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Das Beste aus Dresden<br />
Holger John holte die New<br />
Yorker Band Public Enemy<br />
erstmals nach Dresden.<br />
Zum Konzert rief er eine<br />
neue Kunstakademie aus.<br />
Holger John, freischaffender Maler,<br />
schwebt nichts Geringeres vor als eine neue<br />
Zeitrechnung für die Dresdner Kunst. Alle<br />
Künste, von Malerei über Musik, Architek-<br />
tur, Mode, Design, Film bis hin zur Kunst<br />
des politischen Dialogs, sollen sich in einer<br />
neuen Kunstakademie vereinigen. Das Er-<br />
öffnungskonzert bestreitet am Sonnabend<br />
die amerikanische zwölfköpfige Hip Hop<br />
Kultband Public Enemy. Symbolisch rief<br />
er auf der Bühne in der Schweinehalle/<br />
Ostragehege mit dem Rapper Flavor Flav<br />
5 vor 12 die „Akademie der Vereinigten<br />
Künste“ aus.<br />
In der Halloween-Nacht will John das<br />
Kunstverständnis mit der Akademie neu<br />
definieren. Die Idee steckt zwar noch in<br />
den Kinderschuhen, Infrastruktur gibt<br />
es noch keine. „Aber fünf vor zwölf ist es<br />
sowieso schon, und nach 20 Jahren Wie-<br />
dervereinigung sollten sich auch mal die<br />
Künste und Künstler vereinigen“, sagt der<br />
Maler. „Ich bin jemand, der sich auf dem<br />
Papier ausdrückt, und eigentlich nicht ans<br />
Rednerpult muss.“ Dennoch fühlt sich<br />
Holger John dazu berufen. Das erste Dres-<br />
den-Konzert von Public Enemy, zu deutsch<br />
„Staatsfeind“, versteht er als Kampfansage<br />
an die Kunst- und Kulturstadt.<br />
„Ich bin das ewige Pro und Contra über<br />
tote Materie und Retrobarock leid. Das<br />
Maler ruft<br />
zum Aufstand<br />
der Künste<br />
Kraftwerk Mitte wird zerredet, der Neu-<br />
markt, die Brücke. Die Frauenkirche wirkt<br />
wie eine postmoderne Großraumdiskothek<br />
für amerikanische Touristen und der Neu-<br />
markt gleicht dem Neverland. Die Dresd-<br />
ner machen sich das Leben selbst schwer.“<br />
Für Holger John ist die Musik von Public<br />
Enemy Neuland: „Ich bin ja nicht mit Hip<br />
Hop aufgewachsen, aber das ist engagierte<br />
kunstvolle Straßenkunst“, sagt er. John sieht<br />
sich nicht nur als Veranstalter, sondern als<br />
Schöpfer eines Gesamtkunstwerks. „Au-<br />
gust der Starke hat Dresden als Ein-Mann-<br />
Betrieb visuell gestaltet. Und ein Kunstfest<br />
ist wie ein begehbares Bild, nur dass Men-<br />
schen darin herumlaufen.“ Das Konzert<br />
sollte allerdings nur den Anfang der neuen<br />
Akademie markieren. Es folgen Kunst-<br />
Boxkämpfe und gemeinsame Malaktionen.<br />
„Die Akademie umfasst alle Künste, wird<br />
aber keine Gegenwehr gegen die bereits<br />
existierende Dresdner Kunsthochschu-<br />
le sein“, die John eher als vorbereitende<br />
Abendschule der neuen Akademie ansieht.<br />
Bereits vor dem Konzert startete John sei-<br />
nen Aufruf der Königsbrücker Straße mit<br />
der Panzerkolonne und der „Dresdner<br />
Kulturrevolution“ mit der Parole „Dresden,<br />
versuch’s nochmal!“. Knapp 100 potentielle<br />
„Studenten“ sollen sich daraufhin inner-<br />
halb von zwei Tagen per Email eingeschrie-<br />
ben haben.<br />
„Es wird bei uns keine Ausgrenzung von<br />
Künsten oder Menschen geben“, sagt John.<br />
„Manchmal sind Laienkünstler begabter<br />
als Profis, das sieht man bei der Straßen-<br />
kunst.“<br />
So umfassend seine Akademie werden soll,<br />
so dehnbar ist Johns Kunstverständnis:<br />
„Ich sage:<br />
Alles ist Kunst, weil jeder Mensch Fantasie<br />
und eine Begabung hat, ohne gleich Künst-<br />
ler werden zu wollen. Am Stadtmuseum<br />
stehen Tausende Maler an, die 1 000 Jahre<br />
warten müssten, um sich zu präsentieren.<br />
Bei uns kann jeder ausstellen und Profes-<br />
sor werden.“<br />
Für neue Entfaltungsorte junger Kreativer<br />
in Dresden kommen Worte wie „Krea-<br />
tivwirtschaft“ oder „Kulturkraftwerk“ ins<br />
Spiel. „Das sind völlig unromantische<br />
Modewörter, die von Leuten erfunden<br />
wurden, die Geschäftsideen umsetzen und<br />
das Wort Kultur nur als Kostüm benutzen.<br />
Diese Unworte sollte man gleich auf eine<br />
schwarze Liste setzen.“<br />
Man darf gespannt sein, ob Holger Johns<br />
neue Kunstakademie mehr wird, als eine<br />
Kopfgeburt ohne Infrastruktur. Interessier-<br />
te können sich im Internet einschreiben.<br />
www.akademie-der-vereinigten-kuenste.de<br />
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