Kurzintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen - Leitfaden für ...
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Grundprinzipien der<br />
motivierenden Gesprächsführung<br />
1. Empathie zeigen<br />
Empathie ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich<br />
in den <strong>Patienten</strong> einzufühlen. Die empathische<br />
Grund haltung ist das wesentliche Element der<br />
motivi erenden Gesprächs führung, die gekennzeichnet<br />
ist durch ein nicht wertendes, einfühlsames<br />
Verstehen. Die Gefühle und Sichtweisen<br />
des <strong>Patienten</strong> werden nicht bewertet oder gar<br />
kritisiert, sondern so um fassend wie möglich<br />
ernst genommen. Empathie bedeutet nicht Einverständnis<br />
oder Billigung. Grundlage ist Respekt<br />
vor der Person und gleich zeitig professionelle<br />
Distanz.<br />
> Kennzeichnend <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
von Empathie ist das aktive Zuhören.<br />
2. Diskrepanz erzeugen<br />
Ziel dieser Intervention ist es, dem <strong>Patienten</strong><br />
den Widerspruch zwischen seinen persön lichen<br />
Lebens zielen und seiner aktuellen Lebens -<br />
situation, die vom Alkoholkonsum geprägt ist,<br />
bewusst zu machen. Da<strong>bei</strong> eignen sich Expertenwissen<br />
und diagnostische Be funde, um die Wahrnehmung<br />
solcher Dis kre panzen und da<strong>mit</strong> auch<br />
die Bereit schaft des <strong>Patienten</strong> zur Veränderung<br />
zu fördern. Der Gefahr, durch diese Intervention<br />
die Abwehr strategien des <strong>Patienten</strong> zu aktivieren,<br />
kann durch eine sachliche und zurückhaltende<br />
Form der Informations ver<strong>mit</strong>t lung entgegengewirkt<br />
werden.<br />
> Erzeugen Sie Diskrepanz <strong>bei</strong>m <strong>Patienten</strong>,<br />
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indem Sie <strong>mit</strong> ihm über Lebensperspektiven<br />
und Zukunftswünsche sprechen und ihn darin<br />
unterstützen, die Vor- und Nachteile seines<br />
Alkohol konsums gegeneinander abzuwägen.<br />
Möglicher weise wird ihm dadurch deutlich,<br />
dass seine Ziele und Wünsche nicht realisiert<br />
werden können, wenn sich der Alkoholkonsum<br />
nicht ver ändert.<br />
Ihre Einschätzung der <strong>Patienten</strong>situation:<br />
»Zum einen erhoffen Sie sich mehr Anerkennung<br />
am Ar<strong>bei</strong>tsplatz, zum anderen aber handeln Sie sich<br />
durch den Alkoholkonsum immer mehr Probleme<br />
<strong>mit</strong> Ihrem Chef ein ...«<br />
Nutzen Sie die Diskrepanzen, um die Not wendigkeit<br />
einer Änderung des Konsumver haltens ganz<br />
spezifi sch <strong>für</strong> Ihren <strong>Patienten</strong> aus seinen eigenen<br />
Interessen herzuleiten und zu verankern. Ansatzpunkt<br />
sollten da<strong>bei</strong> <strong>für</strong> Sie die inneren Motive<br />
des <strong>Patienten</strong> sein, dessen eigene Zielsetzungen.<br />
Allein durch Druck von außen – z. B. von Ehegatten<br />
oder Ar<strong>bei</strong>tgeber – können Verhaltensänderungen<br />
selten erreicht werden.