Verwandlung - church-web
Verwandlung - church-web
Verwandlung - church-web
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Heilende Gemeinschaft<br />
Die Glieder des menschlichen Körpers wurden es einmal<br />
überdrüssig, einander zu dienen, und fassten den Vorsatz,<br />
dies nicht mehr zu tun.<br />
Die Füsse sagten: «Warum sollen wir allein für andere<br />
tragen? Schafft euch selbst Füsse, wenn ihr gehen<br />
wollt!» Die Hände sagten: «Warum sollten wir allein für<br />
andere arbeiten? Schafft euch selbst Hände, wenn ihr<br />
Hände braucht!» Der Mund brummte: «Ich müsste wohl<br />
ein grosser Narr sein, wenn ich immer für den Magen<br />
Speisen kauen wollte, damit er nach seiner Bequemlichkeit<br />
verdauen möge; schaffe sich selbst einen Mund,<br />
wer einen nötig hat!» Die Augen fanden es gleichfalls<br />
sehr sonderbar, dass sie allein für den ganzen Leib<br />
beständig Wache halten und für ihn sehen sollten. Und<br />
so sprachen auch alle übrigen Glieder des Leibes, und<br />
eines kündigte dem andern den Dienst auf. Was geschah?<br />
Da die Füsse nicht mehr gehen, die Hände nicht<br />
mehr arbeiten, der Mund nicht mehr essen, die Augen<br />
nicht mehr sehen wollten, so fing der ganze Körper in<br />
allen seinen Gliedern an zu welken und nach und nach<br />
abzusterben.<br />
Da sahen sie ein, dass sie töricht gehandelt hatten, und<br />
wurden einig, dass es künftig nicht wieder geschehen<br />
sollte. Da diente wieder ein Glied dem andern, und alle<br />
wurden wieder gesund und stark, wie sie vorher gewesen<br />
waren.<br />
14<br />
Römische Legende<br />
Die Würde des Menschen<br />
«Die Würde des Menschen ist unantastbar». Dieser Satz,<br />
der erste Satz im deutschen Grundgesetz, kam mir während<br />
der 40-Tage-Aktion immer wieder in den Sinn. Ein<br />
einfacher, schnell daher gesagter Satz, der sich im Laufe<br />
der Aktion bei mir mit Leben füllte. Es fing schon an, als<br />
es in der Predigtreihe vor der 40 Tage Aktion um Ruth<br />
ging. Ich kam während der Predigten ins Nachdenken.<br />
Vor der Predigt feierten wir im Lobpreis, lobten Gott,<br />
seine Liebe und seine Güte und gelobten Ihm auch<br />
unsere Liebe und Treue. Schön ist das schon, aber ist es<br />
das, was Gott von uns erwartet? Erwartet er, dass wir<br />
ihn am Sonntag preisen, den Gottesdienst hören und<br />
sagen: «Ja, ich erwidere die Liebe Gottes»? Hmm - und<br />
wieder fiel mir obiger Satz ein. Ist Gottes Liebe zu allen<br />
Menschen in mir? Ja! Erwartet er vielleicht, dass ich sie<br />
erwidere? Erwartet er nicht viel mehr, dass ich diese<br />
Liebe, die ich in mir spüre, mit allen anderen Menschen<br />
teile? Oder besser gesagt: Diese Liebe Gottes in mir, die<br />
mir gilt, gilt auch allen anderen und ich selber spüre sie<br />
auch für ausnahmslos alle und möchte sie auch zeigen.<br />
Aber wie kann ich das tun?<br />
Ich denke, nun ich habe meinen Weg zur weiteren<br />
Glau bensentwicklung entdeckt. Auch dank des Umweges<br />
über den ersten Satz in diesem Artikel.<br />
Ich meine die Würde des Menschen ist nichts anderes<br />
als die Liebe Gottes die uns allen von ihm gegeben<br />
wurde, und uns auch von niemanden genommen werde<br />
kann.<br />
Andreas Hentschel<br />
Sieger Köder: Mahl mit den Sündern. Wandgemälde im Landhaus des römischen Germanicums «San Pastore» bei Palestrina, 1973