebras und Lamas für den bmt betreut, nur<br />

einmal vorgekommen ist, dass Zebrastute Daisy Magenschmerzen hatte<br />

und sich ihr Unwohlsein im erregt peitschendem Schweif nie<strong>der</strong>schlug,<br />

achtet die Hofbesitzerin aus dem bayerischen Simbach am Inn<br />

aufmerksam auf jede Verän<strong>der</strong>ung im Verhalten <strong>der</strong> Wildtiere.<br />

Seit 1996 leben das Zebra und die drei Lamas in <strong>der</strong> Obhut <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Säuglingsschwester, die zur Betreuung <strong>der</strong> Wildtiere die<br />

Paragraph 11-Genehmigung einholen musste. Und sie leben so<br />

gut, dass eines Tages ein Ehepaar an ihrer Weide hielt und Margarethe<br />

Zerle einen Glückwunsch zur körperlichen Verfassung<br />

von Daisy und ihrem damals noch lebenden<br />

Sohn Lucky aussprach. Der<br />

Mann, ein Weggefährte des Sohnes<br />

von Professor Grizmek, hatte in <strong>der</strong><br />

Serengeti Lebensraum und Gewohnheiten<br />

von Zebras erforscht.<br />

ta, die Alfred Mutzl, den früheren Leiter<br />

des Landesverbandes Bayern,<br />

überredet hatte, die beschlagnahmten<br />

Zirkustiere vor 14 Jahren einfach in<br />

den Transporter zu verfrachten und ihrer<br />

Mutter vor die Haustür zu fahren.<br />

Die frühere Säuglingsschwester mag<br />

da mehr als überrascht gewesen sein,<br />

konnte sich jedoch eines Lächelns angesichts<br />

<strong>der</strong> gestreiften "Pferde" und<br />

<strong>der</strong> Lamas nicht erwehren. "Also abgemacht",<br />

sagte ihre Tochter glücklich<br />

und Alfred Mutzl war ebenfalls froh,<br />

dass die Odyssee <strong>der</strong> Wildtiere ein Ende<br />

hatte.<br />

Gut, dass ich die Ställe hier habe, sagte<br />

sich Margarethe Zerle, doch Daisy,<br />

Sohn Lucky und die Lamas bearbeiteten<br />

Türen und Riegel so intensiv, bis sie die<br />

Tierfreundin von ihrem Freiheitswillen überzeugt hatten. Also<br />

Offenställe auf den großen Weiden, entschied sie, und<br />

bestimmte den Platz so, dass sie aus ihrem Küchenfester in<br />

die Ställe schauen konnte. Eine Sicherheitsmaßnahme, die<br />

sich im Fall von Daisys Magenverstimmung nach dem Genuss<br />

von zuviel frischem Gras vor Jahren tatsächlich bewährt<br />

hatte.<br />

"Füttere Stroh, kein Heu bei Magenschmerzen", riet ihr die<br />

Tochter damals und ihre Mutter legte <strong>der</strong> Zebrastute das auf<br />

den Magen beruhigend wirkende Stroh in die Raufe und wartete,<br />

bis es dem Tier wie<strong>der</strong> besser ging. Die Wildtiere lieben<br />

das morgen- und nachtfeuchte Gras, bekommen in <strong>der</strong><br />

Daisy ist ein Grant-Zebra. Natürlicher Verbreitungsraum: Süd-Ostafrika und Südwestafrika.


Gnadenbrottiere<br />

SCHWEIF SCHLÄGT ..."<br />

Übergangszeit zum Winter Heu, gelbe Rüben, Äpfel, Gartenkräuter,<br />

Kohlrabiblätter und im Winter zusätzlich Pferdefutter.<br />

Tagsüber und an beson<strong>der</strong>s heißen Tagen halten sie<br />

"Siesta" auf <strong>der</strong> Weide, eine <strong>der</strong> Lieblingsgepflogenheiten<br />

<strong>der</strong> Wildtiere, mit <strong>der</strong>en natürlichen Bedürfnissen sich Margarethe<br />

Zerle im Laufe <strong>der</strong> Zeit intensiv beschäftigt hat.<br />

Die fünf Wildtiere wurden 1995 vom Veterinäramt Recklinghausen<br />

aus einem finanzschwachen Zirkus beschlagnahmt.<br />

Daisy, Lucky und die Lamas, abgemagert und in äußerst<br />

schlechtem Gesundheitszustand, sollten getötet werden, weil<br />

die Stadt für eine Unterbringung in einem Tierpark nicht aufkommen<br />

wollte. Der bmt-Landesverband Baden-Württemberg<br />

schaltete sich ein und fand für die fünf<br />

Wildtiere in Pfullingen eine Übergangsbleibe<br />

bei einem Landwirt, später halfen<br />

die bmt-Kollegen in Bayern bei <strong>der</strong> Suche<br />

nach einer dauerhaften Lösung.<br />

Seit <strong>der</strong> Zebrahengst Lucky 2009 in <strong>der</strong><br />

Nacht friedlich einschlief, versorgt <strong>der</strong><br />

bmt "nur noch" 164 Gnadenbrottiere.<br />

Die Betreuung in Tierparks, auf Bauerno<strong>der</strong><br />

Pferdehöfen und in privaten Pflegestellen<br />

kostet den Gesamtverein jeden<br />

Monat ca. 19.000 Euro. Viele Tierfreunde<br />

unterstützen den bmt durch<br />

eine regelmäßige, monatliche Patenschaft<br />

hierbei - doch noch deckt die Hilfe<br />

nicht den tatsächlichen Aufwand.<br />

"Der bmt ist die weitgehend einzige<br />

Tierschutzorganisation", sagt bmt-Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Dr. Jörg Styrie, "die neben<br />

Tierheimen, <strong>der</strong> aktiven und politischen<br />

Tierschutzarbeit auch noch Gnadenbrottiere<br />

betreut - diese Leistung, so<br />

gerne wir sie natürlich für die <strong>Tiere</strong> erbringen,<br />

ist eine ungeheure<br />

zusätzliche finanzielle Belas-<br />

tung für den Gesamtverein."<br />

"Alle <strong>Tiere</strong>", so <strong>der</strong> 51jährige Familienvater weiter,<br />

"haben eine schreckliche Vergangenheit hinter<br />

sich. Es sind misshandelte Pferde darunter,<br />

aufgrund <strong>der</strong> katastrophalen Haltungsbedingungen<br />

beschlagnahmte Zirkustiere, vernachlässigte<br />

Exoten aus Privathand, Heimtiere und landwirtschaftlich<br />

genutzte <strong>Tiere</strong> wie Schweine o<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>.<br />

Diese <strong>Tiere</strong>, die so viel Schlechtes erfahren<br />

haben, sollen bei uns friedlich - und vor allem unter<br />

artgerechten Bedingungen - bis an ihr natürliches<br />

Lebensende leben dürfen. Doch dazu brauchen<br />

wir ganz dringend Ihre Hilfe!"<br />

U NSER T ITELTIER<br />

Mehrere Geschäftsstellen des bmt tragen den Unterhalt für<br />

Gnadenbrottiere und bieten für die geretteten Vierbeiner Patenschaften<br />

ab 15 Euro monatlich an. So finanziert zum Beispiel<br />

allein <strong>der</strong> bmt-Landesverband Bayern, neben Daisy und<br />

ihren drei Freunden, den Unterhalt von weiteren 63 <strong>Tiere</strong>n,<br />

Affen, Pferden, Eseln, Schweinen, Rin<strong>der</strong>n, Hunden und Katzen.<br />

Kostenrahmen pro Monat: 9122,86 Euro, dazu kommen<br />

Ausgaben wie Tierarztrechnungen o<strong>der</strong> die Beteiligung<br />

an notwendigen Bau- o<strong>der</strong> Erweiterungsmaßnahmen für<br />

Ställe, Weiden o<strong>der</strong> artgerecht strukturierte Gehege.<br />

Auch Margarethe Zerle musste für ihre "wilden Gäste" die<br />

Weiden auf die gesetzlich vorgeschriebene Zaunhöhe für Lamas<br />

aufstocken, spezielles Holz für die Umfriedung und die<br />

Ställe kaufen und aufpassen, dass sich <strong>der</strong> eingeschworenen<br />

Gemeinschaft kein Eindringling nähert. Sie erinnert sich noch<br />

gut an ein Ereignis vor Jahren, als es einem Pony durch Zufall<br />

gelang, das Areal <strong>der</strong> Zebras und Lamas zu betreten. Eine<br />

wütende Gemeinschaftsjagd auf das immer erschöpfter<br />

werdende Pony war die Folge - bis die Tierfreundin das kleine<br />

Pferdchen mit viel Glück Richtung Ausgang dirigieren<br />

konnte.<br />

Im Januar ist die Zebraline, wie Margarethe Zerle liebevoll<br />

sagt, 28 Jahre alt geworden. Sie selbst wird im Oktober 83<br />

Jahre und hofft, dass <strong>der</strong> kommende Winter nicht ganz so<br />

schwer wie <strong>der</strong> vergangene wird. Weil das Wasser mehrfach<br />

täglich in den Offenställen zufror, trug die bewun<strong>der</strong>nswert<br />

tatkräftige Frau die Eimer zu ihren <strong>Tiere</strong>n und schlug die sich<br />

immer wie<strong>der</strong> bildende Eisschicht mit einem Besenstil ein.<br />

Diese Aktion hat ihr Arthrose in den Fingern beschert - und<br />

die Bemerkung ihrer Ärztin: "Müssen Sie denn noch so viel arbeiten?"<br />

Darauf antwortete die alte Dame: "Es ist Pflicht und Hobby<br />

zur selben Zeit. Ich mag für Menschen nichts mehr tun, aber<br />

die <strong>Tiere</strong> brauchen uns immer!"<br />

So helfen Sie!<br />

Wenn Sie den LV Bayern o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e<br />

Geschäftsstelle bei <strong>der</strong> Versorgung<br />

<strong>der</strong> Gnadenbrottiere mit einer<br />

Patenschaft unterstützen möchten,<br />

freuen wir uns sehr. Bitte schauen Sie<br />

auf unsere homepage, welche <strong>Tiere</strong> wo<br />

betreut werden: www.bmt-tierschutz.de<br />

Spendenkonto für Daisy und ihre<br />

Freunde:<br />

Landesverband Bayern<br />

Konto 14220802<br />

Postbank München<br />

BLZ 700 100 80<br />

Text: Claudia Lotz, Fotos: Ewa Gara<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

Zootiere<br />

in Deutschland<br />

Überfällig:<br />

Das Säugetiergutachten<br />

soll überarbeitet<br />

werden!<br />

Mit geschätzten 800 zoologischen<br />

Einrichtungen wie Zoos, Tierparks,<br />

Aquarien, Vogelparks, Schmetterlingsparks<br />

etc. ist Deutschland eines<br />

<strong>der</strong> zooreichsten Län<strong>der</strong> Europas.<br />

Umso unverständlicher, dass<br />

es für die gehaltenen Tierarten<br />

keine konkreten rechtsverbindlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gibt.<br />

Um zumindest die allgemeinen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Tierschutzgesetzes<br />

hinsichtlich einer artgerechten<br />

Haltung von <strong>Tiere</strong>n näher zu<br />

bestimmen, gibt es Sachverständigengutachten<br />

für verschiedene<br />

Tiergruppen. Diese Gutachten, im<br />

Auftrag des <strong>Bund</strong>esministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz (BMELV) erarbeitet,<br />

stellen für die zuständigen<br />

Genehmigungs- und Kontrollbehörden<br />

die wesentliche Orientierung<br />

dar.<br />

SÄUGETIERGUTACHTEN 1977:<br />

Die Zoobranche diktiert die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für die Zootierhaltung<br />

in Deutschland ist seit nunmehr<br />

über 33 Jahren das "Gutachten<br />

Standart 1977: 24 m 2 für Tiger<br />

über Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Haltung von Säugetieren" (kurz Säugetiergutachten).<br />

Hier werden die grundlegenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Haltung<br />

<strong>der</strong> "Publikumslieblinge" <strong>der</strong> Zoos,<br />

wie Elefant, Giraffe, Nashorn, Löwe<br />

o<strong>der</strong> Affe, näher umrissen.<br />

Das Säugetiergutachten wurde 1977<br />

erarbeitet. In <strong>der</strong> Gutachtergruppe befanden<br />

sich seinerzeit 7 Zoodirektoren,<br />

Tierschutzverbände waren nicht beteiligt.<br />

Erklärtes Ziel <strong>der</strong> Gutachter war<br />

es, Anfor<strong>der</strong>ungen an eine "tiergerechte<br />

Haltung" zu konkretisieren. Das Resultat<br />

sah jedoch ganz an<strong>der</strong>s aus.<br />

Geradezu beschämend winzig fielen<br />

Letzte Meldungen<br />

sterben +++<br />

Geflügelgrippe<br />

12 Wölfe o<strong>der</strong> ++<br />

Geflügelgrippe<br />

40 biGeflügelgrip<br />

Geflügelgrippe200<br />

40m 2 FÜR EI<br />

die im Gremium festgesetzten Mindestmaße<br />

<strong>der</strong> Tiergehege aus, die weit entfernt<br />

von den biologischen Grundbedürfnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> waren. So durfte<br />

das Außengehege für Braunbären seinerzeit<br />

60 m 2 , für Löwe und Tiger mit<br />

24 m 2 gerade einmal Wohnzimmergröße<br />

betragen.<br />

SÄUGETIERGUTACHTEN 1996:<br />

Feilschen um jeden<br />

Quadratmeter<br />

Es dauerte fast 20 Jahre, bis man sich<br />

entschließen konnte, dieses Gutachten<br />

fachlich zu überarbeiten. Erstmals wurde<br />

auch ein Tierschutzvertreter im Gre-


+<br />

lügelgrippe<br />

pe<strong>der</strong> +++<br />

Chin ++++++<br />

NEN LÖWEN<br />

mium zugelassen. Von einer paritätischen<br />

Besetzung war dieses Gremium<br />

jedoch noch weit entfernt, standen<br />

doch auf <strong>der</strong> "Gegenseite" drei Zoodirektoren.<br />

Die Hoffnung <strong>der</strong> Tierschutzverbände,<br />

dass das Gutachten nun grundlegend<br />

fachlich korrigiert würde, erfüllte sich<br />

nicht, obwohl es das erklärte Ziel war,<br />

biologisch relevante Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

für Säugetiere "nach dem heutigen<br />

Wissens- und Erfahrungsstand"<br />

darzustellen. Vielleicht aus Furcht <strong>der</strong><br />

Zoobranche vor finanziellen Investitionen<br />

in den Umbau von maroden o<strong>der</strong><br />

zu kleinen Tiergehegen o<strong>der</strong> aus Unvermögen<br />

wurde das Gutachten nur<br />

wenig in den Anfor<strong>der</strong>ungen angehoben.<br />

So erhielt bspw. <strong>der</strong> Braunbär nun für<br />

das Außengehege 90 m 2 , <strong>der</strong> Tiger 16<br />

m 2 mehr als 1977 zugestanden. Den<br />

an<strong>der</strong>en Tierarten erging es nicht besser.<br />

Das Säugetiergutachten spiegelte<br />

somit nicht nur eine verpasste Chance<br />

wie<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n zementierte auch über<br />

viele Jahre inakzeptable Tiergehege in<br />

zoologischen Einrichtungen.<br />

EXPERTISE FÜR TIERPARKS 1995:<br />

Viel höhere Haltungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

als für Zootiere<br />

durchgesetzt<br />

T ITELTHEMA<br />

Im Jahre 1995, also fast zeitgleich zum<br />

Säugetiergutachten, wurde eine weitere<br />

Haltungsempfehlung für Wildtiere<br />

im Auftrag des BMELV veröffentlicht:<br />

die "Leitlinien für eine tierschutzgerechte<br />

Haltung von Wild in Gehegen". Diese<br />

Expertise wurde speziell für Tierparks<br />

zugeschnitten, die sich überwiegend<br />

auf heimische Wildtierarten spezialisiert<br />

haben.<br />

Bemerkenswert ist die Bewertung <strong>der</strong><br />

Gutachter, wie groß Innen- und Außengehege<br />

von Säugetieren zu sein hatten.<br />

So werden den (heimischen) Säugetierarten<br />

in den Wildgehegeleitlinien bis<br />

zu 60-fach größere Flächen als im Säu-<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

8<br />

T ITELTHEMA<br />

Giraffen in <strong>der</strong> Masai Mara, Kenia<br />

getiergutachten zugebilligt. An<strong>der</strong>s<br />

ausgedrückt: Für einen europäischen<br />

Luchs o<strong>der</strong> Bär kann es für sein weiteres<br />

Schicksal entscheidend sein, ob er<br />

in einem deutschen Tierpark o<strong>der</strong> einem<br />

deutschen Zoo gehalten wird.<br />

Einen wissenschaftlichen Grund für<br />

diese unterschiedliche Sichtweise gibt<br />

es nicht. Sicher ist jedoch, dass die Gutachter<br />

<strong>der</strong> Wildgehegeleitlinien keineswegs<br />

unnötigen Luxus für die <strong>Tiere</strong> im<br />

Auge gehabt haben. Im Gegenteil: Die<br />

Leitlinien sind als Mindeststandards zu<br />

verstehen. Die Gutachter bitten sogar<br />

um Verständnis, dass bspw. aufgrund<br />

von Maßnahmen des Landschaftsschutzes<br />

die Tierhaltung gewissen Beeinträchtigungen<br />

unterworfen sei und<br />

die Gehegehaltung teilweise beschränkt<br />

werden müsse.<br />

EU-ZOORICHTLINIE 1999:<br />

Licht am Ende des Tunnels<br />

Dass das Säugetiergutachten fachlich<br />

nicht überzeugen kann, wird auch<br />

beim Vergleich mit Regelungen unseres<br />

Nachbarlands deutlich. Die Vorgaben<br />

<strong>der</strong> Tierhaltungsverordnung aus Österreich<br />

liegen durchweg z.T. erheblich<br />

über den deutschen Empfehlungen und<br />

haben zudem den klaren Vorteil, dass<br />

sie im Gegensatz zum Säugetiergutachten<br />

rechtsverbindlich sind.<br />

Seit Jahren for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> bmt eine Überarbeitung<br />

des Gutachtens nach fachlich<br />

nachvollziehbaren Kriterien. Lange<br />

Zeit wurde diese For<strong>der</strong>ung vom BMELV<br />

ignoriert.<br />

Bewegung in die Diskussion kam erst,<br />

als die Europäische Kommission 1999<br />

erstmals eine Richtlinie für die Haltung<br />

von Zootieren veröffentlichte. Damit<br />

soll, so <strong>der</strong> Grundgedanke, die Artenvielfalt<br />

besser geschützt werden, wobei<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Zoos einen konkreten<br />

Anteil im Bereich des Artenschutzes und<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit leisten müssen.<br />

Zoos, die den Verpflichtungen nicht<br />

nachkommen, können notfalls sogar<br />

geschlossen werden. Deutschland verzögerte<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie in<br />

nationales Recht, sodass sie erst 2006<br />

in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n richtig greifen<br />

ANFORDERUNGEN IM VERGLEICH:<br />

GRÖSSEN DER AUßENGEHEGE<br />

IN m 2<br />

SÄUGETIER-<br />

GUTACHTEN<br />

WILDGEHEGE-<br />

LEITLINIEN<br />

ÖSTERREICH<br />

1996 1995 2004<br />

Braunbär 150 1.500 300<br />

pro Paar pro Paar pro Paar<br />

Wolf 100 2.100 800<br />

pro Paar pro Paar pro Paar<br />

Luchs 20 1.200 200<br />

pro Paar pro Paar p.P. mit Jungen<br />

Tiger 40 - 500<br />

p.P. mit Jungen<br />

Gepard 80 - 800<br />

für 2 Pärchen für 2 Pärchen<br />

Elefant 500 - 3.000<br />

bis 3 Kühe bis 3 Kühe<br />

Gorilla 25 - 50<br />

bis 2 <strong>Tiere</strong> max. 5 <strong>Tiere</strong><br />

konnte. Die Umsetzung in Deutschland<br />

führte dazu, dass jedes <strong>Bund</strong>esland<br />

prüfen musste, ob die bei ihm ansässigen<br />

Zoos die <strong>Tiere</strong> ihren biologischen<br />

Bedürfnissen gerecht halten - auch eine<br />

For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> EU-Kommission.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung wurden<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> Zweifel erkennbar, ob das Säugetiergutachten<br />

eine geeignete Grundlage<br />

sei. So gingen einige <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong><br />

dazu über, statt des Säugetiergutachtens<br />

eine Empfehlung zur<br />

Haltung bestimmter Säugetierarten <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>arbeitsgemeinschaft Natur-<br />

schutz, Landschaftspflege und Erholung<br />

(LANA) - ein Gremium, in dem die<br />

Vertreter <strong>der</strong> obersten Naturschutzbehörden<br />

<strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />

<strong>Bund</strong> über die Schwerpunktthemen des<br />

Naturschutzes beraten - zu verwenden.<br />

Dieses LANA-Gutachten geht etwas<br />

über die Anfor<strong>der</strong>ungen des Säugetiergutachtens<br />

hinaus.<br />

Das geschlossene Vorgehen<br />

<strong>der</strong> Tierschutzverbände<br />

zeigt Erfolg<br />

In den letzten Jahren haben <strong>der</strong> bmt<br />

und an<strong>der</strong>e Tierschutzorganisationen<br />

ihre Bemühungen, das Säugetiergutachten<br />

endlich an die Erfor<strong>der</strong>nisse einer<br />

mo<strong>der</strong>nen und fachlich begründeten<br />

Tiergartenbiologie anzupassen,<br />

deutlich verstärkt.<br />

Verschiedene Treffen <strong>der</strong> Tierschutzverbände<br />

und Gespräche, insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit <strong>Bund</strong>estagsabgeordneten, trugen


entscheidend dazu bei, dass sich die<br />

SPD (im September 2008) in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz für eine<br />

Überarbeitung stark machte und die<br />

<strong>Bund</strong>esregierung im Haushaltsplan<br />

2009 die Gel<strong>der</strong> bereitstellte.<br />

Damit es nicht bei bloßen Absichtsbekundungen<br />

bleibt, wandte sich im Februar<br />

2009 <strong>der</strong> bmt fe<strong>der</strong>führend im<br />

Namen von 14 Tier-, Natur- und Artenschutzorganisationen<br />

in einem<br />

Schreiben an alle Mitglie<strong>der</strong> des Agrarausschusses,<br />

um den Prozess zu beschleunigen.<br />

Im März <strong>2010</strong> gab das<br />

BMELV endlich grünes Licht.<br />

Daraufhin machte <strong>der</strong> bmt zusammen<br />

mit 11 an<strong>der</strong>en Tier- und Naturschutzverbänden<br />

in einer schriftlichen Stellungnahme<br />

an die Adresse des<br />

<strong>Bund</strong>esministeriums unter an<strong>der</strong>em auf<br />

zwei Kernfor<strong>der</strong>ungen aufmerksam:<br />

eine regelmäßige fachliche Überprüfung<br />

des Gutachtens, spätestens alle<br />

5 Jahre<br />

eine paritätische Besetzung des<br />

Sachverständigengremiums, d.h. dass<br />

Vertreter von Zooverbänden, Tierschutzverbänden<br />

und unabhängige<br />

wissenschaftliche Experten mit gleicher<br />

Anzahl von Personen vertreten sind.<br />

Elefantenfamilie in ihrem natürlichen Lebensraum, rechts im Zoo<br />

Wann ist <strong>der</strong> Zoo ein Zoo?<br />

Gleichzeitig - und von <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

fast unbemerkt - än<strong>der</strong>te <strong>der</strong> deutsche<br />

Gesetzgeber die Definition, was<br />

ein Zoo zu sein habe. Nach dem neuen<br />

<strong>Bund</strong>esnaturschutzgesetz von März<br />

<strong>2010</strong> ist ein Zoo eine Einrichtung, in<br />

<strong>der</strong> mehr als 20 <strong>Tiere</strong> wild leben<strong>der</strong> Arten<br />

gehalten und <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

präsentiert werden, ausgenommen<br />

Schalenwildarten wie Wildschweine<br />

und Rehe und Hirsche. Einrichtungen,<br />

die weniger Wildtiere halten, sind definitionsgemäß<br />

Tiergehege.<br />

Was so lapidar und unbedeutend<br />

klingt, offenbart sich erst bei näherer<br />

Betrachtung. So entfallen z.B. für Tiergehege<br />

zentrale For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EU-<br />

Zoorichtlinie, gleichfalls muss die Öffentlichkeit<br />

nicht über den Schutz <strong>der</strong><br />

Artenvielfalt informiert werden.<br />

Auch Hinweisschil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Formen<br />

<strong>der</strong> Informationen über die zur<br />

Schau gestellten Arten und ihre natürlichen<br />

Biotope sind nicht notwendig.<br />

Zudem brauchen diese Zoos auch keine<br />

Anstrengungen im Artenschutz nachzuweisen,<br />

sie müssen sich nicht an Forschungen<br />

beteiligen, die zur Erhaltung<br />

<strong>der</strong> Arten beitragen und müssen auch<br />

nicht Informationen über die Arterhaltung<br />

o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>ansiedlung von Arten<br />

in ihren Biotopen mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen<br />

austauschen.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Brisanz erhält die Ausnahmereglung<br />

dadurch, dass <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

vom Aussterben bedrohte<br />

Tierarten, die in <strong>der</strong> Regel unter beson<strong>der</strong>em<br />

rechtlichen internationalen<br />

Schutz stehen, nicht explizit von dieser<br />

Ausnahme ausnimmt. So würde eine<br />

Einrichtung noch als Tiergehege gelten,<br />

die zwei Elefanten, vier Delfine,<br />

vier Schimpansen, zwei Nashörner,<br />

zwei Pandas, vier Schneeleoparden<br />

und zwei Geparden hält.<br />

Eigentlich muss<br />

die <strong>Bund</strong>esrepublikDeutschland<br />

dafür<br />

Sorge tragen,<br />

dass beide<br />

Grundziele <strong>der</strong><br />

Richtlinie, "<strong>der</strong><br />

Schutz wild leben<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" und "die Erhaltung<br />

<strong>der</strong> biologischen Vielfalt",<br />

durch die Ausnahme nicht gefährdet<br />

werden. Da nach Ansicht des bmt <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber durch diese pauschale<br />

Ausnahmeregelung <strong>gegen</strong> europäisches<br />

Gemeinschaftsrecht verstößt, hat<br />

sich <strong>der</strong> bmt schriftlich an den EU-Umweltkommissar<br />

gewandt. Eine Antwort<br />

steht noch aus.<br />

Ausblick<br />

Anfang Juli wird im Rahmen einer Verbändeanhörung<br />

in Bonn das BMELV<br />

darüber entscheiden, wie das weitere<br />

Proze<strong>der</strong>e hinsichtlich <strong>der</strong> Überarbeitung<br />

des Säugetiergutachtens ist.<br />

Es ist zu hoffen, dass die Tierschutzverbände<br />

diesmal die Chance erhalten,<br />

daran tatsächlich mitzuwirken, um den<br />

Tierhaltungsstandard in Zoos auf eine<br />

ethisch verantwortbare und fachlich<br />

fundierte Ebene zu heben. Hilfreich für<br />

alle Seiten wäre es, wenn Zooverbände<br />

und Tierschutzverbände aufeinan<strong>der</strong><br />

zugehen würden, um eine möglichst<br />

vertrauensvolle Arbeit in dem zu<br />

bildenden Sachverständigengremium<br />

zu schaffen.<br />

Hilfreich nicht nur für die Verbände,<br />

son<strong>der</strong>n in erster Linie für die Zootiere.<br />

Mittelfristig sollte sich <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

jedoch Gedanken darüber machen, ob<br />

es für den Tierschutzvollzug nicht effektiver<br />

ist, indem man dem Beispiel<br />

Österreichs folgt und die Zootierhaltung<br />

in einer verbindlichen Tierhaltungsverordnung<br />

regelt.<br />

Text: Torsten Schmidt<br />

Fotos: Petra Zipp, Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

9


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

10<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

... UNTERLAUFEN DER bmt DEN BEI TIERSCHUTZ ANHÖRUNG ZUM GESETZESENTWURF<br />

Am 16.04. fand im <strong>Bund</strong>estag<br />

die Anhörung zum Entwurf eines<br />

neuen Tierschutzgesetzes<br />

statt, zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> bmt als Fachverband<br />

eingeladen war.<br />

Unter dem Titel "Tierschutz neu<br />

denken" stellte die grüne <strong>Bund</strong>estagsfraktion<br />

nach zweijähriger<br />

Vorarbeit ihren umfassendenNeuregelungsentwurf<br />

vor. Der bmt war bereits<br />

in <strong>der</strong> Vorbereitungsphase<br />

bei mehreren Fachgesprächrunden<br />

an den Beratungen<br />

beteiligt.<br />

Dr. Christoph Maisack, Autor des aktuellen<br />

Tierschutzgesetz-Kommentars,<br />

übernahm die juristische Ausarbeitung.<br />

Viele Vorschläge des bmt finden sich<br />

hier wie<strong>der</strong>. In manchen Passagen liest<br />

er sich fast wie die in Gesetzesform umgesetzte<br />

Wunschliste jahrelanger tierschutzpolitischer<br />

For<strong>der</strong>ungen. Abschließend<br />

hatten wir nun im <strong>Bund</strong>estag<br />

Gelegenheit, zu dem Entwurf<br />

Stellung zu nehmen und ergänzende<br />

Verbesserungsvorschläge einzubringen.<br />

Mehr als 60 Vertreter von Tier- und Artenschutzorganisationen,<br />

<strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estierärztekammer,<br />

<strong>der</strong> TVT (Tierärztliche<br />

Vereinigung Tierschutz), des BbT<br />

(<strong>Bund</strong>esverband beamtete Tierärzte),<br />

<strong>der</strong> bpT (<strong>Bund</strong>esverband praktizieren<strong>der</strong><br />

Tierärzte), <strong>der</strong> Amtsveterinäre, <strong>der</strong><br />

ZEBET, des vfa (Verband forschen<strong>der</strong><br />

Pharmaunternehmen, dem DBV sowie<br />

Die Anerkennung <strong>der</strong> Würde <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>,<br />

von Angst als Form des Leidens, eine<br />

generelle Leidensbegrenzung sowie die<br />

För<strong>der</strong>ung des Tierschutzes als gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe und po-<br />

ZEIT FÜR EIN NEUES TIERSCH<br />

Deutliche Verbesserungen im Bereich <strong>der</strong> landwirtschaftlichen "Nutztierhaltung".<br />

Wissenschaftler und Experten einschlägiger<br />

Fachrichtungen nahmen an <strong>der</strong><br />

ganztägigen Fachanhörung teil.<br />

Bündnis 90/Die Grünen for<strong>der</strong>n das<br />

Verbot von Wildtieren im Zirkus.<br />

Der Entwurf könnte - so er denn eine<br />

Chance auf Umsetzung hat - Tierschutz<br />

in Deutschland maßgeblich voranbringen.<br />

Er zieht die überfälligen Konse-<br />

VERBESSERUNGEN IN VIELEN BEREICHEN ...<br />

Der Gesetzentwurf stärkt die Würde <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

litischer Auftrag an <strong>Bund</strong> und Län<strong>der</strong><br />

sind richtungweisende Ansätze. Mit <strong>der</strong><br />

Einführung des Verbandsklagerechts,<br />

eines <strong>Bund</strong>stierschutzbeauftragten<br />

sowie <strong>der</strong> Verschärfung <strong>der</strong> Strafbe-<br />

quenzen aus <strong>der</strong> Staatszielbestimmung<br />

Tierschutz. Denn obwohl Tierschutz<br />

2002 in Artikel 20a Grundgesetz aufgenommen<br />

wurde, ist <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

acht Jahre untätig geblieben.<br />

Die Bestimmungen des Tierschutzgesetzes<br />

stammen zum überwiegenden<br />

Teil aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Verfassungsän<strong>der</strong>ung.<br />

Und so erleben wir jeden<br />

Tag, dass <strong>der</strong> rechtliche Schutz von <strong>Tiere</strong>n<br />

in vielen Bereichen nach wie vor<br />

völlig ungenügend ist.<br />

Die Bündnisgrünen vollziehen nun einen<br />

Paradigmenwechsel mit konsequenter<br />

Orientierung am ethischen<br />

Tierschutz, <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Rechte <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> und mit klaren rechtlichen Vorgaben,<br />

die einen verantwortbaren Ausgleich<br />

zwischen den Nutzungsansprüchen<br />

des Menschen und den<br />

berechtigten Interessen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> definieren. <br />

stimmungen werden weitere Maßstäbe<br />

gesetzt.<br />

Die eindeutigen rechtlichen Bestimmungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

"Nutztierhaltung" mit einer kla-


UTZGESETZ IN DEUTSCHLAND!<br />

DER FRAKTION B90/DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG<br />

ren Absage an Käfige, Engaufstallungen<br />

und Anbindehaltung, dem Verbot<br />

<strong>der</strong> Akkordschlachtung und einem umfassenden<br />

Tierschutz -TÜV für serienmäßig<br />

hergestellte Stalleinrichtungen,<br />

für Betäubungsgeräte und Heimtierunterkünfte<br />

sind ebenso wesentliche<br />

Verbesserungen wie im Bereich <strong>der</strong><br />

Versuchstiere das grundsätzliche Verbot<br />

von Tierversuchen, die Einführung<br />

eines Belastungs- und Nutzenkatalogs<br />

bei Genehmigung von Tierversuchen,<br />

einer Datenbank zur Vermeidung von<br />

Doppelversuchen sowie die konsequente<br />

Anwendung des 3R-Prinzips.<br />

Das grundsätzliche Verbot <strong>der</strong> Haltung<br />

von Wildtieren in Zirkussen, die Einschränkung<br />

<strong>der</strong> Haltung von Wildtieren<br />

in Privathaushalten und die Kennzeichnung<br />

und Registrierung von Heimtieren<br />

setzen in diesen Bereichen ebenfalls<br />

wichtige Akzente.<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

... DOCH DIE FORDERUNGEN DES bmt GEHEN NOCH WEITER<br />

Verbesserungen u.a. bei Tiertransporten und Tierversuchen notwendig!<br />

Die Unberührtheitsklausel im<br />

Jagdrecht fehlt dem bmt noch im<br />

Gesetzesentwurf.<br />

Dieser Gesetzesentwurf entspricht zweifellos<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen eines mo<strong>der</strong>nen<br />

Tierschutzkonzepts. Da es aber<br />

bekanntlich nicht Gutes gibt, das man<br />

nicht noch besser machen könnte, hat<br />

<strong>der</strong> bmt Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet,<br />

die Dr. Styrie erläuterte. Wir<br />

for<strong>der</strong>n, um einige wesentliche Punkte<br />

herauszugreifen, Tiertransporte innerhalb<br />

Deutschlands auf maximal vier<br />

Stunden zu begrenzen und die verbindliche<br />

Elektrokurzzeitbetäubung<br />

beim Schlachten ohne Betäubung -<br />

restriktivere Regelungen allein halten<br />

wir für unzureichend.<br />

Angesichts <strong>der</strong> anhaltenden Missstände<br />

bei Schlachtungen sind strengere<br />

Vorgaben bei <strong>der</strong> Betäubung von <strong>Tiere</strong>n<br />

unabdingbar. Ein beson<strong>der</strong>s wun<strong>der</strong><br />

Punkt im wahrsten Sinn des Wortes<br />

sind Eingriffe an <strong>Tiere</strong>n in <strong>der</strong> "Nutztierhaltung".<br />

Dabei sind Betäubungsvorschriften<br />

zweifellos ein Fortschritt,<br />

aber sicher keine Lösung. Es ist ethisch<br />

nicht zu rechtfertigen, dass <strong>Tiere</strong> mit<br />

operativen Eingriffen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Manipulationen an tierschutzwidrige<br />

Haltungssysteme angepasst werden.<br />

Tierschutzgerecht und dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist es hin<strong>gegen</strong>, Haltungssysteme<br />

an die Bedürfnisse <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> anzupassen.<br />

Die Streichung <strong>der</strong> Unberührtheitsklausel<br />

für das Jagdrecht gehört ebenfalls<br />

zu einem mo<strong>der</strong>nen Tierschutzgesetz,<br />

um klare Regelungen für ein Verbot des<br />

Abschusses von Hunden und Katzen<br />

und <strong>der</strong> Fallenjagd durchzusetzen.<br />

Bei den Voraussetzungen zu Tierversuchen<br />

sollten die restriktiven Regelungen,<br />

die <strong>der</strong> Gesetzesentwurf für nichtmenschliche<br />

Primaten vorsieht, auch<br />

bei an<strong>der</strong>en Wirbeltieren wie Hunde,<br />

Katzen, Ratten, Mäuse gelten, da sie<br />

über ein vergleichbares Schmerzempfinden<br />

verfügen. Die Kennzeichnung<br />

von Heimtieren sollte nicht nur für den<br />

gewerblichen Bereich, son<strong>der</strong>n - soweit<br />

durchführbar - für alle Halter verpflichtend<br />

gelten.<br />

Die überwiegende Mehrheit des Auditoriums<br />

zog eine äußerst positive Gesamtbilanz<br />

- mit unterschiedlicher Akzentsetzung.<br />

Aus den Reihen <strong>der</strong><br />

Veterinäre kam <strong>der</strong> Vorschlag, das Ge-<br />

Das Verbandsklagerecht käme<br />

auch den tierschutzwidrig gehaltenen<br />

Pelztieren zugute.<br />

setz zu straffen und vieles über Verordnungen<br />

und Verwaltungsvorschriften zu<br />

regeln - eine ambivalente Empfehlung,<br />

da Verordnungen nicht <strong>der</strong> Kontrolle<br />

eines parlamentarischen Verfahrens<br />

unter Einbeziehung <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

unterliegen. Dass von den Vertretern<br />

des DBV und <strong>der</strong> Pharmaindustrie<br />

die Gegenargumente <strong>der</strong> Überregulierung,<br />

des Wettbewerbsnachteils und<br />

<strong>der</strong> Forschungsbeschränkung kamen,<br />

ist keine eigentliche Überraschung.<br />

Bärbel Höhn, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />

und Undine Kurth,<br />

Tierschutzpolitische Sprecherin <strong>der</strong><br />

<strong>Bund</strong>estagsfraktion, kündigten abschließend<br />

an, dass <strong>der</strong> Entwurf nach<br />

dieser gründlichen Debatte überarbeitet<br />

und im Herbst in den <strong>Bund</strong>estag eingebracht<br />

werden soll. Welche Chancen<br />

er - da von <strong>der</strong> Opposition vorgelegt -<br />

überhaupt hat, ist fraglich. Die weiteren<br />

Beratungen in den <strong>Bund</strong>estagsausschüssen<br />

werden außerdem davon beeinflusst,<br />

wie die Entwicklung auf EU-<br />

Ebene verläuft (siehe Seite 13).<br />

Wir werden dies sowohl auf nationaler<br />

als auch auf europäischer Ebene kritisch<br />

begleiten. Letztendlich gilt aber<br />

auch für diesen zukunftsweisenden Entwurf:<br />

Jedes Gesetz ist nur so gut o<strong>der</strong><br />

schlecht wie die Schlupflöcher, die es<br />

lässt. Und: Alles steht und fällt mit dem<br />

konsequenten Vollzug.<br />

Text: Elvira Schiöberg<br />

Fotos: www.soylent-network.com<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

11


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

12<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

IM SCHLACHTHAUS HÖRT DER TIERSCHUTZ AUF<br />

UNVORSTELLBARES LEID FÜR MILLIONEN TIERE!<br />

Wer <strong>Tiere</strong> aus Gründen <strong>der</strong> Nahrungsgewinnung tötet, muss<br />

sie zumindest ihren Bedürfnissen gerecht halten und ihnen<br />

einen möglichst stress- und angstfreien Tod garantieren, so<br />

die rechtliche und ethische Verpflichtung.<br />

Doch die Realität ist weit von diesem Anspruch entfernt. Die<br />

letzte Station <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, <strong>der</strong> Tod im Schlachthaus, ist ein unbequemes<br />

und darum in Gesellschaft und Politik verdrängtes<br />

Thema. Dabei ist gerade dieser Bereich des "Produktionsprozesses"<br />

mit den größten Tierschutzdefiziten behaftet.<br />

Zuletzt sorgte ein Fernsehbericht des<br />

SWR Mitte Dezember 2009 für kurzzeitige<br />

öffentliche Aufregung und Diskussion<br />

in den Medien, als Missstände eines<br />

baden-württembergischen Schlachthauses<br />

offenbar wurden. Nach Ansicht<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

e.V. dürfen diese Einzelmeldungen<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie<br />

nur die Spitze des Eisberges zeigen.<br />

So geht selbst <strong>der</strong> renommierte<br />

Schlachtexperte Prof. Dr. Klaus Troeger,<br />

Leiter des Max-Rubner-Instituts für Sicherheit<br />

und Qualität bei Fleisch, von<br />

einer inakzeptabel hohen Fehlbetäubungsrate<br />

von Schweinen in bundesdeutschen<br />

Schlachthöfen aus. Ein<br />

Grund hierfür sind die teilweise extrem<br />

hohen Schlachtraten mit bis zu 1500<br />

<strong>Tiere</strong>n pro Stunde in einer Schlachtlinie.<br />

Dem Personal bleibt keine Zeit sicherzustellen,<br />

dass tatsächlich alle <strong>Tiere</strong><br />

ausreichend betäubt sind, bevor sie in<br />

den nächsten Verarbeitungsprozess geraten.<br />

So schätzt Troeger aus seiner<br />

praktischen Erfahrung, dass rund 1<br />

Prozent <strong>der</strong> Schweine erst im Brühkessel<br />

qualvoll stirbt.<br />

Ein Schwein blutet aus. Seine noch lebenden<br />

Artgenossen daneben müssen zuschauen.<br />

Bei Rin<strong>der</strong>n sieht es nicht<br />

besser aus: Sie werden<br />

üblicherweise mit einem<br />

Bolzenschussapparat betäubt. Doch<br />

die Fehlbetäubungsrate wird bundesweit<br />

auf 7 Prozent geschätzt, weil in vielen<br />

Schlachthöfen Fixationseinrichtungen<br />

fehlen, die einen genauen<br />

Schusspunkt zulassen würden. Hinzu<br />

kommen handwerkliche Fehler des Personals<br />

o<strong>der</strong> technische Mängel am Bolzenschussapparat.<br />

Rein rechnerisch sind dies in Deutschland<br />

rund 250.000 <strong>Tiere</strong> im Jahr<br />

(200.000 Rin<strong>der</strong>, 500.00 Schweine),<br />

die unter teilweise entsetzlichen Leiden<br />

ihren eigenen Tod erleben müssen. Ein<br />

Skandal, <strong>der</strong> seit Jahren bekannt und<br />

mit dem Tierschutzrecht unvereinbar<br />

ist. So müssten bspw. nach <strong>der</strong> Tierschutzschlacht-Verordnung<br />

<strong>Tiere</strong> so getötet<br />

werden, "dass bei ihnen nicht<br />

mehr als unvermeidbare Aufregung,<br />

Schmerzen, Leiden o<strong>der</strong> Schäden verursacht<br />

werden."<br />

Aus Sicht des bmt sind deshalb rechtliche<br />

Än<strong>der</strong>ungen beim Schlachten<br />

zwingend notwendig, damit zumindest<br />

<strong>der</strong> Schlachtvorgang für die <strong>Tiere</strong> so<br />

angst- und schmerzfrei wie irgend<br />

möglich abläuft. Dazu gehören u.a. ein<br />

klares Verbot <strong>der</strong> Akkordschlachtung<br />

und Verbesserungen <strong>der</strong> Kontrollmöglichkeiten<br />

in den Schlachtbetrieben<br />

(z.B. Videoaufzeichnungen, regelmäßige<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Schlachtkörper).<br />

So gibt es technische Sicherungssysteme,<br />

die verhin<strong>der</strong>n könnten, dass unbetäubte<br />

<strong>Tiere</strong> in den nächsten<br />

Schlachtprozess (z.B. Brühkessel bei<br />

Schweinen) geraten. Vorgeschrieben<br />

sind sie bislang nicht. Zudem wäre es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, mehr amtliche Tierärzte in<br />

Schlachtbetrieben einzubinden. Denn<br />

seit Jahren ist die Anzahl amtlicher Tierärzte<br />

nicht in ausreichendem Maße an<br />

die Betriebsentwicklung <strong>der</strong> Schlachthöfe<br />

angepasst worden, obwohl die<br />

tierschutzrelevanten Aufgaben <strong>der</strong> Tierärzte<br />

in den großen Schlachthöfen immer<br />

vielfältiger geworden sind.<br />

Diesen Missstand bestätigt auch die<br />

<strong>Bund</strong>estierärztekammer. Selbst wenn<br />

all diese erhöhten Auflagen an die<br />

Schlachtbetriebe das Schnitzel um einige<br />

Cent teurer machen sollten, ist es<br />

das Mindeste, was <strong>der</strong> Mensch den <strong>Tiere</strong>n<br />

schuldig ist.<br />

Unser Buchtipp zum Thema:<br />

TOTENTANZ DER TIERE<br />

Schonungslose Bemerkungen<br />

zu <strong>Tiere</strong>lend,<br />

Jagd und Kirche<br />

Dr. Gunter Bleibohm/<br />

Harald Hoos<br />

Geistkirch-Verlag<br />

2009, ISBN 978-3-<br />

938889-81-7<br />

Broschiert, 174 Seiten, 14,80 Euro<br />

(Gesamter Erlös für den Tierschutz! )<br />

“Ich höre den Motor des Lkw's... Gras<br />

haben meine Füße nie gespürt, nur Kot,<br />

nur Dreck. Vielleicht habe ich einmal<br />

im Leben das große Glück, auf dem<br />

Transport das richtige Licht zu sehen,<br />

richtige Luft zu atmen. Es soll ja eine<br />

Sonne geben, Sterne, Wind und Regen.<br />

...” (Gedanken eines Schweines)<br />

Text: Torsten Schmidt<br />

Fotos: www.soylent-network.com


VERSPIELTE CHANCE FÜR DEN TIERSCHUTZ<br />

NEUREGELUNG DER EU- TIERVERSUCHSRICHTLINIE<br />

Vielleicht gab es anfangs tatsächlich die Chance auf eine Wende<br />

im europäischen Tierversuchsrecht. Zumindest war da ein Hoffnungsschimmer,<br />

als die Europäische Union verkündete, die veraltete<br />

Tierversuchslinie (EU-Richtlinie 86/609/EWG) von 1986 zu<br />

überarbeiten, um endlich EU-weit einheitliche und verbindliche<br />

Standards bei <strong>der</strong> Durchführung von Tierversuchen festzuschreiben.<br />

Und tatsächlich, <strong>der</strong> im November 2008 vorgelegte Kommissionsentwurf<br />

enthielt wichtige Regelungen, um Tierversuche effektiv<br />

zu reduzieren.<br />

So sollten Tierversuche im Genehmigungsverfahren<br />

vorab verpflichtend<br />

auf ethische Notwendigkeit und Unerlässlichkeit<br />

überprüft und bewertet werden.<br />

Ebenso sollte das 3R- Prinzip, dessen<br />

Ziel es ist, die Verwendung von<br />

<strong>Tiere</strong>n zu vermeiden, zu reduzieren o<strong>der</strong><br />

zu verbessern, strikt angewandt sowie<br />

Alternativverfahren gestärkt werden.<br />

Kein Fortschritt in den Köpfen<br />

Doch sehr schnell wurden die Hoffnungen<br />

von <strong>der</strong> Realität ein-, besser überholt.<br />

Beim Tauziehen zwischen Kommission,<br />

Parlament und EU-Ministerrat<br />

wurden die wesentlichen Elemente des<br />

ursprünglichen Entwurfs trotz intensivster<br />

Bemühungen <strong>der</strong> Tierschutzverbände<br />

gestrichen o<strong>der</strong> massiv abgeschwächt<br />

- <strong>der</strong> Tierschutz blieb auf <strong>der</strong><br />

Strecke. Die einseitige Einflussnahme<br />

<strong>der</strong> Tierversuchslobby von Forschung<br />

und Pharmaindustrie hatte sich durchgesetzt:<br />

Ethische Bewertung von Tierversuchen?<br />

- praktisch gecancelt, <strong>der</strong><br />

Einsatz tierversuchsfreier Methoden? -<br />

nicht mehr vorgeschrieben, eine Obergrenze<br />

für Leiden und Schmerzen? -<br />

nicht mehr vorgesehen.<br />

Klägliche Rolle Deutschlands<br />

Die <strong>Bund</strong>esregierung spielte in dem<br />

Trauerspiel wahrlich eine unrühmliche<br />

Rolle. Denn ausgerechnet Deutschland<br />

hat hinter den Kulissen die Verschlechterungen<br />

mitgetragen. Zwar ist Tierschutz<br />

seit 2002 Staatsziel, zwar verpflichtet<br />

<strong>der</strong> Koalitionsvertrag die<br />

<strong>Bund</strong>esregierung, sich auf EU-Ebene<br />

und in Deutschland für besseren Tierschutz<br />

einzusetzen. Aber Papier ist be-<br />

kanntlich geduldig - vor allem im<br />

Tierschutz. Als die grüne <strong>Bund</strong>estagsfraktion<br />

am 24. März im<br />

<strong>Bund</strong>estag einen letzten Versuch startete<br />

und Nachbesserungen einfor<strong>der</strong>te,<br />

lehnte dies die schwarz-gelbe Koalition<br />

ebenfalls ab. Der bmt protestierte gemeinsam<br />

mit an<strong>der</strong>en Tierschutzorganisationen<br />

vor dem <strong>Bund</strong>estag <strong>gegen</strong><br />

dieses Vorgehen.<br />

Rückschritt statt Fortschritt<br />

Beson<strong>der</strong>s gravierende Folgen hat ein<br />

zentraler Punkt <strong>der</strong> vorgesehenen Neuregelung.<br />

Wenn die Richtlinie erst einmal<br />

verabschiedet ist, soll kein EU-Mitgliedsstaat<br />

mehr strengere<br />

Maßgaben erlassen dürfen. Dies macht<br />

es einzelnen Län<strong>der</strong>n quasi unmöglich,<br />

eine Vorreiterrolle im Tierschutz zu<br />

übernehmen. Im Klartext: Die Weiterentwicklung<br />

des Tierschutzes wird<br />

durch die Deckelung auf dem status<br />

quo <strong>der</strong> bestehenden Regelungen geblockt.<br />

Auch dem deutschen Parlament<br />

sind damit auf lange Zeit die Hände<br />

gebunden und das Subsidiaritätsprinzip<br />

wird unterlaufen. Ein absolutes Novum,<br />

denn bisher galt für EU-Richtlinien:<br />

Die EU setzt Mindeststandards<br />

fest, die nationale Umsetzung kann<br />

darüber hinausgehen. Die geplante<br />

Bestimmung ist für uns inakzeptabel -<br />

und überdies wi<strong>der</strong>sprüchlich. Denn<br />

während tierschutzfreundlichere Regelungen<br />

verboten sind, erlaubt <strong>der</strong> Kompromisstext<br />

durchaus ein Abweichen<br />

"nach unten" zu Lasten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> und<br />

des Tierschutzes. So sollen die Mitgliedstaaten<br />

die Anwendung einzelner<br />

Alternativmethoden verbieten können;<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

Foto: www.aerzte-<strong>gegen</strong>-tierversuche.de<br />

die Pflege- und Unterbringungsstandards<br />

dürfen unterschritten, Genehmigungsverfahren<br />

vereinfacht werden.<br />

DAS MACHEN WIR NICHT MIT!<br />

Der bmt wendet sich an den Petitionsausschuss<br />

Der bmt hat deshalb beim Petitionsausschuss<br />

des europäischen Parlaments eine<br />

Petition eingereicht. Wir for<strong>der</strong>n das<br />

europäische Parlament auf, in <strong>der</strong> Endfassung<br />

<strong>der</strong> Richtlinie eindeutig klarzustellen,<br />

dass Mitgliedstaaten auch in Zukunft<br />

zur Aufnahme tierfreundlicherer<br />

Regelungen in ihr nationales Tierschutzgesetz<br />

berechtigt bleiben, dass<br />

die behördliche Prüfung jedes Projektes<br />

auf seine ethische Vertretbarkeit verbindlich<br />

vorgeschrieben wird und dass<br />

im Sinne des 3R-Prinzips alternativen<br />

Methoden Vorrang gegeben werden.<br />

Hinterm Horizont geht's weiter….<br />

Der Termin für die Behandlung unserer<br />

Petition ist noch offen. Unabhängig davon<br />

befindet sich die Überarbeitung<br />

<strong>der</strong> EU-Tierversuchsrichtlinie nun in <strong>der</strong><br />

Endphase. Vermutlich im Juli <strong>2010</strong><br />

stimmt <strong>der</strong> Agrarausschuss ab, im September<br />

<strong>2010</strong> folgt voraussichtlich die<br />

abschließende Abstimmung im Plenum.<br />

Danach muss die neue Tierversuchsrichtlinie<br />

von den Mitgliedsstaaten<br />

in nationales Recht umgesetzt werden.<br />

Trotz alledem: Wir werden jedenfalls<br />

bis dahin weiter alle rechtlichen Möglichkeiten<br />

ausschöpfen, diesen Richtlinienentwurf<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Text: Elvira Schiöberg<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

14<br />

M EDIZIN<br />

Die chronische Niereninsuffizienz ist eine<br />

<strong>der</strong> häufigsten Erkrankungen bei<br />

Katzen - und Todesursache Nummer<br />

eins bei älteren <strong>Tiere</strong>n. Werden Nierenerkrankungen<br />

trotz mo<strong>der</strong>nster Untersuchungsverfahren<br />

zu spät erkannt o<strong>der</strong><br />

übersehen viele Katzenbesitzer die Krankheitssymptome<br />

ihrer Stubentiger?<br />

"Nein", sagt Dr. Uwe Wagner, "we<strong>der</strong><br />

noch. Die Fähigkeit <strong>der</strong> Nieren, eingetretene<br />

Schäden über einen langen Zeitraum<br />

kompensieren zu können, macht<br />

eine frühzeitige Diagnose so schwer.<br />

Denn Katzen zeigen erst dann Symptome,<br />

wenn bereits ein Großteil <strong>der</strong> Nierenfunktion verloren gegangen ist."<br />

Rechtzeitiges medizinisches Eingreifen und eine maßgeschnei<strong>der</strong>te Therapie können den vierbeinigen<br />

Patienten ein langes und beschwerdefreies Leben ermöglichen. Deshalb kommt <strong>der</strong> Früherkennung<br />

bei allen Formen von Nierenerkrankungen ein hoher Stellenwert zu. Katzen ab dem 7. Lebensjahr<br />

sollten jährlich einem Nieren-Check, bestehend aus Blutuntersuchung, Harnanalyse und<br />

Blutdruckmessung, unterzogen werden, rät <strong>der</strong> Reutlinger Tierarzt und Leiter des bmt-Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg.<br />

<strong>RdT</strong>: Warum haben nierenkranke Katzen<br />

einen schier unersättlichen Durst?<br />

Dr. Uwe Wagner: Geschädigte Nieren<br />

können den Harn nicht mehr konzentrieren,<br />

so dass sie täglich mehr<br />

Urin absetzen. Zum Ausgleich müssen<br />

die <strong>Tiere</strong> mehr trinken als früher - die<br />

deutlich erhöhte Wasseraufnahme fällt<br />

zumindest den Besitzern von Wohnungskatzen<br />

sehr schnell auf, weil <strong>der</strong><br />

Wassernapf ständig leer ist.<br />

<strong>RdT</strong>: Weist ein höheres Flüssigkeitsbedürfnis<br />

immer auf eine Störung <strong>der</strong> Nierenfunktion<br />

hin?<br />

Dr. Uwe Wagner: Ja, meistens. Doch<br />

auch an<strong>der</strong>e Erkrankungen, wie Entzündungen,<br />

Diabetes, Schilddrüsenleiden<br />

o<strong>der</strong> Tumore, können <strong>der</strong> Grund<br />

für eine übermäßige Wasseraufnahme<br />

sein. Katzen sind als Nachfahren <strong>der</strong><br />

Wüstenbewohner Harnkonzentrierer;<br />

sie haben im Gegensatz zu Hunden relativ<br />

große Nieren und kommen mit einer<br />

geringeren Flüssigkeitszufuhr aus.<br />

So ist übermäßiger Durst immer ein<br />

Warnzeichen, dem eine gründliche<br />

Untersuchung in <strong>der</strong> Tierarztpraxis folgen<br />

sollte.<br />

<strong>RdT</strong>: Großer Durst, übermäßiger Urinabsatz,<br />

Abmagerung, Bluthochdruck, entzündete<br />

Schleimhäute, auffällige Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />

-<br />

warum treten bei<br />

Nierenschwäche so<br />

viele Symptome<br />

auf?<br />

Dr. Wagner:<br />

Weil die Nieren<br />

entscheidende<br />

Aufgaben im Körper<br />

wahrnehmen.<br />

Geschädigte Nieren<br />

sind nicht<br />

mehr in <strong>der</strong> Lage,<br />

die Abfallprodukte<br />

des Stoffwech-<br />

sels aus dem Blut<br />

zu filtern. Was eigentlich<br />

mit dem<br />

Urin den Körper<br />

verlassen sollte,<br />

vergiftet nun den<br />

Verräterischer<br />

N IERENERKRANKUNGEN<br />

Organismus und führt zu verschiedenen<br />

Stoffwechselentgleisungen.<br />

Es kommt u.a. zu<br />

Anreicherungen von schädlichen<br />

Substanzen im Blut<br />

Störungen des<br />

Mineralstoffhaushalts<br />

Än<strong>der</strong>ungen<br />

des Wassergehalts<br />

im Körper<br />

Blutdruckproblemen<br />

und Blutarmut.<br />

<strong>RdT</strong>: Welche Aufgaben<br />

nehmen<br />

die beiden Filterorgane<br />

des Stoffwechsels<br />

wahr?<br />

Perserdame Fre<strong>der</strong>ike (10 J.) irrte auf einer Landstraße<br />

umher, bevor Tierfreunde sie entdeckten. Ihr Fell war in einem<br />

erbarmungswürdigen Zustand und sie war sehr abgemagert,<br />

als sie zu uns gebracht wurde. Die freundliche<br />

und sehr verschmuste Fre<strong>der</strong>ike leidet unter Spondylosen<br />

und unter einer Niereninsuffizienz und benötigt ein entsprechendes<br />

Nierendiätfutter. Kontakt Wau-Mau-Insel<br />

(Adresse S. 38).


Durst<br />

BEI K ATZEN RECHTZEITIG ERKENNEN<br />

Dr. Uwe Wagner: Wie schon erwähnt<br />

sind die Nieren dafür verantwortlich,<br />

den Körper von allem Überschüssigem<br />

zu befreien. Kleinste Funktions- und<br />

Struktureinheiten in den Nieren (Nephrone)<br />

sorgen dafür, dass die giftigen<br />

Stoffwechselprodukte - harnpflichtige<br />

Endprodukte des Eiweißstoffwechsels -<br />

das Blut verlassen und über den Harn<br />

ausgeschieden werden.<br />

Auf diese Weise werden <strong>der</strong> Säure-Basen-Haushalt<br />

und <strong>der</strong> Wasserhaushalt<br />

des Körpers konstant gehalten, unabhängig<br />

davon, wie viel die Katze getrunken,<br />

ob sie Trocken- o<strong>der</strong> Nassfutter<br />

gefressen o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s stark<br />

geschwitzt hat. Bei einer gestörten Nierenleistung<br />

kommt es entsprechend zu<br />

Elektrolytverschiebungen, Blutarmut<br />

(Anämie) und Bluthochdruck.<br />

<strong>RdT</strong>: Haben die Nieren einen so großen<br />

Einfluss auf den Blutdruck?<br />

Dr. Uwe Wagner: Ja, ganz entscheidend!<br />

Die Nieren kontrollieren einerseits<br />

den Blutdruck des gesamten Organismus;<br />

ein hormonelles Regulationssystem<br />

innerhalb <strong>der</strong> Nieren sorgt<br />

für einen konstanten, systemischen<br />

Blutdruck.<br />

Und an<strong>der</strong>erseits besitzen die Nieren<br />

ein autonomes Blutdrucksystem. Denn<br />

das Blut kann nur gereinigt werden,<br />

wenn es mit einem bestimmten Druck<br />

durch die feinen Gefäße gepumpt wird.<br />

Steigt o<strong>der</strong> fällt <strong>der</strong> Blutdruck, fließt zu<br />

viel o<strong>der</strong> zu wenig Blut durch die Nierengefäße.<br />

Folge: Entwe<strong>der</strong> werden<br />

die Filter überlastet, weil das Blut mit<br />

hohem Druck hindurchgepresst wird,<br />

o<strong>der</strong> das Blut wird nur unzureichend<br />

gefiltert, weil <strong>der</strong> Druck zu gering ist.<br />

INTERVIEW MIT DR. UWE WAGNER:<br />

Zur Anämie: Auch die Blutarmut ist eine<br />

Folge <strong>der</strong> eingeschränkten Nierenleistung.<br />

In den gesunden Nieren wird<br />

das Hormon Erythropoetin produziert,<br />

das die Bildung <strong>der</strong> roten Blutkörperchen<br />

im Knochenmark anregt.<br />

<strong>RdT</strong>: Sie haben zu Beginn erwähnt,<br />

dass bei Katzen erst im fortgeschrittenen<br />

Stadium einer chronischen Niereninsuffizienz<br />

Krankheitssymptome auftreten.<br />

Das macht die Erkrankung für<br />

Tierhalter so heimtückisch, weil sie sich<br />

lange im Glauben wähnen, dass ihre<br />

Katze gesund ist…<br />

Dr. Uwe Wagner: …ja, das ist sehr<br />

bedauerlich und macht die regelmäßige<br />

Vorsorgeuntersuchung umso wichtiger!<br />

Ab dem 7. Lebensjahr sollte ein-<br />

<br />

<br />

<br />

mal jährlich die Kontrolle des<br />

Blutdrucks, eine Blutuntersuchung und<br />

Harnanalyse durchgeführt und gegebenenfalls<br />

durch einen Ultraschall <strong>der</strong><br />

Nieren ergänzt werden.<br />

Im Blut werden die Konzentrationen<br />

von Harnstoff und Kreatinin<br />

bestimmt. Der Harnstoff ist ein<br />

Abbauprodukt des Eiweißstoffwechsels.<br />

Seine Konzentration im Serum steigt bei<br />

hoher Eiweißaufnahme - und bei einer<br />

gestörten Nierenfunktion. Parallel dazu<br />

wird Kreatinin bestimmt. Dieses Produkt<br />

aus dem Muskelstoffwechsel steigt<br />

erst an, wenn die Nieren zu mindestens<br />

50% geschädigt sind.<br />

Die Nieren haben eine hohe Kompensationsfähigkeit.<br />

Für ein normales Arbeiten<br />

<strong>der</strong> Organe sind nur 30% <strong>der</strong><br />

Nierenkapazität verantwortlich. So wird<br />

nachvollziehbar, dass beim Auftreten<br />

<strong>der</strong> ersten (drastischen) Krankheitssymptome<br />

oft schon bis zu 70% <strong>der</strong><br />

Nierenzellen funktionsuntüchtig geworden<br />

sind.<br />

Bei <strong>der</strong> Harnanalyse wird untersucht, ob<br />

DIE NIEREN ... filtern die schäd- BEI INSUFFIZIENZ:<br />

lichen Stoffwechselprodukte wie Harnstoff Vermehrter Durst,<br />

(Produkt des Eiweißstoffwechsels) und Kre- gesteigerter Urinabsatz,<br />

atinin (Produkt aus dem Muskelstoffwech- Erbrechen,<br />

sel) und scheiden sie über den Urin aus wechseln<strong>der</strong> o<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>-<br />

stabilisieren den Mineralstoffhaushalt ter Appetit,<br />

(Kalzium, Kalium, Phosphor, Natrium) Müdigkeit,<br />

produzieren das Hormon Erythropoetin glanzloses Fell,<br />

(regt das Knochenmark an, rote Blutkör- Durchfall,<br />

perchen zu bilden). Erythrozyten sind für Mundgeruch,<br />

den Sauerstofftransport zuständig<br />

Zahnfleischentzündung,<br />

produzieren das Blutdruck regulierende Austrocknung,<br />

Enzym Renin.<br />

<br />

Blutarmut.<br />

die Urinkonzentration verdünnt ist. Dieser<br />

Nachweis würde bedeuten, dass die<br />

Nieren die anfallenden Abfallstoffe nicht<br />

mehr ausreichend ausleiten können.<br />

<strong>RdT</strong>: Gibt es falsch positive Befunde,<br />

also eine Erhöhung <strong>der</strong> Blutwerte, ohne<br />

dass eine Nierenschwäche vorliegt?<br />

Dr. Uwe Wagner: Auch das kommt<br />

Suse (ca. 8-10 Jahre) lief einem Ehepaar zu, konnte dort aber nicht auf<br />

Dauer bleiben. Im Tierheim Elisabethenhof vermutete Katzenpflegerin<br />

Inge Reif anhand des struppigen Fells und dem erhöhten Urinabsatz<br />

sofort, dass Suse unter einer Störung <strong>der</strong> Nierenfunktion leiden musste.<br />

Die tierärztliche Untersuchung bestätigte den Verdacht und die Katze<br />

wird nun entsprechend therapiert. Tierheim Elisabethenhof<br />

(Adresse S. 38).<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

15


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

16<br />

Max (14 Jahre) ist ein ausgeglichener<br />

und netter Stubentiger, <strong>der</strong> als<br />

Fundkater zu uns gekommen ist. Lei<strong>der</strong><br />

wurde auch bei ihm eine Nierenschwäche<br />

festgestellt, für die er entsprechendes<br />

Futter bekommt. Wir<br />

suchen für Max ein Zuhause bei Katzenfreunden,<br />

die dem zutraulichen<br />

Kater im besten Alter ein schönes Zuhause<br />

bieten möchten. Kontakt Wau-<br />

Mau-Insel (Adresse S. 38).<br />

vor. Harnstoff und Kreatinin können<br />

kurzfristig durch folgende Umstände<br />

erhöht sein: Die Katze<br />

hat kurz vor <strong>der</strong> Blutabnahme eine<br />

Fleischmahlzeit zu sich genommen<br />

eine lange Fastenperiode hinter<br />

sich (durch den Abbau körpereigener<br />

Reserven entsteht Harnstoff)<br />

hat zu wenig getrunken und ist dehydriert.<br />

<strong>RdT</strong>: Welche Ereignisse führen dazu,<br />

dass die Nieren ihre Filterfunktion nicht<br />

mehr ausreichend wahrnehmen? Wel-<br />

Fundkatze Tequila (10) hat eine beson<strong>der</strong>e<br />

Eigenart: Sie sucht ihr Spiegelbild<br />

in den blanken Fliesen, legt<br />

den Kopf schräg und "redet" mit sich.<br />

So bezaubernd die Angewohnheit auf<br />

Außenstehende wirkt - für das Team<br />

<strong>der</strong> Arche ist klar, dass die sehr anhängliche<br />

und menschenbezogene<br />

Katze sich nach Nähe einer eigenen<br />

Bezugsperson sehnt. Tequila erhält Diätfutter,<br />

weil sie unter einer Niereninsuffizienz<br />

und vergrößerten Leber leidet.<br />

TH Arche Noah (Adresse S. 38).<br />

che Ursachen werden diskutiert?<br />

Dr. Uwe Wagner: Wir unterscheiden<br />

das akute Nierenversagen von <strong>der</strong><br />

chronischen, irreversiblen Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Nierenleistung über einen<br />

langen Zeitraum, <strong>der</strong> chronischen Insuffzienz.<br />

Akutes Nierenversagen wird durch<br />

"akute" Umstände ausgelöst: Die Aufnahme<br />

von Giftstoffen im Haushalt<br />

(z.B. Frostschutzmittel in Kühlerflüssigkeit<br />

des Autos) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Natur (z.B. Lilien),<br />

Blutverlust, Flüssigkeitsverlust bei<br />

Durchfall, Erbrechen, Verbrennungen,<br />

Kreislaufstörungen und Schock.<br />

Dieses "plötzliche Abschalten" <strong>der</strong> Nieren<br />

kann schnell tödlich enden! Die<br />

Symptome: U.a. vermin<strong>der</strong>ter bis fehlen<strong>der</strong><br />

Harnabsatz, Schmerzen beim<br />

Tasten des Bauchs, aufgekrümmter<br />

Rücken, Futterverweigerung, Erbrechen,<br />

Mundgeruch, Gleichgewichtsstörungen,<br />

vertiefte Atmung.<br />

Bei Verdacht auf akutes Nierenversagen<br />

sollte die Katze umgehend tiermedizinisch<br />

behandelt werden, das gilt<br />

auch für Zwischenfälle in den Nachstunden.<br />

In den meisten Städten gibt es<br />

Der Übergang zum Nierenversagen<br />

Ab einem gewissen Stadium <strong>der</strong> unbehandelten Niereninsuffzienz<br />

fallen Katzenhaltern Verän<strong>der</strong>ungen an ihrem<br />

Tier auf. Der Symptomenkomplex nimmt zu, je stärker <strong>der</strong><br />

Kreatininwert im Blut ansteigt (darum regelmäßiger Vorsorge-Check!).<br />

Jetzt kommt es zur Anreicherung harnpflichtiger<br />

Substanzen im Körper, die Mineralstoffe verschieben<br />

sich, das Säure-Basen-Gleichgewicht ist gestört.<br />

Lilien<br />

Nun werden die Schleimhäute von Maul, Magen und Darm<br />

angegriffen, was die Nahrungsaufnahme (neben <strong>der</strong> Appetitlosigkeit) zusätzlich<br />

erschwert. Der kleine Patient magert ab, erbricht häufig, frisst kaum noch,<br />

zieht sich aus seinem sozialen Umfeld zurück. Die Haut scheint am Körper zu<br />

kleben, das Fell wirkt struppig, obwohl sich die Trinkmange laufend erhöht.<br />

Die Nieren versagen, wenn die Katze, die eben noch Unmengen trank und Urin<br />

ausgeschieden hat, beides nicht mehr tut und völlig teilnahmslos wird. Doch<br />

auch in diesem kritischen Stadium kann durch dem Tier durch Infusionen und<br />

Medikamente u.U. noch geholfen werden.<br />

Vorsicht! Bei Aufnahme können Lilien zu Nierenschäden bei Katzen führen.<br />

inzwischen Tierkliniken, die einen 24stündigen<br />

Notdienst eingerichtet haben.<br />

Nehmen Sie dieses Angebot im<br />

Interesse Ihres <strong>Tiere</strong>s bitte wahr - die<br />

Nierenfunktion kann nur dann noch erhalten<br />

werden, wenn die Schädigung<br />

nicht zu weit fortgeschritten ist, also<br />

nicht zu viel Zeit verloren wurde.<br />

Für die chronische Niereninsuffzienz,<br />

die sich unbehandelt auch als Krise wie<br />

ein akutes Versagen darstellen kann,<br />

werden verschiedene Ursachen in Betracht<br />

gezogen: Einmal die altersbedingte<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Nierenfunktion,<br />

dann bakterielle und virale<br />

Infektionen, Tumore, Nierenzysten, Ernährungsfehler,<br />

Störungen des Immunsystems<br />

und genetische Faktoren. Bestimmte<br />

Rassen, wie Maine Coon,<br />

Abessinier o<strong>der</strong> Siamesen, scheinen<br />

häufiger an Nierenerkrankungen zu<br />

leiden als Hauskatzen.<br />

<strong>RdT</strong>: Ernährungsfehler können also<br />

auch eine Ursache für eine Nierenerkrankung<br />

sein?<br />

Dr. Uwe Wagner: Ja, das ist bekannt.<br />

Falsche (unausgewogene) Ernährung<br />

ist ein wesentlicher Faktor bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

von Niereninsuffizienz. Zu viel<br />

und vor allem schlecht verdauliches Eiweiß<br />

(z.B. Sojaeiweiß) belastet die Katzennieren,<br />

ebenso eine sehr salz- und<br />

phosphatreiche Kost.<br />

<strong>RdT</strong>: Dann müsste es bei einer Nierendiät<br />

vorrangig um die Reduzierung von<br />

Eiweiß gehen…<br />

Dr. Uwe Wagner: …damit die Nieren<br />

weniger Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels<br />

(Harnstoff) ausscheiden<br />

müssen. Genau, das ist <strong>der</strong> entscheidende<br />

Punkt.<br />

Je mehr Eiweiß die Katze aufnimmt, desto<br />

mehr Harnstoff wird gebildet und<br />

überfor<strong>der</strong>t die (vorgeschädigten) Nieren.<br />

Deshalb enthält eine spezielle Nierendiät<br />

weniger, dafür aber sehr hochwertiges<br />

Eiweiß, das im Körper gut<br />

abgebaut werden kann. Außerdem


sind bei allen Nierendiäten Salz- und<br />

Phosphatgehalt reduziert. Welches Diätfutter<br />

für welches Stadium <strong>der</strong> Nierenerkrankung<br />

richtig ist, erfahren Sie<br />

bei Ihren behandelnden Tierärzten.<br />

Greifen Sie bitte nicht eigenmächtig auf<br />

"Nierendiäten" aus dem Handel zurück;<br />

sie können ja gar nicht auf das individuelle<br />

Krankheitsbild des jeweiligen<br />

<strong>Tiere</strong>s zugeschnitten sein.<br />

<strong>RdT</strong>:: Auf welchen Schwerpunkten - außer<br />

dem eiweißärmeren Diätfutter - basiert<br />

die Behandlung noch?<br />

Dr. Uwe Wagner: Grundsätzlich gilt:<br />

Für eine Niereninsuffzienz gibt es zwar<br />

keine Heilung, aber die große Chance,<br />

die Erkrankung noch viele Jahre unter<br />

Kontrolle zu halten. Dies gelingt durch<br />

die maßgeschnei<strong>der</strong>te Nierendiät, die<br />

die restlichen, noch funktionstüchtigen<br />

Nierenzellen entlastet. Und durch Medikamente<br />

(für die Senkung des Blutdrucks<br />

und die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Blutbildung),<br />

Vitamine und Mineralstoffe und<br />

gegebenenfalls Infusionen.<br />

<strong>RdT</strong>: Sollen die Infusionen, ähnlich wie<br />

die Dialyse beim Menschen, das Blut<br />

reinigen?<br />

Dr. Uwe Wagner: Das ist das Ziel:<br />

Man versucht, durch regelmäßige<br />

(manchmal sogar tägliche) Infusionen<br />

die Giftstoffe aus dem Blut zu schwemmen.<br />

Viele<br />

Katzenbesitzer<br />

haben es<br />

im Laufe <strong>der</strong><br />

Erkrankung<br />

ihres <strong>Tiere</strong>s<br />

gelernt, die<br />

lebenswich-<br />

tigen Infusionen zu Hause durchzuführen.<br />

Für die Katze ist das natürlich<br />

stressfreier als in <strong>der</strong> Tierarztpraxis,<br />

denn auch bei Nierenschwäche gilt wie<br />

allen an<strong>der</strong>en Erkrankungen: Jede Belastung<br />

und zusätzliche Aufregung<br />

(Trennung von Bezugspersonen, Abgabe<br />

ins Tierheim etc.) kann den Gesundheitszustand<br />

verschlechtern.<br />

Interview: Claudia Lotz<br />

Anzeige<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

18<br />

E UROPA<br />

STIERKÄMPFE IN KATALONIEN VOR DEM AUS?<br />

PARLAMENT ... UNTERLAUFEN ENTSCHEIDET DEN TIERSCHUTZ<br />

ÜBER ENDE DER GRAUSAMEN TRADITION<br />

Nach <strong>der</strong> Annahme<br />

eines Volksbegehrens<br />

Ende 2009<br />

entscheiden die<br />

Abgeordneten Kataloniensvoraussichtlich<br />

noch in<br />

diesem Sommer<br />

über ein Verbot des<br />

Stierkampfes in<br />

<strong>der</strong> nordöstlichen<br />

Region Spaniens.<br />

Mit 67 zu 59 Stimmen bei drei Enthaltungen<br />

stimmten die Abgeordneten des<br />

katalanischen Regionalparlamentes in<br />

Barcelona am 18. Dezember 2009 für<br />

die Annahme eines Volksbegehrens,<br />

das ein gesetzliches Verbot des Stierkampfes<br />

verlangt. Über 180.000 Bürgerinnen<br />

und Bürger Kataloniens (notwendig<br />

waren 50.000) unterzeichneten<br />

die Volksgesetzinitiative "Plataforma<br />

Prou" ("Genug ist genug"), die eine Än<strong>der</strong>ung<br />

des katalanischen Tierschutzgesetzes<br />

for<strong>der</strong>t. Zwar schützt das bestehende<br />

Gesetz <strong>Tiere</strong> vor Gewalt und<br />

<strong>Missbrauch</strong>, allerdings gilt für Stiere<br />

und Pferde in <strong>der</strong> Corrida eine Ausnahmeregelung.<br />

Für ein endgültiges Verbot des Stierkampfes<br />

muss die Petition von den Par-<br />

lamentsausschüssen in einen entsprechenden<br />

Gesetzentwurf umformuliert<br />

werden, <strong>der</strong> den Abgeordneten dann<br />

noch einmal zur Abstimmung vorgelegt<br />

wird. Die Entscheidung über das<br />

Verbotsgesetz soll in den kommenden<br />

Wochen fallen.<br />

Katalonien ist die wirtschaftlich stärkste<br />

Region Spaniens und zählt 7,4 Millionen<br />

Einwohner. Die Bedeutung des<br />

Stierkampfes ist hier in den vergangenen<br />

Jahrzehnten erheblich gesunken.<br />

Lediglich eine kleine Min<strong>der</strong>heit will<br />

weiterhin unbeirrt an <strong>der</strong> tierquälerischen<br />

und unmenschlichen Tradition<br />

festhalten. Auf breite Unterstützung<br />

stößt die Anti-Stierkampf-Initiative bei<br />

den katalanischen Nationalisten, die<br />

den Stierkampf als "spanischen Import"<br />

und "Tierquälerei" ablehnen.<br />

Gegenwind erhält die Kampagne von<br />

den "spanientreuen" Sozialisten und<br />

<strong>der</strong> "Plattform für die Weiterführung <strong>der</strong><br />

Fiesta", die ein Verbot mit allen Mitteln<br />

abwenden wollen. Sie for<strong>der</strong>n die Einführung<br />

einer schonen<strong>der</strong>en Variante<br />

<strong>der</strong> Corrida, die letztlich jedoch auch<br />

den Tod des Stieres zur Folge hat. Nach<br />

ihren Vorschlägen soll die Leidenszeit<br />

<strong>der</strong> Stiere verkürzt werden, und das Publikum<br />

mehr Möglichkeiten erhalten,<br />

den Stier zu begnadigen. Darüber hinaus<br />

sollen sterbende Stiere künftig mit<br />

einem Stromstoss statt mit einem Dolch<br />

getötet werden. Ferner soll <strong>der</strong> Torero<br />

nur eine begrenzte Zahl von Versuchen<br />

erhalten, dem Stier den Todesstoss zu<br />

versetzen.<br />

Hintergründe zum Stierkampf<br />

Jährlich werden in Spaniens Arenen 40.000 Stiere qualvoll getötet, 100<br />

Stiere in Katalonien. Weltweit kommen jedes Jahr etwa 200 Pferde bei<br />

Corridas ums Leben.<br />

Die große Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Bevölkerung lehnt den Stierkampf<br />

ab. Doch obwohl <strong>der</strong> Stierkampf in den meisten EU-Län<strong>der</strong>n verboten ist,<br />

zahlt die Europäische Union jährlich über 30 Millionen Euro an Subventionen<br />

an die spanische Stierkampfindustrie.<br />

Ein gesetzliches Verbot des Stierkampfes in Katalonien hätte eine nicht zu<br />

unterschätzende Signalwirkung auf an<strong>der</strong>e Stierkampfnationen und<br />

könnte den Anfang vom Ende dieses primitiven und blutigen Spektakels<br />

markieren.<br />

Anti-Stierkampf-Demo in Barcelona Text: Mike Ruckelshaus


Titeltierstory <strong>RdT</strong> 1/<strong>2010</strong><br />

Zu Besuch im hessischen Waldsolms<br />

So ging es weiter<br />

mit Franja!<br />

"Ja, so kann man das Gefühl wohl ausdrücken", sagt er<br />

nachdenklich, "es war nicht nur Zuneigung, son<strong>der</strong>n Liebe,<br />

die ich empfand, als ich die Augen dieses Hundes sah."<br />

Allerdings sind die bmt-Mitglie<strong>der</strong> Heike und Kai-Uwe Jaksch<br />

nicht die einzigen Interessenten für das Hundemädchen aus<br />

Rumänien. Ihr Schicksal - mit<br />

wenigen Wochen von Hundefängern<br />

aufgegriffen, dabei so<br />

schwer verletzt, dass später ein<br />

Vor<strong>der</strong>lauf amputiert werden<br />

musste, die lange Genesungszeit<br />

nach <strong>der</strong> Operation, ihre<br />

zurückkehrende Lebensfreude<br />

- hatte sehr viele Leser des <strong>RdT</strong><br />

1/<strong>2010</strong> berührt. Noch Wochen<br />

nach Erscheinen des Magazins<br />

boten zahlreiche Tierfreunde<br />

dem Landesverband Bayern<br />

an, Franja bei sich aufzunehmen.<br />

Doch die Wahl war bereits auf<br />

das Ehepaar Jaksch aus <strong>der</strong><br />

hessischen Gemeinde Waldsolms<br />

gefallen - eine Entscheidung, die auch noch ein weiteres<br />

Lebewesen direkt betreffen sollte…Denn die Eltern von<br />

Heike Jaksch hatten vor Jahren einen Rumänen aus dem<br />

Tierheim Elisabethenhof adoptiert. Und obwohl Ernie von <strong>der</strong><br />

Ersthündin im Haus freundlich aufgenommen wurde, hatte<br />

er es nie<br />

ganz geschafft,<br />

seine<br />

Ängstlichkeitabzulegen.<br />

"Franja hat<br />

alle und<br />

G LÜCKLICH VERMITTELT<br />

"Wir kriegen Nachwuchs auf drei Beinen", hatte Kai-Uwe Jaksch vor Wochen zu seinen Schwiegereltern<br />

gesagt und muss noch heute über die erstaunten Reaktionen <strong>der</strong> Familie lächeln. Der Unternehmer hatte<br />

Franja auf dem Titel <strong>der</strong> letzten bmt-Zeitschrift gesehen - und sich "unsterblich verliebt."<br />

Franja hat endlich eine eigene Familie!<br />

Ehepaar Jaksch und Mike Ruckelshaus<br />

alles verän<strong>der</strong>t", sagt Heike Jaksch staunend. Der Rüde Ernie<br />

beginnt von Franjas Unerschrockenheit zu profitieren, ihrem<br />

Urvertrauen in das Gute, das sie schließlich von Rumänien<br />

bis in diese Familie gebracht hat. Aber auch Kin<strong>der</strong>, die bis<br />

dato für ihre Furcht vor Hunden bekannt waren, verlieren im<br />

Umgang mit <strong>der</strong> Hündin ihre Scheu und suchen immer öfter<br />

ihre Nähe (s. kl. Bild).<br />

Das Ehepaar achtet sehr<br />

darauf, dass die ca. sieben<br />

Monate alte Hündin sich<br />

körperlich nicht überfor<strong>der</strong>t.<br />

Hundeschule und<br />

Hundephysiotherapie mit<br />

Massagen und Muskeltraining<br />

stehen für Franja auf<br />

dem Stundenplan <strong>der</strong><br />

nächsten Wochen - und für<br />

das Ehepaar die letzten<br />

Umbaumaßnahmen, die<br />

dem Handicap <strong>der</strong> Hündin<br />

geschuldet sind. So soll die<br />

Mauer um die Terrasse etwas<br />

abgetragen werden,<br />

damit Franja ungehin<strong>der</strong>t<br />

in den umzäunten Garten gelangen kann und vor die Treppen<br />

im Haus noch kleine Gitter (wie zur Kin<strong>der</strong>sicherung) gesetzt<br />

werden.<br />

Vorbei sind die ersten Tage <strong>der</strong> Ankunft, als Franja noch unsicher<br />

kaum für Spaziergänge das Haus verlassen mochte.<br />

Inzwischen steht sie mit <strong>der</strong> Leine vor <strong>der</strong> Tür und kann es<br />

kaum erwarten, ihre vielen Freunde draußen zu treffen.<br />

"Franja ist ein Phänomen", sagen die glücklichen Hundebesitzer.<br />

"Ob Familie, Freunde, Nachbarn, Spaziergänger o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Hunde - alle mögen sie." Und nur so ist zu erklären,<br />

dass Heike und Kai-Uwe Jaksch Franja aufnahmen, obwohl<br />

die erklärten Katzenliebhaber eigentlich gar nicht an die Haltung<br />

eines Hundes gedacht hatten. "Aber mit Franja", sagt <strong>der</strong><br />

Unternehmer, "war eben alles an<strong>der</strong>s!"<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

19


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

20<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

Und diese<br />

Mittel heißen:Scharfer<br />

Protest<br />

bei rumänischenEntscheidungsträgern<br />

- vom<br />

Abgeordneten in <strong>der</strong> Hauptstadt Bukarest<br />

bis zu Parlamentariern in Berlin,<br />

Verstärkung <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

vor Ort und Fortführung <strong>der</strong> Kastrationsprojekte<br />

neben <strong>der</strong> seit Jahren bewährten<br />

Unterstützung des Tierheims<br />

in Brasov.<br />

"Die rumänischen Politiker", hat Petra<br />

Zipp beobachtet, "fürchten die (internationale)<br />

Aufmerksamkeit hinsichtlich<br />

ihres nicht gelösten Straßenhundpro-<br />

DIE ZUKUNFT DER STR<br />

P ETRA Z IPP (bmt): "ABER JETZT KÄM<br />

Tötung <strong>der</strong> Straßenhunde o<strong>der</strong> Kastration<br />

als humane und dauerhafte Lösung? Diese<br />

Diskussion beschäftigt die Regierung in<br />

Bukarest seit Jahren. Mal scheinen sich<br />

die Befürworter von Radikalmaßnahmen<br />

wie <strong>der</strong> flächendeckenden Ermordung <strong>der</strong><br />

Straßentiere durchzusetzen, mal die tierschutzkonformeren<br />

Politiker.<br />

Im Mai wurde die Debatte durch den Präfekten<br />

von Bukarest neu angeheizt: Er Protest von Schülern vor den Verschlägen <strong>der</strong> Tötungsstation.<br />

hatte öffentlich die Tötung <strong>der</strong> Straßenhunde<br />

im gesamten Land verlangt. Petra<br />

Zipp, die seit mehr als 12 Jahren den Auslandstierschutz<br />

des bmt koordiniert, sagt: "Jetzt erst recht! Nun kämpfen<br />

wir mit unseren Mitteln für die Straßentiere!"<br />

blems. Immer wie<strong>der</strong> haben<br />

sie <strong>der</strong> Bevölkerung eine<br />

Verbesserung für die Lebenssituation<br />

<strong>der</strong> Straßentiere<br />

versprochen, dann die<br />

Hoffnungen auf ein tierschutzgerechtes<br />

Vorgehen wie<strong>der</strong> zunichte<br />

gemacht und groß angelegte<br />

Tötungsaktionen propagiert.<br />

Mittlerweile glauben die Bürger ihren<br />

Volksvertretern kaum noch, so geben<br />

unsere Partner in Brasov das augenblickliche<br />

Stimmungsbild in Rumänien<br />

wie<strong>der</strong>."<br />

Umso wichtiger, dass bei allen politischen<br />

Unabwägbarkeiten in dem osteuropäischen<br />

EU-Mitgliedsstaat <strong>der</strong><br />

bmt bei seiner klaren Linie bleibt. "Wir<br />

finanzieren mit Hilfe unserer großartigen<br />

För<strong>der</strong>er (s. Kasten) Kastrationsprojekte<br />

in den Gemeinden, die inhaltlich<br />

hinter dem Ansatz stehen", so die<br />

stellvertretende bmt-Vorsitzende. Bei<br />

diesen Einsätzen werden nicht nur Straßenhunde<br />

kastriert, son<strong>der</strong>n auch wild<br />

lebende Katzen und die Heimtiere <strong>der</strong><br />

Besitzer. Das ist deswegen so wichtig,<br />

weil viele rumänische Haustierhalter ihre<br />

Hunde unbeaufsichtigt herumlaufen<br />

lassen.<br />

Neben <strong>der</strong> bewährten Tierschutzarbeit<br />

Rumänische Schüler machen sich für Straßenhunde stark.<br />

in Brasov -<br />

Mitfinanzierung des Tierheimunterhalts<br />

zur Versorgung und medizinischen Betreuung<br />

<strong>der</strong> Hunde, Aufnahme von<br />

Vermittlungshunden in den bmt-Tierheimen<br />

- baut die Auslandstierschutzkoordinatorin<br />

den Tierschutzunterricht<br />

an rumänischen Schulen auf. Die Finanzierung<br />

des jungen tierschutzbegeisterten<br />

Lehrers in Brasov hat <strong>der</strong><br />

Landesverband Hessen übernommen.<br />

"Für Rumänien gilt dasselbe wie für<br />

Deutschland", sagt Geschäftsstellenleiter<br />

Mike Ruckelshaus. "Wenn Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche früh an <strong>Tiere</strong>, ihre natürlichen<br />

Bedürfnisse und Ansprüche<br />

an artgerechte Haltungsbedingungen<br />

herangeführt werden, können wir erwarten,<br />

dass diese aufgeklärten, infor-


ASSENHUNDE BLEIBT OFFEN!<br />

PFEN WIR AN ALLEN FRONTEN FÜR DIE T IERE!"<br />

Getötete Straßenhunde<br />

mierten Schüler sensibel mit <strong>Tiere</strong>n<br />

umgehen werden und ihnen Respekt<br />

ent<strong>gegen</strong>bringen." Und<br />

das heißt im Umkehrschluss<br />

auch, dass sie versuchen<br />

werden, Leid von <strong>Tiere</strong>n<br />

abzuwenden, wo immer<br />

es ihnen möglich ist.<br />

Und so kam es zum ersten<br />

Mal seit Bestehen <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

in Brasov dazu,<br />

dass Jugendliche sich<br />

schützend vor die Straßenhunde<br />

stellten. Die Mädchen und Jungen<br />

hatten Futter für die gefangenen<br />

Vierbeiner gesammelt und unter Anleitung<br />

ihres Lehrers Gespräche mit den<br />

Mitarbeitern <strong>der</strong> Anlage geführt.<br />

Eine ähnlich wirksame Öffentlichkeitsaktion<br />

startete das vom bmt unterstützte<br />

Tierheim in Brasov: Vier Wochen<br />

lang hatte Cristina Lapis ein Infozelt im<br />

Park <strong>der</strong> Innenstadt aufgebaut, um die<br />

SO HELFEN SIE DEN RUMÄNI-<br />

SCHEN STRAßENTIEREN:<br />

Wenn Sie helfen möchten, freuen<br />

wir uns sehr. Jede Spende ist wichtig<br />

und sei sie noch so klein. Die Kastration<br />

von Rüden kostet 15 Euro in<br />

Rumänien, die einer Hündin 25 Euro.<br />

Mit einer Patenschaft (ab 15 Euro)<br />

sichern Sie das Überleben eines<br />

rumänischen Straßenhundes im<br />

Tierheim.<br />

Bevölkerung über die dringende Notwendigkeit<br />

von Kastrationen aufzuklären.<br />

"Das Elend <strong>der</strong> Hunde und Katzen",<br />

so die Vorsitzende von "millions of<br />

friends" zu ihren Landsleuten, "wird niemals<br />

ein Ende haben, wenn wir keine flächendeckenden<br />

Kastrationen durchführen.<br />

Unterstützt uns bitte dabei!"<br />

Jeden Tag brachten Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

städtischen Hundeanlage Stupini zwei<br />

Vermittlungshunde mit. Alle gezeigten<br />

Vierbeiner fanden auf diesem Weg ein<br />

neues Zuhause. Noch vor Jahren wäre<br />

so eine gemeinsame Aktion undenkbar<br />

gewesen: Da durften Tierschützer keinen<br />

Fuß in die berüchtigte Tötungsstation<br />

setzen und mussten schweren<br />

Herzens hinnehmen, dass die gefangenen<br />

Hunde regelmäßig auf grau-<br />

WIR BEDANKEN UNS IM NAMEN DER TIERE!<br />

B RASOV<br />

Spendenkonto Ausland: Stichwort: “Rumänien”<br />

Frankfurter Sparkasse, Konto 847 275, BLZ 500 502 01<br />

IBAN: DE79 5005 0201 0000 8472 75<br />

SWIFT-BIC.: HELADEF1822<br />

samste Art umgebracht wurden.<br />

"Auch für unsere Tierschutzarbeit gilt<br />

das!", appelliert Petra Zipp an alle Tierfreunde.<br />

"Wir können in Rumänien nur<br />

gemeinsam Straßentieren helfen. Der<br />

bmt kann die Kosten für die dringenden<br />

Kastrationsprojekte nicht alleine<br />

schultern. Ich bitte Sie inständig, unsere<br />

Maßnahmen für Straßentiere zu<br />

unterstützen, nur so kann <strong>der</strong> Kreislauf<br />

aus Trächtigkeit, Geburten und<br />

erneuten Trächtigkeiten unterbrochen<br />

werden."<br />

Vor wenigen Tagen hat <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

von Bukarest eine Umfrage ins<br />

Netz gestellt: Sind Sie für o<strong>der</strong> <strong>gegen</strong><br />

Kastrationen <strong>der</strong> Straßenhunde? fragt<br />

er seine Landsleute. Hoffen wir, dass<br />

ein klares Votum für die Vierbeiner dabei<br />

herauskommt!<br />

Text: Claudia Lotz; Fotos: Petra Zipp<br />

Tierschutz-Stiftungen ermöglichen in großem Umfang<br />

den bmt-Auslandstierschutz in Rumänien<br />

Die "Stiftung für <strong>Tiere</strong>" (Dr. Hermann J. Marx in Vallendar) hat mit ihrer großen<br />

Spende im vergangenen Jahr die Anschaffung von Tierarztraumausstattung,<br />

Instrumenten und Medikamenten für Kastrationen und an<strong>der</strong>e Operationen im<br />

Tierheim Brasov ermöglicht - herzlichen Dank dafür!<br />

Den Unterhalt des Tierheims in Suceava finanzieren u.a. die Bernd-Stephan-<br />

Stiftung (Bernd Stephan, Schatzmeister des bmt, Bad Homburg) und die Stif-<br />

Kastrierte Katzen<br />

tung "Würde und Recht des <strong>Tiere</strong>s" (München). Mehr über die engagierte<br />

Tierschutzarbeit einer deutschen Ärztin in <strong>der</strong> kleinen rumänischen Stadt lesen Sie im kommenden <strong>RdT</strong>. Ohne die<br />

Unterstützung <strong>der</strong> drei Tierschutz-Stiftungen könnte <strong>der</strong> bmt seine Hilfe in Rumänien nicht in dieser Form leisten.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

21


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

22<br />

Noch heute, nach immerhin einem<br />

Jahrzehnt, fürchtet <strong>der</strong> Staffordshire<br />

Terrier einen bestimmten Typus Mann,<br />

<strong>der</strong> ihn an seine südländischen ehemaligen<br />

Besitzer erinnert. Würde sich<br />

Oskar eigenständig ein Zuhause wählen<br />

können, dann lieber bei Frauen,<br />

die ihm hoffentlich das ent<strong>gegen</strong>bringen,<br />

was Vertreter seiner verunglimpf-<br />

ten Rasse sich sehnlich wünschen und<br />

so selten bekommen: Ehrliche Zuneigung<br />

und jede Menge Körperkontakt.<br />

"Wer einen Staff aufnimmt", sagt Tierheimleiter<br />

Bernd Schinzel, "schätzt an<br />

den Hunden beson<strong>der</strong>s ihre ausgeprägte<br />

Hinwendung zum Menschen,<br />

ihre Anhänglich- und Freundlichkeit.<br />

Wie tragisch, dass gerade diese<br />

Rasse wie kaum eine an<strong>der</strong>e miss-<br />

braucht und missverstanden wird."<br />

Seit Januar vergangenen Jahres werden,<br />

nach einem Beschluss des Deutschen<br />

Städtetages von 2008, die Besitzer<br />

von "Paragraph 3-Hunden" verstärkt<br />

kontrolliert. Zu dieser Kategorie gehören<br />

laut Hundeverordnung von Nordrhein-Westfalen<br />

u.a. <strong>der</strong> American<br />

Staffordshire Terrier, Pitbull Terrier, Staffordshire<br />

Bullterrier,<br />

Bullterrier, Dogo Argentino<br />

und die Bordeaux<br />

Dogge.<br />

Und entsprechend<br />

schnell ist daraufhin die<br />

Zahl von "Listenhunden"<br />

im ohnehin ausgelasteten<br />

Tierheim<br />

Köln-Dellbrück angestiegen:<br />

Denn nicht alle<br />

von Ordnungsämtern<br />

und Polizei überprüften<br />

Hundebesitzer können<br />

die gefor<strong>der</strong>ten Unterlagen vorweisen.<br />

Sie müssen hinnehmen, dass ihre Vierbeiner<br />

augenblicklich sichergestellt und<br />

ins Tierheim gebracht werden.<br />

Die Haltergenehmigung mit Sachkundenachweis<br />

muss auf einer laminierten<br />

Karte vermerkt sein und bei jedem<br />

Hundespaziergang mit geführt werden.<br />

Wer die Dokumente nur zu Hause vergessen<br />

hat, kann sein Tier durch Vor-<br />

Bernd Schinzel über Schicksale im<br />

Oskar hatte am 26. Juni <strong>2010</strong> sein großes Jubiläum: Auf den<br />

Tag genau sitzt <strong>der</strong> 11jährige Staffordshire Terrier zehn Jahre<br />

hinter Gitter. Sein Vergehen: Er gehört zu den so genannten Pa-<br />

Oskar<br />

ragraph 3-Hunden, die wie in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n mit Landeshundeverordnungen<br />

nur mit Auflagen zu vermitteln sind.<br />

Sein erstes Lebensjahr hat Oskar außerhalb des Tierheims<br />

verbracht - und diese Zeit war die schlimmste seines Lebens: Zwei junge Männer hatten den jungen Rüden<br />

für Hundekämpfe angeschafft und stellten im Laufe seiner Entwicklung fest, dass <strong>der</strong> ruhige zurückhaltende<br />

Hund dafür völlig ungeeignet war. Als sie den knapp Einjährigen schließlich in einen Kampf zwangen,<br />

wurde Oskar von seinem Gegner fast getötet und kam mit schwersten Verletzungen nach Köln-Dellbrück.<br />

Kimba<br />

Bernd Schinzel mit <strong>der</strong> anhänglichen Staffhündin<br />

Warum Nuri nirgends<br />

und Adam lieber Welpe<br />

zeigen <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Haltergenehmigung<br />

wie<strong>der</strong> "auslösen". Doch <strong>der</strong><br />

weitaus größere Teil <strong>der</strong> aufgefallenen<br />

Hundehalter besitzt keinerlei Nachweise,<br />

die ihn zum Halten eines "Anlage-Hundes"<br />

berechtigen.<br />

Und dann gibt es noch eine dritte Klientel,<br />

die den Auflagen <strong>der</strong> Stadt völlig<br />

verständnislos <strong>gegen</strong>über steht. So gehörte<br />

die Staffhündin Kimba einem<br />

älteren Mann, <strong>der</strong> bei einer Polizeikontrolle<br />

die benötigten Dokumente nicht<br />

vorweisen konnte und auch später nicht<br />

erbringen wollte, weil er den Sachkundenachweis<br />

für absurd hielt. Seine Weigerung<br />

indes schadete nur dem Hund:<br />

Nach fast zehnjährigem Zusammenleben<br />

akzeptierte <strong>der</strong> Kölner ohne erkennbare<br />

Regung die gesetzlich erzwungene<br />

Trennung von seiner Hündin.<br />

Kimba, sehr sozialverträglich mit<br />

Artgenossen und anhänglich Menschen<br />

<strong>gegen</strong>über, leidet bis heute unter<br />

dem Verlust ihrer Bezugsperson.<br />

Von Januar bis Dezember 2009 nahm<br />

das Tierheim Köln-Dellbrück allein 63<br />

"Paragraph 3-Hunde" auf. 41 waren<br />

vom Ordnungsamt sichergestellt worden,<br />

weil die Besitzer keine Haltergenehmigung<br />

vorweisen konnten, zwölf<br />

gefunden und zehn abgegeben worden.<br />

Elf Hundehalter reichten die benötigten<br />

Unterlagen nach und konnten<br />

ihre Vierbeiner wie<strong>der</strong> mitnehmen.


Tierheim<br />

TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

ohne ihr Kissen hingeht<br />

bleiben würde<br />

Und was ist mit den Hunden, die zurückbleiben? Sie akklimatisieren<br />

sich, je nach Alter, Temperament, Wesen, Bindung an<br />

ihre ehemaligen Menschen, mehr o<strong>der</strong> weniger schnell im<br />

Tierheim. Einige haben aufgrund ihres freundlichen Verhaltens<br />

im Zwinger eine bessere Vermittlungschance als ihre Kollegen,<br />

die Interessenten durch Bellen o<strong>der</strong> scheinbar aggressives<br />

Nachvornegehen an das Gitter verschrecken.<br />

Die Stadt Köln zahlt für die beschlagnahmten Hunde acht Euro<br />

täglich, zusätzlich Impfung, Kastration und medizinische Behandlung.<br />

Allerdings nur für zwei Jahre, danach muss das Tierheim<br />

für alle anfallenden Kosten aufkommen. "Natürlich<br />

schläfern wir keinen Hund ein, nur weil sein Unterhalt nicht<br />

mehr gesichert ist", sagt Bernd Schinzel. "Wir machen jedem<br />

Tier bei uns das Leben so lebenswert wie möglich."<br />

Doch trotz Freilauf mit Artgenossen, Gemeinschaftszwingern,<br />

Decken, Körbchen und vertrauten Gassigängern kann das<br />

Tierheim niemals ein eigenes Zuhause ersetzen. Und das gilt<br />

für solche Hunde umso<br />

mehr, die sich zwangsweise<br />

aus liebevoll gewachsenen<br />

Bindungen mit ihren Menschen<br />

lösen mussten. Wie<br />

Nuri.<br />

Die letzte Erinnerung an ihr<br />

bisheriges glückliches Leben<br />

in einer hessischen Familie<br />

mit Kin<strong>der</strong>n und mehreren<br />

<strong>Tiere</strong>n ist ein Kissen.<br />

Nuri: vom Ordnungsamt eingezogen<br />

Nuri


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

24<br />

TH KÖLN<br />

Das hat ihr die untröstliche Familie mit<br />

auf den Weg gegeben, als das Ordnungsamt<br />

die Kangalhündin einzog.<br />

Der Grund für die Sicherstellung war<br />

eine entschuldbare menschliche Nachlässigkeit<br />

mit horrenden Konsequenzen:<br />

Pfingsten hatte <strong>der</strong> kurzfristig beaufsichtigende<br />

Großvater das Gartentor<br />

offen gelassen; in diesem Moment<br />

kam ein Nachbarshund, <strong>der</strong> eine offene<br />

Feindschaft mit <strong>der</strong> Hündin pflegte,<br />

und Nuri nutzte die Gelegenheit…<br />

Auf die tödliche? Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

folgten Anzeige, Fortnahme des <strong>Tiere</strong>s,<br />

Quarantäne im Tierheim Rüsselheim<br />

und die Übersiedelung nach Köln-Dellbrück.<br />

In Nordrhein-Westfalen sind die<br />

Chancen für eine Vermittlung von Kangals<br />

besser als im <strong>Bund</strong>esland Hessen,<br />

das die Herdenschutzhunde als Paragraph<br />

3-Hunde führt.<br />

"Die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wesensteste<br />

sind für jeden Hund hoch", sagt Bernd<br />

Schinzel, "aber beson<strong>der</strong>s für Kangals<br />

mit ihrem ausgeprägten Schutztrieb<br />

Rhea: Bullterrier-Hündin. Sie wurde gefunden<br />

und auf ca. 6-8 Jahre geschätzt.<br />

Rhea ist sehr sozialverträglich und hat<br />

gerade eine OP überstanden. Ihre Augenli<strong>der</strong><br />

waren nach innen gedreht.<br />

Rhea<br />

Welpe Adam<br />

und Territorialverhalten."<br />

Und dennoch<br />

bestand Nuri<br />

den Verhaltenstest<br />

in Hessen mit Bravour, erhielt die<br />

Maulkorbbefreiung und lebte bis zum<br />

Unglückstag harmonisch mit Eltern,<br />

Kin<strong>der</strong>n, Großeltern, zwei Hunden und<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n zusammen.<br />

In einem Sachverständigen-Gutachten<br />

wird noch einmal näher auf Nuris vorbildliche<br />

Leistungen im Wesenstest eingegangen.<br />

"Diese Geschichte ist richtig<br />

tragisch", sagt Bernd Schinzel<br />

bedrückt. Der Tierheimleiter wird täglich<br />

mit Notfällen und Tierschutzproblemen<br />

konfrontiert, aber die bitteren<br />

Tränen <strong>der</strong> Familie beim behördlich erzwungenen<br />

Abschied von ihrer geliebten<br />

Hündin kann er nicht vergessen -<br />

ebenso wenig wie ihm die Trauer des<br />

imposanten <strong>Tiere</strong>s entgeht.<br />

Um Nuri die Eingewöhnung im Tierheim<br />

zu erleichtern, hat ihr das Team<br />

den elf Monate alten Kangalrüden<br />

Samson in den Zwinger gesetzt - auch<br />

er von einer jungen Türkin aus ihrer<br />

Heimat mitgebracht, "weil er so süß<br />

war". Als sie den pubertierenden Her-<br />

Rina: Die Belletristik-Autorin Charlotte<br />

Link recherchierte in einem Tierheim<br />

Bosnien für ein Buch.<br />

Die Verhältnisse dort waren so katastrophal,<br />

dass sie mit Unterstützern 40<br />

Hunde nach Deutschland brachte.<br />

Unter ihnen die sehr verträgliche Rina,<br />

die ihren schwer verletzten Vor<strong>der</strong>lauf<br />

selbst abbiss.<br />

Rechts: Rita (ca. 7-12 Monate).<br />

Sie wurde an einer Tankstelle<br />

ausgesetzt. Die Hündin ist sehr<br />

ängstlich, verstört und zeigt noch<br />

hochgradige Stresssymptome.<br />

Rina<br />

Rita<br />

anwachsenden nicht mehr süß, son<strong>der</strong>n<br />

nur noch anstrengend fand, band<br />

sie ihn tagsüber an einen Baum, bis die<br />

Nachbarn das Veterinäramt benachrichtigten.<br />

"Die soziale Verwahrlosung von Menschen",<br />

hat Bernd Schinzel mit wachsen<strong>der</strong><br />

Sorge beobachtet, "nimmt sichtbar<br />

zu und mit ihr die Qualität und<br />

Quantität <strong>der</strong> Tierschutzprobleme." Immer<br />

häufiger werden Haushalte von<br />

Menschen aufgelöst, die krankhaft <strong>Tiere</strong><br />

"sammeln", immer öfter Vierbeiner<br />

artwidrig auf Balkonen gehalten o<strong>der</strong><br />

wie Adams Mutter als Wurfmaschine<br />

missbraucht im Keller versteckt.<br />

Die illegale Staffordshire-Zucht flog<br />

durch die Achtsamkeit von Nachbarn<br />

auf, die Mutter konnte mit ihren Kleinen<br />

ins Tierheim umziehen und den vier<br />

Wochen alten Welpen zeigen, dass die<br />

Welt nicht aus einem feuchten Kellerloch<br />

besteht. Adam wartet noch auf<br />

nette Menschen, die sich vor <strong>der</strong> Anschaffung<br />

eines "Listenhundes" gut<br />

überlegen, ob sie stark genug sind, die<br />

Reaktionen ihrer Mitbürger auf sein Erscheinungsbild<br />

zu ertragen, wenn er eines<br />

Tages ein ausgewachsener "Kampfhund"<br />

sein wird.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Barnie und Baghiera: Der Ungar<br />

Barnie (11-12) ist <strong>der</strong> einzige, den die<br />

alte Kangalhündin Baghiera in ihrem<br />

Zwinger duldet. Barnie galt im Tierheim<br />

Pecs als unverträglich, zeigt in Deutschland<br />

jedoch eine ganz an<strong>der</strong>e Seite von<br />

sich: Er liebt Tierheimleiter Bernd Schinzel<br />

- und umgekehrt gilt dasselbe!<br />

Baghiera&Barnie


TH HAGE<br />

DIE KASTRATIONS-<br />

AKTIONEN DES TIERHEIMS<br />

MACHEN SICH BEZAHLT:<br />

Auch Anja Janssen aus Norden, die<br />

sich zur Aufgabe gemacht hat, Katzenbesitzer<br />

von <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Kastration<br />

zu überzeugen, registriert mit<br />

Erleichterung weniger Katzen-Nachwuchs<br />

in den Wohngebieten. "Jede Katze,<br />

die mir über den Weg läuft", sagt sie<br />

schmunzelnd, "wird kastriert."<br />

Die junge Frau hat auch bei Waltraud<br />

Karow ganze Arbeit geleistet: "Du<br />

musst die <strong>Tiere</strong> kastrieren lassen", beschwor<br />

sie die gebürtige Schlesierin,<br />

die mit ihren Eltern während des Krieges<br />

nach Ostfriesland geflüchtet war.<br />

Waltraud Karows Leidenschaft für Katzen<br />

ist so alt, wie sie denken kann:<br />

"Schon als Kind", erinnert sie sich, "gehörte<br />

meine Liebe den Katzen." Und so<br />

verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass die heute<br />

67jährige ihr Haus und Grundstück zur<br />

Anlaufstelle für Samtpfoten in Not gemacht<br />

hat. Futterplätze, Unterkünfte für<br />

Das Haus <strong>der</strong> Karows ist Anlaufstelle für 15 wilde Katzen<br />

Erfolgreiche Geburtenkontrolle bei Katzen<br />

Seit 2006 bietet das Tierheim Hage Katzenbesitzern an, die Hälfte <strong>der</strong> Kosten für die Kastration des <strong>Tiere</strong>s<br />

zu übernehmen. Obwohl diese Aktion eine zusätzliche finanzielle Belastung für das Tierheimbudget<br />

darstellt, beginnt das Hilfsangebot nun endlich Früchte zu tragen: "In diesem Frühjahr", sagt Geschäftsstellenleiter<br />

Dieter Kuhn, "sind in <strong>der</strong> unserer Region erstmalig weniger Katzenbabys geboren worden!"<br />

die Wilden im Schuppen und Kuschelplätze<br />

für die halbzahmen <strong>Tiere</strong> im<br />

Haus und in <strong>der</strong> Küche nehmen die inzwischen<br />

15 Katzen gerne an.<br />

Jahrelang vermittelte sie die Würfe, die<br />

ihr die Katzen über mehrere Generationen<br />

immer wie<strong>der</strong> antrugen, bis sie<br />

sich zur Kastration entschloss. Die Kosten<br />

für den Eingriff übernahm das<br />

Tierheim Hage, die Gemeinde beteiligte<br />

sich geringfügig. 13 Katzen konnten<br />

bislang kastriert werden, zwei beson<strong>der</strong>s<br />

scheue <strong>Tiere</strong> ließen sich noch<br />

nicht fangen. Auch ihre Artgenossen,<br />

noch nie von Menschenhand berührt,<br />

wehrten sich mit Zähnen und Krallen,<br />

in den Transportkorb 'gen Tierheim verfrachtet<br />

zu werden. Doch mittlerweile<br />

haben sie ihrer Pflegemutter den<br />

"Überfall" verziehen und kommen genauso<br />

regelmäßig wie zuvor in ihre<br />

persönliche Arche Noah des Ehepaares<br />

Karow.<br />

"Über die rückläufige Geburtenrate von<br />

Katzen sind wir zwar sehr froh", sagt<br />

Dieter Kuhn, "dennoch steigen die Kosten<br />

für die Betreuung kranker und versehrter<br />

Fundkatzen unaufhörlich."<br />

Manche Samtpfoten kommen mit so<br />

schweren Verletzungen ins Tierheim,<br />

dass die Behandlung durchaus mehrere<br />

Hun<strong>der</strong>t Euro verschlingen kann. Die<br />

Schutzgebühr, die bei <strong>der</strong> Vermittlung<br />

erhoben wird, deckt diese Kosten oft<br />

nicht einmal zu einem Viertel ab.<br />

Waltraud Karow bei <strong>der</strong> Fütterung<br />

"Bitte helfen Sie uns dabei, das Katzenelend<br />

weiter zu reduzieren; wir sind auf<br />

einem sehr guten Weg!", bittet Dieter<br />

Kuhn. Der Geschäftsstellenleiter wird<br />

die Aktion (hälftige Übernahme <strong>der</strong> Kastrationsgebühren)<br />

auch künftig anbieten,<br />

ist dabei aber dringend auf finanzielle<br />

Unterstützung von Tierfreunden<br />

angewiesen!<br />

Spendenkonto:<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

Fresena e.G. Norden<br />

Konto 6302020300<br />

BLZ 283 615 92<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Fotos: Ursula Sottmeier<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

25


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

26<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

Im April startete im TH Elisabethenhof<br />

ein bislang einzigartiges<br />

Projekt: In <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

nicht ausgebildeten Therapiehunden<br />

sollen an Depressionen<br />

erkrankte Menschen den Weg zu<br />

sich selbst finden und in <strong>der</strong> "Normalität"<br />

wie<strong>der</strong> Fuß fassen.<br />

Das Vorhaben geht auf den Chefarzt<br />

<strong>der</strong> Psychiatrischen Tagesklinik<br />

in Büdingen, Dr. Uwe Rapp,<br />

zurück. Kooperationspartner sind<br />

das bmt-Tierheim in Reichelsheim<br />

und die Hundeschule Elmi aus<br />

Nid<strong>der</strong>au-Ostheim.<br />

"Bitte die Hunde jetzt an die Leine nehmen!"<br />

ruft Bijan Elmi den Teilnehmern<br />

des Projekts zu. Der Hundeschulleiter<br />

beobachtet die Menschen und die<br />

sechs Hunde aufmerksam, die seit geraumer<br />

Zeit auf <strong>der</strong> Übungswiese des<br />

Tierheims Elisabethenhof Kontakt miteinan<strong>der</strong><br />

aufnehmen.<br />

Sein Blick bleibt an <strong>der</strong> Patientin Petra<br />

T. hängen. Die ängstliche, gerade angeleinte<br />

Hündin Alisha wirkt, als wolle<br />

sie fliehen, lehnt sich hart <strong>gegen</strong> die<br />

Leine und ihre Bezugsperson leidet<br />

sichtbar mit ihr. "Darf ich sie nicht doch<br />

wie<strong>der</strong> freilassen?" fragt sie leise, hin<br />

und her gerissen zwischen dem<br />

Wunsch, die gestellte Gruppenaufgabe<br />

zu erfüllen und dem<br />

furchtsamen Tier beizustehen.<br />

Wenn Hunde Seelen heilen<br />

DEPRESSIVE PATIENTEN SOLLEN VON VIERBEI<br />

Therapiestunde mit Tierheimhunden im Elisabethenhof<br />

"Sehr aufschlussreich, wie sich Petra T.<br />

jetzt verhalten wird", sagt Dr. Uwe Rapp<br />

interessiert. Der Psychologe und Humanmediziner<br />

kennt seine empfindsame<br />

Patientin aus <strong>der</strong> Behandlung und<br />

ahnt, in welchem Konflikt sie sich gerade<br />

befindet. Gibt Petra T. ihrem drängenden<br />

Impuls nach und lässt die Hündin<br />

von <strong>der</strong> Leine o<strong>der</strong> wird sie sich<br />

<strong>gegen</strong> ihr Gefühl entscheiden und Verantwortung<br />

übernehmen, die sie im<br />

Endeffekt als persönliche Stärkung erfahren<br />

würde?<br />

Dr. Rapp ist Chefarzt <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie am Capio-Mathilden-Hospital<br />

in Büdingen.<br />

Der För<strong>der</strong>verein des Krankenhauses<br />

unterstützt ein Projekt, das auf seine Initiative<br />

zurückgeht und in dieser Form<br />

einmalig ist: die durch Bijan Elmi professionell<br />

angeleitete Begegnung<br />

zwischen Patienten und - beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig dabei - nicht<br />

ausgebildeten Tierheimhunden<br />

aus dem Elisabethenhof.<br />

"Es ist wichtig, dass die<br />

Hunde keine Therapiehunde,<br />

also "unfertig",<br />

sind", weist<br />

Bijan Elmi auf den<br />

entscheidenden<br />

Unterschied zu<br />

an<strong>der</strong>en tiergestützten Therapien hin,<br />

bei denen ausschließlich mit ausgebildeten<br />

Vierbeinern gearbeitet wird. Die<br />

Tierheimhunde sollen (wie die Patienten)<br />

vom Umgang mit den häufig<br />

wechselnden Teilnehmern und Artgenossen<br />

profitieren. Ein gefestigtes Sozialverhalten<br />

und eine größere "Routine"<br />

im Umgang mit unbekannten Menschen<br />

verspricht sich <strong>der</strong> hessische Geschäftsstellenleiter<br />

Mike Ruckelshaus<br />

für die Hunde und in <strong>der</strong> Konsequenz<br />

bessere Vermittlungschancen für Spike,<br />

Maggy und Co.<br />

Aber auch die Gruppe kann nur profitieren:<br />

Für viele an Depression erkrankte<br />

Menschen ist das "Loslassenkönnen"<br />

ein großes Problem. Mit dieser<br />

Thematik werden die Patienten <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Tagesklinik jeden Dienstag<br />

konfrontiert, wenn vertraute Hunde<br />

vermittelt worden sind, neue hinzukommen<br />

und sie sich unerwartet <strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>ten Situation stellen müssen.<br />

"Alle herkömmlichen Therapien", sagt<br />

Bijan Elmi, "laufen über langfristige Beziehungen<br />

zum Tier - diese nicht!" Ein<br />

Unterschied, <strong>der</strong> für den erfahrenen<br />

Hundeschulleiter ebenfalls eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung darstellt. "Mein<br />

Training ist üblicherweise darauf angelegt,<br />

eine Bindung zwischen Menschen<br />

Bijan Elmi, seit 18 Jahren Hundeschulleiter


…<br />

NERN AUS DEM TIERHEIM PROFITIEREN<br />

"Hunde bewegen Menschen"<br />

Neben Bijan Elmi (51) sind zwei Mitarbeiter <strong>der</strong> Klinik anwesend, um bei Kommunikationsschwierigkeiten<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Problemen mit den Patienten eingreifen<br />

zu können. Gleiches gilt für den Umgang mit den Hunden: Vom Tierheim<br />

Elisabethenhof ist bmt-Mitarbeiterin Jeannette Bittner extra für das Projekt<br />

abgestellt. Die teilnehmenden Hunde müssen sozialverträglich sein, dürfen keine<br />

Aggressionen <strong>gegen</strong> Menschen o<strong>der</strong> Artgenossen zeigen und kein ausgeprägtes<br />

Meideverhalten <strong>gegen</strong>über Menschen aufweisen. Damit die Vierbeiner<br />

keine aufgestauten Energien zum "Seminar" mitbringen, werden sie ca. eine<br />

und Hunden herzustellen und im Laufe<br />

<strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit so zu festigen,<br />

dass Besitzer und Vierbeiner ein<br />

Team geworden sind, hier geht es um<br />

ganz an<strong>der</strong>e Ziele."<br />

Und so muss sich <strong>der</strong> studierte Betriebswirt,<br />

wie die Gruppenteilnehmer<br />

auch, laufend neu auf die Fluktuation<br />

in <strong>der</strong> Menschen- und Hundegruppe<br />

einstellen und schnell und einfühlsam<br />

interagieren. Nicht alle Patienten erfüllen<br />

die Voraussetzung zur Teilnahme<br />

an <strong>der</strong> "Vier-Pfoten-Therapie": Die<br />

Frauen und Männer müssen gefestigt<br />

sein, "ein ausreichendes Steuerungsmögen<br />

haben, sich also unter Kontrolle<br />

haben", wie <strong>der</strong> Psychologe und Humanmediziner<br />

Dr. Rapp erläutert.<br />

Sexueller <strong>Missbrauch</strong>, traumatische Erfahrungen<br />

und psychosoziale Krisen<br />

haben u.a. bei seinen Patienten dazu<br />

beigetragen, dass sie sich den gesellschaftlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen nicht mehr<br />

gewachsen fühlten und sich (kurz- o<strong>der</strong><br />

langfristig) in Depressionen verloren.<br />

In <strong>der</strong> durchschnittlich sechswöchigen,<br />

teilstationären Behandlung werden die<br />

Menschen verhaltenstherapeutisch so<br />

weit betreut, dass vielen die Orientierung,<br />

die Integration in ihr bisheriges<br />

Leben wie<strong>der</strong> gelingt.<br />

Von dem Projekt "Hunde bewegen<br />

Menschen" erhofft sich <strong>der</strong> Chefarzt<br />

mehrere positive Impulse: "Ich hoffe<br />

sehr, dass dieser Therapieansatz die<br />

soziale Kompetenz <strong>der</strong> Patienten för<strong>der</strong>t,<br />

ihre Kommunikation (mit Mensch<br />

und Tier) verbessert, die Konzentrationsfähigkeit<br />

schärft und ihr Durchsetzungsvermögen<br />

stärkt."<br />

Thomas F. ist das von einem zum an<strong>der</strong>en<br />

Dienstag bereits gelungen: Hatte<br />

er bei einem Termin auf dem Elisabethenhof<br />

die Bitte von Hundeschulleiter<br />

Elmi, einen beson<strong>der</strong>s temperamentvollen<br />

Hund an die Leine zu<br />

nehmen, nicht abschlagen können, obwohl<br />

er Schmerzen in <strong>der</strong> Schulter hatte,<br />

findet er den Mut zur Ablehnung in<br />

<strong>der</strong> kommenden Woche. "Sie müssen<br />

‘nein’ sagen!", hatte Dr. Uwe Rapp seinem<br />

Patienten dringend geraten, dessen<br />

persönliches Problem in <strong>der</strong> Unfähigkeit<br />

zur Abgrenzung besteht.<br />

Und Thomas F. sagte in <strong>der</strong> kommenden<br />

Woche `nein, ich will nicht!´ und<br />

grenzte sich in diesem Moment erfolgreich<br />

<strong>gegen</strong> das Ansinnen einer an<strong>der</strong>en<br />

Person ab. Der 47jährige Psychologe<br />

freut sich über die ersten<br />

deutlichen Fortschritte. Eine an<strong>der</strong>e Patientin<br />

aus <strong>der</strong> "Hundegruppe" hat in-<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

Stunde vorher gemeinsam in den Freilauf gelassen. Das Projekt ist vorerst auf ein Jahr begrenzt und wird mit 5000 Euro vom<br />

För<strong>der</strong>verein des Mathilden-Hospitals finanziert.<br />

Die Hunde tun <strong>der</strong> Seele tut<br />

Der Projektleiter Dr. Uwe Rapp mit Mike<br />

Ruckelshaus (links) und Bijan Elmi (rechts)<br />

zwischen einen Job gefunden, eine<br />

weitere hat nach Therapieende mit ihrem<br />

Ehemann einen Tierheimhund bei<br />

sich aufgenommen.<br />

In den Medien ist "Hunde bewegen<br />

Menschen" auf große Resonanz gestoßen.<br />

Mike Ruckelshaus hat inzwischen<br />

mehrere Anfragen von Institutionen,<br />

die sich ein ähnlich geartetes Projekt<br />

vorstellen könnten. "Wir müssen als<br />

Tierheim neue Wege gehen, wenn wir<br />

in <strong>der</strong> Krise bestehen wollen", sagt <strong>der</strong><br />

Geschäftsstellenleiter. "Dazu gehört neben<br />

einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit<br />

die Ausweitung <strong>der</strong> Kompetenz<br />

in bislang fremde Bereiche wie<br />

pädagogische Projekte o<strong>der</strong> eben die<br />

tiergestützte Therapie".<br />

Übrigens profitieren auch die Hunde<br />

deutlich von dem neuen Projekt: So galt<br />

<strong>der</strong> ca. 7 Jahre alte Spike (Foto Seite<br />

26, ganz links und Seite 39) als schwierig<br />

im Umgang mit Artgenossen, sein<br />

unsoziales Verhalten Rüden <strong>gegen</strong>über<br />

war u.a. <strong>der</strong> Grund für seine Abgabe.<br />

Heute meistert <strong>der</strong> Langhaar-Schäferhund<br />

seine Aufgabe mit Bravour: Souverän<br />

geht er mit den drei an<strong>der</strong>en Rüden<br />

in <strong>der</strong> Gruppe um, zeigt keinerlei<br />

Anzeichen für dominantes Verhalten.<br />

"Sollten die Hunde auch noch schneller<br />

ein gutes Zuhause finden, wäre das<br />

Projekt wirklich in je<strong>der</strong> Hinsicht gelungen",<br />

so Mike Ruckelshaus.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

27


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

28<br />

K ATZENHAUS<br />

Mio lebte das erste halbe Jahr seines Lebens<br />

wahrscheinlich ein recht sorgenfreies<br />

Leben als reiner Wohnungskater.<br />

Doch dann wurde er erwachsen und stellte<br />

als halbwüchsiger Einzelkater ohne<br />

Freigang eventuell ein wenig Unsinn in<br />

<strong>der</strong> Wohnung seiner Besitzer an. Diese<br />

wollten sich seiner daraufhin entledigen,<br />

packten ihn im Winter in ihr Auto und<br />

setzten ihn, 20 Kilometer von seinem<br />

Zuhause entfernt, im Wald aus - bei<br />

Minustemperaturen im tiefem Schnee.<br />

Doch nach 2 Wochen geschah das Ungeheuerliche:<br />

Mio stand vor <strong>der</strong> Tür seines<br />

alten Zuhauses! Er hatte zurückgefunden!<br />

Zum Glück konnte sich die Nachbarin<br />

rechtzeitig dieses kleinen tapferen Katers<br />

annehmen und ihn zu uns bringen. An<strong>der</strong>nfalls<br />

wäre er wahrscheinlich erneut ausgesetzt<br />

worden. Mio hatte es geschafft, diese<br />

2 Wochen Wan<strong>der</strong>schaft ohne größere Verletzungen<br />

zu überstehen. Er war lediglich ziemlich<br />

ausgehungert und sehr schmusebedürftig. Heute<br />

lebt Mio als Zweitkater bei einer sehr netten Familie<br />

in Wulften bei Göttingen.<br />

Einige Wochen nach Mios glücklicher Heimkehr wurde<br />

uns eine völlig verschreckte und offenbar sehr kranke Katzenomi<br />

gebracht. Brenda, eine 20-jährige Birmakatze,<br />

wurde als Opfer eines Wohnungsbrandes bei uns abgegeben.<br />

Nach dem Brand war sie zunächst bei einem Bekannten<br />

des Besitzers untergekommen. Mit <strong>der</strong> Versorgung einer<br />

<strong>der</strong>artig kranken und verschreckten Katze überfor<strong>der</strong>t, lieferte<br />

er sie bei uns ab.<br />

Brenda hatte riesige Pupillen, die keinerlei Reflex bei einem<br />

Helligkeitswechsel zeigten, sie war apathisch und mochte<br />

nichts fressen. Wir konnten nicht zuordnen, welche <strong>der</strong> von<br />

ihr gezeigten Symptome durch den Brand und dem daraus<br />

resultierenden Stress hervorgerufen waren und welche eventuell<br />

auf einer Krankheit beruhten. Bei <strong>der</strong> tierärztlichen<br />

Untersuchung stellte<br />

sich dann heraus,<br />

dass Brenda ein<br />

schweres Nierenleiden<br />

hat und dauerhaft<br />

Spezialfutter und<br />

Medikamente benötigt.<br />

Einige Wochen später<br />

kam es zu einem glücklichen<br />

Zufall: Eine Frau fragte bei uns nach ihrer vermissten Birmakatze,<br />

und wir erzählten ihr von Brendas Schicksal.<br />

Brenda - verschreckt nach Wohnungsbrand<br />

Tapferer<br />

kleiner<br />

Mio!<br />

Mios wund<br />

... UND ANDERE NEUIG<br />

Da die Vermisste nicht mehr auftauchte,<br />

fand Brenda an <strong>der</strong>en Stelle<br />

ein sehr schönes neues Zuhause,<br />

in dem sie sich sehr wohl fühlt.<br />

Unsere sechs<br />

Unglücklichen…<br />

Bereits seit Oktober 2009 sitzen<br />

sechs sehr unglückliche Katzen<br />

bei uns. Wir mussten sie von einem,<br />

an einer stark befahrenen<br />

Straße (Reinhäuser Landstraße) gelegenen,<br />

Grundstück einfangen, weil sie<br />

dort nicht länger geduldet wurden (das <strong>RdT</strong> berichtete).<br />

Wir suchen seit Monaten verzweifelt Menschen, die diesen<br />

Katzen erneut ein Leben in Freiheit anbieten möchten und denen<br />

es nicht so wichtig ist, ob ihre Katze von ihnen gestreichelt<br />

werden möchte. Im Katzenhaus lassen sie sich teilweise<br />

schon von unseren ehrenamtlichen Schmusern recht gerne<br />

streicheln. Doch wenn fremde Menschen erscheinen, machen<br />

sie sich in Sekundenschnelle unsichtbar.<br />

Auch Bewohner von Bauernhöfen, die bereit sind, ihre Katzen<br />

mit Futter und bei Bedarf medizinisch zu versorgen, können<br />

sich gerne bei uns melden. Die Katzen sind selbstverständlich<br />

kastriert, geimpft und entwurmt.<br />

Was sich sonst noch im<br />

Katzenhaus tut ...<br />

Drei unserer “6 unglücklichen<br />

Die oben genannten Beispiele zeigen, wie wichtig das Katzhaus<br />

für den Göttinger Tierschutz ist. Wir möchten uns an<br />

dieser Stelle sehr herzlich bei all jenen bedanken, die mit ihrer<br />

finanziellen Unterstützung dazu beitragen, dass wir täglich<br />

den <strong>Tiere</strong>n helfen können!<br />

Seit unserem Hilferuf im Herbst des letzten Jahres haben wir<br />

23.018,68 Euro an Spenden bekommen. Außerdem erhalten<br />

wir regelmäßige Unterstützung in Höhe von 2.316,00 Eu-


ersame Rückkehr<br />

KEITEN AUS DEM bmt-KATZENHAUS LUTTERTHAL<br />

ro pro Monat durch neue Patenschaften<br />

und För<strong>der</strong>beiträge<br />

(Stand: 02.06. <strong>2010</strong>).<br />

Noch immer können wir unsere<br />

Kosten nicht ohne die Hilfe<br />

des Gesamtverbandes decken,<br />

doch wir befinden uns auf<br />

einem guten Weg.<br />

Die Göttinger Leser des <strong>RdT</strong><br />

wissen wahrscheinlich, dass<br />

im Rat <strong>der</strong> Stadt Göttingen<br />

<strong>der</strong>zeit über eine Kastrationsund<br />

Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen diskutiert<br />

wird. Hierbei kam während <strong>der</strong> letzten Sitzung des Umweltausschusses<br />

auch zur Sprache, dass das Katzenhaus keinerlei<br />

finanzielle Unterstützung seitens <strong>der</strong> Stadt erhält,<br />

obwohl wir immer wie<strong>der</strong> Katzen aufnehmen, die das (von<br />

<strong>der</strong> Stadt finanziell unterstützte) Göttinger Tierheim mit unterschiedlichen<br />

Begründungen nicht aufnimmt.<br />

Für die nächste Sitzung hat <strong>der</strong> Umweltausschuss einen Bericht<br />

sowohl des Göt-<br />

Katzen von <strong>der</strong> Landstraße”<br />

Sommerfest!<br />

Das Katzenhaus Luttertal veranstaltet<br />

auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong> ein<br />

Sommerfest mit Flohmarkt und<br />

Tombola. Es findet am 22.08.<strong>2010</strong><br />

von 12 bis 17 Uhr auf dem Gelände<br />

des Katzenhauses statt.<br />

Für Kaffee und Kuchen ist gesorgt,<br />

dennoch sind Kuchenspenden immer<br />

sehr willkommen.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

tinger Tierheims als<br />

auch von uns angefor<strong>der</strong>t.<br />

Wir bleiben<br />

also am Ball und lassen<br />

uns durch die bisherige<br />

ablehnende<br />

Haltung seitens <strong>der</strong><br />

Stadt nicht entmutigen,<br />

weiter um finanzielle<br />

Unterstützung<br />

zu kämpfen!<br />

SPENDENAUFRUF:<br />

Unser Dach<br />

muss erneuert<br />

werden!<br />

Das Dach war in<br />

den vergangenen<br />

Jahren immer wie<strong>der</strong><br />

undicht und<br />

wurde nur geflickt.<br />

Ohne Hilfe von Außen<br />

können wir<br />

diese notwendige<br />

Renovierungsmaßnahme<br />

finanziell<br />

nicht stemmen, darum<br />

unsere Bitte:<br />

Wer kennt Hand-<br />

K ATZENHAUS<br />

TIGGER UND BERNIE<br />

wurden mit acht weiteren Leidensgenossen<br />

aus schlechter Haltung bei<br />

uns abgegeben. Zwei Katzen bekamen<br />

kurz nach dem Umzug Junge.<br />

Noch zu vermitteln sind drei Kater<br />

und zwei Katzen (ca. 2-3 Jahre alt),<br />

alle getigert und nicht scheu. Weil die<br />

Katzen das Leben in <strong>der</strong> Gruppe kennen,<br />

möchten wir sie gerne jeweils zu<br />

zweit o<strong>der</strong> einzeln zu einer bereits<br />

vorhandenen Katze vermitteln.<br />

werksfirmen, die einen Sinn für den Tierschutz haben und die<br />

uns durch die kostengünstige Bereitstellung von Material<br />

o<strong>der</strong> Arbeitskraft unter die Arme greifen würden?<br />

Wir freuen uns natürlich auch über jede Geldspende, Patenschaft<br />

o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>mitgliedschaft, die uns dabei hilft, die finanzielle<br />

Situation des Katzenhauses zu stabilisieren. Selbstverständlich<br />

werden wir für jede Form <strong>der</strong> finanziellen<br />

Unterstützung eine Spendenbescheinigung ausstellen.<br />

Auf unserer Internetseite www.katzenhaus-luttertal.de<br />

werden wir die aktuellen Entwicklungen veröffentlichen.<br />

Seit Anfang des Jahres wird die Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenbetreuung<br />

für das Katzenhaus wie<strong>der</strong> direkt von Göttingen aus<br />

verwaltet. Ansprechpartnerin ist Frau Gabriele Missalla<br />

(e-Mail: katzenhaus-luttertal@gmx.de).<br />

Text und Fotos: Gabriele Missalla<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

29


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

30<br />

TH ARCHE N OAH<br />

Dringen<strong>der</strong> Aufruf an alle<br />

Katzenfreunde:<br />

Wer bietet wilden<br />

Katzen ein Zuhause?<br />

81 Katzen versorgt das Tierheim Arche <strong>der</strong>zeit. So<br />

schwierig alleine schon die Höchstauslastung in <strong>der</strong> Katzenstation<br />

ist, so problematisch die momentane "Besatzung":<br />

Denn fast ein Viertel <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> hat noch bis vor<br />

kurzem in Freiheit gelebt. Ihnen sind we<strong>der</strong> die Menschen<br />

vertraut, noch das enge Miteinan<strong>der</strong> im begrenzten<br />

Gehege mit den Artgenossen. "Die Wilden", sagt<br />

Tierheimleiter Stefan Kirchhoff, "laufen naturgemäß in<br />

Gefangenschaft Amok - aus diesem Grund suchen wir<br />

dringend (!) Menschen, die ihnen ein adäquates Umfeld<br />

bieten können"<br />

Warum die überraschend hohe Zahl an<br />

wilden Katzen im Tierheim?<br />

"Wir haben innerhalb kürzester Zeit<br />

mehrere Notfälle gehabt, die sich im<br />

Kern um die Versorgung von extrem<br />

scheuen, herrenlosen Katzen drehten",<br />

erklärt Stefan Kirchhoff. So wurden zum<br />

Beispiel seit Jahren wilde Katzen von einer<br />

Tierfreundin versorgt, die auf ihrem<br />

Grundstück eine Futterstelle eingerichtet<br />

hatte. Als ihr Wohnhaus abbrannte,<br />

kündigte <strong>der</strong> Pächter an, das Areal zu<br />

verkaufen und die Katzen nicht länger<br />

dulden zu wollen.<br />

Hilfe suchend wandte sich die Dame an<br />

die Arche Noah, und <strong>der</strong> Tierheimleiter<br />

bot ihr an, jeweils die Zahl an Katzen<br />

aufzunehmen, die gerade vermittelt<br />

Kasimir<br />

worden waren. So rücken immer zwei<br />

Samtpfoten nach, wenn zwei ihrer wilden<br />

Artgenossen erfolgreich vermittelt<br />

werden konnten - ein schwieriges<br />

Unterfangen, denn die meisten Interes-<br />

Gina<br />

senten erwarten von ihren Katzen ein<br />

menschenbezogenes, verspieltes und<br />

verschmustes Verhalten.<br />

"Freiheit für unsere Wilden!" bittet das<br />

Tierheimteam auf seiner homepage<br />

und stellt sich ein passendes Umfeld<br />

für die Unbezähmbaren so vor: Ein<br />

Bauernhof o<strong>der</strong> landwirtschaftliches<br />

Anwesen, das die kastrierten Katzen<br />

über eine Futterstelle einmal täglich<br />

versorgt, ihnen einen trockenen und<br />

geschützten Unterschlupf bietet und<br />

darüber hinaus alle Freiräume lässt.<br />

Cognac<br />

"Das Schicksal dieser Katzen liegt uns<br />

sehr am Herzen", sagt <strong>der</strong> Tierheimleiter.<br />

"Auf <strong>der</strong> einen Seite quälen sie sich<br />

im Tierheim, weil sie mit <strong>der</strong> Gefangenschaft<br />

nicht zurecht kommen - und<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite können wir die<br />

<strong>Tiere</strong> nicht einfach "aussetzen" und sich<br />

selbst überlassen." Der einzige Ausweg<br />

ist ein Zuhause, das den freiheitsgewöhnten<br />

Katzen beides bietet: die Möglichkeit,<br />

ohne menschliche Bindung in<br />

freier Natur zu leben und gleichzeitig<br />

die Sicherheit zu haben, ausreichend<br />

versorgt zu werden.<br />

"Selbst wenn unsere Leser vielleicht keinen<br />

Platz für die Wilden haben, kennen<br />

sie möglicherweise jemanden, <strong>der</strong> uns<br />

mit <strong>der</strong> Aufnahme von mehreren <strong>Tiere</strong>n<br />

helfen würde?" appelliert Stefan Kirchhoff<br />

inständig an Katzenfreunde.<br />

Das Tierheim bietet im Gegenzug an,<br />

die Katzen in ihr neues Zuhause zu fahren,<br />

auf die Vermittlungsgebühren zu<br />

verzichten und den künftigen Katzenhaltern<br />

je<strong>der</strong>zeit mit Beratung zur Seite<br />

zu stehen. "Nur auf die Vorkontrollen<br />

verzichten wir nicht", sagt <strong>der</strong> Tierheimleiter,<br />

"das wäre nicht im Sinne unserer<br />

Katzen."<br />

Text: CLaudia Lotz<br />

Fotos: Stefan Kirchhoff


F RANZISKUS-TH<br />

VON FRANK WEBER<br />

(TIERHEIMLEITER<br />

UND MODERATOR VON<br />

"HUNDKATZEMAUS" BEI VOX) Frank Weber bei den Dreharbeiten für Vox.<br />

Wühltischwelpen sind keine Schnäppchen!<br />

Das Thema "Wühltischwelpen" ist im Tierschutz ein Dauerthema - nicht umsonst haben <strong>der</strong> bmt, ETN und<br />

Tasso <strong>2010</strong> zum Jahr <strong>gegen</strong> den Hundehandel erklärt und die Kampagne "Wühltischwelpen Nein Danke!“<br />

gestartet. Auch wir vom Franziskus Tierheim sehen uns ständig damit konfrontiert. Wenn wir nach <strong>der</strong><br />

Herkunft <strong>der</strong> Hunde fragen, fällt auf, dass erstaunlich viele überfor<strong>der</strong>te Besitzer ihre <strong>Tiere</strong> über Annoncen<br />

gekauft haben. Oft waren es Spontankäufe o<strong>der</strong> die Verlockung, einen Rassewelpen zum Schnäppchenpreis<br />

zu bekommen.<br />

Mit einem beson<strong>der</strong>s spektakulären,<br />

wenn auch nicht unüblichen, Fall so einer<br />

Vermehrungszucht hatte ich vor<br />

kurzem zu tun. Eine Tierfreundin bat<br />

mich um Hilfe. Sie hatte sich auf eine<br />

Annonce gemeldet und wollte nichts<br />

Böses ahnend aus einer Zucht in <strong>der</strong><br />

Nähe von Greifswald einen Welpen<br />

kaufen.<br />

Die Zustände vor Ort sind nach ihrem<br />

Bereicht erschütternd. In einer dunklen<br />

Garage von knapp 20 Quadratmetern<br />

sollen bei <strong>der</strong> "Züchterin" über 50 unkastrierte<br />

Hunde unterschiedlicher Mo<strong>der</strong>assen<br />

vor sich hin dämmern. Die<br />

<strong>Tiere</strong> seien in einem katastrophalen<br />

körperlichen und seelischen Zustand.<br />

Die bewun<strong>der</strong>nswert engagierte Tier-<br />

"Unfassbar, was Menschen <strong>Tiere</strong>n<br />

antun", sagt Frank Weber.<br />

freundin ist über die Haltungsbedingungen<br />

so entsetzt, dass sie im Laufe<br />

<strong>der</strong> nächsten Wochen mehr als 20 ausrangierte<br />

Zuchttiere übernimmt und bei<br />

sich und auf Pflegestellen unterbringt.<br />

Nun sollen nochmals 20 Hunde rausgeholt<br />

werden - das ist für mich endlich<br />

die Gelegenheit, diese Thematik ins<br />

Fernsehen zu bringen und die Öffentlichkeit<br />

zu informieren.<br />

Mögliche Dreharbeiten werden dadurch<br />

erschwert, dass Vermehrer üblicherweise<br />

kein Interesse daran haben,<br />

dass ihre Machenschaften ans Licht<br />

kommen. Deshalb entschließen wir<br />

uns, vor Ort mit versteckter Kamera zu<br />

drehen. Um keinen Verdacht zu erregen,<br />

gebe ich mich als Schwiegersohn<br />

meiner Kontaktperson aus. Mit <strong>der</strong> gesamten<br />

Familie fahren wir Richtung<br />

Greifswald…<br />

Mit Hilfe eines extra gebackenen Kuchens<br />

schaffen wir es dann tatsächlich,<br />

bis ins Wohnzimmer <strong>der</strong> obskuren<br />

"Züchterin" vorzudringen. Von den<br />

Hunden ist nichts zu sehen, die Frau ist<br />

peinlichst darauf bedacht, dass man<br />

sich von ihrer Tierhaltung keinen Eindruck<br />

machen kann.<br />

Das "Hundehaus", eine düstere Garage,<br />

bekommen wir nur aus <strong>der</strong> Entfer-<br />

nung zu sehen, als uns die aussortierten<br />

"Zuchttiere" über einen hohen Zaun<br />

gereicht werden. Alle Hunde sind in einem<br />

erbarmungswürdigen Zustand,<br />

verwahrlost und mit Kot verschmiert.<br />

Der schlammige, winzige Auslauf vor<br />

<strong>der</strong> Garage ist ein verkotetes Schlammloch.<br />

Ausrangierte Zuchthündin Vicky.<br />

Mir stehen die Tränen in den Augen. Es<br />

ist unfassbar, was Menschen aus Profitgier<br />

<strong>Tiere</strong>n antun können! Als ich sie<br />

zur Rede stellen will, schlägt sie mir heftig<br />

die Türe vor <strong>der</strong> Nase zu.<br />

Wenigstens für diese geschundenen<br />

Kreaturen gibt es ein Happy End. Sie<br />

werden auf vorher festgelegte Pflegestellen<br />

gebracht und haben bis auf drei<br />

beson<strong>der</strong>s schwer geschädigte <strong>Tiere</strong><br />

ein liebevolles neues Zuhause gefunden.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

31


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

32<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

Training mit Hund UND Mensch<br />

TIERHEIM STARTET MODELLVERSUCH MIT EIGENER HUNDETRAINERIN!<br />

Seit Januar <strong>2010</strong> arbeitet im Tierheim Wau-Mau-Insel<br />

die Hundetrainerin Nicole Gerwig. Sie betreibt seit<br />

2008 die Hundeschule ‚Gemeinsam lernen und leben’.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Zusammenarbeit: Die Vermittlungschancen<br />

für Problemhunde und Langzeitinsassen zu verbessern.<br />

Tierheimmitarbeiterin Claudia Bioly über die Entstehung<br />

einer Idee und ihre Realisierung. Im Interview<br />

befragt sie Nicole Gerwig zu ihren Trainingsmethoden.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, die im Tierheim abgegeben<br />

werden, weil sie ein problematisches<br />

Verhalten zeigen, steigt stetig<br />

an. Für die Tierheime bedeutet dies<br />

eine enorme Belastung, denn zum einen<br />

ist eine Weitervermittlung eines<br />

problematischen Hundes nicht einfach.<br />

Die Ansprüche an das neue Familienmitglied<br />

sind häufig sehr hoch, und das<br />

Haustier muss sich möglichst schnell an<br />

neue Lebensumstände und Menschen<br />

gewöhnen. Zum an<strong>der</strong>en sind die<br />

Möglichkeiten für die Tierheimmitarbeiter,<br />

die Ursachen für das auffällige<br />

Verhalten herauszufinden und mit dem<br />

Hund gezielt daran zu arbeiten, sehr<br />

schwierig, denn in <strong>der</strong> Regel müssen<br />

viele <strong>Tiere</strong> betreut werden, so dass für<br />

den einzelnen Hund nicht immer die<br />

Zeit übrig bleibt, die man ihm schenken<br />

möchte.<br />

Das Tierheimteam ist jedoch <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass es von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung ist, sich<br />

diese Zeit zu nehmen und<br />

den Hunden die notwendige<br />

Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

Wir müssen an dem Problem,<br />

dass diese <strong>Tiere</strong> mit uns o<strong>der</strong><br />

wir Menschen mit ihnen haben,<br />

arbeiten - und dies so<br />

früh, wie möglich. In Tierheimen<br />

wird häufig viel Geld für<br />

die medizinische Versorgung von <strong>Tiere</strong>n<br />

ausgegeben, doch in diesen wichtigen<br />

Bereich wird zu wenig investiert.<br />

Und so hat sich unser Tierheim zu einem<br />

‚Modellversuch' entschlossen und<br />

im Januar <strong>2010</strong> eine<br />

Hundetrainerin auf Teilzeit<br />

angestellt. Wir gehen<br />

davon aus, dass unsere<br />

Problemhunde und<br />

Langzeitinsassen bessere<br />

Chancen auf eine Vermittlung<br />

haben, wenn wir<br />

mit ihnen arbeiten - und<br />

zwar professionell.<br />

Wir haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass es inzwischen<br />

zwar sehr viele Hundeschulen<br />

gibt, aber die Trainingsmethoden<br />

nicht immer einhergehen mit<br />

unserer Einstellung zum Tierschutz.<br />

Häufig wird lei<strong>der</strong> noch versucht,<br />

Hunde mit gewaltsamen Methoden<br />

zum Gehorsam zu zwingen. Hunde<br />

müssen nicht funktionieren wie Maschinen,<br />

son<strong>der</strong>n wir gehen von einer<br />

Partnerschaft zwischen Mensch und<br />

Hund aus, die auf <strong>gegen</strong>seitigem Vertrauen<br />

und Verstehen beruht. Der<br />

Mensch muss sich auf seinen Hund verlassen<br />

können - und <strong>der</strong> Hund selbstverständlich<br />

auch auf seinen Menschen!<br />

Wie lernt ein Hund? Hier die Trainerin mit Tierheimhund Oliver<br />

Nicole Gerwig motiviert<br />

Tierheimhund Polo<br />

Wirkliches Vertrauen kann niemals mit<br />

Gewalt o<strong>der</strong> durch Angsteinflößen erreicht<br />

werden. Deshalb lehnen wir alle<br />

Methoden, die dem Hund Schmerzen<br />

zufügen o<strong>der</strong> Angst einflößen, grundsätzlich<br />

ab. Nun hieß es nur noch, eine<br />

geeignete Hundeschule zu finden, die<br />

nach unseren Grundsätzen mit den <strong>Tiere</strong>n<br />

arbeitet. Durch den Besuch von verschiedenen<br />

Seminaren und Vorträgen<br />

haben wir Kontakt zu <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>in<br />

des animal learn Netzwerkes, Clarissa<br />

von Reinhardt, und haben angefragt,<br />

ob sie eine Hundeschule wisse, die bereit<br />

sei, uns zu unterstützen - und so<br />

kam <strong>der</strong> Kontakt zu Nicole Gerwig zustande.


Phönix Kleintierbestattungszentrum<br />

Peckelsheim<br />

In unserem Tierkrematorium gibt es<br />

zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Einäscherung:<br />

Bei <strong>der</strong> Einzeleinäscherung wird ausschließlich<br />

nur ein Haustier eingeäschert,<br />

<strong>der</strong> Tierbesitzer kann nach <strong>der</strong><br />

Einäscherung die Asche seines <strong>Tiere</strong>s in<br />

einer schönen Urne mit nach Hause<br />

nehmen. Bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Urne<br />

Claudia Bioly: Seit Januar arbeiten<br />

Sie mit unserem Tierheim<br />

in Kassel zusammen.<br />

Was sind Ihre Trainingsgrundsätze?<br />

Nicole Gerwig: Meine Trainingsgrundsätze<br />

sind recht einfach<br />

zu erklären und sollten für den Umgang<br />

mit jedem Lebewesen gelten.<br />

Dazu gehören als erstes <strong>der</strong> respektvolle<br />

und freundlich Umgang<br />

mit Hunden und deshalb auch die<br />

grundsätzliche Ablehnung von Methoden<br />

und Hilfsmitteln, die dem Hund<br />

Schmerzen zufügen, ihn stark verängstigen,<br />

ihn in seiner Würde verletzen<br />

o<strong>der</strong> seine Persönlichkeit zerstören.<br />

Vielmehr geht es um das Wissen, wie<br />

ein Hund lernt und/o<strong>der</strong> umlernt, welche<br />

Grundbedürfnisse er hat und wie<br />

ich einen Hund zur Mitarbeit motiviere.<br />

Es geht darum, das Verhalten des Hundes<br />

zu verstehen und ihn dementsprechend<br />

anleiten und führen zu können.<br />

Claudia Bioly: Was ist Ihre Motivation,<br />

mit einem Tierheim zu kooperieren?<br />

Nicole Gerwig: Meine Motivation<br />

mit einem Tierheim zu kooperieren ist<br />

die, Verantwortung zu übernehmen.<br />

Verantwortung für Hunde, die aus<br />

unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause<br />

verloren haben, die von uns abhängig<br />

sind und Hilfe in dieser "Ausnahmesituation"<br />

brauchen, um so<br />

schnell wie möglich wie<strong>der</strong> ihre passende<br />

Familie zu finden. Dazu möchte<br />

ich zu einem Teil beitragen.<br />

erhält <strong>der</strong> Tierbesitzer eine Urkunde mit<br />

dem Einäscherungsdatum und dem<br />

Namen seines <strong>Tiere</strong>s.<br />

Bei <strong>der</strong> Sammeleinäscherung werden<br />

mehrere <strong>Tiere</strong> gleichzeitig eingeäschert,<br />

und die Asche wird anschließend auf<br />

unserer Streuwiese ausgestreut.<br />

Auf Wunsch kann die Urne auf unserem<br />

Tier- und Urnenfriedhof beigesetzt werden.<br />

Wir beraten Sie gerne!<br />

Claudia Bioly: Gibt es einen<br />

Unterschied bei <strong>der</strong> Arbeit mit<br />

Tierheim- o<strong>der</strong> Privathunden?<br />

Nicole Gerwig: Ja, definitiv. Beim<br />

Training mit Privathunden und ihren<br />

Menschen geht es um die Verbesserung<br />

und/o<strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Hund-Mensch-<br />

Beziehung o<strong>der</strong> um die Lösung von bestimmten<br />

Problemen im Zusammenleben.<br />

Der Hund hat ein festes Lebensumfeld<br />

und das Training wird speziell<br />

auf dieses Hund-Mensch-Team<br />

ausgerichtet. Außerdem arbeitet <strong>der</strong><br />

Hundehalter mit seinem Hund nach<br />

Anleitung selbständig weiter.<br />

Tierheimhunde haben es in vielen Bereichen<br />

schwerer durch das Fehlen dieser<br />

Sicherheiten und einem permanent<br />

erhöhten Stresslevel durch die Tierheimsituation.<br />

Deshalb erfor<strong>der</strong>t ein<br />

Training mit ihnen mehr Zeit, Einfühlungsvermögen<br />

und <strong>gegen</strong>seitiges Vertrauen.<br />

Die wichtigsten Faktoren sind<br />

dabei die sinnvolle Beschäftigung und<br />

Stressreduzierung sowie das Arbeiten<br />

an Verhaltensproblemen, die eine Vermittlung<br />

erschweren. Außerdem sollen<br />

die sozialen Fähigkeiten <strong>gegen</strong>über<br />

Menschen und Artgenossen<br />

beibehalten<br />

o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> neu erlernt<br />

werden. Es geht also<br />

um das Erarbeiten einer<br />

Grundlage, die eine<br />

Chance auf Vermittlung<br />

erhöht und auf<br />

<strong>der</strong> die neuen Besitzer<br />

aufbauen können.<br />

Phönix<br />

Kleintierbestattungszentrum<br />

Peckelsheim GmbH<br />

Helmernsche Straße 20<br />

34439 Willebadessen<br />

Tel: 05644 - 98 15 66 . Fax: 98 15 68<br />

kontakt@phoenix-kleintierbestattungen.de<br />

www.phoenix-kleintierbestattungen.de<br />

Claudia Bioly: Mit welchen Problemen<br />

in <strong>der</strong> Hund-Mensch-Beziehung<br />

werden Sie am häufigsten<br />

konfrontiert?<br />

Nicole Gerwig: Die häufigsten Probleme,<br />

mit denen ich als Hundetrainerin<br />

konfrontiert werde, sind durch falsche<br />

Erziehungsmaßnahmen auftretende<br />

aggressive Verhaltensweisen bei<br />

Hunden. Dazu gehören z.B. Aggression<br />

<strong>gegen</strong>über Artgenossen, fremden<br />

Menschen und an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n. Meist<br />

sind daran einfache Missverständnisse<br />

zwischen Mensch und Hund schuld,<br />

z.B. durch falsches Deuten und Interpretieren<br />

von Hundeverhalten und daraus<br />

resultierend falsches Reagieren des<br />

Menschen darauf.<br />

Claudia Bioly: Was empfehlen Sie<br />

Menschen, die sich mit Ihrem<br />

Hund überfor<strong>der</strong>t fühlen? Gibt es<br />

darunter auch Fälle, in denen Sie<br />

einem Hundehalter raten, sich<br />

von seinem Haustier zu trennen?<br />

Nicole Gerwig: Wichtig wäre, dass<br />

Menschen, die über die Anschaffung<br />

eines Hundes nachdenken, sich schon<br />

vorher beraten lassen und sich genau<br />

über die jeweiligen Eigenschaften<br />

und Bedürfnisse<br />

einer Hun<strong>der</strong>asse<br />

bzw. bei Mischlingen<br />

über die jeweils daran<br />

beteiligten Hun<strong>der</strong>assen<br />

informieren. Wer sich<br />

aber schon einen Hund<br />

angeschafft hat und sich<br />

dann damit überfor<strong>der</strong>t<br />

Hundetraining soll den Stress von Tierheimhunden reduzieren. Hier: Entspannte Kangalhündin Tiffy.<br />

ANZEIGE<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

33


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

34<br />

fühlt, sollte sich als erstes professionellen<br />

Rat und Hilfe holen und den Hund<br />

nicht leichtfertig abschieben und somit<br />

die Verantwortung für dieses Lebewesen<br />

schnell mal abgeben. Weil die<br />

Menschen die Entscheidung getroffen<br />

haben, sich diesen Hund anzuschaffen<br />

und nicht <strong>der</strong> Hund. Fälle, in denen ich<br />

einem Hundehalter rate, sich von seinem<br />

Hund zu trennen, gibt es zum<br />

Glück nur selten, aber manchmal ist es<br />

für beide Seiten die beste Lösung. Gerade<br />

dann, wenn die Harmonie (wir<br />

sagen die Passung) zwischen Hund und<br />

Mensch nicht stimmt.<br />

Claudia Bioly: Worauf sollte ein<br />

Hundehalter bei <strong>der</strong> Wahl einer<br />

Hundeschule Ihrer Meinung nach<br />

unbedingt achten?<br />

Nicole Gerwig: Dass die Trainer<br />

über eine fundierte Ausbildung im<br />

Umgang mit Hunden und Menschen<br />

verfügen<br />

ein umfangreiches Fachwissen über<br />

Hunde haben, auskunftsfreudig sind<br />

und Übungen genau erklären können<br />

mit Geduld und Verständnis individuell<br />

auf den Hund und den Hundehalter<br />

eingehen können<br />

eine stationäre Ausbildung ohne<br />

Hundebesitzer ablehnen<br />

nach neuesten verhaltenskundlichen<br />

Erkenntnissen arbeiten und den Einsatz<br />

von tierschutzwidrigen Methoden und<br />

Hilfsmitteln ablehnen<br />

sich ständig weiterbilden und die eigenen<br />

Trainingsmethoden überprüfen.<br />

Und: Der Hund sollte nicht nur gern,<br />

son<strong>der</strong>n möglichst mit Begeisterung in<br />

die Hundeschule gehen! Der Hund<br />

selbst gibt oft die beste Auskunft über<br />

die Qualität <strong>der</strong> Hundeschule!<br />

Claudia Bioly: Die Zahl <strong>der</strong> ‚Problemhunde'<br />

scheint zuzunehmen.<br />

TH WAUM AU-INSEL<br />

Werden unsere Hunde problematischer<br />

o<strong>der</strong> die Ansprüche <strong>der</strong><br />

Tierhalter immer höher?<br />

Nicole Gerwig: Ich denke nicht,<br />

dass die Hunde immer problematischer<br />

werden, son<strong>der</strong>n die Erwartungshaltung<br />

und die Ansprüche an die<br />

Hunde immer weiter steigen und von<br />

ihnen kaum noch zu erfüllen sind. Oft<br />

höre ich, <strong>der</strong> Hund soll gutartig, ruhig,<br />

kin<strong>der</strong>lieb, verträglich mit Artgenossen<br />

und Katzen, stubenrein, gehorsam<br />

sein, wenig bellen, nicht jagen, alleine<br />

bleiben können u.s.w.. Wenn ich dann<br />

die Menschen frage, was sie als<br />

Gegenleistung dem Hund bieten können<br />

und wollen, ist das meist sehr dürftig.<br />

Der Hund soll sich also permanent<br />

und in allen möglichen Situationen<br />

dem Menschen anpassen, aber die<br />

wichtigsten Grundbedürfnisse des<br />

Hundes werden nur selten erfüllt. Das<br />

ist eine Rechnung, die nicht aufgeht!<br />

Claudia Bioly: Sie haben Ihre<br />

Ausbildung bei “animal learn”<br />

absolivert und arbeiten mit positiver<br />

Verstärkung und Motivation.<br />

Man hört immer wie<strong>der</strong>,<br />

dass diese Trainingsmethoden zu<br />

‚sanft' sind und dass es Hunde<br />

gibt, die eine harte Hand benötigen.<br />

Was antworten Sie darauf?<br />

Nicole Gerwig: Hier ist die Frage,<br />

was man in <strong>der</strong> Praxis unter "zu sanft"<br />

und "harte Hand" versteht? Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Meinung ist, man könne Hunde nur<br />

mit körperlicher Bestrafung, Schmerzeinwirkung,<br />

Verunsicherung und<br />

Unterdrückung richtig erziehen, hat<br />

meiner Meinung nach nicht viel über<br />

Hunde und ihr Lernverhalten verstanden.<br />

Meist entstehen Probleme erst<br />

durch eine solche Erziehung und/o<strong>der</strong><br />

werden dadurch größer. Aber auch<br />

Menschen, die ihrem Hund aus mangelndem<br />

Wissen keine Grenzen setzen<br />

und nicht auf dem Einhalten bestimmter<br />

Regeln bestehen, sind in <strong>der</strong> Hundeerziehung<br />

fehl am Platz. Vielmehr ist<br />

es das geduldige, konsequente und liebevolle<br />

Erziehen, welches zum langfristigen<br />

Erfolg führt. Ein Hund braucht Sicherheit<br />

durch Vertrauen zu seinem<br />

Menschen und das erreicht man nur<br />

durch eine für den Hund faire und "berechenbare"<br />

Führung.<br />

Fotos : Claudia Bioly<br />

Seit 1. Mai hat<br />

Elvira Schiöberg<br />

die Leitung des<br />

Landesverbandes<br />

Bayern übernommen.<br />

Lernen Sie<br />

das neue Gesicht<br />

des bmt im Gespräch<br />

mit dem<br />

<strong>RdT</strong> kennen.<br />

ELVIRA SCHIÖ<br />

"Der<br />

… IST EINE<br />

<strong>RdT</strong>: Was bedeuten Ihnen <strong>Tiere</strong>?<br />

Elvira Schiöberg: <strong>Tiere</strong> haben mein<br />

Leben immer begleitet, sie spielen eine<br />

wichtige Rolle frei nach dem Motto<br />

von Loriot "Ein Leben ohne <strong>Tiere</strong> ist<br />

möglich, aber sinnlos".<br />

<strong>RdT</strong>: Warum halten Sie es für wichtig,<br />

sich im Tierschutz zu engagieren?<br />

Elvira Schiöberg: Mein Tierschutzengagement<br />

wurde durch eine grundlegende<br />

Erfahrung geprägt: <strong>Tiere</strong> sind<br />

in unserer Gesellschaft letztendlich ohne<br />

Schutz und Rechte - sie sind uns<br />

gnadenlos ausgeliefert - unsere Gesetze<br />

schützen sie nicht.<br />

Beson<strong>der</strong>s betroffen macht mich <strong>der</strong><br />

Umgang mit den so genannten "landwirtschaftlichen<br />

Nutztieren". Wer sich<br />

einmal über die Zustände bei Zucht,<br />

Haltung, Transport und Schlachtung<br />

informiert hat, für den ist <strong>der</strong> Verzicht<br />

auf Fleisch keineswegs Verzicht, son<strong>der</strong>n<br />

logische Konsequenz - und Erleichterung<br />

über das Ende einer Verdrängung.<br />

Ich finde es erschreckend, dass unser<br />

Verhältnis zu <strong>Tiere</strong>n zunehmend irrational<br />

wird - unser Umgang mit ihnen<br />

ist eine ethische Bankrotterklärung!<br />

Denn während wir wissenschaftlich immer<br />

aufschlussreichere Erkenntnisse<br />

über Leidensfähigkeit, Emotionen,


BERG, NEUE LEITERIN DES LANDESVERBANDES:<br />

Umgang mit <strong>Tiere</strong>n ...<br />

ETHISCHE BANKROTTERKLÄRUNG FÜR UNSERE GESELLSCHAFT!"<br />

kognitive Fähigkeiten und Ich-Bewußtsein von <strong>Tiere</strong>n gewinnen<br />

und sie uns immer näher rücken, findet ihre industrielle<br />

Verwertung und Entfremdung immer gnadenloser statt. Nur<br />

ein kleines, aber bezeichnendes Detail am Rande: Sucht man<br />

nach <strong>Tiere</strong>n beim Statistischen <strong>Bund</strong>esamt, so findet man sie<br />

als "Warennummer".<br />

<strong>RdT</strong>: Kann <strong>der</strong> praktische Tierschutz dazu beitragen, die<br />

Gesellschaft hinsichtlich ihres zwiespältigen Umgangs mit<br />

<strong>Tiere</strong>n zu verän<strong>der</strong>n?<br />

Elvira Schiöberg: Wenn wir die Lebensbedingungen von<br />

<strong>Tiere</strong>n wirklich verbessern wollen, müssen wir im Tierschutz<br />

mehr Druck machen, noch mehr Unterstützung gewinnen,<br />

ein stärkeres politisches Gegengewicht zur Lobby <strong>der</strong> Tiernutzer<br />

bilden, um den Stellenwert des Tierschutzes zu erhöhen und<br />

die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Der karitative Tierschutz ist für mich wichtig, aber er genügt<br />

nicht - das ist auch das Resumée meiner beruflichen Erfahrungen.<br />

<strong>RdT</strong>: Sie sind viele Jahre tierschutzpolitisch aktiv und<br />

haben über 20 jährige Erfahrung im organisierten<br />

Tierschutz ...<br />

Elvira Schiöberg: Ja, eine spannende Zeit….nach<br />

Abschluss meines Studiums in Wien (Politologie, Biologie)<br />

und Berufsjahren in Frankreich bin ich 1988<br />

nach Deutschland gekommen und war bis 1999 parlamentarische<br />

Fachreferentin <strong>der</strong> Grünen Fraktion im<br />

Hessischen Landtag in Wiesbaden, anschließend wissenschaftliche<br />

Fachreferentin für die Fraktion am Bayerischen<br />

Landtag in München. Dort habe ich auch auf<br />

dem Gebiet Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungskonzepte<br />

und Kampagnen gearbeitet.<br />

LV BAYERN<br />

Als Grün<strong>der</strong>in und Vorsitzende <strong>der</strong> AG Marburg <strong>der</strong> Tierversuchsgegner<br />

Hessen e.V., Vertreterin <strong>der</strong> Fraktion im Tierschutzbeirat<br />

<strong>der</strong> Hessischen Landesregierung, Mitbegrün<strong>der</strong>in<br />

und Sprecherin <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz<br />

<strong>der</strong> Hessischen Grünen, langjähriges Mitglied des Bündnisses<br />

Bayerischer Tierrechtsorganisationen, gewählte Vertreterin<br />

Bayerns in <strong>der</strong> BAG (<strong>Bund</strong>esarbeitsgemeinschaft Mensch<br />

und Tier) von Bündnis90/Die Grünen habe ich viele Facetten<br />

des Tierschutzes kennen gelernt.<br />

<strong>RdT</strong>: Was war Ihre Motivation, eine an<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

wie die Leitung des bmt-Landesverbandes Bayern,<br />

anzunehmen?<br />

Elvira Schiöberg: Nach vielen Jahren Tierschutzpolitik<br />

wollte ich endlich wie<strong>der</strong> näher bei den <strong>Tiere</strong>n sein.<br />

Am bmt gefällt mir, dass er die praktische Tierschutzarbeit<br />

und sein Engagement in den Tierheimen mit <strong>der</strong> politischen<br />

Arbeit verbindet, in die wichtigen Gremien auf <strong>Bund</strong>es- und<br />

Landesebene berufen ist und dort aktiv mitarbeitet.<br />

Und insbeson<strong>der</strong>e schätze ich am bmt, dass wir auch den<br />

Chancenlosen eine Chance geben - unseren Gnadenbrottieren<br />

- stellvertretend für die Millionen <strong>Tiere</strong>, denen wir nicht<br />

helfen können. Ihr Schicksal berührt mich sehr - mein erstes<br />

Pferd war ein ausgemustertes Reitpferd, das ich vom<br />

Schlachttransporter freikaufte und das mich wun<strong>der</strong>bare Jahre<br />

durchs Leben begleitete.<br />

Zumindest den Gnadenbrottieren eine friedliche Zeit zu<br />

schenken ist eine schöne Aufgabe. Was ich übrigens beim<br />

bmt noch sehr bewun<strong>der</strong>e ist das unglaubliche Engagement<br />

aller Mitarbeiter. Auf die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen und die<br />

Zusammenarbeit freue ich mich. Ich wünsche uns und allen<br />

unseren <strong>Tiere</strong>n eine gute Zeit.<br />

Anzeige<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

36<br />

T IERSCHUTZZENTRUM<br />

Die Hölle überstanden …<br />

… und jetzt wartet<br />

Kessy sehnlich auf<br />

eine liebevolle Familie!<br />

In ihren schwarzen Augen liegt die Sanftmut eines<br />

Hundes, für den seine Menschen die Welt darstellen.<br />

Dabei hat die weiße Hündin von ihrem bisherigen Besitzer<br />

nichts an<strong>der</strong>es erfahren als abgrundtiefe Erbarmungslosigkeit<br />

…<br />

Kessy lebte angekettet<br />

in einem Dorf in Rumänien<br />

auf einem<br />

Hof. Die Kette reichte<br />

gerade so weit, dass<br />

sie Schutz unter einem<br />

Auto suchen konnte,<br />

wenn ihr Besitzer sie<br />

prügelte - auf den<br />

Kopf, den Körper, die<br />

Beine, zwischen die<br />

Augen.<br />

Von den Misshandlungen, die <strong>der</strong> Mann <strong>der</strong> jungen Hündin<br />

zufügte, sieht man noch heute Spuren: Ein Vor<strong>der</strong>bein ist<br />

leicht verkrümmt, ein Auge zerschlagen, einige Rippen eingedrückt,<br />

am Kopf eine Beule, Abdrücke <strong>der</strong> Kette und am<br />

Hinterlauf Schnitte eines Stricks, mit dem sie zusätzlich angebunden<br />

wurde.<br />

Vermutlich wäre Kessy eines Tages unbemerkt an ihren Verletzungen<br />

verendet - doch das Schicksal wollte es an<strong>der</strong>s: Im<br />

Sommer 2009 kommt eine deutsche und rumänische Tierarztdelegation<br />

in das Dorf, um in einer groß angelegten Aktion<br />

Straßenhunde und die <strong>Tiere</strong> von Besitzern zu kastrieren.<br />

Da Kessy alleine auf dem Hof ist, <strong>der</strong> Besitzer nicht ausfindig<br />

gemacht werden kann, nehmen die Tierärzte die ausgemergelte<br />

und verstörte Hündin mit, um sie ebenfalls zu kastrieren<br />

und medizinisch zu behandeln.<br />

Plötzlich kommt ein rasen<strong>der</strong> Mann mit erhobener Axt in die<br />

kleine Praxis und kündigt an, seine kastrierte Hündin vor aller<br />

Augen zu erschlagen. Die Tierärzte stellen sich schützend<br />

vor die bebende Hündin. Erst als die Polizei eintrifft, entspannt<br />

sich die gefährliche Situation. Der Mann wird festgenommen.<br />

Für die fast 2 Jahre alte Kessy war dieses Ereignis die Wende<br />

Schläge und Misshandlungen gehörten zu<br />

Kessys Alltag in Rumänien, bis Tierärzte<br />

sie durch einen glücklichen Zufall fanden.<br />

in ihrem Leben. Wir wagen uns noch immer nicht vorzustellen,<br />

wie <strong>der</strong> unberechenbare Mann mit seiner Hündin weiter<br />

umgegangen wäre, wenn die Tierärzte nicht so couragiert<br />

reagiert hätten.<br />

Kessy wird er jedenfalls nie wie<strong>der</strong> Leid zufügen können. Die<br />

weiße Hündin, inzwischen nach Deutschland übersiedelt, bezaubert<br />

das Team vom Tierschutzzentrum mit ihrem lieben<br />

und offenen Wesen - und kriegt gar nicht genug vom Kontakt<br />

mit an<strong>der</strong>en Hunden. Das Spielen, Schmusen und gemeinsame<br />

Toben scheinen<br />

ihrer verletzten Seele<br />

gut zu tun.<br />

Was wir unserer tapferen<br />

Kessy von Herzen<br />

wünschen, ist ein<br />

schönes Zuhause bei<br />

wun<strong>der</strong>baren Menschen.<br />

Vielleicht bei<br />

Ihnen?<br />

Text: Claudia Lotz, Fotos: Gabriele Rudolph<br />

Kessy ist sehr sozialverträglich und menschenbezogen.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

37


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

38<br />

HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15<br />

80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />

VORSTAND<br />

1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />

Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -23, Fax (07121) 820 17 -18<br />

<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />

Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />

61348 Bad Homburg<br />

Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />

<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />

Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />

LANDESVERBÄNDE<br />

B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />

MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />

Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />

LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />

Leiterin: Elvira Schiöberg<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />

LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />

Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />

LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />

Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />

„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />

Leiter (TH): Frank Weber<br />

Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />

Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />

LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />

(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />

Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />

Leiter (TH): Christian Werner<br />

“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />

2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />

Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />

Rumänien und Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />

LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />

(www.tierheim-arche-noah.de)<br />

Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />

Leiter (TH): Stefan Kirchhoff,<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin (Gst): Gabriele Missalla, Tel. (06678) 91 85 67<br />

Leiterin (TH): Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />

3. Geschäftsstelle Norden<br />

Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />

Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />

Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />

LV NRW<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />

(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />

Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />

Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />

2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />

Leiterin: Dagmar Weist<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />

WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />

Mike Ruckelshaus<br />

(mike.ruckelshaus@web.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />

Torsten Schmidt<br />

(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />

24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />

Claudia Lotz (Redakteurin)<br />

(lotzcl@nexgo.de)<br />

Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />

Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />

Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />

(huglichterfeld@gmx.de)<br />

Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />

Tel. (02045) 23 54<br />

www.bmt-tierschutz.de


PHÖNIX<br />

Wurde als "Ganghund" angeschafft<br />

Phönix (3/4 Jahre) ist ein sehr<br />

sensibler, ruhiger Hund. Seine<br />

ehemaligen Besitzer wollten<br />

den Rüden als Prestigeobjekt<br />

benutzen und ihn als "Ganghund"<br />

einsetzen. Die Großmutter<br />

<strong>der</strong> jugoslawischen Familie<br />

machte die Pläne ihrer Enkel<br />

zunichte und bat um behördliche<br />

Hilfe. Phönix unterliegt als Listenhund mit einem verpflichtenden<br />

Wesenstest denselben Auflagen wie Thyson. Der Staffordshire<br />

hat eine Futtermittelallergie und Hautprobleme.<br />

Kontakt: Tierheim Elisabethenhof (Adresse linke Seite).<br />

SPIKE<br />

Therapiehund im Tierheim<br />

Elisabethenhof<br />

Der Schäferhund Spike (6) lebte<br />

fünf Jahre bei einer Familie,<br />

bis die Partner sich trennten.<br />

Weil <strong>der</strong> Rüde ungern Auto<br />

fährt, konnte <strong>der</strong> Mann (Fernfahrer)<br />

ihn nicht behalten und<br />

gab den Hund schweren Herzens<br />

ins Tierheim. Spike, ein<br />

kräftiger, imposanter Rüde, hat<br />

Probleme mit Artgenossen, er konnte (ständig angeleint) den<br />

Umgang mit ihnen nicht lernen. Doch im Tierheim zeigt er inzwischen<br />

eine an<strong>der</strong>e Seite: Spike ist einer <strong>der</strong> sechs Therapiehunde<br />

und geht mit den Rüden seiner Gruppe sozialverträglich<br />

und souverän um. Wer gibt dem Schäferhund eine neue<br />

Chance? Kontakt: Tierheim Elisabethenhof (Adresse links).<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

STELLENANZEIGE<br />

Der bmt sucht zum September <strong>2010</strong><br />

EINE/N TIERSCHUTZLEHRER/IN<br />

EINE/N TIERSCHUTZLEHRER/IN<br />

Z U GUTER L ETZT<br />

THYSON<br />

Vier Monate im Haus gefangen<br />

Der Staffordshire Thyson (1,5 Jahre) hat nur mit<br />

Glück überlebt: Er wurde in einem Einfamilienhaus<br />

zurück gelassen, weil <strong>der</strong> Besitzer zu einer<br />

an<strong>der</strong>en Frau gezogen war. Er versorgte den<br />

Hund nur sporadisch, nahm in Kauf, dass <strong>der</strong><br />

Neubau durch Kot und Urin völlig verdreckte.<br />

Als die Behörden durch eine anonyme Meldung<br />

auf den Missstand aufmerksam wurden,<br />

war Thyson bereits vier Monate in dem Haus<br />

gefangen, zwei mit ihm vernachlässigte Schlangen<br />

verhungerten in dieser Zeit. Der Rüde ist ein<br />

Listenhund, seine künftigen Besitzer müssen<br />

entsprechende Auflagen (Sachkundenachweis,<br />

Wesenstest für den Hund, erhöhte Steuern) erfüllen.<br />

Thyson ist temperamentvoll, lernwillig<br />

und sehr anhänglich. Kontakt: Tierheim Elisabethenhof<br />

(Adresse linke Seite).<br />

für ein auf zunächst auf 2 Jahre begrenztes Kin<strong>der</strong>- und Jugendtierschutz-Unterrichtsprojekt<br />

im Raum Berlin.<br />

Erwartet werden eine pädagogische Ausbildung, Kenntnisse im Tierschutz,<br />

Eigenständigkeit und eine hohe Einsatzbereitschaft.<br />

Da die Unterrichtseinheiten nach sechs Monaten auch auf an<strong>der</strong>e deutsche<br />

Städte ausgeweitet werden sollten, müsste die/<strong>der</strong> Bewerber/in die unbedingte<br />

Bereitschaft zum Reisen mitbringen.<br />

Die Tätigkeit ist als eine ¾ Stelle angelegt.<br />

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung an:<br />

bmt, Dr. Jörg Styrie, Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

39


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />

WIR SUCHEN PATEN FÜR DAISY UND DIE ÜBRIGEN 163 GNADENBROTTIERE DES bmt!<br />

Zebrastute Daisy<br />

Seit 14 Jahren in <strong>der</strong> Obhut des bmt<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

Neben seinen acht Tierheimen finanziert <strong>der</strong><br />

bmt zahlreichen Gnadenbrottieren den Lebensunterhalt.<br />

Diese <strong>Tiere</strong>, zumeist aus katastrophalen<br />

Haltungsbedingungen befreit, genießen nun<br />

ihr Dasein auf ausgewählten Pflegeplätzen.<br />

Derzeit 164 <strong>Tiere</strong> - unter ihnen Affen, Lamas,<br />

Zebra Daisy, Wölfe, Pferde, Esel, Hunde und<br />

Katzen - werden auf Bauernhöfen, Wildparks<br />

o<strong>der</strong> privat in Familien betreut.<br />

Mit einer Patenschaft (ab 15 Euro im Monat) leisten<br />

Sie einen großen Beitrag zu <strong>der</strong> Versorgung<br />

unserer Gnadenbrottiere, <strong>der</strong>en Unterhalt<br />

uns fast 19.000 Euro monatlich kostet.<br />

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.<br />

Mehr Infos zu den bmt-Gnadenbrottieren erhalten<br />

Sie im Landesverband Bayern, Tel: 089/<br />

38 39 52 13.<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

(Die Spendenkonten finden Sie auf S.38)<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.

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