Verwandlung - church-web
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Gestutzte Geranien<br />
Stell dir einmal vor du bist voll motiviert mit einer<br />
Arbeit beschäftigt. Stell dir weiter vor, es wäre eine<br />
Arbeit, die du gerne machst und stell dir auch vor, dass<br />
du dich dabei entspannst. Du meinst: «unvorstellbar»!<br />
Normalerweise würde ich dir widersprechen. Doch<br />
wenn sich in einem solchen Moment Gott einklinkt,<br />
dann ist das mehr als Entspannung! Hochspannung<br />
pur, eine heilige Gemeinschaft. Einen solchen Moment<br />
erlebte ich vor dem letzten Gruppentreffen in der Zeit<br />
der geistlichen Reise über 40 Tage.<br />
Montagmorgen. Die Geranien sollten schon längst<br />
zurückgeschnitten und umgepflanzt sein. Also packte<br />
ich es an und denke: «eine gute Arbeit, dann kann ich<br />
meinen Gedanken einfach so nachgehen.» Eine Kiste<br />
um die andere stelle ich im Gewächshaus auf den Tisch<br />
und nehme sorgfältig die Geranienpflanzen heraus. Sie<br />
sind teilweise recht gross, und neue Triebe zeigen sich<br />
schon. Ich schneide Pflanze um Pflanze zurück. Beim<br />
Herausnehmen fällt mir auf, dass die Pflanzen nicht alle<br />
gleich grosses Wurzelwerke haben. Nebst den Trieben<br />
sollten auch die dicken Wurzeln zurückgeschnitten<br />
werden. Natürlich sorgfältig, damit das Wurzelwerk<br />
nicht zu stark verletzt wird. Ich bin ganz in die Arbeit<br />
vertieft. Und plötzlich fallen mir Worte aus dem Buch<br />
<strong>Verwandlung</strong> von Richard Rohr ein: «Altes loslassen,<br />
damit Neues entstehen kann». Wenn ich wieder kräftige<br />
und schöne Geranien haben möchte, muss ich wohl<br />
oder übel nicht nur die verdorrten Triebe zurück schneiden,<br />
nein auch schöne. Und ich muss die Pflanzen aus<br />
ihrem gewohnten «Plätzli» ausreissen und ihre wohlgeformten<br />
Wurzelballen lockern.<br />
Geht es uns nicht gleich? Sollten wir nicht auch ab und<br />
zu Gewohntes ablegen, abschneiden, Festgefahrenes<br />
entwurzeln und umplatzieren und damit freien Raum<br />
schaffen für Gott und sein Wirken an uns? Im Buch<br />
<strong>Verwandlung</strong> S. 60 steht: «…leer werden von uns selbst,<br />
damit Gott uns füllen kann».<br />
4<br />
Ich bin ganz begeistert von diesen «praktischen» Gedanken.<br />
Bis zum Kleingruppentreffen am Mittwoch<br />
begleiten sie mich immer wieder, bis ich merke, dass<br />
sich dieser Vergleich als Einstiegsgedanke aufdrängt.<br />
So hole ich zwei Geranien aus dem Gewächshaus als<br />
Anschauungsmaterial. Wie staune ich. Diejenigen Pflanzen,<br />
die sehr stark zurückgeschnitten waren, haben<br />
bereits eine Menge neue Blättchen. «So schön», denke<br />
ich, und weiter: «Sie hatten ja auch optimales Klima im<br />
Gewächshaus». Wäre das bei uns nicht auch so, wenn<br />
wir einen entrümpelten Raum Gott zur Verfügung stellen<br />
würden? Da würde sicher das gleiche geschehen. Er<br />
ist für uns ganz sicher auch das beste Klima. Wir müssen<br />
zur <strong>Verwandlung</strong> nicht unser letztes Hemd ausziehen.<br />
Es kann mit wenig schon viel Neues entstehen, und Gott<br />
ist von wenigem schon begeistert.<br />
Stell dir einmal vor, welchen Raum du für Gott «zurückschneiden»<br />
oder entrümpeln könntest und stell dir weiter<br />
vor, was dann Neues werden könnte. <strong>Verwandlung</strong><br />
pur – unvorstellbar?!<br />
Edith Dietemann