Das Ausland als Lebens- und Lernort - Bundesverband Individual ...
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ealisiert sich nicht nur über die räumliche, sondern vor allem über die kulturelle<br />
Grenze. Die fremde Kultur Portugal wirkt <strong>als</strong> unüberwindbar.“ 18<br />
Ein Trägervertreter bringt es lapidar auf den Punkt: „Die Abgeschiedenheit der<br />
Betreuungsstelle garantiert eine konstante Anwesenheit aller Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen,<br />
das Weglaufen kommt aufgr<strong>und</strong> der Rahmenbedingungen sowie<br />
der unbekannten Kultur <strong>und</strong> Sprache kaum in Frage.“ 19<br />
Der Einfluss des Fremden auf die Betreuungsbeziehung<br />
Konzeptionell gesehen ist ein Standort im <strong>Ausland</strong> <strong>als</strong>o zunächst einmal mit<br />
einer Art „Weg-Laufsperre“ 20 ausgestattet. Dabei wird die räumliche Entfernung<br />
zum Herkunftsort ergänzt durch die ungewohnte Umgebung, die fremde<br />
Sprache <strong>und</strong> die Unkenntnis darüber, „wie es hier so läuft“, kurz darüber, welche<br />
Werte <strong>und</strong> Normen das alltägliche Handeln prägen. Nachdem Versuche<br />
des betreuten Jugendlichen, nahtlos an die bisherigen Erfahrungen anzuknüpfen<br />
<strong>und</strong> die gewohnten, im Alltag zuhause erfolgreichen Handlungsstrategien<br />
anzuwenden, gescheitert sind, ist er darauf verwiesen, die mit den Bedingungen<br />
vor Ort (hoffentlich) vertraute Betreuungsperson für seine Orientierung<br />
zu nutzen. Damit ist – so der konzeptionelle Gr<strong>und</strong>gedanke – der<br />
erste Schritt zum Aufbau einer vertrauensvollen Betreuungsbeziehung getan.<br />
Jugendliche, die im heimischen Hilfesystem nicht mehr ansprechbar waren,<br />
weil ihre Hilfekarriere von Beziehungsabbrüchen <strong>und</strong> tiefen Enttäuschungen<br />
über Erwachsene geprägt war, werden durch das Setting einer fremden Umgebung<br />
aufgefordert, ja „gezwungen“, eine Beziehung zu der für sie vorgesehenen<br />
Betreuungsperson aufzunehmen. So berichtet Grit, eine in Schweden<br />
betreute Jugendliche: „Ich weiß nicht, es war alles total neu. Einerseits war ich<br />
neugierig, andererseits dachte ich, bloß wieder zurück. Ich weiß nicht. Auch<br />
zu wissen, dass da fast keine Menschen leben <strong>und</strong> wenn da Menschen leben,<br />
dann nicht in meinem Alter. Man ist ziemlich isoliert…. Mein erster Eindruck<br />
war, was für Dorftrampel. Ich wusste nicht, wie ich das einschätzen sollte.<br />
Ganz komisch. Die Kleidung war ganz anders. Der <strong>Lebens</strong>stil auch gar nicht<br />
so, was ich gewohnt war. Ungewohnt eben .“ 21<br />
18 Witte 2009, S.117<br />
19 zitiert bei Lembert 2008, S.95<br />
20 Lorenz 2006, S. 94<br />
21 aus: Klawe 2010, S. 143 f<br />
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