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RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

8<br />

T ITELTHEMA<br />

Giraffen in <strong>der</strong> Masai Mara, Kenia<br />

getiergutachten zugebilligt. An<strong>der</strong>s<br />

ausgedrückt: Für einen europäischen<br />

Luchs o<strong>der</strong> Bär kann es für sein weiteres<br />

Schicksal entscheidend sein, ob er<br />

in einem deutschen Tierpark o<strong>der</strong> einem<br />

deutschen Zoo gehalten wird.<br />

Einen wissenschaftlichen Grund für<br />

diese unterschiedliche Sichtweise gibt<br />

es nicht. Sicher ist jedoch, dass die Gutachter<br />

<strong>der</strong> Wildgehegeleitlinien keineswegs<br />

unnötigen Luxus für die <strong>Tiere</strong> im<br />

Auge gehabt haben. Im Gegenteil: Die<br />

Leitlinien sind als Mindeststandards zu<br />

verstehen. Die Gutachter bitten sogar<br />

um Verständnis, dass bspw. aufgrund<br />

von Maßnahmen des Landschaftsschutzes<br />

die Tierhaltung gewissen Beeinträchtigungen<br />

unterworfen sei und<br />

die Gehegehaltung teilweise beschränkt<br />

werden müsse.<br />

EU-ZOORICHTLINIE 1999:<br />

Licht am Ende des Tunnels<br />

Dass das Säugetiergutachten fachlich<br />

nicht überzeugen kann, wird auch<br />

beim Vergleich mit Regelungen unseres<br />

Nachbarlands deutlich. Die Vorgaben<br />

<strong>der</strong> Tierhaltungsverordnung aus Österreich<br />

liegen durchweg z.T. erheblich<br />

über den deutschen Empfehlungen und<br />

haben zudem den klaren Vorteil, dass<br />

sie im Gegensatz zum Säugetiergutachten<br />

rechtsverbindlich sind.<br />

Seit Jahren for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> bmt eine Überarbeitung<br />

des Gutachtens nach fachlich<br />

nachvollziehbaren Kriterien. Lange<br />

Zeit wurde diese For<strong>der</strong>ung vom BMELV<br />

ignoriert.<br />

Bewegung in die Diskussion kam erst,<br />

als die Europäische Kommission 1999<br />

erstmals eine Richtlinie für die Haltung<br />

von Zootieren veröffentlichte. Damit<br />

soll, so <strong>der</strong> Grundgedanke, die Artenvielfalt<br />

besser geschützt werden, wobei<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Zoos einen konkreten<br />

Anteil im Bereich des Artenschutzes und<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit leisten müssen.<br />

Zoos, die den Verpflichtungen nicht<br />

nachkommen, können notfalls sogar<br />

geschlossen werden. Deutschland verzögerte<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie in<br />

nationales Recht, sodass sie erst 2006<br />

in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n richtig greifen<br />

ANFORDERUNGEN IM VERGLEICH:<br />

GRÖSSEN DER AUßENGEHEGE<br />

IN m 2<br />

SÄUGETIER-<br />

GUTACHTEN<br />

WILDGEHEGE-<br />

LEITLINIEN<br />

ÖSTERREICH<br />

1996 1995 2004<br />

Braunbär 150 1.500 300<br />

pro Paar pro Paar pro Paar<br />

Wolf 100 2.100 800<br />

pro Paar pro Paar pro Paar<br />

Luchs 20 1.200 200<br />

pro Paar pro Paar p.P. mit Jungen<br />

Tiger 40 - 500<br />

p.P. mit Jungen<br />

Gepard 80 - 800<br />

für 2 Pärchen für 2 Pärchen<br />

Elefant 500 - 3.000<br />

bis 3 Kühe bis 3 Kühe<br />

Gorilla 25 - 50<br />

bis 2 <strong>Tiere</strong> max. 5 <strong>Tiere</strong><br />

konnte. Die Umsetzung in Deutschland<br />

führte dazu, dass jedes <strong>Bund</strong>esland<br />

prüfen musste, ob die bei ihm ansässigen<br />

Zoos die <strong>Tiere</strong> ihren biologischen<br />

Bedürfnissen gerecht halten - auch eine<br />

For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> EU-Kommission.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung wurden<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> Zweifel erkennbar, ob das Säugetiergutachten<br />

eine geeignete Grundlage<br />

sei. So gingen einige <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong><br />

dazu über, statt des Säugetiergutachtens<br />

eine Empfehlung zur<br />

Haltung bestimmter Säugetierarten <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>arbeitsgemeinschaft Natur-<br />

schutz, Landschaftspflege und Erholung<br />

(LANA) - ein Gremium, in dem die<br />

Vertreter <strong>der</strong> obersten Naturschutzbehörden<br />

<strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />

<strong>Bund</strong> über die Schwerpunktthemen des<br />

Naturschutzes beraten - zu verwenden.<br />

Dieses LANA-Gutachten geht etwas<br />

über die Anfor<strong>der</strong>ungen des Säugetiergutachtens<br />

hinaus.<br />

Das geschlossene Vorgehen<br />

<strong>der</strong> Tierschutzverbände<br />

zeigt Erfolg<br />

In den letzten Jahren haben <strong>der</strong> bmt<br />

und an<strong>der</strong>e Tierschutzorganisationen<br />

ihre Bemühungen, das Säugetiergutachten<br />

endlich an die Erfor<strong>der</strong>nisse einer<br />

mo<strong>der</strong>nen und fachlich begründeten<br />

Tiergartenbiologie anzupassen,<br />

deutlich verstärkt.<br />

Verschiedene Treffen <strong>der</strong> Tierschutzverbände<br />

und Gespräche, insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit <strong>Bund</strong>estagsabgeordneten, trugen

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