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Kurzintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen - Leitfaden für ...

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Der ScreeT-9-Test<br />

Der ScreeT-9 gestattet die Identifi zierung von ab-<br />

hängigen Alkoholkonsumenten, von Konsu menten <strong>mit</strong><br />

riskantem/schädlichem Gebrauch sowie von Normaltrinkern.<br />

Er ist so<strong>mit</strong> ein 3-Gruppen-Trenntest. Zielgruppe<br />

sind <strong>Patienten</strong> der medizinischen Grundver sorgung<br />

(Allgemeinkrankenhaus, ärztliche Sprech stunde).<br />

Der ScreeT-9 ist als diagnostisches Hilfs<strong>mit</strong>tel zu<br />

empfehlen, wenn der Arzt sich bezüglich einer alkoholbezogenen<br />

Diagnose unsicher ist, weil klassische Alkoholis<br />

mus zeichen nicht fass bar sind oder wenn der Patient<br />

Fragen nach einem Alkohol pro blem abwehrt. Unter<br />

praxisrelevantem Aspekt zeichnet sich der ScreeT-9<br />

durch relativ geringen Zeitaufwand aus. Die Erhebung<br />

der 9 Items nimmt ca. 5 Minuten in Anspruch. Der Test<br />

ist <strong>mit</strong> nur drei Labor indika toren auch ökonomisch<br />

vertretbar.<br />

> ScreeT-9-Test<br />

Empfehlungen zum Erfragen<br />

der ScreeT-9-Items:<br />

Die Items des ScreeT-9 können als semistruk turiertes<br />

Interview in das ärztliche Interview eingebaut werden,<br />

z. B. im Rahmen der Anamnese erhebung.<br />

1. Alkoholbezogene Probleme<br />

im Beruf oder Straßenverkehr<br />

»Gab es jemals in Ihrem Berufsleben eine Situation,<br />

in der Sie (direkt oder indirekt) wegen Ihres Alkohol -<br />

trinkens angesprochen wurden (Kollegen, Chef) oder<br />

Unannehm lich keiten hatten?« »Wurden Sie schon mal<br />

<strong>mit</strong> Alkohol am Steuer ertappt? (Führer schein entzug)«<br />

2. Fragestellung zum Item »maximale Trink menge<br />

pro 24 Stunden im letzten halben Jahr«<br />

»Was war Ihre ›Spitzenleistung‹ <strong>bei</strong>m Alkohol kon sum<br />

im letzten halben Jahr? Da<strong>mit</strong> ist die jenige Menge<br />

Alkohol gemeint, die Sie unter optimalen Umständen<br />

(Wochenende, Freizeit, gutes Essen, Wohlbefi nden,<br />

vielleicht Urlaub) getrunken haben, und Sie zwar<br />

kräftig beschwipst, aber nicht völlig betrunken waren<br />

(kein ›Film riss‹). Es handelt sich wirklich um Ihre ganz<br />

individuelle ›Spitzen leistung‹ und nicht um Ihren<br />

gewöhnlichen Konsum.« Zur Er<strong>mit</strong>tlung von Trink -<br />

mengen und der Grenzwerte verschiedener Konsummuster<br />

vgl. Kapitel »Diagnosestellung« (> S. 18 / 19 im<br />

<strong>Leitfaden</strong>).<br />

3. Trinkstil<br />

»Wie würden Sie Ihren Trinkstil beschreiben?<br />

a. Neigen Sie dazu, häufi ger (regelmäßiger)<br />

geringe Mengen zu trinken (1 bis 3 Glas bzw.<br />

10–30 g reiner Alkohol), oder<br />

b. trinken Sie regelmäßig geringe Mengen Alkohol,<br />

gelegentlich aber auch mehr, sodass Sie einen leichten<br />

Rausch bekommen, oder<br />

c. neigen Sie dazu, seltener (unregelmäßig) zu trinken,<br />

dann aber kräftiger bis zum leichten oder <strong>mit</strong>tleren<br />

Rausch?«<br />

Die Bejahung der letzten Möglichkeit<br />

gilt als rausch betonter Trinkstil.<br />

4. »Brechrefl ex«<br />

»Fast jeder trinkt mal einen über den Durst. Einige<br />

müssen dann brechen, andere nicht. Wie ist das<br />

eigentlich <strong>bei</strong> Ihnen?«<br />

Wichtig sind hier Fragen nach den ersten Bekannt -<br />

schaften <strong>mit</strong> Alkohol (alkoholnaive Phase), weil viele<br />

Personen vergessen, dass sie einmal nach Alkohol<br />

erbrechen mussten.<br />

5. Rötung/abnorme Gesichts vaskularisation<br />

Auffällig trockene und gerötete Haut der Gesichts -<br />

oberfl äche, durchzogen von einem dichten Gefäßnetz<br />

erweiterter Kapillaren <strong>mit</strong> unregelmäßiger Rötung<br />

des Gesichts, an Nasenfl ügeln und Wangen betont.<br />

Rating-Skala: 1 = nicht vorhanden, 2 = geringe Aus -<br />

prägung, 3 = mäßige Ausprägung, 4 = starke Ausprägung.<br />

1 und 2 wird als »Merkmal nicht vorhanden«<br />

bewertet, 3 und 4 als »Merkmal vorhanden«.<br />

6. Betreuungs- oder Vorstellungs grund<br />

ist alkoholbezogen<br />

Auch <strong>bei</strong> indirekten Zeichen ist hier eine positive<br />

Bewertung dieser Frage vorzunehmen: differenzial -<br />

diagnostische Erwägungen des überweisenden Arztes,<br />

Hinweise aus <strong>Patienten</strong>unterlagen wie »Leberver -<br />

größer ung«, »erhöhte Leberwerte«, »Psychovege ta -<br />

tiver Erschöpfungszustand <strong>bei</strong> erhöhten Leberwerten«<br />

sowie Foetor alcoholicus zum Zeitpunkt der ärztlichen<br />

Untersuchung.

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