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Das Ausland als Lebens- und Lernort - Bundesverband Individual ...

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(beides Aspekte, die bei unserer Klientel nicht immer vorausgesetzt werden<br />

können) <strong>und</strong> eröffnet ein konkretes wie praktisches Lernfeld, welches in<br />

schulischen <strong>und</strong> sonstigen pädagogischen Kontexten nur schwer herzustellen<br />

wäre <strong>und</strong> zudem noch lebenspraktische Elemente umfasst.“ 3<br />

• Schiffsprojekte (15,2%)<br />

Schiffsprojekte nutzen die klaren Regelmechanismen des Schiffsalltags, um<br />

die Notwendigkeit <strong>und</strong> Erfahrung des Zusammenwirkens in der Gruppe zu<br />

vermitteln, Vertrauen in der Gruppe zu erleben <strong>und</strong> zu erproben <strong>und</strong> das Gefühl<br />

zu geben, gemeinsam auch schwierige Situationen zu meistern.<br />

Die Wahl des <strong>Ausland</strong>s <strong>als</strong> Ort der pädagogischen Arbeit wurde seinerzeit (<strong>und</strong><br />

wird häufig auch noch heute) einerseits begründet mit der für einen „Neuanfang“<br />

notwendigen Distanz zum Herkunftsmilieu <strong>und</strong> dem Verlassen der vertrauten<br />

Alltagsroutine. Andererseits soll die fremde kulturelle Umgebung den<br />

jungen Menschen hindern, sich den pädagogischen Bemühungen zu entziehen.<br />

Es „…soll zwingend Nähe hergestellt werden, was ein unmittelbares pädagogisches<br />

Einwirken <strong>und</strong> - durch die Dauer der Reise - auch Lernprozesse initiiert.“ 4<br />

Auch Villanyi <strong>und</strong> Witte verweisen auf diese Doppelfunktion des <strong>Ausland</strong>s: „Erstens<br />

schafft Entbettung den notwendigen Rahmen für ein Delegitimieren, d.h.<br />

für die Erschütterung des bisherigen Horizontes des Vorwissens, um dieses im<br />

weiteren Verlauf des Projektes umstrukturieren zu können…Zweitens ermöglicht<br />

natürliche <strong>und</strong> kulturelle Entbettung die Realisierung von Betreuungsformen,<br />

die <strong>als</strong> funktionales Äquivalent faktischer Geschlossenheit verstanden werden<br />

können…. So fungiert zusehends die fremde Kultur <strong>als</strong> Barriere, die es dem Jugendlichen<br />

kaum möglich erscheinen lässt, das Setting zu verlassen.“ 5<br />

Diese Überlegungen ließen vermuten, die <strong>Ausland</strong>sprojekte würden in besonders<br />

exotischen Regionen stattfinden. Dem ist nach übereinstimmender Einschätzung<br />

aktueller Studien 6 nicht so: Dam<strong>als</strong> wie heute ist das europäische<br />

<strong>Ausland</strong> mehrheitlich Ziel <strong>und</strong> Standort <strong>Individual</strong>pädagogischer Maßnahmen.<br />

Exotik kommt vor, bleibt aber deutlich die Ausnahme: 79,6% der <strong>Ausland</strong>smaßnahmen<br />

werden in den Nachbarstaaten der EU durchgeführt. 7<br />

3 Peters 1989, S. 25 f<br />

4 aus einer Konzeption zitiert bei Peters 1992, S. 150 f<br />

5 Villanyi/Witte 2006 b, S. 33 ff<br />

6 vgl. Klein/Arnold/Macsenaere 2011, Wendelin 2011, Klawe/Bräuer 2001<br />

7 vgl. Fischer/Ziegenspeck 2009, S. 81<br />

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