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Erinnerung an Völkermord als politische Waffe in der Gegenwart ...

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© 2012 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe <strong>der</strong> Quelle<br />

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diplomatischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen diesen beiden<br />

Staaten sowie ihre Anb<strong>in</strong>dung <strong>an</strong> und ihre eventuelle E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Europäische Union<br />

und e<strong>in</strong>ige politisch-moralische Gesten beschränken, g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>s <strong>als</strong> im Falle des Umg<strong>an</strong>gs<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds und <strong>der</strong> Deutschen mit dem nation<strong>als</strong>ozialistischen Judenmord. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n dies<br />

<strong>als</strong> e<strong>in</strong>en Ausdruck <strong>der</strong> g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Machtverhältnisse zwischen <strong>der</strong> Türkei und<br />

Armenien und dessen Verbündeten betrachten, aber auch <strong>als</strong> Ausdruck des gänzlich <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Charakters des dezimatorischen Mordes <strong>an</strong> den Armeniern <strong>als</strong> des exterm<strong>in</strong>istischen Mordes<br />

<strong>an</strong> den Juden. Die Unterscheidung zwischen <strong>Völkermord</strong> und <strong>Völkermord</strong> ist nicht nur wissenschaftlich<br />

unverzichtbar, son<strong>der</strong>n auch politisch relev<strong>an</strong>t.<br />

5 Wissenschaftliche und öffentliche Thematisierung des <strong>Völkermord</strong>es ohne<br />

<strong>politische</strong>n Zw<strong>an</strong>g<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Alternative zur <strong>politische</strong>n o<strong>der</strong> gar gesetzlichen Erzw<strong>in</strong>gung von ausgewählten<br />

<strong>Völkermord</strong>en, die unvermeidlich nach <strong>politische</strong>n Opportunitätserwägungen und Machtverhältnissen<br />

erfolgt o<strong>der</strong> unterlassen wird, ist e<strong>in</strong>e beharrliche wissenschaftliche und öffentliche<br />

Thematisierung von <strong>Völkermord</strong>en ohne <strong>politische</strong>n Zw<strong>an</strong>g, aber mit <strong>politische</strong>r Unterstützung<br />

entsprechen<strong>der</strong> wissenschaftlicher und publizistischer Tätigkeit sowie durch Gedenkver<strong>an</strong>staltungen.<br />

Die l<strong>an</strong>gsame Liberalisierung <strong>der</strong> Türkei und auch <strong>der</strong> historische Abst<strong>an</strong>d<br />

zu dem <strong>Völkermord</strong> <strong>der</strong> Jahre 1915/16, die Internationalisierung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Kontakte vieler Türken haben bereits e<strong>in</strong>e vorsichtige Verän<strong>der</strong>ung des<br />

wissenschaftlichen, literarischen und publizistischen Umg<strong>an</strong>gs mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> dunklen Seiten<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Republik Türkei und ihres Vorgängerstaates ausgelöst. Die massenhaften<br />

Trauerkundgebungen von Türken nach <strong>der</strong> Ermordung ihres armenischen Mitbürgers Hr<strong>an</strong>t<br />

D<strong>in</strong>k unter dem Slog<strong>an</strong> „Wir s<strong>in</strong>d alle Armenier“ waren e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem hum<strong>an</strong><strong>politische</strong>n<br />

Lernprozeß. Solche Tendenzen gilt es, behutsam und nachdrücklich zu stärken.<br />

Das Angebot <strong>der</strong> Türkei, die Archive für geme<strong>in</strong>same türkisch-armenische Forschungsprojekte<br />

über die Jahre bis 1918 zu öffnen, sollte aufgegriffen werden, auch wenn bek<strong>an</strong>ntlich bereits<br />

zahlreiche, die osm<strong>an</strong>ische Regierung und ihre Behörden belastende Dokumente wie<br />

sogar die Prozeßakten von 1919/20 verschwunden s<strong>in</strong>d. Während die westlichen Archivmaterialien<br />

bereits gründlich ausgewertet wurden, dürften die ehem<strong>als</strong> sowjetischen noch m<strong>an</strong>chen<br />

Aufschluß über die Vorgänge bei <strong>der</strong> rußländischen Offensive nach Ost<strong>an</strong>atolien und dem<br />

späteren Vorrücken <strong>der</strong> osm<strong>an</strong>ischen Truppen nach <strong>der</strong> Oktoberrevolution enthalten.

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