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Das Ausland als Lebens- und Lernort - Bundesverband Individual ...

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Praxisfeld, wo es sich hautnah mit Erdk<strong>und</strong>e, Geschichte, Technik <strong>und</strong> Kultur<br />

befassen kann.“ 32<br />

In den Vorstellungen von der pädagogischen Provinz erscheint die Natur <strong>als</strong> Idylle.<br />

„Die konstruierte Ordnung in der Provinz gibt Sicherheit. Die Flucht aus der Großstadt<br />

kommt einer Flucht aus dem Alltag, aus alltäglichen Problemen nahe. Die<br />

pädagogische Provinz steht für Hoffnung, Geborgenheit <strong>und</strong> Stetigkeit.“ 33<br />

Schon zu Zeiten Kurt Hahns, der aufbauend auf diese Vorstellungen seine Reformschule<br />

in Salem gründete <strong>und</strong> Wegbereiter der späteren Erlebnispädagogik<br />

wurde, war diese Idealisierung umstritten. Einmal, weil sie von ihren Vertretern<br />

nie kritisch reflektiert wurde, zum anderen, weil die unkontrollierte<br />

Macht der PädagogInnen, die in solchen Settings angelegt war, nicht thematisiert<br />

wurde. Hinzu kam das, was man später das „Transferproblem“ nennen<br />

sollte: „Besteht bei der Erziehung in einer Pädagogischen Provinz für den Jugendlichen<br />

auf Gr<strong>und</strong> des Inselcharakters die Gefahr, dass ihm die Reife für<br />

die Bewährung im Erwachsenenleben <strong>und</strong> die Erfahrung ihrer Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Voraussetzungen fehlen (...)?“ 34<br />

Die Standortwahl von individualpädagogischen Maßnahmen im In- <strong>und</strong> <strong>Ausland</strong><br />

<strong>und</strong> ihre pädagogischen Begründungen knüpfen implizit an dieses Konstrukt<br />

der pädagogischen Provinz an. Die Projektstellen liegen mehrheitlich in<br />

ländlichen, naturnahen Gebieten, ihre Vorzüge werden ähnlich begründet. Fischer<br />

<strong>und</strong> Ziegenspeck, die in ihrer Studie von den betreuten Jugendlichen<br />

subjektiv wichtige Orte per Video dokumentieren ließen, fanden, „…83% (der<br />

von Jugendlichen gedrehten Videos) zeigen reizvolle natürliche Umwelten <strong>als</strong><br />

wertvolle Einbettung ihrer Betreuung. Die Standprojekte im <strong>Ausland</strong> sind fast<br />

ausschließlich in ländlichen Gebieten lokalisiert, so dass gerade schwierige<br />

Jugendliche aus urbanen Stadtzivilisationen deutliche Kontraste zu ihren bisherigen<br />

Alltagsroutinen intensiv erleben…. 93% der Jugendlichen dokumentieren,<br />

dass neben familienähnlichen Betreuungsstrukturen produktive Formen<br />

der Arbeitserziehung dominieren.“ 35<br />

Konzeptionell wird häufig der „Inselcharakter“ der Maßnahmen betont <strong>und</strong><br />

pädagogisch ausgestaltet, während Außenkontakte skeptisch <strong>und</strong> fast lästig<br />

32 ebd., S.50<br />

33 ebd., S. 60<br />

34 Groothoff 1961, S. 698, zit. bei Weißgerber a.a.O., S.43 f<br />

35 Fischer/Ziegenspeck 2009, S. 169<br />

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