RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere
RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere
RdT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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UTZGESETZ IN DEUTSCHLAND!<br />
DER FRAKTION B90/DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG<br />
ren Absage an Käfige, Engaufstallungen<br />
und Anbindehaltung, dem Verbot<br />
<strong>der</strong> Akkordschlachtung und einem umfassenden<br />
Tierschutz -TÜV für serienmäßig<br />
hergestellte Stalleinrichtungen,<br />
für Betäubungsgeräte und Heimtierunterkünfte<br />
sind ebenso wesentliche<br />
Verbesserungen wie im Bereich <strong>der</strong><br />
Versuchstiere das grundsätzliche Verbot<br />
von Tierversuchen, die Einführung<br />
eines Belastungs- und Nutzenkatalogs<br />
bei Genehmigung von Tierversuchen,<br />
einer Datenbank zur Vermeidung von<br />
Doppelversuchen sowie die konsequente<br />
Anwendung des 3R-Prinzips.<br />
Das grundsätzliche Verbot <strong>der</strong> Haltung<br />
von Wildtieren in Zirkussen, die Einschränkung<br />
<strong>der</strong> Haltung von Wildtieren<br />
in Privathaushalten und die Kennzeichnung<br />
und Registrierung von Heimtieren<br />
setzen in diesen Bereichen ebenfalls<br />
wichtige Akzente.<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
... DOCH DIE FORDERUNGEN DES bmt GEHEN NOCH WEITER<br />
Verbesserungen u.a. bei Tiertransporten und Tierversuchen notwendig!<br />
Die Unberührtheitsklausel im<br />
Jagdrecht fehlt dem bmt noch im<br />
Gesetzesentwurf.<br />
Dieser Gesetzesentwurf entspricht zweifellos<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen eines mo<strong>der</strong>nen<br />
Tierschutzkonzepts. Da es aber<br />
bekanntlich nicht Gutes gibt, das man<br />
nicht noch besser machen könnte, hat<br />
<strong>der</strong> bmt Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet,<br />
die Dr. Styrie erläuterte. Wir<br />
for<strong>der</strong>n, um einige wesentliche Punkte<br />
herauszugreifen, Tiertransporte innerhalb<br />
Deutschlands auf maximal vier<br />
Stunden zu begrenzen und die verbindliche<br />
Elektrokurzzeitbetäubung<br />
beim Schlachten ohne Betäubung -<br />
restriktivere Regelungen allein halten<br />
wir für unzureichend.<br />
Angesichts <strong>der</strong> anhaltenden Missstände<br />
bei Schlachtungen sind strengere<br />
Vorgaben bei <strong>der</strong> Betäubung von <strong>Tiere</strong>n<br />
unabdingbar. Ein beson<strong>der</strong>s wun<strong>der</strong><br />
Punkt im wahrsten Sinn des Wortes<br />
sind Eingriffe an <strong>Tiere</strong>n in <strong>der</strong> "Nutztierhaltung".<br />
Dabei sind Betäubungsvorschriften<br />
zweifellos ein Fortschritt,<br />
aber sicher keine Lösung. Es ist ethisch<br />
nicht zu rechtfertigen, dass <strong>Tiere</strong> mit<br />
operativen Eingriffen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Manipulationen an tierschutzwidrige<br />
Haltungssysteme angepasst werden.<br />
Tierschutzgerecht und dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist es hin<strong>gegen</strong>, Haltungssysteme<br />
an die Bedürfnisse <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> anzupassen.<br />
Die Streichung <strong>der</strong> Unberührtheitsklausel<br />
für das Jagdrecht gehört ebenfalls<br />
zu einem mo<strong>der</strong>nen Tierschutzgesetz,<br />
um klare Regelungen für ein Verbot des<br />
Abschusses von Hunden und Katzen<br />
und <strong>der</strong> Fallenjagd durchzusetzen.<br />
Bei den Voraussetzungen zu Tierversuchen<br />
sollten die restriktiven Regelungen,<br />
die <strong>der</strong> Gesetzesentwurf für nichtmenschliche<br />
Primaten vorsieht, auch<br />
bei an<strong>der</strong>en Wirbeltieren wie Hunde,<br />
Katzen, Ratten, Mäuse gelten, da sie<br />
über ein vergleichbares Schmerzempfinden<br />
verfügen. Die Kennzeichnung<br />
von Heimtieren sollte nicht nur für den<br />
gewerblichen Bereich, son<strong>der</strong>n - soweit<br />
durchführbar - für alle Halter verpflichtend<br />
gelten.<br />
Die überwiegende Mehrheit des Auditoriums<br />
zog eine äußerst positive Gesamtbilanz<br />
- mit unterschiedlicher Akzentsetzung.<br />
Aus den Reihen <strong>der</strong><br />
Veterinäre kam <strong>der</strong> Vorschlag, das Ge-<br />
Das Verbandsklagerecht käme<br />
auch den tierschutzwidrig gehaltenen<br />
Pelztieren zugute.<br />
setz zu straffen und vieles über Verordnungen<br />
und Verwaltungsvorschriften zu<br />
regeln - eine ambivalente Empfehlung,<br />
da Verordnungen nicht <strong>der</strong> Kontrolle<br />
eines parlamentarischen Verfahrens<br />
unter Einbeziehung <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />
unterliegen. Dass von den Vertretern<br />
des DBV und <strong>der</strong> Pharmaindustrie<br />
die Gegenargumente <strong>der</strong> Überregulierung,<br />
des Wettbewerbsnachteils und<br />
<strong>der</strong> Forschungsbeschränkung kamen,<br />
ist keine eigentliche Überraschung.<br />
Bärbel Höhn, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />
und Undine Kurth,<br />
Tierschutzpolitische Sprecherin <strong>der</strong><br />
<strong>Bund</strong>estagsfraktion, kündigten abschließend<br />
an, dass <strong>der</strong> Entwurf nach<br />
dieser gründlichen Debatte überarbeitet<br />
und im Herbst in den <strong>Bund</strong>estag eingebracht<br />
werden soll. Welche Chancen<br />
er - da von <strong>der</strong> Opposition vorgelegt -<br />
überhaupt hat, ist fraglich. Die weiteren<br />
Beratungen in den <strong>Bund</strong>estagsausschüssen<br />
werden außerdem davon beeinflusst,<br />
wie die Entwicklung auf EU-<br />
Ebene verläuft (siehe Seite 13).<br />
Wir werden dies sowohl auf nationaler<br />
als auch auf europäischer Ebene kritisch<br />
begleiten. Letztendlich gilt aber<br />
auch für diesen zukunftsweisenden Entwurf:<br />
Jedes Gesetz ist nur so gut o<strong>der</strong><br />
schlecht wie die Schlupflöcher, die es<br />
lässt. Und: Alles steht und fällt mit dem<br />
konsequenten Vollzug.<br />
Text: Elvira Schiöberg<br />
Fotos: www.soylent-network.com<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
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